Was tun? (Lenin)
„Was tun?“ (russisch Что делать?, Tschto delat?, wiss. Transliteration Čto delat'?) ist eine 1902 erschienene Schrift von Wladimir Iljitsch Lenin, die als sein Hauptwerk gilt. Darin begründet Lenin durch die Betrachtung der Zusammenarbeit von Bildungsbürgertum und Arbeiterklasse innerhalb sozialistischer Parteien die Theorie der „Avantgarde des Proletariats“, die innerhalb des Marxismus-Leninismus eine zentrale Stellung einnimmt.
Der Titel der Schrift bezieht sich auf den gleichnamigen Roman Nikolai Gawrilowitsch Tschernyschewskis, dessen Verfasser Lenin auf diese Art und Weise ehren wollte.
Die Kommunisten als Elite der Arbeiterbewegung
Theorie
Begründung
Die Begründung der Theorie der „Avantgarde des Proletariats“ erfolgt in Kapitel II b) der Schrift „Was tun?“. In der polemischen Auseinandersetzung mit der Redaktion der Zeitschrift „Rabotschaja Mysl“ führt Lenin ein Zitat aus Karl Kautskys Kritik des Parteiprogrammes der österreichischen SDAP als Autoritätsargument an:
- „Manche unserer revisionistischen Kritiker nehmen an, Marx hätte behauptet, die ökonomische Entwicklung und der Klassenkampf schüfen nicht bloß die Vorbedingungen sozialistischer Produktion, sondern auch direkt die Erkenntnis (hervorgehoben von K. K.) ihrer Notwendigkeit, und da sind die Kritiker gleich fertig mit dem Einwand, daß das Land der höchsten kapitalistischen Entwicklung, England, von allen modernen Ländern am freiesten von dieser Erkenntnis sei. Nach der neuen Fassung könnte man annehmen, daß auch die österreichische Programmkommission den auf diese Weise widerlegten angeblich ‚orthodox-marxistischen‘ Standpunkt teile. Denn es heißt da: ‚Je mehr die Entwicklung des Kapitalismus das Proletariat anschwellen macht, desto mehr wird es gezwungen und befähigt, den Kampf gegen ihn aufzunehmen. Es kommt zum Bewußtsein‘ der Möglichkeit und Notwendigkeit des Sozialismus etc. In diesem Zusammenhang erscheint das sozialistische Bewußtsein als das notwendige direkte Ergebnis des proletarischen Klassenkampfes. Das ist aber falsch. Der Sozialismus als Lehre wurzelt allerdings ebenso in den heutigen ökonomischen Verhältnissen wie der Klassenkampf des Proletariats, entspringt ebenso wie dieser aus dem Kampfe gegen die Massenarmut und das Massenelend, das der Kapitalismus erzeugt; aber beide entstehen nebeneinander, nicht auseinander, und unter verschiedenen Voraussetzungen. Das moderne sozialistische Bewußtsein kann nur erstehen auf Grund tiefer wissenschaftlicher Einsicht. In der Tat bildet die heutige ökonomische Wissenschaft ebenso eine Vorbedingung sozialistischer Produktion wie etwa die heutige Technik, nur kann das Proletariat beim besten Willen die eine ebensowenig schaffen wie die andere; sie entstehen beide aus dem heutigen gesellschaftlichen Prozeß. Der Träger der Wissenschaft ist aber nicht das Proletariat, sondern die bürgerliche Intelligenz (hervorgehoben von K. K.); in einzelnen Mitgliedern dieser Schicht ist denn auch der moderne Sozialismus entstanden und durch sie erst geistig hervorragenden Proletariern mitgeteilt worden, die ihn dann in den Klassenkampf des Proletariats hineintragen, wo die Verhältnisse es gestatten. Das sozialistische Bewußtsein ist also etwas in den Klassenkampf des Proletariats von außen Hineingetragenes, nicht etwas aus ihm urwüchsig Entstandenes. Dem entsprechend sagt auch das alte Hainfelder Programm ganz richtig, daß es zu den Aufgaben der Sozialdemokratie gehöre, das Proletariat mit dem Bewußtsein (hervorgehoben von K. K.) seiner Lage und seiner Aufgabe zu erfüllen. Das wäre nicht notwendig, wenn dies Bewußtsein von selbst aus dem Klassenkampf entspränge. Die neue Fassung hat diesen Satz von dem alten Programm übernommen und dem eben besprochenen angehängt. Dadurch ist aber der Gedankengang völlig zerrissen worden ...“[1]
Darauf legt er dieses in seinem Sinne aus:
- „Kann nun von einer selbständigen, von den Arbeitermassen im Verlauf ihrer Bewegung selbst ausgearbeiteten Ideologie keine Rede sein, so kann die Frage nur so stehen: bürgerliche oder sozialistische Ideologie. Ein Mittelding gibt es hier nicht (denn eine ‚dritte‘ Ideologie hat die Menschheit nicht geschaffen, wie es überhaupt in einer Gesellschaft, die von Klassengegensätzen zerfleischt wird, niemals eine außerhalb der Klassen oder über den Klassen stehende Ideologie geben kann). Darum bedeutet jede Herabminderung der sozialistischen Ideologie, jedes Abschwenken von ihr zugleich eine Stärkung der bürgerlichen Ideologie. Man redet von Spontaneität. Aber die spontane Entwicklung der Arbeiterbewegung führt eben zu ihrer Unterordnung unter die bürgerliche Ideologie, sie verläuft eben nach dem Programm des Credo, denn spontane Arbeiterbewegung ist Trade-Unionismus, ist Nur-Gewerkschaftlerei, Trade-Unionismus aber bedeutet eben ideologische Versklavung der Arbeiter durch die Bourgeoisie. Darum besteht unsere Aufgabe, die Aufgabe der Sozialdemokratie, im Kampf gegen die Spontaneität, sie besteht darin, die Arbeiterbewegung von dem spontanen Streben des Trade-Unionismus, sich unter die Fittiche der Bourgeoisie zu begeben, abzubringen und sie unter die Fittiche der revolutionären Sozialdemokratie zu bringen.“[2]
Erläuterung
Lenin unterscheidet zwischen bewussten und spontanen Handlungen, wobei unter einer bewussten Handlung eine rational (bzw. wissenschaftlich) begründbare Handlung und unter einer spontanen Handlung eine irrationale, emotional bestimmte oder schlicht „unreflektierte“ Handlung verstanden wird. Die Anweisung zu einer bewussten Handlung im Lenin'schen Sinne kann entsprechend in Form eines hypothetischen Imperatives zum Ausdruck gebracht werden.
Er geht Kautsky folgend davon aus, dass die Arbeiterklasse bedingt (determiniert) durch ihre Lebensbedingungen innerhalb des Kapitalismus zwar eine anti-kapitalistische Geisteshaltung annehme, aber ebenso zugleich von politischer Bildung ferngehalten werde. Entsprechend könne sie keine eigene politische Theorie entwickeln, sondern sei auf die Zusammenarbeit mit dem Bildungsbürgertum angewiesen, das aber nicht notwendigerweise die politische Theorie des Sozialismus vertritt.
Hierbei neige die Arbeiterklasse spontan dazu, als sog. „Nur-Gewerkschaftlerei“ bezeichnete konservative Positionen anzunehmen, durch die eine Verbesserung ihrer wirtschaftlichen und rechtlichen Lage möglich seien, die jedoch nicht in der Lage seien den Kapitalismus zu überwinden – oder dies nicht einmal anstrebten – weshalb die Verbesserung immer nur zeitlich begrenzt sei. Dies führe zur ideologisch bedingten Unterordnung der Arbeiterklasse unter das Unternehmertum.
Dem müsse eine Avantgarde aus Intellektuellen und theoretisch geschulten Arbeitern als „Elite der Arbeiterbewegung“ entgegenwirken, deren Aufgabe darin bestehe, den Einfluss der „Nur-Gewerkschaftlerei“ sowie konkurrierender politischer Theorien wie dem Reformismus oder dem Sozialliberalismus zurückzudrängen und die Arbeiterbewegung anzuleiten (im Sinne des pädagogischen Begriffes).
Praxis
Die praktische Umsetzung der Theorie der „Avantgarde des Proletariats“ wurde durch die Parteiorganisation nach dem Prinzip des Demokratischen Zentralismus angestrebt. Dieses Prinzip entwirft Lenin in Kapitel IV der Schrift „Was tun?“, insbesondere unter Punkt e) („Verschwörer“-Organisation und „Demokratismus“).[3] Im Gegensatz zum Aufbau „normaler“ Parteien, in denen die oberen Parteigliederungen von den unteren gewählt wurden, waren alle Gliederungen der SDAPR (B) in hierarchischer Rangfolge dem Zentralkomitee untergeordnet.
Hierbei erhielten die oberen Gliederungen die Aufgabe, die unteren Gliederungen anzuleiten und in deren Personalentscheidungen einzugreifen, so dass nur solche Kandidaten für Parteiämter zugelassen werden, die als im notwendigen Maße im Marxismus geschult galten. Das heißt, es wurde eine Form von struktureller Diskriminierung geschaffen, die theoretisch geschulte Parteimitglieder gegenüber ungeschulten bevorzugte und so zur Besetzung der Parteiämter durch eine sozialistische Elite bewirken sollte.
Um zu verhindern, dass dieser Vorgang rein subjektiv durch die örtlichen Gliederungen vollzogen wird, sah Lenin in den Kapiteln IV und V die Schaffung einer Parteizeitung und die berufliche Anstellung von Agitatoren („Berufsrevolutionäre“) durch die SDAPR vor, so dass die Allgegenwart der ideologischen Agitation auf allen Ebenen gewährleistet werden könnte.[4] Diese Forderungen konnte er durch die Gründung der Prawda und den Aufbau eines Netzwerks von bezahlten Rednern verwirklichen.
Nach der Oktoberrevolution wurde ergänzend ein umfassendes System von Parteischulen und Bildungsangeboten der Jugendverbände der kommunistischen Parteien geschaffen, durch die es ermöglicht werden sollte, die geforderten Kenntnisse zu erlangen und diese auch nachzuweisen. Hierzu wurden Urkunden und Auszeichnungen ausgegeben, die als innerparteiliches Statussymbol die Zugehörigkeit zur „Avantgarde“ bekundeten.
In der Folge entwickelten sich die Studien an Parteischulen zum üblichen Karriereweg innerhalb kommunistischer Parteien.
Kritik
- Der sozialistische Theoretiker Georgi Walentinowitsch Plechanow (1856–1918) warf Lenin nach Erscheinen der Schrift vor, er gebe damit einen Kerngedanken des Historischen Materialismus auf, nämlich dass das Sein das Bewusstsein bestimme, das Klassenbewusstsein also aus der materiellen Lebenssituation der Arbeiter erwachse.[5]
Literatur
- Lenin: Was tun?, Nikol, Hamburg 2010, ISBN 978-3-86820-060-7.
- Wladimir Iljitsch Lenin: Was tun? Brennende Fragen unserer Bewegung (Originaltitel: Čto delat'?), 21. Auflage. Dietz, Berlin, 1988, ISBN 3-320-00392-5 (= Bücherei des Marxismus-Leninismus).
- Günter Heyden: Einführung in Lenins Schrift „Was tun?“, 5. Auflage, Dietz, Berlin 1989, ISBN 3-320-00628-2.
Wladimir Iljitsch Lenin
Was tun?
Brennende Fragen unserer Bewegung(1902)
„Daß die Parteikämpfe gerade einer Partei Kraft und Leben geben, daß der größte Beweis der Schwäche einer Partei das Verschwimmen derselben und die Abstumpfung der markierten Differenzen ist, daß sich eine Partei stärkt, indem sie sich purifiziert, davon weiß und befürchtet die Behördenlogik wenig!“
Geschrieben Herbst 1901 bis Februar 1902.
Zum erstenmal veröffentlicht als Einzelausgabe im März 1902 in Stuttgart
Nach dem Text der Einzelausgabe, verglichen mit dem Sammelband: Wl. Iljin, 12 Jahre, 1907.
W.I. Lenin, Werke, Bd.5, S.355-549.
Transkription und HTML-Markierung: Einde O’Callaghan für das Marxists’ Internet Archive.
In dem Werk Was tun? entwickelte Lenin seine Ideen über die proletarische Partei als Kampforganisation der Vorhut der Arbeiterklasse, allerdings erst nur für russische Zusammehnhänge, und legte die ideologische Basis für die Bolschewistische Partei und dadurch für die sogenannte leninistische Partei.Das Buch spielte eine wichtige Rolle im Kampf für eine revolutionäre marxistische Arbeiterpartei in Rußland, für den sieg der Leninschen Iskra-Richtung in den Komitees und Organisationen der SDAPR und auf dem zweiten Parteitag.Das Buch fand breite Verbreitung in den sozialdemokratischen Organisationen Rußlands.Als Was tun? 1907 im Sammelband 12 Jahre neu herausgegeben wurde, wies Lenin darauf hin, daß er die Arbeit „mit sehr geringfügiger Kürzungen, unter Auslassung lediglich organisatorischer Einzelheiten oder kleiner polemischer Bemerkungen“ veröffentliche. Er strich den Paragraphen „a)“ des V. Kapitels. Gleichzeitig fügte Lenin mehrere neue Anmerkungen hinzu.Vorwort
I. Dogmatismus und „Freiheit der Kritik“
a) Was heißt „Freiheit der Kritik“?
b) Die neuen Verteidiger der „Freiheit der Kritik“
c) Die Kritik in Rußland
d) Engels über die Bedeutung des theoretischen Kampfes
II. Spontaneität der Massen und Bewußtheit der Sozialdemokratie
a) Der Beginn des spontanen Aufschwungs
b) Die Anbetung der Spontaneität – Die Rabotschaja Mysl
c) Die „Gruppe der Selbstbefreiung“ und das Rabotscheje Delo
III. Trade-unionistische und sozialdemokratische Politik
a) Die politische Agitation und ihre einengung durch die Ökonomisten
b) Die Geschichte darüber, wie Plechanow von Martynow vertieft wurde
c) Die politischen Enthüllunghen und die „Erziehung zur revolutionären Aktivität“
d) Was hat der Ökonomismus mit dem Terrorismus gemein?
e) Die Arbeiterklasse als der Vorkämpfer der Demokratie
f) Noch einmal die „Verleumder“, noch einmal die „Mystifaktoren“
IV. Die Handwerklerei der Ökonomisten und die Organisation der Revolutionäre
a) Was ist Handwerklerei?
b) Handwerklerei und Ökonomismus
c) Die Organisation der Arbeiter und die Organisation der Revolutionäre
d) Der Umfang der Organisationsarbeit
e) „Verschwörer“organisation und „Demokratismus“
f) Örtliche und gesamtrussische Arbeit
V. „Plan“ einer gesamtrussischen politischen Zeitung
a) Wer fühlt sich durch den Artikel Womit beginnen? gekränkt?
b) Kann eine Zeitung eine kollektive Organisator sein?
c) Welchen Organisationstypus brauchen wir?
Schluß
Beilage:
Versuch einer Vereinigung der Iskra mit dem Rabotscheje Delo
Anhang:
Berichtigung zu Was tun?
Anmerkungen- https://www.marxists.org/deutsch/archiv/lenin/1902/wastun/
Agitprop
Agitprop (teils auch Agiprop) ist ein Kunstwort aus den Wörtern Agitation und Propaganda und bezeichnet einen zentralen Begriff der kommunistischen politischen Werbung seit Lenin. Agitprop war zunächst die Kurzform von russisch отдел агитации и пропаганды (otdel agitazii i propagandy, Abteilung für Agitation und Propaganda, 1920 in Sowjetrussland auf allen Ebenen der bolschewistischen Partei etabliert). Agitprop stand später (und steht zum Teil noch) für die Gesamtheit der Vermittlung kommunistischer Politik leninistischer Ausprägung. Der Begriff ist für Leninisten positiv geprägt.Im Weiteren wird der Begriff auch heute noch gern verwendet, um abwertend, distanzierend oder auch umgangssprachlich positiv Werbeaktionen für die eigene Partei zu bezeichnen.Definition Plechanows
Georgi Plechanow, der Begründer der marxistischen Bewegung in Russland, hatte die beiden Begriffe noch wie folgt abgegrenzt: „Der Propagandist vermittelt viele Ideen an eine oder mehrere Personen, der Agitator aber vermittelt nur eine oder nur wenige Ideen, dafür aber vermittelt er sie einer ganzen Menge von Personen.“Definition Lenins
Lenin verteidigte Plechanows Thesen gegen einen Vertiefungsversuch Martynows, dieser definiert Agitation und Propaganda wie folgt:„Unter Propaganda würden wir die revolutionäre Beleuchtung der gesamten gegenwärtigen Gesellschaftsordnung oder ihrer Teilerscheinungen verstehen, unabhängig davon, ob das in einer Form geschieht, die dem einzelnen oder der breiten Masse zugänglich ist. Unter Agitation im strengen Sinne des Wortes (sic!) würden wir verstehen: den Appell an die Massen zu bestimmten konkreten Aktionen, die Förderung der unmittelbaren revolutionären Einmischung des Proletariats in das öffentliche Leben.“Auf diesen Ausspruch antwortend schreibt Lenin:„dass der Propagandist zum Beispiel bei der Behandlung der Frage der Arbeitslosigkeit die kapitalistische Natur der Krisen erklären, die Ursache ihrer Unvermeidlichkeit in der modernen Gesellschaft aufzeigen, die Notwendigkeit der Umwandlung dieser Gesellschaft in eine sozialistische darlegen muß usw. Mit einem Wort, er muß „viele Ideen“ vermitteln, so viele, dass sich nur (verhältnismäßig) wenige Personen alle diese Ideen in ihrer Gesamtheit sofort zu eigen machen werden. Der Agitator hingegen, der über die gleiche Frage spricht, wird das allen seinen Hörern bekannteste und krasseste Beispiel herausgreifen – z. B. den Hungertod einer arbeitslosen Familie, die Zunahme der Bettelei usw. – und wird alle seine Bemühungen darauf richten, auf Grund dieser allen bekannten Tatsache der „Masse“ eine Idee zu vermitteln: die Idee von der Sinnlosigkeit des Widerspruchs zwischen der Zunahme des Reichtums und der Zunahme des Elends, er wird bemüht sein, in der Masse Unzufriedenheit und Empörung über diese schreiende Ungerechtigkeit zu wecken, während er die restlose Erklärung des Ursprungs dieses Widerspruchs dem Propagandisten überlassen wird. Der Propagandist wirkt darum hauptsächlich durch das gedruckte, der Agitator durch das gesprochene Wort. Vom Propagandisten werden nicht die gleichen Eigenschaften verlangt wie vom Agitator. Kautsky und Lafargue werden wir zum Beispiel als Propagandisten bezeichnen, Bebel und Guesde als Agitatoren. Ein drittes Gebiet oder eine dritte Funktion der praktischen Tätigkeit schaffen zu wollen, nämlich „den Appell an die Massen zu bestimmten konkreten Aktionen“, ist der größte Unsinn, denn der „Appell“ als einzelner Akt ist entweder die natürliche und unumgängliche Ergänzung sowohl des theoretischen Traktats und der propagandistischen Broschüre als auch der Agitationsrede, oder er stellt eine rein ausführende Funktion dar.“[1]Agitprop in der Sowjetunion
Da das Wort Agitprop eine aus der Sowjetunion stammende Aktion ist, sind die Hintergründe zur Entstehung ein wichtiger Aspekt, um ihre Umsetzung und Entwicklung zu verstehen. Mit visuellen Mitteln griff man zu überzeugenden und motivierenden Motiven, um das neue Regime zu popularisieren und eine zusammenhaltende Nation zu gründen. Grafisch, malerisch als auch architektonisch wurden die Ideologien in Bildform umgesetzt und gewannen nach Ende des Zarismus an großer Beliebtheit.[Lit. 1][Lit. 2][Lit. 3]Frühe Propagandaplakate
Bis zum Jahr 1917 war in Russland der Zarismus die aktuelle Herrschaftsform; zu dieser Zeit regierte Zar Nikolaus II. Aufgrund des hierarchisch geregelten Sozialsystems kam es in Russland zu sozialer Ungleichheit, von der die Arbeitergesellschaft am stärksten betroffen war und unter großen wirtschaftlichen Problemen litt. Die Bolschewiki, die Fraktion der Russischen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei, war einer der großen Kritiker des Systems, die es sich zum Ziel machte, Russland zu ändern. Gegen die zaristische Herrschaft und um ihre Kritik am Regime öffentlich zu machen, arbeitete die Partei illegal an Flugblättern und Plakaten, die im Untergrund oder Ausland entstanden. Wegen der Bedingungen der Illegalität erwies sich die Verbreitung der Plakate an bevölkerungsreichen Orten als sehr schwierig.[2] Dennoch gelang es der RSDAP im Jahr 1901 das erste oppositionelle Plakat „Die Pyramide“ in Genf zu veröffentlichen und unter Arbeitern zu verteilen.[Lit. 4]Als Reaktion auf die soziale Ungleichheit in Russland kam es im Jahr 1905 zum „Blutigen Sonntag“, die erste russische Revolution, in der die Arbeitergesellschaft ihre Unzufriedenheit in Form eines Aufstandes aussprach.[3] Trotz der Hilferufe nach sozial-gesellschaftlicher Besserung, ignorierte Zar Nikolaus II die Tatsache, dass Russland sich in einem Selbstzerstörungszustand befand, und das Volk wurde weiter unterdrückt.[Lit. 5] Mit dem immer stärker werdenden Drang nach einem Wandel kam es im Oktober 1917 in Russland zur prophezeiten Revolution, in der die Bolschewiki unter der Führung Lenins die Macht übernahm und Russland ab diesem Zeitpunkt regierte. Da die an der Macht stehende Partei Lenins popularisiert werden musste, wurden im Jahr 1917 erstmals Plakate für die Wahlkampagnen der Partei genutzt. Man erkannte das agitatorische Potenzial und die politischen Einsatzmöglichkeiten des Plakats und nutzte dieses Medium immer häufiger für die Vergegenständlichung von revolutionärem Wandel.[Lit. 4] Mit dem Zarismus fiel auch die Zensur in der Kunst weg, weshalb eine freie Plakatproduktion möglich war und sich gleichzeitig revolutionäre Künstler an der Plakatgestaltung sowie andere Freiwillige aufriefen, sie dabei zu unterstützen.[Lit. 4] Die ersten sowjetischen Plakate waren daher an erster Stelle politische Plakate, die mit den Traditionen der russischen Grafikkunst in Verbindung standen.[4] Wegen des hohen Anteils an Analphabeten und Anderssprachigen in der russischen Bevölkerung, dominierten in den Plakaten bildhafte Darstellungen und wenig Text. Daher stützte man sich in der Plakatgestaltung auf traditionelle Motive und allegorische Personifikationen. Der Inhalt der politischen Plakate musste die Massen erreichen und in ihren Köpfen Veränderungen bewirken.[5] Auf heroische und satirische Weise diente das Plakat als Instrument der Agitation und Propaganda und sollte die Ideologien der politischen Parteien an die Bevölkerung vermitteln. Mit diesem Auftrag erschienen vielfältige Poster, die sich bewusst im Inhalt wiederholten und das Thema der sozialistischen Revolution und der Ablösung der Autokratie bebilderten. Da das Plakat neben den politischen Zielen auch für wirtschaftliche und soziale Zwecke genutzt wurde, verkörperte man auf den Bildern auch unter anderem die Produktionsmechanisierung und die Gleichstellung der Frau. Man thematisierte die Aufklärung des Feindes, die revolutionäre Ideologie, die Notwendigkeit von Lese- und Schreibfähigkeit, das Interesse an Literatur und Bildung, die gesundheitliche Förderung und die neue Verantwortung der Frauenarbeiterinnen.[6] Der Künstler D. Moor (1883–1946) war der Erfinder der sowjetisch politischen Postergestaltung und als Meister der politischen Satire entwarf er Illustrationen für Zeitungen und Satiremagazinen und gehörte daher zu den bedeutendsten Grafikkünstlern.[Lit. 6]Vertreter der Propagandaplakate
Mithilfe der russischen Telegrafenagentur ROSTA wurden die plakativen Propagandaaktionen realisiert und verhalfen den Bolschewiki zu großer Popularität. Die ROSTA war zuständig für die Verbreitung von aktuellen Nachrichten und gestaltete gemeinsam mit Künstlern die Plakate, um die Informationen visuell wiederzugeben. Der Künstler Michail Tscheremnych (1890–1962) entwarf 1919 in Zusammenarbeit mit dem Journalisten N. K. Ivanov das Konzept der sogenannten ROSTA-Fenster, welches die Abteilung der Plakatgestaltung in der Telegrafenagentur bezeichnete und von Künstlern, Journalisten und anderen intellektuellen Gestaltern geleitet wurde.[Lit. 7] Sobald aktuelle Meldungen und Nachrichten in der Telegrafenagentur eintrafen, wurden sie von den ROSTA-Fenstern mit Texten und Bildern auf Plakaten visualisiert, schablonisiert und anschließend im öffentlichen Raum aufgehängt. Die Plakate kommentierten mit Bildern und kurzen Texten gegenwärtige Themen der Politik und der Gesellschaft Russlands, oft in indirekter und allegorischer Form.[Lit. 5] Die Plakatproduktion variierte in den Städten Russlands und bedurfte unterschiedlicher Produktionstechniken. Da die Druckmaschinen aufgrund der Kriege zum großen Teil zerstört worden waren, nutzte die ROSTA in Moskau Schablonen zur Vervielfältigung der Plakate.[Lit. 5] Aufgrund der Schablonentechnik waren die Plakate abstrahiert dargestellt und bestanden aus einfachen Formen und Motiven, oft auch aus bunten Farben. Die Poster wurden in Ladenfenstern, Kioskläden, Zugstationen, Marktplätzen und anderen öffentlichen Plätzen aufgehängt. Der Dichter und Künstler Vladimir Mayakovsky (1893–1930) galt als dominante Figur in der Text- und Bildgestaltung der ROSTA-Fenster, da er zu den ersten Künstlern gehörte, die die Kunst der monumentalen Propaganda prägten und neue Motive in Plakatbildern entwickelte.[Lit. 6]Weitere Formen der Propagandakunst
Im Jahr 1918 forderte Lenin eine monumentale Propaganda zur Agitation und Aufklärung der Massen. Deshalb gab es neben den plakativen Mitteln noch die Agitationsmalerei und die Agitationsarchitektur als weitere Formen der Propaganda. Da die Plakate auf den Fahrzeugen wegen der Witterungsbedingungen keine langfristigen Propagandamöglichkeiten versprachen, erzielte man mit den mobilen Transportmitteln, darunter Züge, Dampfschiffe und Straßenbahnen, eine Massenagitation, die die Bevölkerung in den wichtigsten Zentren der Sowjetunion (Moskau, Petrograd, Kiew) und vor allem außerhalb der Großstädte erreichte.[7] Das Ziel war eine Massenkommunikation, die mithilfe der Umsetzung durch Künstler und Architekten die Bevölkerung inspirieren und politisch bilden sollte.[Lit. 5] Auch die Architektur war Teil der von Lenin festgelegten monumentalen Propaganda, da sie ein wirkungsvolles Mittel zur Änderung der gewohnten städtischen Umgebung und zur Erneuerung der Lebensform gewährleistete.[Lit. 8] Zusätzlich wurden agitatorisch dekorierte Jahrmärkte, Volkstheater und Feste veranstaltet, die der Freude der Revolution gewidmet und für das politische wie auch künstlerische Leben von großer Bedeutung waren.[8] Es wurden Architekturaufbauten provisorischer Art zu großen Mengen und aus günstigem Material hergestellt, die freistehend oder auf Umzugswägen in dreidimensionalen architektonischen Kulissen während Straßenumzügen präsentiert wurden.[Lit. 8]Auswirkungen auf Street Art
Die sowjetische Propagandakunst hatte große Auswirkungen auf die Street Art, da ihre Funktion und Umsetzung stark genutzt wurde. Die Verbreitung von Mitteilungen durch Zugbemalungen, das Anbringen von Schablonenmalerei und Bekleben von Postern an öffentlichen Plätzen ist heute immer noch ein aktueller Ausdruck der Street Art. Starke Bezüge zur sowjetischen Propaganda lassen sich vor allem in den Werken von Shepard Fairey erkennen. Fairey ist ein Street-Art-Künstler, der mit seinem Obey-Experiment 1989 eine weltweit große Propagandakampagne auslöste.[9] Er verteilte im öffentlichen Raum Sticker-, Poster-, und Schablonenbilder von Profiwrestlerikone André the Giant, um in Erfahrung zu bringen, wie ein bedeutungsloses Motiv weltweit bekannt gemacht werden kann.[9] Die Macht und Verbreitung des Logos im öffentlichen Raum bestätigte Fairey, dass die Straße für Propaganda eine große Bedeutung hat und nutzte sie daher auch in weiteren Projekten. Als Befürworter des Kommunismus bezieht er sich in seinen Werken auf Führer wie Lenin und kopiert kommunistische Symbole.[Lit. 9] Er beschränkt sich bei seinen Porträts auf die schwarz-weiß-rote Farbgebung, die typisch für den propagandistischen Charakter ist und vermeidet, dass der Betrachter durch bunte Farben vom Thema des Bildes abgelenkt wird, da es ihm an erster Stelle um den Inhalt und die Wirkung geht. Fairey hat sich von der sowjetischen Propaganda stark inspirieren lassen und übernimmt stilistische Besonderheiten wie reduzierte Farbgebung, klare Formen, Typographie, Bildaufteilung und heroische Darstellungen von Personen.[Lit. 9] Die sowjetischen Farben, allegorischen Symbole, politischen Themen, der nostalgische Charakter und vor allem das propagandistische Potenzial der Straßen beweisen die Auswirkungen der sowjetischen Propagandakunst auf die Street Art von Shepard Fairey.Agitprop in der Weimarer Republik
In der Anfangszeit der Weimarer Republik hielt die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) wenig von Kunst und Kultur, sondern bezeichnete dies als bürgerlichen „Klimbim“, der nur vom Klassenkampf ablenken würde. Kunst zweckfrei um ihrer selbst willen zu betreiben, l’art pour l’art, war verpönt. Als die politische Lage sich 1923 stabilisierte, entdeckte auch die KPD nach sowjetischem Vorbild den langfristigen Wert kultureller Arbeit. So beauftragte man 1925, anlässlich des 10. Parteitags, Erwin Piscator mit der Inszenierung der Revue „Trotz alledem“. Piscator, der mit dem „Proletarischen Theater“, einer Agitprop-Truppe, jahrelang durch Kneipen und Kulturhäuser gezogen war, proklamierte eine kompromisslose Indienstnahme der Kunst zum Zwecke des Klassenkampfs. Ähnlich äußerte sich Friedrich Wolf 1928 in seiner Rede „Kunst ist Waffe“ vor dem Arbeiter-Theaterbund Deutschlands, die sofort anschließend auch als Broschüre veröffentlicht wurde.[10]Zeitweise ging der KPD-Führung dies allerdings zu weit; Kunst, so hieß es, sei „eine viel zu heilige Sache, als dass sie ihren Namen für Propagandamachwerk hergeben dürfe“.[11] Interessant ist, dass hier z. T. auf bürgerliche Wertmaßstäbe zurückgegriffen wurde.Mit der Arbeiterkorrespondenzbewegung wurden Arbeiter an die Literaturproduktion herangeführt und im Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller entstanden Romane von Arbeitern. Sprechchöre und Revuen verbreiteten auf unterhaltsame Weise ihre politischen Ideen.Wichtig für die kommunistische Propaganda waren auch die Agitproptruppen, das waren Gruppen von Laienschauspielern, die mit Theaterstücken, Liedern und Sketchen in Wahlkämpfen oder während Streiks versuchten, Anhänger zu werben. Viele dieser Truppen waren aus der Volksbühnenbewegung hervorgegangen. Organisatorisch waren die meisten mit dem Arbeiter-Theaterbund Deutschland und dem Internationalen Revolutionären Theaterbund in Moskau verbunden. Hauptziel der Agitprop-Truppen war die Verbreitung ihrer Ideen, deshalb fühlten sie sich von der Kritik, ihre Aufführungen seien plakativ und die Charaktere, die sie darstellen, eher platt, nicht getroffen.[12]Spätestens seit 1932 hatten die Agitproptruppen ständig mit Aufführungsverboten zu kämpfen.Bis heute erhalten haben sich noch einige Auftrittslieder dieser Agitproptruppen, besonders der Rote Wedding der gleichnamigen Truppe, allerdings ist in der heute verbreiteten Textvariante jede Anspielung auf eine Theateraufführung getilgt. Andere wichtige Agitproptruppen waren die Roten Raketen und in Stuttgart der von Friedrich Wolf gegründete Spieltrupp Südwest.Agitprop in der DDR
Nach dem Volksaufstand vom 17. Juni 1953 war die 1955 errichtete Abteilung „Agitation und Propaganda“ des Ministeriums für Staatssicherheit mitverantwortlich für die dafür eingeführte propagandistische Sprachregelung vom „faschistischen Putsch“.[13] Die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) bediente sich in der DDR der intensiven politischen Werbung. Auf den unterschiedlichen Führungsebenen der SED und der Freien Deutschen Jugend (FDJ) gab es Funktionäre für Agitation und Propaganda, kurz AgitProp. Viele bekannte SED-Funktionäre und DDR-Regierungsmitglieder waren in diesem Verantwortungsbereich tätig. Massenorganisationen wie Junge Pioniere, FDJ, FDGB und andere waren integraler Bestandteil des staatlichen Propagandaapparates.Medialer Höhepunkt der DDR-Propaganda war die Fernsehsendung Der schwarze Kanal.[14][15][16] Propagandamethoden waren ein fester Ausbildungsbestandteil für Kader, so z. B. in der Fakultät für Journalistik in Leipzig, einem Ausbildungsinstitut des Zentralkomitees der SED.[17]Literatur
- ↑ Ingo Grabowsky: Agitprop in der Sowjetunion. Die Abteilung für Agitation und Propaganda 1920–1928. Bochum/Freiburg 2004, ISBN 3-89733-101-2.
- ↑ Peter Kort Zegers (Hrsg.): Windows on the war. Soviet TASS posters at home and abroad 1941–1945. Chicago 2011.
- ↑ Frank Kämpfer: Propaganda. Politische Bilder im 20. Jahrhundert, bildkundliche Essays. Hamburg 1997.
- ↑ ab c Peter Kenez: The birth of the propaganda state: Soviet methods of mass mobilization, 1917–1929. Cambridge 1985.
- ↑ ab c d Toby Clark: Kunst und Propaganda. Das politische Bild im 20. Jahrhundert. Köln 1997.
- ↑ ab Hans Schimanski: Leitgedanken und Methoden der kommunistischen Indoktrination. Parteischulung. Agitation und Propaganda in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands. Bonn 1965.
- ↑ John E. Bowlt: Stalin as Isis and Ra. Socialist realism and the art of design. In: The journal of decorative and propaganda arts, Vol. 24, Design, Culture, Identity (2002) JSTOR 1504182
- ↑ ab David King (Hrsg.): Russian revolutionary posters. From civil war to socialist realism, from Bolshevism to the end of Stalin. London 2012.
- ↑ ab Victoria E. Bonnell: Iconography of power. Soviet political posters under Lenin and Stalin. Berkeley 1997.
Weblinks
- Erika Funk-Hennigs: Die Agitpropbewegung als Teil der Arbeiterkultur der Weimarer Republik (PDF-Datei; 1,70 MB)
- Agit-Prop-Theater-Sammlung im Archiv der Akademie der Künste, Berlin
Einzelnachweise
- ↑ http://www.marxists.org/deutsch/archiv/lenin/1902/wastun/kap3b.htm
- ↑ Klaus Waschik, Nina Baburina: Werben für die Utopie. Russische Plakatkunst des 20. Jahrhunderts. edition tertium, Bietigheim-Bissingen 2003.
- ↑ Alex Ward: Power to the people. Early soviet propaganda posters in the Israel museum, Jerusalem. Aldershot 2007.
- ↑ Stephen White: The Bolshevik poster. Yale university press, New Haven 1988.
- ↑ Georg Piltz: Russland wird rot. Satirische Plakate 1918–1922. Eulenspiegel Verlag, Berlin 1977.
- ↑ Maria Lafont: Soviet posters. The Sergo Grigorian collection. Prestel Verlag, München und Berlin 2007.
- ↑ Katalin Bakos: Kunst und Revolution. Russische und sowjetische Kunst 1910–1932. Ausstellung im österreichischen Museum für angewandte Kunst, Wien, 11. März – 15. Mai 1988. Wien 1988.
- ↑ Vladimir Tolstoj: Street art of the revolution. Festivals and celebrations in Russia 1918–1933. Thames and Hudson, London 1990.
- ↑ ab Julia Reinecke: Street-Art. Eine Subkultur zwischen Kunst und Kommerz. transcript Verlag, Bielefeld 2007.
- ↑ Friedrich Wolf: Kunst ist Waffe! Eine Feststellung. Verlag Arbeitertheaterbund Deutschlands e. V., Berlin 1928.
- ↑ Erwin Piscator: Zeittheater „Das Politische Theater“ und weitere Schriften von 1915 bis 1966. Hamburg 1986, S. 43.
- ↑ Michael Kienzle, Dirk Mende: Friedrich Wolf. Die Jahre in Stuttgart 1927–1933. Ein Beispiel (= Stuttgart im Dritten Reich, Ausstellungsreihe des Projekts Zeitgeschichte. Band 3). Stuttgart 1983.
- ↑ Karin Hartewig: Zurückgekehrt: die Geschichte der jüdischen Kommunisten in der DDR. S. 396.
- ↑ Monika Gibas: Propaganda in der DDR. Erfurt 2000.
- ↑ Gerald Diesener, Rainer Gries (Hrsg.): Propaganda in Deutschland. Zur Geschichte der politischen Massenbeeinflussung im 20. Jahrhundert. Darmstadt 1996.
- ↑ Günther Heydemann: Geschichtsbild und Geschichtspropaganda in der Ära Honecker. In: Ute Daniel, Wolfram Siemann (Hrsg.): Propaganda. Meinungskampf, Verführung und politische Sinnstiftung 1789–1989. Frankfurt am Main 1994, S. 161–171.
- ↑ Brigitte Klump: Das Rote Kloster. Als Zöglinge in der Kaderschmiede der Stasi. Ullstein Verlag, Frankfurt/M. 1993, ISBN 3-548-34990-0.
Agitprop
Agitprop (/ˈædʒɪtprɒp/; from Russian: агитпроп, tr. Agitpróp, portmanteau of "agitation" and "propaganda")[1] is political propaganda, especially the communist propaganda used in Soviet Russia, that is spread to the general public through popular media such as literature, plays, pamphlets, films, and other art forms with an explicitly political message.[2]The term originated in Soviet Russia as a shortened name for the Department for Agitation and Propaganda (отдел агитации и пропаганды, otdel agitatsii i propagandy), which was part of the central and regional committees of the Communist Party of the Soviet Union. The department was later renamed Ideological Department. Typically Russian agitprop explained the ideology and policies of the Communist Party and attempted to persuade the general public to support and join the party and share its ideals. Agitprop was also used for dissemination of information and knowledge to the people, like new methods of agriculture. After the October Revolution of 1917, an agitprop train toured the country, with artists and actors performing simple plays and broadcasting propaganda.[3] It had a printing press on board the train to allow posters to be reproduced and thrown out of the windows as it passed through villages.[4]It gave rise to agitprop theatre, a highly politicized theatre that originated in 1920s Europe and spread to the United States; the plays of Bertolt Brecht are a notable example.[5] Russian agitprop theater was noted for its cardboard characters of perfect virtue and complete evil, and its coarse ridicule.[6] Gradually the term agitprop came to describe any kind of highly politicized art.Forms
During Russian Civil War agitprop took various forms:- Use of the press: Bolshevik strategy from the beginning was to gain access to the primary medium of dissemination of information in Russia: the press.[7] The socialist newspaper Pravda resurfaced in 1917 after being shut down by the Tsarist censorship three years earlier. Prominent Bolsheviks like Kamenev, Stalin and Bukharin became editors of Pravda during and after the revolution, making it an organ for Bolshevik agitprop. With the decrease in popularity and power of Tsarist and Bourgeois press outlets, Pravda was able to become the dominant source of written information for the population in regions controlled by the Red Army .[8]
- Oral-agitation networks: The Bolshevik leadership understood that to build a lasting regime, they would need to win the support of the mass population of Russian peasants. To do this, Lenin organized a Communist party that attracted demobilized soldiers and others to become supporters of the Bolshevik ideology, dressed up in uniforms and sent to travel the countryside as agitators to the peasants.[9] The oral-agitation networks established a presence in the isolated rural areas of Russia, expanding Communist power.
- Agitational trains and ships: To expand the reach of the oral-agitation networks, the Bolsheviks pioneered using modern transportation to reach deeper into Russia. The trains and ships carried agitators armed with leaflets, posters and other various forms of agitprop. Train cars included a garage of motorcycles and cars in order for propaganda materials to reach the rural towns not located near rail lines. The agitational trains expanded the reach of agitators into Eastern Europe, and allowed for the establishment of agitprop stations, consisting of libraries of propaganda material. The trains were also equipped with radios, and their own printing press, so they could report to Moscow the political climate of the given region, and receive instruction on how to custom print propaganda on the spot to better take advantage of the situation.[10]
- Literacy campaign: The peasant society of Russia in 1917 was largely illiterate making it difficult to reach them through printed agitprop. The People's Commissariat of Enlightenment was established to spearhead the war on illiteracy.[11] Instructors were trained in 1919, and sent to the countryside to create more instructors and expand the operation into a network of literacy centers. New textbooks were created, explaining Bolshevik ideology to the newly literate members of Soviet society, and the literacy training in the army was expanded.[12]
See also
- Agit-train
- Blue Blouse
- Propaganda in the Soviet Union
- Left Column (theater troupe)
- Russian Telegraph Agency (ROSTA)
Literature
- The Soviet Propaganda Machine, Martin Ebon, McGraw-Hill 1987, ISBN 0-07-018862-9
- Rusnock, K. A. (2003). "Agitprop". In Millar, James (ed.). Encyclopedia of Russian History. Gale Group, Inc. ISBN 0-02-865693-8.
- Vellikkeel Raghavan (2009). Agitation Propaganda Theatre. Chandigarh: Unistar Books. ISBN 81-7142-917-3.
References
- ^ Leshchenko, Svetlana (December 6, 2015). Modern Russian-English Dictionary. Lulu Press, Inc. p. 7. ISBN 978-1-329-74063-1.
- ^ The Editors of Encyclopædia Britannica Article (July 11, 2002). "agitprop". Encyclopædia Britannica. Encyclopædia Britannica, Inc. Retrieved January 29, 2017.
- ^ "Agitprop Train". YouTube. 2007-06-15. Retrieved 2009-05-09.
- ^ Paul A. Smith, On Political War, p. 124, National Defense University Press, 1989
- ^ Richard Bodek (1998) "Proletarian Performance in Weimar Berlin: Agitprop, Chorus, and Brecht", ISBN 1-57113-126-4
- ^ Richard Pipes, Russia Under the Bolshevik Regime, p. 303, ISBN 978-0-394-50242-7
- ^ Kenez, pp. 5–7
- ^ Kenez, pp. 29-31
- ^ Kenez, pp. 51-53
- ^ Kenez, p. 59.
- ^ Kenez, p. 74
- ^ Kenez, pp. 77-78
Sources
- Schütz, Gertrud (1988). Kleines Politisches Wörterbuch. Berlin: Dietz Verlag. ISBN 978-3-320-01177-2.
- Kenez, Peter (November 29, 1985). The Birth of the Propaganda State: Soviet Methods of Mass Mobilization, 1917–1929. Cambridge: Cambridge University Press. p. 342. ISBN 978-0-521-31398-8.
- Ellul, Jacques (1973). Propaganda: The Formation of Men's Attitudes. New York: Vintage Books. p. 320. ISBN 978-0-394-71874-3.
- Tzu, Sun (1977). Samuel B. Griffith (translator) (ed.). The Art of War. Oxford University Press. p. 197. ISBN 978-0-19-501476-1.
- Lasswell, Harold D. (April 15, 1971). Propaganda Technique in World War I. M.I.T. Press. p. 268. ISBN 978-0-262-62018-5.
- Huxley, Aldous (1958). Brave New World Revisited. New York: Harper & Row.
- Andrew, Christopher; Mitrokhin, Vasili (September 20, 2005). The World Was Going Our Way: The KGB and the Battle for the Third World. New York: Basic Books. p. 736. ISBN 978-0-465-00311-2.
- Andrew, Christopher (March 1, 1996). For the President's Eyes Only: Secret Intelligence and the American Presidency from Washington to Bush. New York: HarperPerennial. ISBN 978-0-06-092178-1.
- Riedel, Bruce (March 15, 2010). The Search for Al Qaeda: Its Leadership, Ideology, and Future (2nd ed.). Washington, D.C.: Brookings Institution Press. ISBN 978-0-8157-0451-5.
- Clark, Charles E. (2000). Uprooting Otherness: The Literacy Campaign in Nep-Era Russia. Susquehanna University Press.
Agitprop
Agitprop - jedno z centralnych pojęć komunistycznego werbunku politycznego od czasów Lenina. Powstało z połączenia słów agitacja i propaganda.Agitprop było na początku formą skrótową nazwy Wydziału Agitacji i Propagandy (ros. отдел агитации и пропаганды, trb. otdjel agitatsii i propagandy), założonego w 1920 roku w ramach sekretariatu Komitetu Centralnego KPZR. Instytucja ta stopniowo rozszerzyła swe wpływy na wszystkie dziedziny życia w ZSRR, jak również na wiele obszarów polityki międzynarodowej, gdzie prowadziła swoją działalność w ramach organizacji fasadowych.Obecnie termin ten często stosuje się jako ogólną nazwę lewicowej agitacji i propagandy, jeżeli przyjmuje ona postać zorganizowaną, a także w odniesieniu do pewnych rodzajów działalności kulturalnej, której celem jest przekonanie możliwie najszerszych rzesz ludności do ideologii lewicowej.Termin ten używany jest również na określenie artystycznych wystąpień jawnie manifestujących cele polityczne[1]
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