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Mittwoch, 31. Oktober 2018

ZUM REFORMATIONSTAG

Reformationstag


Flugblatt zum ersten Gedenken an Martin Luthers Veröffentlichung seiner Thesen
Der Reformationstag, das Reformationsfest oder der Gedenktag der Reformation wird von evangelischen Christen in Deutschland und Österreich am 31. Oktober im Gedenken an die Reformation der Kirche durch Martin Luther gefeiert. In der Schweiz gilt der erste Sonntag im November als Reformationssonntag, steht also, trotz des reformierten Bekenntnisses, ebenfalls in Beziehung zur Reformation in Wittenberg.

    Ursprung und Geschichte

    Laut der Überlieferung soll der Mönch und Theologieprofessor Martin Luther am Abend vor Allerheiligen 1517 an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg 95 Thesen in lateinischer Sprache zu Ablass und Buße angeschlagen haben, um eine akademische Disputation herbeizuführen. Damit leitete er die Reformation der Kirche ein. Im Kern bestritt er die herrschende Ansicht, dass eine Erlösung von der Sünde durch einen Ablass in Form einer Geldzahlung möglich sei. Dies sei schon durch das Opfer Jesu Christi am Kreuz geschehen.
    Luther hatte seine Thesen in Briefform mehreren geistlichen Würdenträgern und Bischöfen des Reiches zugesandt. Als die Bischöfe nicht reagierten, soll er die 95 Thesen an die Schlosskirche Wittenbergs angeschlagen haben. Ob der Thesenanschlag tatsächlich stattgefunden hat, ist jedoch nicht zweifelsfrei erwiesen.[1] Der Kirchenhistoriker Thomas Kaufmann hält Luthers Schrift An den christlichen Adel deutscher Nation (1520) ohnehin für wesentlich wichtiger als die Thesen.[2]
    Bereits im Reformationsjahrhundert finden sich vereinzelte Jahresfeiern. Zunächst wurden auch der 10. November und der 18. Februar (Luthers Geburts- und Todestag) als Gedenktage gefeiert. Zudem galt der 25. Juni als Tag der Augsburger Konfession als Festtag.

    17. bis 19. Jahrhundert[

    Zur Säkularfeier 1617 wurde in den meisten lutherischen und reformierten Gebieten des Thesenanschlags gedacht. Kurfürst Johann Georg II. von Sachsen setzte ab 1667 den 31. Oktober als Gedächtnistermin für alle Protestanten einheitlich fest und stellte damit die Verbindung zum legendären Thesenanschlag Luthers an der Wittenberger Schlosskirche her.[3]
    Nach den Jubiläen 1717 und 1817 setzte sich das Reformationsfest weiter durch, „meist wurde es allerdings auf den Sonntag nach dem 31. Oktober gelegt“,[4] z. B. in Preußen.[5]

    20. Jahrhundert

    In Deutschland kamen zu den regionalen, historisch gewachsenen Unterschieden noch die großen Umbrüche – einige Schlaglichter:
    Bis zum 21. Oktober 1921 war in Thüringen der Reformationstag bereits ein staatlich anerkannter allgemeiner Feiertag, wurde jedoch durch ein Notgesetz des thüringischen Staatsministeriums außer Kraft gesetzt, ohne den Landtag zu befragen.[6]
    Bis 1966 wurde der Feiertag in den meisten Bezirken der DDR begangen.[7]

    Liturgie

    Der Gottesdienst zum Reformationstag findet dort, wo der Tag nicht gesetzlicher Feiertag ist, gewöhnlich am Abend des 31. Oktober statt. Sein Thema ist weniger das Gedächtnis des Thesenanschlags als die Lehre von der Rechtfertigung des Sünders allein durch den Glauben, die für Luther Auslöser und Kern der Reformationsbewegung war. Die Epistellesung des Tages ist daher Röm 3,21–31 LUTEvangelium Mt 5,2–10 LUT.
    Das Lied des Tages ist entweder Nun freut euch, lieben Christen g’mein, Luthers „Erzähllied“ von seiner reformatorischen Entdeckung (EG 341), oder Ist Gott für mich, so trete gleich alles wider mich von Paul Gerhardt (EG 351). Kaum ein Reformationsgottesdienst endet außerdem ohne Luthers Ein feste Burg ist unser Gott (EG 362).
    Die liturgische Farbe ist Rot, die Farbe des Heiligen Geistes und der Kirche.

    #######

    Der Reformationstag sollte auch der Anlass sein zum Nachdenken, was bei uns reformbedürftig ist und dringend reformiert werden müsste nicht zuletzt bei den Kirchen. Die Reaktion beider Amtskirchen auf das Tsunami-Desaster 2004 zeigte, dass sie in skandalöser Weise nicht auf Seite der Opfer dieser menschengemachten Katastrophe standen, sondern treu auf Seite der Täter (vor allem des Staates, von dem die Silberlinge fließen). Schon bald danach kam ans Licht, dass beide Kirchen, sprich  ihre Nächstenliebeindustrie, die eigenen Tsunami-Spenden (Gesamtvolumen des Spendenaufkommens betrug 670 Millionen Euro) genauso veruntreuten wie die anderen aus dem Humanitärgewerbe und ließen den bedürftigen Opfern keinen einzigen Cent zukommen. Im Laufe der Zeit stellte sich außerdem heraus, dass beide Kirchen Tausende eigenen Leichen im Keller haben (wie Geldwäsche im großen Stil, Auftragsmord, Geldverschwendung und vor allem tausendfach vertuschter Kindesmissbrauch), mit denen die Kirchen beschäftigt waren. Und als der neue deutsche Papst Benedikt XVI im April 2005 das Amt im Vatikan übernahm, wusste er nicht, worauf er sich einließ und mit welchem Saustall er dort während seiner Amtszeit zu tun bekommt. Schließlich, als er einsehen musste, dass er den Berg von reformbedürftigen Sachen nicht im Geringsten erklimmen kann, warf er im Februar 2013 das Handtuch  und wurde zum Papst-Emeritus.

    Vor dem Hintergrund der Weltgeschehnisse des letzten Jahrhunderts und der Ereignisse der letzten Jahrzehnte wirken auch viele politische Ansichten Luthers sehr scharfsinnig und erstaunlich aktuell, speziell zum Thema des Judentums. Zur Erinnerung an den größten Kirchenreformator aller Zeiten, der am heutigem Tag gedenkt wird, ein paar Luthers Thesen, die damit korrespondieren:

    •      "Juden sind eine Teufelsbrut;
    •       ihre Synagogen sollten verbrannt
    •       und die Juden getötet
    •       oder aus dem Land getrieben werden.“


    Luther stützt sich hierzu beispielsweise auf das Johannes' Evangelium, in dem Juden ausdrücklich als 
    die Brut Satans (engl. the breed of evil), 
    als listige Schlangen, 
    Heuchler, Lügner 
    und Mörder 
    genannt 
    werden. 

    Was in der Bibel und in Luthers Schriften schwarz auf weiß nachzulesen ist, stimmt haargenau und hat sich in der Zeitgeschichte bewahrheitet.  

    Im Wiki-Anhang sind diesbezügliche Stellen im Neuen Testament zu finden.

    Jerzy Chojnowski
    Chairman-GTVRG e.V.
    www.gtvrg.de



    Antijudaismus im Neuen Testament

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    Als Antijudaismus im Neuen Testament (NT) werden negative Aussagen über das Volk Israel oder „die Juden“ im NT zusammengefasst (zum Beispiel Mt27,25 EUJoh 8,44 EU1 Thess 2,15 EU). Diese Stellen, ihre Entstehung, Absicht und Funktion wurden im 20. Jahrhundert zum besonderen Forschungsthema. Diskutiert wird, ob und wieweit sie das Judentum kollektiv ablehnen und prinzipielle Judenfeindlichkeit ausdrücken.
    Heidenchristen begründeten seit dem 2. Jahrhundert mit solchen antijüdischen NT-Aussagen die Substitutionstheologie, die den Heilsverlust aller ungetauften Juden behauptete. Kirchen, christliche Regierungen und Bevölkerungsmehrheiten rechtfertigten damit die Diskriminierung, Ausgrenzung und Verfolgung jüdischer Minderheiten. Der christliche Antijudaismus bereitete den neuzeitlichen Antisemitismus vor; beide ermöglichten den Holocaust an den europäischen Juden mit.
    Aufgrund dieser Wirkungsgeschichte werden antijüdische Stellen des NT seit 1945 verstärkt aus ihrer historischen Entstehungssituation erklärt. Betont wird, dass die meisten NT-Autoren selbst Juden waren, sich als Teil des erwählten Gottesvolks verstanden und sich eben wegen der gemeinsamen Glaubenstradition von anderen, damals herrschenden Richtungen des Judentums abgrenzten. Den situationsbedingten negativen Aussagen wird die positive Grundaussage des NT zum ungekündigten Israelbund als unaufgebbare Voraussetzung der christlichen Heilsbotschaft gegenübergestellt (zum Beispiel Joh 4,22 EURöm 11,2 EU).

    Neutestamentlicher Befund

    Paulusbriefe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    In 1Thess 2,15f findet sich der Vorwurf des Prophetenmords. Er ist mit antijüdischen Stereotypen verbunden, die aus antiken Ächtungstexten bekannt waren und sich auch im Tanach niederschlugen, zum Beispiel Est 3,8ff LUTPaulus begründet diese Stereotype mit dem Hindernis, das die Juden der Verkündigung von Jesu Wort entgegenstellen:
    „Denn, Brüder, ihr seid Nachahmer der Gemeinden Gottes geworden, die in Judäa sind in Christus Jesus, weil auch ihr dasselbe von den eigenen Landsleuten erlitten habt, wie auch sie von den Juden, die sowohl den Herrn Jesus als auch die Propheten getötet und uns verfolgt haben und Gott nicht gefallen und allen Menschen feindlich sind, indem sie – um ihr Sündenmaß stets voll zu machen – uns wehren, zu den Nationen zu reden, damit die errettet werden; aber der Zorn ist endgültig über sie gekommen.“
    – Paulus

    Das Gleichnis von den Weingärtnern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Der Prophetenmord kommt in den synoptischen Evangelien auch in dem Gleichnis von den Weingärtnern (Mt 21,33–46 LUTMk 12,1–12 LUTLk 20,9–19 LUT) vor. Das Gleichnis wird bereits im Text als Mordanschuldigung erklärt und wird unmittelbar von der Forderung Jesu gefolgt, die Verse des Psalters „Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden. Vom Herrn ist das geschehen und ist ein Wunder vor unseren Augen“ (Ps 118,22–23 EU) zu deuten.
    Das theologische Motiv der „Verwerfung“ des ganzen Gottesvolks wurde aus den Schlussworten des Gleichnisses abgeleitet:
    „Sie aber, die Weingärtner, sprachen untereinander: ‚Dies ist der Erbe; kommt, lasst uns ihn töten, so wird das Erbe unser sein!‘ Und sie nahmen ihn und töteten ihn und warfen ihn hinaus vor den Weinberg. – Was wird nun der Herr des Weinbergs tun? Er wird kommen und die Weingärtner umbringen und den Weinberg andern geben.“
    – (Mk 12,8 EULk 20,15 EU)[1]
    was als Verlust der Erwählung Israels und deren Übergabe an das neue Gottesvolk gedeutet wurde, denn der Weinberg wird schon im Alten Testament oft als Metapher für das erwählte Volk in seiner Beziehung zu Gott verwendet.
    Exegeten haben den Passus als Ankündigung „des Gerichts über Israel“ und des „Übergang[s] der Verheißung an andere“ gedeutet und in dieselbe Reihe mit analogen Gerichtsaussagen (im Matthäusevangelium 8,11ff. LUT; 12,41f. LUT; 19,28 LUT) gestellt. Solche Aussagen seien gegen die ganze jüdische Volksgemeinde gerichtet, nicht nur gegen seine Führer.[2]
    Aus einem nicht-theologischen Gesichtspunkt heraus hat René Girard die Ausstoßung in dem Gleichnis von den Weingärtnern und des Ps 118 LUT mit dem „Stein des Anstoßes“ in Jes 8,14-15 LUT; 28,16–17 LUT und dem „Ärgernis“ der Evangelien in Verbindung gebracht:[3]
    Was als Verwerfung des jüdischen Volkes oder seiner religiösen Führer gilt, ist nach Auffassung Girards nichts anderes als die so oft in den Evangelien und im Alten Testament vorkommende Offenbarung des blutigen Charakters der opferkultischen Religion. Dem ewigen Hindernis (skandalon) der Idolatrie für das Volk Israel folgt die Verurteilung des Opferkults durch die Propheten und die Offenbarung des Opfermechanismus durch Jesus, der die Rolle des Opfers unter aller Augen übernimmt: Der offengelegte Mechanismus wird zum „Ärgernis“ (skandalon), weil er nicht mehr funktioniert und nur noch Blutvergießen hervorbringt. In diesem Sinne seien aber die abschließenden Verse des Passus „Und wer auf diesen Stein fällt, der wird zerschellen; auf wen aber er fällt, den wird er zermahlen“ (Mt 21,44 LUT || Lk20,18 LUT) nicht als Verwünschung, sondern zusammen mit Mt 11,6 LUT || Lk 7,23 LUT zu lesen: „Und selig ist, der nicht Ärgernis nimmt an mir“.

    Der Blutfluch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Im Matthäusevangelium folgt auf die Selbstentlastung des Pilatus von der Schuld am Tod Jesu die Selbstbelastung der Volksmenge: „Und das ganze Volk antwortete und sprach: ‚Sein Blut komme über uns und unsere Kinder!‘“ (Mt 27,25) Wie in der Antwort, die im Matthäusevangelium dem Gleichnis von den Weingärtnern folgt (Mt21,41 LUT), findet sich auch in diesem Text eine Selbstverurteilung.
    Auf alle Nachkommen Israels bezogen, wanderte der Satz als festes Stereotyp in die Adversus-Iudaeos-Literatur der Kirchenväter ein. Er prägte die christliche Volksfrömmigkeit und begleitete seit dem 4. Jahrhundert die Ausgrenzung und blutige Verfolgung jüdischer Gemeinden im christianisierten Europa. Die oft im Kontext kirchlicher Passionsspiele ausgelösten Pogrome wurden dann als Erfüllung des „Fluchs“ ausgegeben. Damit wurde die Schuld des Christentums am Leiden der Juden auf diese zurückprojiziert.
    Heutige Exegeten wenden sich unter dem Eindruck dieser Wirkungsgeschichte dem Text zu. Einige haben in diesem Passus die Absicht des Matthäus gesehen, die „eigentlichen Schuldigen“ des Mords, den Pilatus und die „Hohenpriester und Ältesten“, anzuklagen, indem er zeigte, wie diese die Verantwortung dem jüdischen Volk aufbürdeten.[4] Andere haben betont, dass in dem Passus der Evangelist die „todbringende Verwerfung des Unschuldigen“ dazu benutzt, um ebendiese Unschuld und nicht die Schuld des Volkes hervorzuheben. Die Schuldübernahme diene aber auch, die heilgeschichtliche Wende vom alten zum neuen Gottesvolk zu bezeichnen.[5]Klaus Haacker zufolge ist die Textstelle im Matthäusevangelium nicht als Fluch wegen eines Justizmords zu deuten: Der Satz betont nur die Überzeugung der Meute, dass Jesus den Tod verdient habe. Das Einbeziehen der „Kinder“ in die Selbstverfluchung bringt eine traditionelle Auffassung zum Ausdruck, nach der ungesühntes Unrecht Auslöser für Unheil in der Folgegeneration ist.[6]

    Die Weherufe gegen Schriftgelehrte und Pharisäer

    Die Pharisäer erscheinen in den Evangelien meist als einheitliche Gruppe und Vertreter einer streng orthodoxen Gesetzesobservanz. Sie treten oft zusammen mit den „Schriftgelehrten“ als Gegner Jesu auf, die Anstoß an seiner Lehre nehmen. In Streitgesprächen nehmen sie die Rolle der spitzfindigen Frager ein, die Jesus in die Enge treiben wollen, um einen Grund für seine Verurteilung zu finden. Gleichwohl bewahrte das NT die historische Nähe der Pharisäer zu Jesus und den ersten Christen: Gerade in Jerusalem erscheinen sie als seine Gesprächspartner, die seiner Toraauslegung zustimmten (Mk 12,28–34 LUT) und der damals berühmte Schriftlehrer und Rabban Gamaliel trat nach Apg 5,34–39 LUT im Sanhedrin als Fürsprecher der Urchristen auf.[7]
    Die umgangssprachliche Gleichsetzung von Pharisäern mit „Heuchlern“ geht auf die sogenannten Weherufe gegen die Pharisäer in Mt 23,13–36 LUTLk 11,38–52 LUT zurück. Sie werden mit der Formel
    „Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler …“
    eingeleitet und münden in den Vorwurf des Prophetenmords (Mt 23,29–31 LUT):
    „Denn ihr baut die Gräber der Propheten und schmückt die Grabmäler der Gerechten und sagt: Wären wir in den Tagen unserer Väter gewesen, so würden wir uns nicht an dem Blut der Propheten schuldig gemacht haben. So gebt ihr euch selbst Zeugnis, daß ihr Söhne derer seid, welche die Propheten ermordet haben.“
    Diese Kritik folgt der Opferkritik der Propheten, z. B. Jes 1,11–16 LUTJer 6,20 LUTHos 5,6 LUT; 6,6 LUT; 9,11–13 LUTAm 5,21–25 LUT. R. Girard zufolge[8] klagt Jesus keine bestimmte Gruppe des jüdischen Volks an, sondern das religiöse Blutvergießen, das der ganzen Menschheit gemeinsam ist:
    Mt 23,35: „ … alles gerechte Blut, das auf der Erde vergossen wurde … “
    Lk 11,50: „ … das Blut aller Propheten, das von Grundlegung der Welt an vergossen worden ist … “
    Nach Dagmar Henze[9] dienten die Pharisäer den Evangelisten hier nur als Hintergrundfolie, um Verhaltensweisen abzuwehren, die sie unter den Christen in den eigenen Gemeinden vorfanden.

    Johannesevangelium[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Die Verwendung des Gesamtbegriffs „die Juden“ im Johannesevangelium, um die Gegner Jesu zu bezeichnen, die seine Offenbarung verweigern, wird in der neutestamentlichen historisch-kritischen Exegese anhand der Trennung christlicher Gemeinden Kleinasiens – aus deren Tradition das Johannesevangelium stammt – von dem Judentum erklärt. Darin komme keine generelle Verurteilung des Judentums zum Vorschein, sondern eine aktuelle Situation.
    Eine der Textstellen des Johannesevangeliums, denen ausdrücklicher Antisemitismus unterstellt wird, ist eine Rede, in der Jesus die Mordabsichten seiner Gegner anprangert:
    „Warum versteht ihr meine Sprache nicht? Weil ihr mein Wort nicht hören könnt. Ihr seid aus dem Vater, dem Teufel, und die Begierden eures Vaters wollt ihr tun. Jener war ein Menschenmörder von Anfang an und stand nicht in der Wahrheit, weil keine Wahrheit in ihm ist. Wenn er die Lüge redet, so redet er aus seinem Eigenen, denn er ist ein Lügner und der Vater derselben. Weil ich aber die Wahrheit sage, glaubt ihr mir nicht.“
    – Joh 8, 43–45
    Selbst wenn Jesus Israels Erwählung zum Volk Gottes ausdrücklich betont (Joh 8,37 LUT) – und auch an anderen Stellen des Johannesevangeliums die Vorrangstellung des jüdischen Glaubens bekräftigt wird (z. B. Joh 4, 22) –, scheint der Satz das Judentum als Satansbrut zu verdammen und als teuflischen Gegenspieler Jesu zu fixieren. Diese widersprüchliche Lesart erübrigt sich in der Interpretation des Textes als Hinweis auf die Verbindung zwischen Mord, Lüge und Satan, die durch René Girard vorgeschlagen worden ist.[10]

    Apostelgeschichte

    Einige Texte des Neuen Testaments werden besonders oft als antijüdisch eingestuft. In diesen Texten kommt ein Bündel von Motiven zum Ausdruck, die sich um den Prophetenmord und um die kollektive Schuld an diesem Mord gruppieren. Die Themen, die dort vorkommen, sind außerhalb der biblischen Exegese und der christlichen Theologie selten Objekt der Forschung gewesen und manchmal als Anzeichen eines dem Christentum innewohnenden Antisemitismus gedeutet worden.
    In einigen NT-Texten, in denen dem Volk Israel eine Kollektivschuld am Tod Jesu zugewiesen wird, wird dieser Tod in die innerjüdische Tradition des Prophetenmords eingeordnet. Diese war im Tanach als Bußpredigt von Juden an andere Juden bereits seit Jahrhunderten bekannt (z. B. 1 Kön 19,10 LUTJer 2,30 LUTNeh9,26 LUTEsra 9,11 LUT). Die Adressaten solcher Schuldzuweisungen sind das jüdische Volk (1Thess 2,15f), das Synedrium (4,10 LUT; 5,30 LUT; 7,52 EU) und Jerusalems Einwohner (Apg 2,23.36 LUT; 3,13–15 LUT; 13,27–29 LUT), die zugleich als Zeugen des Unrechts beansprucht werden (Apg 2,36 LUT; 4,10 EU).
    In allen Passionsberichten wird jedoch die Einmütigkeit aller am Mord Jesu Beteiligten – von der politischen Führung bis zum Volk und Jesu Gefolgschaft selbst – betont. In 1 Kor 2,7f EU wird die Verantwortung am Tod Jesu den „Herrschern dieser Welt“ angelastet, hinter denen Satan stehe. Dies kann als Hintergrundfolie für den „Triumph des Kreuzes“ (Kol 2,14f EU) betrachtet werden.