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Donnerstag, 30. November 2017

SCHLEICHENDE ISLAMISIERUNG


Thilo Sarrazin
Deutschland schafft sich ab
Wie wir unser Land aufs Spiel setzen
Thilo Sarrazin beschreibt mit seiner profunden Erfahrung aus Politik und Verwaltung die Folgen, die sich für Deutschlands Zukunft aus der Kombination von Geburtenrückgang, problematischer Zuwanderung und wachsender Unterschicht ergeben. Er will sich nicht damit abfinden, dass Deutschland nicht nur älter und kleiner, sondern auch dümmer und abhängiger von staatlichen Zahlungen wird. Sarrazin sieht genau hin, seine Analyse schont niemanden. Er zeigt ganz konkret, wie wir die Grundlagen unseres Wohlstands untergraben und so den sozialen Frieden und eine stabile Gesellschaft aufs Spiel setzen. Deutschland läuft Gefahr, in einen Alptraum zu schlittern. Dass das so ist, weshalb das so ist und was man dagegen tun kann, davon handelt dieses Buch.

Portrait
Thilo Sarrazin ist einer der profiliertesten politischen Köpfe der Republik. Seine fachliche Kompetenz in Finanzfragen gepaart mit dem Mut, unbequeme Wahrheiten auszusprechen, hat ihn in viele wichtige Ämter gebracht. Als Fachökonom war er Spitzenbeamter und Politiker, er war verantwortlich für Konzeption und Durchführung der deutschen Währungsunion, beaufsichtigte die Treuhand und saß im Vorstand der Deutschen Bahn Netz AG. Von 2002 bis 2009 war er Finanzsenator in Berlin, anschließend eineinhalb Jahre Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank
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Wir islamisieren uns schleichend
Von Rainer Haubrich | Veröffentlicht am 15.06.2017 |
https://www.welt.de/debatte/kommentare/article165588459/Wir-islamisieren-uns-schleichend.html
Der Islam ist nach dem Christentum die zweitgrößte Weltreligion. Die meisten der 1,6 Milliarden Anhänger leben in Asien - mehr als 200 Millionen in Indonesien. Die wichtigsten Fakten haben wir für Sie zusammengefasst.
Quelle: Die Welt
Rund fünf Prozent der Bürger in Deutschland sind Muslime. Kein Grund zur Beunruhigung? Entscheidend ist nicht die Zahl, sondern das Verhalten der Mehrheitsgesellschaft in Kernfragen.
In den sozialen Netzwerken kursierte jüngst eine viel kommentierte Statistik zur Verteilung der Konfessionen hierzulande. Im Jahre 1970 stellten in der Bundesrepublik Katholiken und Protestanten 94 Prozent der Bevölkerung, 2015 waren es in ganz Deutschland nur noch 56 Prozent. Die Zahl der Konfessionslosen hat sich im gleichen Zeitraum fast verzehnfacht, sie stellen inzwischen mit gut einem Drittel die größte Einzelgruppe.
Der Anteil der Muslime wuchs von 1,3 auf 4,4 Prozent. Zum Islam würden sich demnach also nicht einmal fünf Prozent der Menschen in Deutschland bekennen. Die Reaktionen im Internet fielen überwiegend hämisch aus. Das soll also die berühmte „Islamisierung“ sein, die uns angeblich droht? Unter fünf Prozent – damit käme man ja nicht einmal in den Bundestag! Allgemeine Heiterkeit an den politisch korrekten Stammtischen.
Es hängt eben davon ab, was man unter Islamisierung versteht. Für manchen mag davon erst dann die Rede sein, wenn die Mehrheit der Bevölkerung muslimisch geworden ist. Von einem solchen Szenario ist Deutschland noch sehr weit entfernt – ebenso wie der Kontinent als Ganzer: Bis zum Jahr 2050 wird laut Prognosen der Anteil der Muslime in Europa auf zehn Prozent steigen.
Für das Aufweichen gibt es Anzeichen
Wenn man aber Islamisierung als einen Prozess begreift, bei dem essenzielle Werte und Normen der Mehrheitsgesellschaft – manchmal kaum merklich – aufgeweicht oder verändert werden, dann lässt sich nicht bestreiten, dass es erste Anzeichen dafür gibt.
Während des diesjährigen Ramadan etwa beobachten Lehrer in deutschen Großstädten, dass sich inzwischen immer mehr Jungen und Mädchen – und selbst Grundschüler – den Regeln des vierwöchigen Fastens von Sonnenaufgang bis -untergang unterwerfen müssen, obwohl die meisten dieser Belastung erkennbar nicht gewachsen sind.
Wenn der Tag geht, dürfen die Muslime im Laufe des vierwöchigen Ramadan, der am 24. Juni endet, wieder etwas essen und trinken. Schadet das Fasten aber nicht den Kindern, besonders jenen in der Schule?
Dabei werden auch Kinder moderner Muslime gedrängt, doch dem Beispiel der „wahrhaft Gläubigen“ zu folgen. Und wo sich die Behörden darum bemühen, vernünftige Kompromisse zu finden zwischen islamischen Praktiken und einem geregelten Schulalltag, stoßen sie überwiegend auf Ablehnung.
Die sozialdemokratische Bezirksbürgermeisterin von Berlin-Neukölln hatte mit 20 Moscheevereinen über einen Zwölf-Punkte-Plan verhandelt, der u.a. vorsah, dass jene, die nicht fasten, deshalb nicht herabgewürdigt werden dürften, oder dass Grundschüler bei gesundheitlichen Problemen das Fasten unterbrechen können. Nur drei Imame unterschrieben am Ende die Vereinbarung.
Kein Schweinefleisch mehr in Kantinen
Für Diskussionen sorgt außerdem ein internes Papier des Landeskriminalamtes Berlin, das bei Polizisten um Verständnis dafür wirbt, dass sich bei manchen Fastenden „eine gewisse Reizbarkeit“ einstellt.
Wenn Arte unter fadenscheinigen Gründen eine offenbar eindringliche Dokumentation über Antisemitismus in Europa nicht sendet? Wenn darüber diskutiert wird, ob in öffentlichen Kantinen Schweinefleisch vom Speiseplan verbannt werden sollte?
Wenn Scharia-Gerichte jenseits der deutschen Justiz in Streitfällen Recht sprechen und ein Landesjustizminister der SPD das grundsätzlich unproblematisch findet? Wenn sich ein aus islamischen Ländern importiertes Machotum ausbreitet, das vor allem Frauen zu spüren bekommen?
Weniger christliche Feiertage
Wenn Homosexuelle beklagen, dass es in den Szenevierteln der Großstädte häufiger zu Übergriffen kommt und sie sich nicht mehr so frei bewegen können wie noch vor Jahren?
Wenn der Grüne Hans-Christian Ströbele die Einführung eines „gesetzlichen Feiertages“ für die in Deutschland lebenden Muslime befürwortet und die entsprechende Streichung „eines der vielen christlichen Feiertage“, und wenn er dafür Zustimmung vom niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil (SPD) bekommt, weil das doch ein gutes Zeichen dafür wäre, „dass wir den Islam als Weltreligion ernst nehmen“.
Nicht selten plädieren Christen oder säkulare Bürger für mehr „Rücksicht“ gegenüber Muslimen, die von jenen überhaupt nicht eingefordert wurde (und von der Christen in muslimischen Ländern nur träumen können). Wie im Fall der Volkshochschule Berlin-Marzahn, wo die Leitung harmlose Aktbilder einer deutschen Künstlerin abhängen ließ, weil Muslime dort Deutschkurse besuchten.
Wie im Fall der österreichischen Botschaft in Berlin, die „mit Rücksicht auf den Islam“ zu „winterlichen Köstlichkeiten“ einlud statt zu „weihnachtlichen Köstlichkeiten“.
Moderne Muslime wollen Wehrhaftigkeit
Wie im aktuellen Fall des Streits um das Kreuz auf der Kuppel des wiederaufgebauten Berliner Schlosses, bei dem Grüne und Linkspartei die weltanschauliche Neutralität des darin befindlichen Humboldt Forums gefährdet sehen – während der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, damit überhaupt kein Problem hat und lapidar befindet, dass das Kreuz auf die Kuppel gehöre.
Gerade moderne Muslime erwarten, dass sich der deutsche Staat und seine Behörden wehrhafter zeigen angesichts eines erstarkenden fundamentalistischen Islam; dass diesem Grenzen aufgezeigt werden, anstatt ihm entgegenzukommen.
Am Samstag wollen sie mit einem Friedensmarsch der Muslime in Köln ein Zeichen setzen – und es ist bezeichnend, dass sich der größte Islam-Dachverband in Deutschland, die Türkisch-islamische Union Ditib, daran nicht beteiligen wird.
Die Konfliktlinie verläuft eben nicht zwischen Muslimen und Mehrheitsgesellschaft, sondern zwischen dem modernen Islam und den Fundamentalisten. Es sind Publizisten wie Hamed Abdel-Samad oder Initiativen wie das Muslimische Forum Deutschland, die immer wieder darauf hinweisen, wie archaisch das Gesellschaftsbild vieler Muslime hierzulande aussieht.
 Aydan Özoguz sieht keine deutsche Kultur
Das bestätigte im vergangenen Jahr erneut eine repräsentative Befragung türkischstämmiger Einwanderer im Rahmen einer Studie der Universität Münster. Der Aussage, „Muslime sollten die Rückkehr zu einer Gesellschaftsordnung wie zu Zeiten des Propheten Mohammeds anstreben“, stimmten laut der Emnid-Umfrage 32 Prozent der Befragten „stark“ oder „eher“ zu.
Der Aussage, „die Befolgung der Gebote meiner Religion ist für mich wichtiger als die Gesetze des Staates, in dem ich lebe“, stimmten 47 Prozent zu. Dabei halten junge Muslime kulturelle Anpassung an das Gastland sogar für weniger wichtig als die Älteren.
Sie dürften sich bestätigt fühlen durch die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz (SPD), die jüngst schrieb: „Eine spezifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifizierbar.“ In einem ihrer Strategiepapiere wird abschließend formuliert: Eine Einwanderungsgesellschaft zu sein heiße, dass sich nicht nur die Menschen, die zu uns kommen, integrieren müssten. „Unser Zusammenleben muss täglich neu ausgehandelt werden.“ Auch das ist Islamisierung.

Von Kandahar ins Paradies

43 Prozent der angeblich minderjährigen unbegleiteten Migranten sind in Wahrheit Erwachsene. Diese Zahlen belegen das Versagen der deutschen Flüchtlingspolitik und des Merkel-Staates.

Bundeskanzlerin Angela Merkel winkte die Einwandererströme herein.
Bundeskanzlerin Angela Merkel winkte die Einwandererströme herein. Bild: Keystone

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Jeder souveräne Staat kontrolliert seine Besucher, bevor er sie einreisen lässt. Dies ist ein elementares Gebot der inneren Sicherheit. Bundeskanzlerin Merkel tat 2015 das Umgekehrte. Sie winkte zuerst die Einwandererströme herein und versuchte diese ihm Nachhinein zu registrieren. Das erwies sich, wie zu erwarten, als schwierig bis unmöglich. Wie viele nach Europa kamen, woher sie kamen und wo sie sich heute alle aufhalten, all dies ist auch über zwei Jahre später noch nicht genau bekannt, und die Regierung würde am liebsten nicht mehr darüber sprechen.
Werden trotzdem gelegentlich offizielle Zahlen veröffentlicht, belegen sie das Versagen des Merkel-Staates. In Hamburg beispielsweise hat man jetzt mittels medizinischen Checks festgestellt, dass fast die Hälfte der sogenannten unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge in Wirklichkeit volljährig ist. Und auf Bundesebene zeigt sich dasselbe Bild. 43 Prozent der 55'890 angeblich minderjährigen unbegleiteten Migranten sind Erwachsene. Sie haben über ihr Alter gelogen und behauptet, sie hätten keine Ausweispapiere.
Sozialhilfeparadies Deutschland
Längst weiss man auch in den hintersten Dörfern des Hindukusch, dass minderjährige Asylsuchende nicht nur kostenlose Obhut und Ausbildung bekommen, sondern auch nie in ihre Heimat zurückgeschickt werden, selbst wenn sie schwerste Straftaten begehen. Der Anreiz für Familienclans in Afghanistan oder Somalia, Geld zusammenzulegen und einen der Söhne auf die Reise in die Sozialhilfeparadiese Deutschland oder Schweden zu schicken, um ihm später nachzufolgen, ist gross.
Das Leben als Fürsorgeempfänger in Berlin ist luxuriös im Vergleich zu einer mittelständischen Existenz in Kandahar oder Mogadiscio. Und die Chancen einer Zusammenführung sind intakt. Rotgrüne Politiker und ihnen zugewandte Medien machen sich stark für einen unkomplizierten Familiennachzug. Es würde die Integration erleichtern, behaupten sie.
Die Realität zeigt allerdings das Gegenteil. Der Import islamisch-orientalischer Grossfamilien hat in Europa nicht zu mehr Diversität geführt, sondern zu patriarchalen, archaisch abgeschotteten Parallelgesellschaften. Nicht nur der Sozialstaat ist bedroht, sondern auch der soziale Friede.

https://bazonline.ch/ausland/europa/von-kandahar-ins-paradies/story/25616799
(Basler Zeitung)
Erstellt: 28.11.2017, 11:00 Uhr

 | 08.42 Uhr

Serie "Glaube und Gewalt"
Droht Deutschland die Islamisierung?

Deutschland: Droht eine Islamisierung?
Die Zentralmoschee in Köln.FOTO: dpa, obe pzi
Berlin. Viele Deutsche treibt die Angst vor einer schleichenden Islamisierung um. Tatsächlich könnte der Islam in ferner Zukunft die christlichen Kirchen bei der Zahl der Mitglieder überrunden. Eine Herausforderung für die Demokratie. Von Martin Kessler
Es sollte offenbar ein Scherz sein, was der deutsch-türkische Touristik-Unternehmer Vugal Öger im Mai 2004 bei einem Essen mit Wirtschaftsvertretern zum Besten gab. "Im Jahr 2100 wird es in Deutschland 35 Millionen Türken geben. Die Einwohnerzahl der Deutschen wird dann bei ungefähr 20 Millionen liegen."
Und dann legte er noch einen drauf. "Das, was Sultan Süleyman 1529 mit der Belagerung Wiens begonnen hat, werden wir über die Einwohner mit unseren kräftigen Männern und gesunden Frauen verwirklichen." Berichtet hatte damals die türkische Zeitung "Hürriyet".
Sarrazins Rechenspiele
Der frühere Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin rechnete nach. Die Zahlen stimmen, so schrieb er 2010 in seinem umstrittenen Bestseller "Deutschland schafft sich ab".
Dazu müsste nur die Kinderzahl in den ursprünglich deutschen Familien weiterhin so niedrig bleiben wie bisher und die muslimische Bevölkerung durch höhere Geburtenraten und Zuwanderung wachsen. "Es ist wie in der Erzählung der Getreidekörner auf dem Schachbrett. Schon nach kurzer Zeit wächst die Getreidemenge ins Astronomische, selbst wenn man ganz harmlos mit einem Korn anfängt und die Zahl der Körner auf jedem Feld des Schachbretts nacheinander verdoppelt."
Sarrazin hat eine Modellrechnung bis in die weite Zukunft gewagt und Alarmierendes zutage gefördert. In nur 50 Jahren ist die Zahl der Geburten der deutschen Frauen ohne Migrationshintergrund, man nennt es die autochthone Bevölkerung, auf nur 40 Prozent ihres einstigen Wertes geschrumpft.
Im Mittelpunkt der Argumentation Sarrazins steht die Nettoreproduktionsrate. Das ist die Ziffer, die die Zahl der lebendgeborenen Töchter pro Mutter angibt. Dem Ansatz liegt zugrunde, dass nur Frauen Kinder gebären können. Liegt die Nettoreproduktionsrate bei eins, stagniert die Bevölkerung, bei größer als eins wächst sie, entsprechend schrumpft sie, wenn die Ziffer bei weniger als eins liegt.
Nettoreproduktionsrate von 0,66
In Deutschland liegt die Nettoreproduktionsrate bei 0,66. Das heißt, in einer Generation schrumpft die Zahl der gebärfähigen Frauen um rund 35 Prozent. Sarrazin geht sogar noch weiter. Er hat errechnet, dass der Anteil der Kinder von Menschen, die aus islamischen Ländern in jüngster Zeit zugewandert sind, von derzeit 6,5 Prozent auf fast 70 Prozent in nur vier Generationen, also bis etwa 2100, ansteigen könnte.
Bislang hat noch niemand in Deutschland Sarrazins Zahlen widerlegt, aber auch nicht in anderen Studien bestätigt. Eine wirkliche Diskussion ging in der Polemik unter, die das umstrittene Buch begleitet hatte. Die deutschen Forschungseinrichtungen, die sich mit Bevölkerungsentwicklung und Migration beschäftigen, erstellen keine Prognosen über die künftige Religionszusammensetzung in Deutschland.
Sarrazin hält das für einen Fehler. "Sie blenden die wichtige Frage der künftigen kulturellen, religiösen und ethnischen Zusammensetzung der Bevölkerung in Deutschland aus", meint der Autor, der nach wie vor von der Richtigkeit seiner Berechnungen überzeugt ist.
Zuwanderung lässt sich nur schwer abschätzen
Allerdings muss es nicht so kommen. Denn auch Sarrazin gibt zu, dass es sich um Modellrechnungen, nicht um zuverlässige Prognosen handelt. Tatsächlich lässt sich etwa Zuwanderung nur sehr schwer abschätzen. Zuletzt kam nur ein geringer Teil der Migranten aus islamischen Ländern.
Dann haben Bevölkerungswissenschaftler festgestellt, dass auch bei Zuwanderern die Geburtenraten steil nach unten gehen, sind sie einmal im Land. Das amerikanische Forschungsinstitut Pew, das sich mit Religionsstatistik beschäftigt, hat zum Beispiel bei europäischen Muslimen eine Halbierung der Wachstumsrate ermittelt.
Die Pew-Wissenschaftler kommen zum Ergebnis, dass der Anteil der muslimischen Bevölkerung bis zum Jahr 2030 in Europa von sechs auf acht Prozent, in Deutschland von derzeit fünf auf sieben Prozent steigt. Das sind moderate Zuwachsraten.
Auch wenn das Pew-Institut von zum Teil schon veralteten Daten des Mikrozensus von 2005 ausgeht, ist es als erste Annäherung für die nahe Zukunft nicht schlecht. Doch Sarrazin behauptet auch nicht, dass die in seinem Buch beschriebenen Trends in den nächsten 15, sondern eher in den nächsten 50 Jahren erfolgen. Das macht seine Rechnungen aber noch weniger aussagekräftig.
Jeder sechste Grundschüler in NRW ist muslimisch
Umgekehrt lässt sich schon jetzt beobachten, dass der Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund zunimmt. So sind in Deutschland rund 20 Prozent der Menschen entweder zugewandert oder haben zumindest einen ausländischen oder zugewanderten Elternteil.
In der jüngeren Bevölkerung bis 20 Jahre beträgt der Migrationsanteil schon 31,5 Prozent. In Nordrhein-Westfalen ist jeder sechste Grundschüler muslimisch, Tendenz steigend. In den Hauptschulen ist es fast jeder vierte.
Der Anteil ist zudem ungleich verteilt. In Gebieten mit hohem Migrationsanteil wie Duisburg-Marxloh oder Berlin-Neukölln ist der Islam in den Klassen schon die stärkste Religion. In anderen europäischen Großstädten gibt es ebenfalls Viertel, die schon mehrheitlich von Muslimen bewohnt werden wie Teile der Pariser Vorstädte oder der Brüsseler Stadtteil Saint-Gilles.
Für die belgische Hauptstadt und wichtigste Entscheidungszentrale der Europäischen Union erwarten Experten in den kommenden 20 Jahren eine mehrheitlich muslimische Bevölkerung. In Amsterdam sind mehr als die Hälfte der Neugeborenen islamisch.
Doch von da bis zu einer wirklichen Mehrheit der Muslime in den bislang christlich oder agnostisch geprägten Ländern Europas ist es ein weiter Weg. So hat sich die Zahl der Muslime in Europa seit 1991 zwar fast verdoppelt. Aber selbst 60 Millionen Angehörige des islamischen Glaubens, die das Pew-Institut für 2030 schätzt, dürften angesichts von 700 Millionen autochthonen Europäern verkraftbar sein.
Herausforderung für die Demokratie
Eine Herausforderung für die Demokratie ist die wachsende Zahl der Muslime, die ihre Gebetshäuser und Moscheen bauen und ihre Lebensgewohnheiten und Glaubensvorschriften mitbringen, schon.
Dass manche Schulen in Deutschland bereits auf Schweinefleisch gänzlich verzichten, ist vergleichsweise harmlos. Dass Mütter ihre Kinder in Burkas oder anderen Formen der Vollverschleierung abholen, führt schon eher zu Missverständnissen und Kritik. Auch die Ankündigung mancher Bundesländer, muslimische Feiertage gesetzlich anzuerkennen, stößt bei der Mehrheitsbevölkerung nicht nur auf Gegenliebe.
Richtig kritisch wird es, wenn sich muslimische Gruppen in einer Parallelgesellschaft einrichten, eigene Rechtsvorstellungen wie die Scharia ausleben oder einen Kodex beachten, der Ehrenmord und andere rechtswidrige Taten erlaubt. So hat auch der frühere rheinland-pfälzische Justizminister Jochen Hartloff (SPD) schon über eine teilweise Zulassung der Scharia nachgedacht und damit wütende Reaktionen ausgelöst.
Wie klar Muslime zu Rechtsstaatlichkeit und Demokratie stehen, ist nicht eindeutig zu ermitteln. Nach dem Bertelsmann-Monitor halten 80 Prozent der befragten Islam-Angehörigen die Demokratie für eine "gute Regierungsform", mehr als die Ostdeutschen, die das nur zu 76 Prozent tun. Allerdings meint auch jeder dritte Moslem, führende Religionsvertreter sollten mehr Einfluss auf Regierungsentscheidungen nehmen.
Welchen Werten fühlen sich Muslime verpflichtet?
Zu deutlich kritischeren Einschätzungen kommt der niederländische Soziologe Ruud Koopmans vom Wissenschaftszentrum Berlin. Er hat in den sechs europäischen Ländern Deutschland, Frankreich, Niederlande, Belgien, Österreich und Schweden untersucht, welchen Werten sich die muslimische Bevölkerung verpflichtet fühlt.
Danach sprechen sich fast 60 Prozent der Befragten für eine Rückkehr zu den religiösen Wurzeln aus. 75 Prozent glauben gar, dass es nur eine Auslegung des Korans gibt, die für alle verbindlich sei und 65 halten religiöse Regeln für wichtiger als Gesetze.
Als fundamentalistisch bezeichnet Koopmans jeden Religionsangehörigen, der alle drei Aussagen bejaht. Das sind bei den Muslimen 44 Prozent gegenüber vier Prozent bei Christen. Für Koopmans ist das Ausmaß des islamischen Fundamentalismus "ein ernsthafter Grund zur Besorgnis" und keinesfalls nur ein Randphänomen.
Quelle: RP

ZUM 12-JÄHRIGEN JUBILÄUM DES MERKEL-DESASTERS

Regierungsarbeit à la Merkel


Dienstag, 28. November 2017

GIFTATTENTAT MIT GLYPHOSAT



ES IST EIN GIFTATTENTAT DER BUNDESREGIERUNG AUF DAS VOLK UND DER EU AUF BÜRGER EUROPAS UND EIN ANSCHLAG AUF DIE INTAKTE UMWELT,
DIE GRUNDLAGE UNSERER EXISTENZ.

ALLE GIFTMISCHER, DIE UNSERE ÄCKER UND SOMIT UNS ALLE VERGIFTEN UND DAMIT TOD, LEIDEN UND VERDERBEN BRINGEN, SOLLTE MAN WIRKUNGSVOLL MIT IHREN EIGENEN GIFTWAFFEN BEKÄMPFEN: BEISPIELSWEISE MIT SENF- ODER CHLORGAS 
ODER BESSER NOCH MIT ZYKLON B... 
AUS ALTEN BESTÄNDEN.

Weiterführende Informationen über die wichtigsten Instanzen und Mitglieder des Giftmafia-Syndikats und den deutschen Giftmafia-Paten findet der Leser unter: 
http://gtvrg.blogspot.de/2017/08/giftmafia.html
  

Jerzy Chojnowski
Chairman-GTVRG e.V.

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Ein Stapel an Beweisen
spricht gegen Glyphosat





Das Herbizid Glyphosat ist laut Internationaler Krebsforschungsagentur "wahrscheinlich krebserregend". Nun hat sie die lang erwartete Studiensammlung als Beleg vorgelegt.
Ein Farmer sprüht Pestizide auf sein Feld. © PHILIPPE HUGUEN/AFP/GettyImages

Das Glyphosat ist seit den siebziger Jahren der weltweit am häufigsten eingesetzte Unkrautvernichter. Doch seit Jahren mehren sich Hinweise, dass die Substanz Mensch und Tier schaden könnte.


Am 27. November 2017 hat die EU-Kommission die Zulassung von Glyphosat nach monatelangem Streit um fünf Jahre verlängert. 18 von 28 EU-Ländern haben dafür gestimmt, neun dagegen, ein Land hat sich enthalten.


Im März 2015 hatte die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) einen Bericht veröffentlicht, dem zufolge das Pflanzengift für den Menschen "wahrscheinlich krebserregend" ist. Andere Institute, darunter das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa), stufen Glyphosat allerdings als nicht akut gesundheitsgefährdend ein. Im Mai 2016 war ein Fachgremium, an dem die WHO beteiligt war, zu dem Ergebnis gekommen: "Glyphosat ist nicht krebserregend."

Allerdings gibt es Vorwürfe, an den Bewertungen beteiligte Forscher gehörten zu einem von Pflanzenschutzmittelherstellern finanzierten Netzwerk. Zudem soll Glyphosat-Hersteller Monsanto Forscher bezahlt haben, damit diese positiv über den Unkrautvernichter urteilen.


Das weltweit am meisten eingesetzte Herbizid Glyphosat ist wahrscheinlich krebserregend. Mit dieser Aussage hatte die Internationale Krebsforschungsagentur (IARC) bereits im März für Aufsehen gesorgt. Nun liegen umfassende Belege für die Bewertung vor. In einer 92 Seiten umfassenden Monografie veröffentlichte die IARC Grundlagen zum Pflanzenschutz-mittel, sie gibt einen Überblick über relevante Studien und liefert darauf basierend eine Ein-schätzung. So hatte es die Weltgesundheitsorganisation WHO in Auftrag gegeben.

Mehr als 200 Studien sind in die Bewertung eingeflossen. Die Zusammenfassung ist knapp gehalten: Es gebe derzeit nur "begrenzt Beweise" dafür, dass Glyphosat die Bildung von Krebs im menschlichen Körper fördert. Ein positiver Zusammenhang sei für das Non-Hodgkin-Lymphom beobachtet worden. Tierversuche hätten derweil "ausreichend Beweise" für die Karzinogenität der Substanz geliefert. In der Summe: Glyphosat ist "wahrscheinlich krebserregend für Menschen".

Die genauen Unterschiede in der Studiengrundlage und deren Bewertung werden die für die Bewilligung zuständigen Behörden und der Saatgutkonzern Monsanto in den nächsten Tagen intensiv beschäftigen. Bedeutsam scheinen nach erster Prüfung eine umfassende epidemiologische Studie aus den USA und Kanada sowie weitere Kontrolluntersuchungen – und was die Autoren daraus abgeleitet haben. Die Untersuchungen hatten laut den Krebs-forschern den Verdacht erhärtet, dass Glyphosat eine genotoxische Wirkung haben und dadurch bereits in geringsten Mengen krebserzeugende Mechanismen auslösen kann. Es habe sich außerdem gezeigt, dass Glyphosat oxidativen Stress auslösen kann – eine Belastung, die unter anderem in Fischen und anderen Lebewesen im Wasser nachgewiesen wurde.

Der Gesamtbefund der IARC widerspricht der Einschätzung des deutschen Bundesinstitu-tes für Risikobewertung (BfR). Dieses hatte der Europäischen Behörde für Lebensmittelsi-cherheit EFSA empfohlen, die Zulassung von Glyphosat in der EU für die nächsten zehn Jahre zu verlängern. Das europäische Wiederzulassungsverfahren verzögert sich nun, da die EFSA die heute erschienene Monografie in ihrem Entscheid berücksichtigen will. Die Zulassung von Glyphosat, und folglich auch die aller Glyphosat-haltiger Pflanzenschutzmit-tel, läuft Ende des Jahres aus. Es wird daher bereits eine Verlängerung der aktuellen Zul-assung um ein halbes Jahr diskutiert. Umso gespannter haben Unternehmen, Politiker, Forscher und Umweltverbände die umfassende Meta-Analyse der Krebsforschungsagentur erwartet.

"Die Umwelt- und  Gesundheitsbilanz von Glyphosat wird zunehmend kritisch bewertet. Es gefährdet die menschliche Gesundheit und hat direkte und indirekte Auswirkungen auf die biologische Vielfalt. Daher wird es höchste Zeit, dass die Bundesregierung das Vorsorge-prinzip ernst nimmt und die Zulassung für Glyphosat bis zur Klärung offener Fragen aus-setzt", kommentiert Nabu-Bundesgeschäftsführer Leif Miller die Analyse.

Die Glyphosate Task Force (GTF) sieht in der Monografie derweil "wenig bis keine prakti-sche Relevanz für die Bewertung möglicher Risiken" als Pflanzenschutzmittel in der Land-wirtschaft. Die GTF, ein Zusammenschluss von Monsanto Europa, Syngenta und anderen wichtigen Agrarchemie-Unternehmen, hatte den Antrag für die Wiederzulassung von Gly-phosat in Europa gestellt.

Grund für die unterschiedliche Einstufung sei gemäß GTF die Herangehensweise der IARC. Die Aufgabe der Agentur habe darin bestanden, mögliche Gefahren zu identifizieren. Nicht, wie sie selbst in der Präambel hinweist, eine Risikobewertung: "Die Unterscheidung zwi-schen Gefahr und Risiko ist entscheidend, und die Monografen ermitteln Krebsgefahren auch dann, wenn bei der aktuellen Exposition die Risiken sehr gering sind, da künftige Nutzung oder unvorhersehbare Exposition Risiken hervorrufen könnten, die bedeutend höher sind", heißt es. Monsanto kündigte daher bereits im Voraus an, die Monografie einer "externen Prüfung" zu unterziehen.

Derzeit werden pro Jahr weltweit mehr als 700.000 Tonnen Glyphosat versprüht. In Deutschland bringen Landwirte rund 6.000 Tonnen aus, wobei 39 Prozent aller Ackerflächen behandelt werden. Auch im Hobbygarten und auf öffentlichen Wegen wird das Gift gespritzt, um sich das Hacken des Unkrauts zu ersparen. Neben den direkten toxischen Effekten gefährdet die Wirkung als Breitbandherbizid auch zahlreiche andere Organismen, denn durch die Vernichtung der Wildkrautflora gehen Nahrungsquellen und Lebensräume verloren.

http://www.zeit.de/wissen/umwelt/2015-07/glyphosat-krebs-herbizid-landwirtschaft



Glyphosat

Anleitung: Neutraler StandpunktDie Neutralität dieses Artikels oder Abschnitts ist umstritten. Eine Begründung steht auf der Diskussionsseite. Weitere Informationen erhältst du hier.
Strukturformel
Strukturformel von Glyphosat
Allgemeines
NameGlyphosat
Andere Namen
N-(Phosphonomethyl)glycin
SummenformelC3H8NO5P
CAS-Nummer
  • 1071-83-6
  • 40465-66-5 (Ammonium-Salz)
  • 38641-94-0 (Isopropylammonium-Salz)
PubChem3496
Kurzbeschreibung
farbloser, geruchloser Feststoff[1]
Eigenschaften
Molare Masse169,07 g·mol−1
Aggregatzustand
fest
Dichte
1,71 g·cm−3[1]
Schmelzpunkt
230 °C (Zersetzung)[1]
pKs-Wert
< 2; 2,6; 5,6; 10,6[2]
Löslichkeit
wenig in Wasser (10,1 g·l−1 bei 20 °C)[1]
Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (CLP),[3] ggf. erweitert[1]
05 – Ätzend09 – Umweltgefährlich
Gefahr
H- und P-SätzeH: 318​‐​411
P: 273​‐​280​‐​305+351+338 [1]
Toxikologische Daten
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.
Glyphosat ist eine chemische Verbindung aus der Gruppe der Phosphonate. Es ist die biologisch wirksame Hauptkomponente einiger Breitband- bzw. Totalherbizide und wurde seit der zweiten Hälfte der 1970er Jahre von Monsanto als Wirkstoff unter dem Namen Roundup zur Unkrautbekämpfung auf den Markt gebracht. Weltweit ist es seit Jahren der mengenmäßig bedeutendste Inhaltsstoff von Herbiziden.
Glyphosat wird in Landwirtschaft, Gartenbau, Industrie und Privathaushalten eingesetzt und wirkt nicht-selektiv gegen Pflanzen, dies bedeutet, dass alle damit behandelten Pflanzen absterben. Ausnahmen bilden Nutzpflanzen, die gentechnisch so verändert worden sind, dass sie eine Herbizidresistenz gegenüber Glyphosat besitzen. Die angebotenen Glyphosat-Produkte unterscheiden sich in der Salz-Formulierung, dem Medium (Lösung oder Granulat) sowie der Wirkstoffkonzentration. Beispiele für Formulierungen sind das Glyphosat-Ammonium-Salz und das Glyphosat-Isopropylammonium-Salz.
Im Vergleich mit anderen Herbiziden weist Glyphosat meist eine geringere Mobilität, eine kürzere Lebensdauer und eine niedrigere Toxizität gegenüber Tieren auf.[5][6][7] Dies sind für landwirtschaftlich verwendete Herbizide in der Regel wünschenswerte Eigenschaften.[8]
Ausgehend von Medienberichten und einigen kontrovers diskutierten Studien über mögliche Gesundheitsgefahren von Glyphosat hat sich seit Jahren eine intensive öffentliche und wissenschaftliche Debatte entwickelt. Ab 2015 verschärfte sich die Diskussion zusehends. Eine europäische Bürgerinitiative forderte mit 1,3 Millionen Unterschriften das Verbot von Glyphosat. Als Anlass dafür sind die Ende 2017 anstehende Wiederzulassung in der EU sowie die Bewertung als „wahrscheinlich krebserzeugend“ für den Menschen seitens der Internationalen Agentur für Krebsforschung zu nennen. Dieser Bewertung widersprachen andere Behörden und Organisationen, unter anderem die EFSA, die die Bewertung des BfRübernahm, der JMPR, die USEPAHealth Canada und die ECHA.

Geschichte

Der Schweizer Chemiker Henri Martin, der für Cilag arbeitete, synthetisierte erstmals Glyphosat im Jahre 1950. Die neue Verbindung wurde weder in der Literatur beschrieben noch vermarktet. 1959 wurde Cilag von Johnson & Johnson übernommen und Glyphosat zusammen mit anderen Proben an Sigma-Aldrich verkauft. Auch Sigma-Aldrich verkaufte in den 1960er Jahren nur kleine Mengen des Stoffs, dessen biologische Aktivität weiterhin unbekannt war. Monsanto testete zu dieser Zeit mehrere Verbindungen zur Wasserenthärtung, u. a. etwa 100 Varianten der Aminomethylphosphonsäure. Bei Tests von des Chemikers Phil Hamm zur Herbizidwirkungdieser Varianten fielen zwei Verbindungen mit einer – allerdings niedrigen – Wirkung auf. John E. Franz, ein weiterer für Monsanto tätiger Wissenschaftler, analysierte die Stoffwechselwirkungen dieser beiden Verbindungen in Pflanzen und entwickelte darauf aufbauend Derivate der betrachteten Stoffe, darunter auch Glyphosat als eines der möglicherweise stärker herbizid wirkenden Produkte. Im Mai 1970 synthetisierte Monsanto erstmals die Verbindung und ließ Glyphosat 1971 als Herbizid patentieren. Das Patent wurde 1974 erteilt.[9][10]
Die Substanz kam erstmals 1974 als Wirkstoff des Herbizids Roundup auf den Markt. Zunächst wurde das kostengünstige Glyphosat in der Landwirtschaft benutzt, um die Felder vor der neuen Aussaat von Unkräutern zu befreien. In den 1990er Jahren wurden gentechnisch veränderte Pflanzen mit Glyphosatresistenz zugelassen. Dies ermöglichte es, Glyphosat auch nach der Aussaat und während des gesamten späteren Wachstums der Pflanzen einzusetzen.

Produktion

Glyphosat wurde 2015 von mindestens 91 Chemieunternehmen in 20 Ländern hergestellt. Allein in China gibt es 53 Hersteller, in Indien 9 und in den USA 5. Die produzierte Menge wurde für das Jahr 2008 auf 600.000 Tonnen Glyphosat geschätzt, 2011 auf 650.000 Tonnen und 2012 auf 720.000 Tonnen. Mehr als 40 % des Glyphosats werden in China hergestellt.[11] 2016 exportierten chinesische Unternehmen über 70.000 t Glyphosat und -Formulierungen.[12]
Die Patente auf die Herstellung von Glyphosat sind 2000 abgelaufen.[13][14]

Gewinnung und Darstellung

Glyphosat kann durch Reaktion von Phosphortrichlorid mit Formaldehyd und Wasser und anschließende Reaktion der als Zwischenprodukt entstehenden Chlormethylphosphonsäure mit Glycin gewonnen werden. Ebenfalls möglich ist die Darstellung durch Reaktion von Ethylglycinat oder Glycin mit Formaldehyd, Diethylphosphit oder Phosphorsäure und Chlorwasserstoff.[15]

Eigenschaften


Glyphosat-Ionen und pKS-Werte.[2]
Glyphosat ist eine geruchlose, wasserlösliche und nicht flüchtige Substanz. Glyphosat wird als Säure und als Salz hergestellt.[16]
Glyphosat ist eine amphotere Verbindung und hat daher mehrere pKS-Werte. Wegen ihrer hohen Polarität ist die Substanz in organischen Lösungsmitteln praktisch unlöslich.[17]
Industriell hergestelltes Glyphosat hat im Mittel einen Reinheitsgrad von 96 % Trockengewicht. Der Rest verteilt sich auf einige Nebenprodukte der Synthese. Der Anteil der Nebenprodukte liegt je unter einem Prozent.[17]
Eine typische Glyphosat-Formulierung enthält 356 g/l Glyphosat oder 480 g/l Isopropylamin-Glyphosat sowie ein Netzmittel, um das Eindringen durch die Pflanzenoberfläche zu verbessern.[17]

Analytik

Aufgrund ihrer hohen Polarität sind Glyphosat sowie ihr wichtigster Metabolit AMPA nur schwer mittels Flüssigchromatographie zu trennen. Daher wird es bei der Aufarbeitung nach ISO 21458 mit Fmoc umgesetzt. Die entstehenden Derivate sind dann mittels Fluoreszenzdetektor erfassbar.[18] Moderne Methoden sehen eine Flüssigchromatographie mit Tandem-Massenspektrometrie (LC-MS/MS) vor.[19][20]

Wirkmechanismus


Wirkungsweise von Glyphosat.[21]
Glyphosat blockiert das Enzym 5-Enolpyruvylshikimat-3-phosphat-Synthase (EPSPS), das zur Synthese der aromatischen Aminosäuren PhenylalaninTryptophan und Tyrosin über den Shikimatweg in Pflanzen, wie auch in den meisten Mikroorganismen, benötigt wird. Grund für die Blockade ist die chemische Ähnlichkeit von Glyphosat mit Phosphoenolpyruvat (PEP), dem regulären Substrat der EPSPS.[22] Glyphosat ist der einzige bekannte Herbizidwirkstoff, der effektiv EPSPS blockiert.[5]

Umweltverhalten

Wegen seiner chemischen Ähnlichkeit zum Phosphat-Ion wird Glyphosat ähnlich stark an die gleichen Bodenminerale angelagert („adsorbiert“) wie Phosphat selbst. Beide adsorbieren beispielsweise stark an Aluminium- und Eisenoxide. Eine hohe Phosphatkonzentration im Boden könnte durch Kompetition die Adsorption von Glyphosat behindern und so zu einer höheren Auswaschung von Glyphosat aus der durchwurzelten Bodenzone führen. Verschiedene Labor- und Feldstudien haben jedoch für die meisten Mineralien und Böden keinen oder nur einen begrenzten Einfluss des Phosphats feststellen können.[23]
Wegen der starken Adsorption im Boden ist Glyphosat nur selten und meist in geringen Konzentrationen in Grundwasserproben nachweisbar. Der Anteil des durch Oberflächenabfluss von einer mit Glyphosat behandelten Fläche ausgespülten Wirkstoffs liegt meist bei weniger als einem Prozent der ausgebrachten Menge. Europaweit lag der Anteil an Messstellen, an denen der vorgeschriebene Grenzwert von 0,1 µg/l im Grundwasser überschritten wurde, unter 1 %. Werte über dem Grenzwert wurden u.a. in Italien, Deutschland, Niederlande, Dänemark, Norwegen, Frankreich und Spanien festgestellt. Auf Grundlage der von der Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) erhobenen Daten für Deutschland wurde Glyphosat in den Jahren 2008, 2009 und 2011 in 0,4 bis 0,5 % der Messproben in höheren Konzentrationen als der vorgeschriebene Grenzwert im Grundwasser analysiert.[24]
In einigen Ländern wird Glyphosat gegen Wasserpflanzen eingesetzt, die auf der Oberfläche schwimmen oder aus ihr herausragen. Nach solchen Aktionen wurden im Wasser Glyphosat-Konzentrationen von 0,01 bis 1,7 mg a.e./l (a.e. = acid equivalent) gemessen; im Sediment lagen die Konzentrationen zwischen 0,11 und 19 mg a.e./kg Trockengewicht.[25]
In sterilem Wasser ist Glyphosat über eine große Breite von pH-Werten stabil; eine Hydrolyse findet kaum statt. Auch bei zusätzlicher Bestrahlung mit Sonnenlicht (Photolyse) wurde Glyphosat im pH-Bereich von 5–9 nach 30 Tagen zu weniger als 1 % abgebaut. Die Abbauraten durch Photolyse sind sehr niedrig, wenn sich Glyphosat in oder an Bodenoberflächen befindet.[26] In Fließgewässern sorgen neben dem mikrobiellen Abbau auch die Adsorption an Sedimente und Schwebeteilchen sowie die Verdünnung durch weitere Zuflüsse für einen Rückgang der Glyphosatkonzentration im Wasser. Die Abbaurate in stehenden Gewässern ist von den lokalen Bedingungen abhängig. Die Halbwertszeit für den Abbau von Glyphosat in Gewässern wird auf 7 bis 14 Tage geschätzt.[25]

Abbauwege von Glyphosat im Boden[25]
Glyphosat wird vor allem von Mikroorganismen im Boden – und zwar sowohl unter aeroben wie unter anaeroben Bedingungen – abgebaut. Die Abbau-Geschwindigkeit hängt vor allem von der mikrobiellen Aktivität des Bodens ab. Der Abbau verläuft hauptsächlich über AMPA (Aminomethylphosphonsäure) oder über Glyoxylsäure und endet mit der Freisetzung von Kohlenstoffdioxid, Phosphat und Ammonium.[25] Die Halbwertszeit für Glyphosat im Boden (DT50-Wert) beträgt nach Feldstudien auf Ackerland im Mittel 14 Tage und etwa 30–60 Tage in Waldökosystemen.[26] Bei 47 Feldversuchen auf Acker- und Waldflächen in Europa und Nordamerika lag die DT50 zwischen 1,2 und 197 Tagen, der Durchschnitt aus allen Studien betrug 32 Tage.[25]
Wegen der geringen Flüchtigkeit von Glyphosat ist die Verdampfung des ausgebrachten Wirkstoffs vom Feld vernachlässigbar. Die Abdrift auf benachbarte Flächen hängt vom Wetter und den verwendeten Sprühgeräten ab. Bei modernen Feldspritzen erreicht durch Verdriftung noch etwa 4 % der Ausbringungsrate von Pflanzenschutzmitteln eine Entfernung von 1 m vom Feldrand. Beim Einsatz von Agrarflugzeugen ist die Abdrift größer, in 25 m Entfernung beträgt sie noch 10 % der Ausbringungsrate, in 75 m Entfernung 1 %.[25]

Anwendung und Bedeutung

Glyphosat ist ein nicht-selektives Blattherbizid (Breitband- oder Totalherbizid) mit systemischer Wirkung, welches über jegliche grüne Pflanzenteile aufgenommen wird. Glyphosat wird in der konventionellen Landwirtschaft gegen einkeim- und zweikeimblättrige Unkräuter im Acker-, Wein- und Obstbau, beim Anbau von Zierpflanzen, auf Wiesen, Weiden und Rasenflächen sowie im Forst verwendet.[27] Die Blätter nehmen Glyphosat durch Diffusion auf. Den meisten Glyphosat-Formulierungen werden grenzflächenaktive Substanzen (sogenannte Netzmittel oder Spreizer) zugesetzt, die für eine gleichmäßige Benetzung der Blätter sorgen und so die Aufnahme verbessern. Innerhalb der Pflanze wird Glyphosat über das Phloem verteilt. Glyphosat, das auf den Boden gelangt, wird dort adsorbiert und kann daher nur in geringem Maße von Pflanzen aufgenommen werden. Eine Aussaat oder Neupflanzung kann bald nach Ausbringen des Herbizids erfolgen.[25]

Glyphosateinsatz zum Freihalten der Baumscheibeauf einer Apfelplantage
Da Glyphosat über alle grünen Pflanzenteile einschließlich der Blätter aufgenommen wird, wird es im konventionellen Pflanzenbaueingesetzt, bevor die eigentliche Feldfrucht gesät wird. Zu diesem Zeitpunkt sind jedoch oft schon viele der Unkräuter aufgegangen, d. h. sie haben grüne Pflanzenteile, die von der Glyphosatanwendung getroffen werden können. Üblich ist auch eine Sprühanwendung unmittelbar nach der Saat. Schnell und oberflächlich keimende Unkräuter werden dadurch getroffen, während die tiefer eingesäten Kulturpflanzen verschont bleiben (siehe: Vorauflauf bzw. Vorauflaufherbizid).
In bereits etablierten Wein- und Obstplantagen kann Glyphosat eingesetzt werden, wenn sich keine Blätter der Weinstöcke oder der Obstbäume in einem bodennahen Anwendungsbereich befinden (siehe Abbildung rechts).
Nutzpflanzen, die (aufgrund gentechnischer Methoden) gegen Glyphosat resistent sind, werden bereits in vielen wichtigen Produktionsländern angebaut. Bei solchen gentechnisch veränderten, glyphosatresistenten Nutzpflanzen wie Sojabohne, Raps, Baumwolle und Mais kann Glyphosat auch angewandt werden, wenn die Pflanzen bereits aufgegangen sind. Es wird eine Anwendung nicht nur vor der Aussaat – wie bei konventionellen Pflanzen – möglich, sondern zu verschiedenen Zeitpunkten des Anbaus. Die notwendige mechanische Bodenbearbeitung wird dadurch verringert. Allerdings erhöht sich der Glyphosateinsatz. Die Kombination glyphosatresistente Feldfrucht + mehrfache Glyphosat-Anwendung und der hohen Anwendungsgrad in mehreren großen Anbauländern wird mit den wirtschaftlichen Vorteilen dieser Form der Unkrautbekämpfung begründet.[5] Neben glyphosatresistenten Nutzpflanzen haben sich auch Herbizidresistente Unkräuter, vor allem auch mit Glyphosatresistenzen entwickelt, wie beispielsweise Amaranthus palmeri,[28] welche nicht mehr allein durch den Einsatz von Glyphosat bekämpft werden können.

Europäische Union

Eine 2014 veröffentlichte Studie untersuchte die Folgen eines möglichen Verbots von Glyphosat für die Saatbettbehandlung bei Wintergetreide und Raps in der EU-25. Landwirte würden bei einem Wegfall von Glyphosat ihre Unkrautbekämpfung vermehrt auf mechanische Behandlung und selektive Herbizide umstellen. Ohne signifikante Anpassungen und Innovationen im Anbau würden sie hohe Ertragsverluste erleiden, die sich auf bis zu 14,5 Millionen Tonnen in der EU-25 summieren könnten. Um trotz geringerer Erträge das vorherige Produktionsniveau zu erhalten, müsste die Anbaufläche um bis zu 2,4 Millionen Hektar ausgedehnt werden. Eine solche Ausdehnung würde steigende Treibhausgasemissionen nach sich ziehen. Alternativ könnten mehr Agrarerzeugnisse von außerhalb der EU importiert werden.[29]

Deutschland

Glyphosat wird in der deutschen Landwirtschaft zu drei verschiedenen Zeitpunkten verwendet: um die Aussaat herum, zwischen Ernte der Winterfrucht und Aussaat der Sommerfrucht und – stark eingeschränkt – vor der Ernte (Sikkation).[30][31] Glyphosatresistente Nutzpflanzen spielen in Deutschland keine Rolle.[32]
Unkräuter können direkt vor oder bis zu fünf Tage nach der Aussaat mit Glyphosat bekämpft werden. Diese Nutzung als Vorauflaufherbizid wird auf 5–6,2 % der Fläche mit Wintergetreide und knapp 18,3 % der Fläche für Winterraps angewandt.[30]
Laut einer Expertenbefragung aus dem Jahr 2011 werden 30 % der deutschen Ackerfläche jährlich mit Glyphosat behandelt.[30][31] Eine Umfrage unter 896 Landwirten aus demselben Jahr schätzte den Flächenanteil auf 39 %.[32] Bei der pfluglosen Bodenbearbeitung wird mit Ausnahme Süddeutschlands standardmäßig Glyphosat verwendet.[30][31]
Die Anwendung nach der Ernte einer Winterfrucht oder vor der Aussaat einer Sommerfrucht dient der Bekämpfung von Durchwuchs und Unkräutern. Die Anwendung nach der Ernte findet auf 27 % der Wintergetreidefläche und 52 % der Winterrapsfläche statt. Vor der Aussaat im Frühling wird Glyphosat auf 41 % der Mais- und 53 % der Zuckerrübenfläche ausgebracht.[30][31] Steinmann et al. (2012) schätzen, dass 68,1 % des Glyphosateinsatzes auf die Stoppelbehandlung entfallen.[32]
Die Kultur wird maximal sieben Tage vor der Ernte von Getreide, Raps und Leguminosen behandelt, dies dient der Abreifebeschleunigung der Kulturpflanze sowie der gleichzeitigen Abtötung von Unkräutern. Die Sikkation mit Glyphosat ist in Deutschland insgesamt nicht von großer Bedeutung: In Küstennähe wurden geschätzte 65 % der Wintergerstenbestände aufgrund eines großen Unkrautdrucks behandelt. In Ostdeutschland wurden in nassen Jahren bis zu 20 % der Wintergetreide und -rapsflächen behandelt, in Restdeutschland weniger als 5 % der Fläche.[30][31] In der Schweiz ist die Sikkation verboten.[33] In Deutschland ist die Vorerntebehandlung seit 2014 nur für besonders schwierige Erntesituationen erlaubt, aber nicht mehr für die Steuerung des Erntetermins (Drusch).[34]
Im Jahr 2014 wurden 5330 Tonnen Glyphosat auf deutschen Äckern ausgebracht, 2012 waren es noch 5941 Tonnen. Im privaten Bereich, also von Haus- und Kleingärtnerbesitzern, wurden 2014 insgesamt 95 Tonnen verwendet, 2012 waren es nur 40 Tonnen.[35]
Laut einer Studie von Wissenschaftlern der Universität Gießen würde ein Verbot von Glyphosat zu einem verstärkten Einsatz anderer Herbizide und des Pflugs führen und zudem das Risiko von Resistenzentwicklungen aufgrund des Wegfalls eines Wirkstoffs erhöhen (Garvert et al., 2013;[31] Schmitz & Garvert, 2012.[30]) In Küstenregionen und Ostdeutschland käme es mittelfristig zu Ertragseinbußen von 5–10 %. Die Deckungsbeiträge würden insbesondere in Küstengebieten und Ostdeutschland sinken. Einer auf die EU ausgedehnten Modellrechnung zufolge würde ein Verbot in der gesamten EU die Produktion um 5 % reduzieren, was einen Anstieg von Importen und Preisen zur Folge hätte. Insgesamt würden Wohlfahrtsverluste von 1,4 Mrd. US-Dollar entstehen.[30][31] Steinmann et al. (2012) beziffern den Nutzen von Glyphosat in Deutschland auf 79–202 Mio. Euro pro Jahr. Im Unterschied zu der Gießener Untersuchung nehmen die Göttinger Wissenschaftler an, dass es ohne Glyphosat nicht zu Ertragseinbußen kommen würde, da ein verstärkter Einsatz von Pflug und anderen Herbiziden zur Unkrautbekämpfung derartige Effekte kompensieren würde.[32]
Das Julius Kühn-Institut (JKI) veröffentlichte 2015 eine Folgenabschätzung für den teilweisen oder vollständigen Verzicht auf glyphosathaltige Herbizide in der deutschen Landwirtschaft. Laut JKI würde der vollständige Ersatz von Glyphosat durch (die teurere) mechanische Unkrautbekämpfung in Dauerkulturen (insbesondere bei Äpfeln) gravierende Folgen haben und sei wirtschaftlich kaum vertretbar. Im Ackerbau könne unter günstigen Bedingungen (abhängig von Standort, Witterung und Anbaupraxis) eine mechanische Unkrautbekämpfung zu einem betriebswirtschaftlich identischen oder sogar besseren Ergebnis führen. Unter ungünstigen Bedingungen führe der Ersatz von Glyphosat durch mechanische Verfahren zu Ertragseinbußen, bei Brotweizen entsprechen diese Verluste 6 bis 17 % des Deckungsbeitrags. Um eine Kostenäquivalenz von drei Bodenbearbeitungsgängen mit der Glyphosatanwendung zu erreichen, müssten die Glyphosatpreise um ca. 75 % ansteigen. Allerdings seien daneben auch andere Faktoren für die ökonomische Vorteilhaftigkeit entscheidend, etwa ausreichende Feldarbeitstage und Arbeitskraftkapazitäten sowie ausreichende Mechanisierung. Auch dürfe nach der Ernte keine Trocknung notwendig sein. Das JKI empfiehlt, Glyphosatanwendungen nicht von vornherein als Standardmaßnahme im Ackerbau anzusehen und in bestimmten Situationen mechanische Arbeitsgänge als flexible Alternative (z. B. im jährlichen Wechsel mit Glyphosat) zu prüfen.[36]

Vereinigtes Königreich

Einer 2010 veröffentlichten Studie zufolge (Cook et al., 2010) hätte ein Verbot von Glyphosat signifikante Folgen für Landwirtschaft und Umwelt. Ohne Glyphosat würden die Landwirte häufiger pflügen, was den Arbeitsaufwand um 50 % erhöhen würde. Auch wären mehr Maschinen notwendig, geerntetes Getreide müsste zusätzlich getrocknet werden und seine Qualität würden sinken. Die Autoren schätzten Mehrkosten in Höhe von £473 pro Hektar bei Weizen und £470 pro Hektar bei Raps. Außerdem würden die Lebensmittelpreise steigen. Hinsichtlich der Umwelt würde der Wegfall der pfluglosen Bodenbearbeitung zu erhöhter Bodenerosion, Vernässung und dem Verlust organischer Substanz und Biodiversität führen. Produktivitätsverluste würden zu einer Ausdehnung der Anbaufläche und vermehrten Importen von Weizen und Raps führen. Häufigeres Pflügen und die Umwandlung von Gras- in Ackerland zur Kompensierung niedrigerer Erträge würde die Treibhausgasemissionen um geschätzte 12 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent ansteigen lassen.[37]

Schweiz

Laut der Stiftung für Konsumentenschutz werden in der Schweiz jährlich 300 Tonnen des Herbizids versprüht.[38]

Vereinigte Staaten


Geschätzte Ausbringungsmenge in den USA 2013
Im Jahr 2007 wurden von keinem Herbizid mehr in der US-Landwirtschaft eingesetzt als von glyphosathaltigen Produkten.[39]Insgesamt wurden 2011 mehr als 110.000 Tonnen verbraucht, davon ein Großteil im Soja- und Maisanbau. Neben Roundupsind Dutzende anderer glyphosathaltiger Herbizide auf dem Markt, beispielsweise Clinic von NufarmGlyfos von Cheminova,[40] Touchdown von Syngenta[41] oder VOROX Unkrautfrei Direkt (Compo).[42]

Wirkung auf Nichtzielorganismen

Die Wirkung von Glyphosat auf Nichtzielorganismen wurde umfangreich untersucht, unter anderem durch die USEPA, die WHO und die EU. Fast alle wissenschaftlichen Einzelstudien, Übersichtsarbeiten und Behörden bestätigen, dass die zugelassenen Anwendungen von Glyphosat keine Gesundheitsrisiken bergen.[5][6][17][25][43] Nichtregierungsorganisationen wie der Naturschutzbund DeutschlandGreenpeace oder Friends of the Earth vertreten unter Berufung auf vereinzelte Studien den Standpunkt, dass Glyphosat erhebliche Gesundheits- und Umweltrisiken berge.[44][45][46]
Die Giftigkeit von Glyphosat ist für Tiere (Säugetiere, Vögel, Fische, und Wirbellose) gering, da das gehemmte Enzym EPSPS nur bei Pflanzen, Pilzen und Mikroorganismen vorhanden ist. Die Toxizität glyphosatbasierter Produkte kann durch ihre Formulierung beeinflusst werden. So führt beispielsweise die Verwendung von Netzmitteln (wie bei Roundup) zu einer höheren Toxizität, insbesondere bei Wassertieren. Als Isopropylammonium-Salz ist Glyphosat besonders für Fische weniger toxisch.[25]Von Tieren wird aufgenommenes Glyphosat schnell und unmetabolisiert wieder ausgeschieden.[27]

Aufnahme in den Körper

Bei Fütterungsstudien an Ratten wurde oral verabreichtes, radioaktiv markiertes Glyphosat mit einer Rate zwischen 15 und 36 % in den Körper aufgenommen, der Rest wurde mit dem Kot wieder ausgeschieden. Bei niedriger Dosierung wurden die höchsten prozentualen Aufnahmeraten erreicht. Aufgenommenes Glyphosat wurde zum größten Teil unmetabolisiert ausgeschieden. Etwa 10 % des verabreichten Glyphosats waren im Urin nachweisbar, weniger als 0,3 % tauchten als CO2 in der Atemluft auf, der größte Teil wurde mit dem Kot abgegeben. Fütterungsstudien an Kaninchen, Milchziegen und Hühnern zeigten eine vergleichbare Aufnahmerate und entsprechende Glyphosatgehalte in Geweben sowie in Milch und Eiern.[17]
Die Aufnahmerate von Glyphosat über die Haut ist sehr niedrig. Sowohl aus unverdünnter Roundup-Lösung als auch aus einer Spritzmittel-Lösung nahmen Hautproben bei einer Einwirkzeit von 16 Stunden bis zu 2 % des in der Lösung enthaltenen Glyphosats auf.[17]
Die in detaillierten Studien zur Exposition von Landwirten beobachtete maximale systemische Exposition beträgt 0,004 mg/kg. Der maximale Wert ohne toxische Wirkung (NOEL) beträgt 175 mg/kg.[47]
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit geht bei Lebensmittelrückständen von 0,3 mg/kg bei Mais und 7 oder 10 mg/kg bei Sojabohnen von keinem länger anhaltenden Gesundheitsrisiko für den Verbraucher aus.[48] Jedoch liegen die Grenzwerte heute bei Mais bei 1 mg/kg und bei Sojabohnen bei 20 mg/kg.[49]
Das gemeinsame Treffen (2004) der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation und der Weltgesundheitsorganisation zur Risikobewertung von Rückständen von Pflanzenschutzmitteln in 32 Nahrungsmitteln kam zu dem Schluss, dass Glyphosatrückstände mit keinen akuten oder chronischen Gesundheitsgefährdungen für den Verbraucher einhergehen.[50]

Exposition von Schwangeren

Im Kontext einer Langzeitstudie in Thailand wurde festgestellt, dass Frauen, die in der Landwirtschaft tätig sind oder deren Familienangehörige in der Landwirtschaft arbeiten, höhere Werte von Paraquat und Glyphosat sowohl im eigenen Blutserum als auch im Blutserum der Nabelschnur aufwiesen. Die Autoren schlussfolgern, dass langfristige Auswirkungen der pränatalen Exposition von Glyphosat auf die Gesundheit der Kinder erforscht werden sollten sowie dass in Thailand der Einsatz und Verkauf von Herbiziden stärker zu regulieren wäre.[51]

Glyphosat in Muttermilch

Bei einer stichprobenmäßigen Untersuchung (n=16) im Auftrag der Partei Die Grünen sind gemäß deren Angaben bei allen 16 Muttermilchproben Rückstände von Glyphosat festgestellt worden. Das BfR und die Nationale Stillkommission gaben am 30. Juni 2015 an, dass die gemessenen Gehalte von bis zu 0,43 Nanogramm (ng) pro Milliliter (ml) gesundheitlich unbedenklich seien. Die veröffentlichten Werte würden bei Neugeborenen zu einer Glyphosataufnahme führen, die um einen Faktor von mehr als 4000 niedriger liegt als der in der EU abgeleitete Richtwert, bei dem keine gesundheitlichen Risiken zu erwarten seien. Darüber hinaus bestehen laut BfR erhebliche Zweifel an der Methodik des Tests.[52]
Das BfR gab daraufhin eine Studie in Auftrag, in der zwei unabhängige Analyseverfahren mit hoher Sensitivität entwickelt und 114 Muttermilchproben aus Niedersachsen und Bayern untersucht wurden. Die Studie fand keine Glyphosatrückstände. Laut BfR ist aufgrund der physikalisch-chemischen Eigenschaften von Glyphosat kein relevanter Übergang des Wirkstoffes in Muttermilch zu erwarten und wissenschaftlich bisher nicht belegt.[53] Die Studie erschien im Januar 2016 im Journal of Agricultural and Food Chemistry.[54]
Die Anti-Gentechnikorganisation Moms Across America (MAA) veröffentlichte im April 2014 die Ergebnisse von Analysen, die in drei von zehn Proben nach eigenen Angaben Glyphosatrückstände in der Muttermilch gefunden hatten. Die Analysen wurden von einem Auftragsforschungsinstitut im Auftrag von MAA und Sustainable Pulse mit Unterstützung von Environmental Arts & Research durchgeführt.[55] Eine im Juli 2015 erstmals veröffentlichte Untersuchung (im März 2016 in The American Journal of Clinical Nutrition publiziert[56]) der Washington State University fand in landwirtschaftlichen Regionen Washingtons, in denen Glyphosat routinemäßig eingesetzt wird, kein Glyphosat in der Muttermilch. Die Milchproben wurden von Monsanto Labors in St. Louis untersucht und die Analyseergebnisse wurden unabhängig an einem in Wisconsin gelegenen Auftragsforschungsinstitut verifiziert.[57]
Bus (2015) kam in einer von der Glyphosate Task Force finanzierten Untersuchung zu dem Ergebnis, dass die nicht peer-reviewten Ergebnisse der MAA nicht plausibel sind.[58]

Glyphosat im Urin

Im Frühjahr 2013 wurden 182 Urinproben aus 18 europäischen Ländern auf Glyphosat und sein Abbauprodukt AMPA untersucht, finanziert wurde die Studie vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland und Friends of the Earth. Die Mittelwerte der bestimmten Konzentrationen lagen bei 0,21 µg/l für Glyphosat und 0,18 µg/l für AMPA, bei einer Bestimmungsgrenze von jeweils 0,15 µg/l. Als Maximalwerte wurden 1,56 µg Glyphosat und 2,63 µg AMPA pro Liter gefunden.[59] Zwar wurde in 44 % der untersuchten Proben Glyphosat nachgewiesen, die gemessene Konzentration im Urin liegt aber laut Stellungnahme des Bundesinstitutes für Risikobewertung (BfR)„weit unterhalb eines gesundheitlich bedenklichen Bereichs“ (Faktor 1000). Beim Menschen werden 20–30 % des Glyphosats aus der Nahrung durch den Darm aufgenommen und dann größtenteils durch den Urin wieder ausgeschieden.[60]
Eine 2015 von BfR-Wissenschaftlern im Journal für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit veröffentlichte Übersichtsarbeit analysierte sieben Studien aus den USA und Europa, in denen Glyphosat im Urin gefunden wurde. Die Arbeit kommt zu dem Schluss, dass keine Gesundheitsgefährdungen festgestellt wurden, da die Expositionsmengen um mehrere Größenordnungen unterhalb der ADI- und AOEL-Werte lagen.[61]
Nachdem Monsanto gentechnisch veränderte Pflanzen eingeführt hatte, die gegenüber Glyphosat resistent waren, so dass wichtige Kulturen wie Mais, Sojabohnen und Baumwolle mit dem Herbizid besprüht werden konnten, ist gemäß einem Bericht des Pulitzer-Preisträgers Danny Hakim die Verwendung von Glyphosat in den Vereinigten Staaten und anderen Teilen der Welt in den letzten zwei Jahrzehnten stark angestiegen.[62] Während dieser Zeit stieg die Prävalenz von nachweisbarem Glyphosat in menschlichem Urin um 500 Prozent, wie aus einer Studie der San Diego School of Medicine der Universität Kalifornien hervorgeht. Für die prospektive Studie wurden Daten von 100 Probanden über 50 Jahren aus Südkalifornien aus den Jahren 1993 bis 2016 verglichen. Da Studien nahelegen, dass eine chronische Exposition mit glyphosathaltigen Formulierungen bei Tieren und Menschen gesundheitliche Beeinträchtigungen auslösen kann, sehen die Studienersteller hier weiteren Forschungsbedarf.[63] Sie beziehen sich auf von Robin Mesnage et al. konzipierte Fütterungsversuche, bei welchen Versuchstiere unter konstanter sehr niedriger Glyphosatkonzentration Veränderungen des Leberstoffwechsels aufwiesen, die mit den Auswirkungen einer nichtalkoholischen Fettleber und deren Weiterentwicklung zu einer Steatohepatitis vergleichbar waren.[64]

Toxizität

Den Leitlinien zur Trinkwasserqualität der Weltgesundheitsorganisation (vierte Auflage, 2011) zufolge liegen die Rückstandsgehalte von Glyphosat im Trinkwasser weit unterhalb gesundheitlich bedenklicher Werte.[65]
Der europäische ADI-Wert beträgt 0,3 mg/kg. Der AOEL beträgt 0,2 mg/kg Körpergewicht.[66]
Die halbmaximale Inhibitionskonzentration (IC50) von Progesteron bei Mäusezellkulturen liegt nach einer Studie bei 24,4 mg/l für Roundup.[67]

Kontroverse um Richard et al. (2005)

Die Fachzeitschrift Environmental Health Perspectives veröffentlichte 2005 eine Studie (Richard et al., 2005) aus der Arbeitsgruppe von Gilles-Éric Séralini. Demnach sei Roundup für die Zellen einer Zelllinie (JEG3), welche aus einem Tumor einer menschlichen Plazenta stammt, in vitro und in hohen Konzentrationen (bis zu 2%ige Lösung von Roundup in Wasser, entspricht bis zu 7,2 g/l Glyphosat) innerhalb von 18 Stunden toxisch. Außerdem reduziere sich die Aktivität von Aromatase und die Studie folgert, dass Roundup ein endokriner Disruptor sei. Weiterhin wurde festgestellt, dass Glyphosat selbst nicht die Toxizität erkläre und nach der Zugabe einer nur 0,1%igen Roundup-Lösung zu einer Lösung, die nur Glyphosat enthielt, die Zellviabilität drastisch verringere. [68] Roundup variiert in der Zusammensetzung und enthält neben dem Wirkstoff Glyphosat üblicherweise noch als Netzmittel Talgfettaminoxethylate, welche nachweislich zu Schäden an Plazentazellen führen.[69] In der Studie wurde jedoch nicht genannt, welche Roundup-Formulierung verwendet wurde und welche anderen Stoffe neben Glyphosat tatsächlich enthalten waren.
Monsanto bemängelt die Methodik der Studie. So sei das Expositionsszenario unrealistisch und habe keine Relevanz für das lebendige Tier. Die verwendeten Konzentrationen seien weit höher als die höchsten, unter realistischen Verhältnissen erreichbaren Konzentrationen. Die Studie berücksichtige nicht die geringe Aufnahme und den Stoffwechsel, dem Glyphosat unterliegt und der den Organismus vor solchen hohen Konzentrationen schütze. Weiterhin würde die Zelllinie zwar in der Forschung verwendet, aber von keinem wissenschaftlichen Institut oder Regulierungsbehörde für die Bestimmung von Gesundheitsrisiken anerkannt. Monsanto sagt ferner, dass sie die Studie mit Roundup, aber auch mit haushaltsüblichen Chemikalien reproduziert und dabei festgestellt hätten, dass die endokrine Disruption auf die Schädigung der mitochondrialen Membran und nicht auf einen glyphosatspezifischen Mechanismus zurückzuführen sei.[70]
Auch das BfR kommentierte die Studie.[71] Laut der Französischen Kommission für Toxikologie (Commission d`Etude de la Toxicité) wies die Studie methodische Mängel und fehlerhafte Argumente und Interpretationen auf und sei für eine Risikobewertung unbrauchbar.[72]

Kontroverse um Benachour & Seralini (2009)

Die Fachzeitschrift Chemical Research in Toxicology veröffentlichte 2009 eine Studie (Benachour & Seralini, 2009) aus der Arbeitsgruppe von Gilles-Éric Séralini über Experimente mit verschiedenen glyphosathaltigen Pflanzenschutzmitteln und menschlichen Zellen. In ausreichender Konzentration wurde der Zelltod herbeigeführt, und die Autoren schlossen daraus mögliche Gesundheitsgefahren für den Menschen.[69]
Die damalige Französische Agentur für Lebensmittelsicherheit (AFSSA) kritisierte die Studie aus mehreren Gründen und gab an, dass die Studie weder die bestehende Bewertung von Glyphosat auf EU-Ebene noch die Bewertungen glyphosathaltiger Pflanzenschutzmittel auf nationaler Ebene in Frage stellen könne.[73]

Karzinogenität und Genotoxizität

Glyphosat wurde lange Zeit relativ einhellig als nicht krebserregend bewertet. Laut einer 2000 veröffentlichten Übersichtsarbeit (Williams et al., 2000) hatten umfassende Laborstudien an Versuchstieren gezeigt, dass es keine Hinweise für KarzinogenitätMutagenitätNeurotoxizität oder Reproduktionstoxizität für den Menschen gebe.[17]
Für die USEPA fiel Glyphosat in einer Bewertung aus dem Jahr 2000 in eine Stoffgruppe, für die Beweise vorliegen, dass keine Kanzerogenität für den Menschen bestehe.[17][74]
Eine von Monsanto unterstützte Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2012 untersuchte 21 epidemiologische Studien (sieben Kohortenstudien und 14 Fall-Kontroll-Studien). Die Übersichtsarbeit konnte kein konsistentes Muster eines positiven Zusammenhangs finden, der auf einen Kausalzusammenhang zwischen Krebs (und einzelnen Krebsarten) und Glyphosatexposition hinweise.[75]
Eine von der Glyphosate Task Force (ein von Monsanto geleiteter Zusammenschluss verschiedener Pflanzenschutzmittel-Unternehmen,[76][77][78] die einen gemeinsamen Antrag auf Wiederzulassung des Herbizidwirkstoffes Glyphosat in der Europäischen Union gestellt haben) unterstützte Übersichtsarbeit (Kier und Kirkland, 2013) trug Genotoxizitäts- und Zulassungstudien zu Glyphosat und glyphosathaltigen Pflanzenschutzmitteln, die seit Williams et al. (2000) veröffentlicht wurden, zusammen. Die Ergebnisse wurden im Rahmen einer Weight-of-Evidence-Methode für Genotoxizität analysiert. Der Arbeit zufolge stellen Glyphosat und übliche glyphosathaltige Pflanzenschutzmittel unter normalen Expositionsbedingungen kein signifikantes genotoxisches Risiko dar.[79] 2015 erschien eine von Monsanto unterstützte Übersichtsarbeit von Kier, die vorhandene Biomonitoring-Studien zusammenfasste und die Ergebnisse von Kier und Kirkland (2013) bestätigten.[80]
Im März 2015 stufte die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Glyphosat in die Kategorie 2A (wahrscheinlich krebserzeugend für den Menschen, probably carcinogenic to humans) ein, siehe auch Bewertung der IARC.[81][11][82][83] Einer der externen Gutachter war der Statistiker Christopher J. Portier.[84]
Eine weitere von der Glyphosate Task Force unterstützte und 2015 veröffentlichte Übersichtsarbeit untersuchte 14 Karzinogenitätsstudien, die in Zulassungsverfahren verwendet wurden. Die Übersichtsarbeit kommt zu dem Schluss, dass es keine Hinweise auf krebserregende Effekte in Zusammenhang mit Glyphosatanwendungen gebe. Es fehlten ein plausibler Mechanismus und epidemiologische Studien, die einen klaren, statistisch signifikantenunverzerrten Zusammenhang zwischen Glyphosat und Krebs zeigen. Die Weight-of-Evidence-Methode demonstriere, dass Glyphosat kein krebserregendes Potenzial beim Menschen habe.[85]
Die USEPA stellte in einer im Juni 2015 veröffentlichten Analyse des wissenschaftlichen Kenntnisstands auf Basis der Weight-of-Evidence-Methode fest, dass es keine überzeugenden Hinweise für potenzielle Interaktionen von Glyphosat mit Östrogen, Androgen und Thyroxin gebe. Daher empfiehlt die USEPA keine weiteren Versuche von Glyphosat mit Säuge- und Wildtieren.[86]
Am 12. November 2015 wurde die Neubewertung von Glyphosat der EFSA und der EU-Mitgliedsstaaten veröffentlicht. Den Schlussfolgerungen des Berichts zufolge ist es unwahrscheinlich, dass Glyphosat eine krebserregende Gefahr für den Menschen darstellt.[87]
Der Gemeinsame FAO/WHO-Sachverständigenausschuss für Pestizidrückstände (JMPR) bewertete Glyphosat hinsichtlich Kanzerogenität seit 1993 mehrfach, zuletzt 2016. Den Bewertungen zufolge sind die über die Nahrung aufgenommenen Rückstände von Glyphosat beim Menschen wahrscheinlich nicht genotoxisch und nicht kanzerogen.[88][89]
Die japanische Behörde für Lebensmittelsicherheit (FSC) fand in einer 2016 veröffentlichten umfangreiche Risikobewertung zu Glyphosat keine Hinweise auf Karzinogenität oder Genotoxizität.[90]
Eine von Monsanto finanziell unterstützte 2016 veröffentlichte systematische Übersichtsarbeit und Metaanalyse untersuchte den Zusammenhang zwischen Glyphosatexposition und den lymphohämatopoetischen Krebsarten Non-Hodgkin-Lymphom (NHL), Hodgkin-Lymphom (HL), Multiples Myelom (MM) und Leukämie. Es fanden sich marginal signifikante, positive meta-Relative Risiken (RR) für eine Verbindung von Glyphosatanwendungen mit NHL und MM, und keine Verbindungen mit HL und Leukämie. Nach Ansicht der Autoren bestehen jedoch methodologische Probleme mit der kleinen Zahl von Studien und insgesamt sei die Literatur schwach, inkonsistent, nicht eindeutig und zeige keinen positiven biologischen Gradienten an, weswegen nicht auf einen Kausalzusammenhang zwischen Glyphosatexposition und den untersuchten Krebsarten geschlossen werden könne.[91]
Im September 2016 veröffentlichte die USEPA ihre Einschätzung des karzinogenen Potenzials von Glyphosat im Rahmen der routinemäßigen (mindestens alle 15 Jahre fälligen) Überprüfung der Zulassung. Die Einschätzung wurde auf Basis aller verfügbaren Studien getroffen und lautet "wahrscheinlich nicht krebserregend".[92]
Im Rahmen des Zulassungsverfahrens wurde ein Einstufungsvorschlag bei der ECHA eingereicht, der in der Zeit von Anfang Juni bis 18. Juli 2016 kommentiert werden konnte.[93] Der zuständige Ausschuss für Risikobeurteilung (RAC) der ECHA stufte am 15. März 2017 Glyphosat als Eye Damage 1, H318 und Aquatic Chronic 2, H441 ein. Laut RAC erfüllen die vorhandenen wissenschaftlichen Erkenntnisse nicht die Kriterien der CLP-Verordnung für eine Einstufung als spezifisch organtoxischkrebserzeugendmutagen oder reproduktionstoxisch. Die ECHA-Einstufungen basieren auf der Gefährdungsanalyse („Hazard Assessment“) und ziehen Exposition und Risiko nicht in Betracht.[94]
Im April 2017 veröffentlichte Health Canada eine Neubewertung von Glyphosat, wonach Glyphosat nicht genotoxisch und wahrscheinlich nicht krebserregend für den Menschen ist.[95]
Eine November 2017 umfassende prospektive Kohortenstudie von knapp 45.000 Glyphosatanwendern[96] kam zu dem Ergebnis, dass kein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen Glyphosat und dem Auftreten solider Tumoren bzw. maligner Lymphome besteht.[97]

Bewertung der IARC (2015)

Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) kam im März 2015 zum Ergebnis, dass es begrenzte Nachweise für das krebserzeugende Potenzial von Glyphosat beim Menschen gebe. Die Beweislage, dass die Substanz bei Ratten und Mäusen zu Tumoren führe, wurde als ausreichend bewertet. Die IARC stufte Glyphosat daher in die Kategorie 2A (wahrscheinlich krebserzeugend für den Menschen, probably carcinogenic to humans) ein.[98][11]
Am 29. Juli 2015 war die ausführliche Begründung der IARC hinsichtlich der Bewertung von Glyphosat online verfügbar.[99] Die IARC stützte ihre Bewertung hinsichtlich einer kanzerogenen Wirkung bei Menschen hauptsächlich auf mehrere Fall-Kontroll-Studien sowie die Agricultural Health Study (AHS), eine epidemiologische Kohortenstudie mit 57.311 Landwirten aus Iowa und North Carolina.[100] Fall-Kontroll-Studien aus den USA, Kanada und Schweden zeigten ein gesteigertes Risiko, am Non-Hodgkin-Lymphom (NHL) zu erkranken, während die AHS keinen Zusammenhang zwischen der Glyphosat-Exposition und NHL erkennen ließ. Drei Studien wiesen auf einen möglichen Zusammenhang zwischen Glyphosat und Multiplem Myelom hin, allerdings besteht hier nach Einschätzung der IARC größere Unsicherheit. Laut IARC gab es in den wenigen durchgeführten Untersuchungen keine Hinweise für durch Glyphosat begünstigte Krebserkrankungen in Gehirn, Speiseröhre, Magen oder Prostata sowie Weichteilsarkome.[11] In einer in der IARC-Bewertung zitierten Fütterungsstudie bei Mäusen gab es bei männlichen Tieren einen signifikanten Anstieg von Adenomen oder Karzinomen der Nierentubuli, aber nicht bei weiblichen Tieren. Bei einer anderen Studie an Mäusen stieg bei männlichen Exemplaren die Häufigkeit von Hämangiosarkomen an, wiederum nicht bei weiblichen Individuen. Von den ausgewerteten Fütterungsstudien an Ratten zeigten zwei eine signifikante Zunahme von Inselzelladenomen der Bauchspeicheldrüse bei Rattenmännchen, eine davon zudem für Leberkrebs (hepatocellular adenoma) bei männlichen und für Schilddrüsenadenome (thyroid C-cell adenoma) bei weiblichen Tieren. Bei zwei weiteren von der IARC zitierten Studien war kein signifikanter Anstieg der Rate einer Krebsform zu erkennen. Eine glyphosathaltige Formulierung hatte bei Mäusen die Promotion von Hauttumoren zur Folge. Die gentoxische Wirkung von Glyphosat sieht die IARC als gut belegt an. Dass Glyphosat, sein Abbauprodukt AMPA und glyphosathaltige Formulierungen oxidativen Stress auslösen, sei ebenfalls gut belegt.[11]

Reaktionen auf IARC-Bewertung

Der Gemeinsame FAO/WHO-Sachverständigenausschuss für Pestizidrückstände (JMPR) stellte die unterschiedlichen und komplementären Rollen von IARC und JMPR innerhalb der WHO klar: IARC identifiziere und klassifiziere Gefahren („Hazards“), während der JMPR die Risiken von Pestizidrückständen bewerte. Der JMPR empfahl eine Neubewertung von Glyphosat, da die letzte Bewertung mehr als zehn Jahre zurücklag und in der Zwischenzeit neue Studien erschienen seien. Die Weltgesundheitsorganisation änderte nicht die Anwendungsempfehlungen von Glyphosat und riet von politischen oder regulatorischen Reaktionen, inklusive Verboten, ab, solange der JMPR die Neubewertung nicht abgeschlossen habe.[101] (Die JMPR-Neubewertung wurde im Mai 2016 veröffentlicht.)
Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) teilte im September 2015 in einer Hintergrundinformation mit, alle verfügbaren Studien wissenschaftlich fundiert geprüft und bewertet zu haben, inklusive der von der IARC zitierten. Nach Angaben des BfR kämen sowohl das BfR als auch die Bewertungsbehörden der EU und anderer Länder sowie die IARC zu der Schlussfolgerung, dass diese Studien nur begrenzte Hinweise auf die Kanzerogenität von glyphosathaltigen Pflanzenschutzmitteln (Gemischen aus Wirkstoff und Beistoffen) erbracht hätten. Für die Bewertung des reinen Wirkstoffes Glyphosat (mit der das BfR beauftragt ist) seien diese Studien von geringer Relevanz. Das BfR empfiehlt ausdrücklich, auch die Formulierungen glyphosathaltiger Pflanzenschutzmittel im Rahmen der nationalen Zulassungsverfahren zu prüfen.[102] Das BfR führte im Dezember 2015 aus, IARC führe eine rein gefahrenbezogene Analyse durch, die jedoch nicht die Wahrscheinlichkeit, dass Krebs tatsächlich erzeugt wird, berücksichtige, weil dies von der Höhe der Aufnahmemenge abhängig sei. Dagegen nehme das BfR im Genehmigungsverfahren für Pestizid-Wirkstoffe eine risikobezogene Bewertung vor. Diese berücksichtige neben der gefahrenbezogenen Analyse eines Stoffes auch die geschätzte Exposition, also die tatsächliche Aufnahmemenge des Stoffes, und ermittele aus diesen Informationen das Risiko, an Krebs zu erkranken.[103]
Health Canada wies in einer Reaktion auf die IARC-Bewertung darauf hin, dass die Identifizierung einer Gefährdung („Hazard“) keine Risikobewertung sei. Die Exposition, welche ein Risiko letztlich bestimme, sei von IARC nicht berücksichtigt worden.[104] Die australische Pestizid- und Veterinärmedizinbehörde APVMA wies ebenfalls darauf hin, dass die IARC-Bewertung eine reine Gefährdungs-Betrachtung sei und die Art der Nutzung (Exposition) nicht miteinbeziehe.[105]
Das schweizerische Bundesamt für Landwirtschaft reagierte mit Zurückhaltung auf die IARC-Bewertung und kündigte an, die der IARC-Bewertung zugrundeliegenden Studien zu prüfen.[106]
Nach Angaben der EFSA (November 2015) habe die IARC-Bewertung nicht allein den Wirkstoff Glyphosat bewertet, sondern auch Studien mit Glyphosat-basierten Formulierungen, die neben Glyphosat auch andere Stoffe und in unterschiedlicher Dosis enthalten, berücksichtigt. Dies sei insofern wichtig, da einige Studien darauf hindeuteten, dass bestimmte Glyphosat-basierte Formulierungen genotoxisch sein könnten, während andere, die nur den Wirkstoff Glyphosat betrachten, diese Wirkung nicht zeigten. So ließe sich die abweichende Einschätzung der IARC erklären. Die EFSA erklärte außerdem, dass sie eine größere Anzahl von Studien berücksichtigt habe als IARC und dass sie beispielsweise einige bei hohen Dosen beobachtete karzinogene Effekte als nicht aussagekräftig erachtet habe, weil diese auf allgemeine Toxizität zurückzuführen sein könnten.[107]
Nach einer im Februar 2016 veröffentlichten Einschätzung von Anses kann Glyphosat aufgrund mangelnder Belege nicht in die erste Kategorie (bekanntermaßen oder wahrscheinlich beim Menschen karzinogen) gemäß CLP-Verordnung eingestuft werden. Gemäß ANSES könne aber möglicherweise eine Einstufung in die zweite Kategorie (Verdacht auf karzinogene Wirkung beim Menschen) gerechtfertigt sein, was ANSES jedoch nicht geprüft hat. Es rief daher die ECHA zu einer Bewertung auf.[108]
Die USEPA veröffentlichte im April 2016 die Bewertung des karzinogenen Potenzials von Glyphosat durch ihr Cancer Assessment Review Committee (CARC) vom Oktober 2015. Demnach ist Glyphosat für den Menschen wahrscheinlich nicht krebserregend. Laut USEPA ließ die IARC-Bewertung eine Reihe von Studien mit Negativergebnissen unberücksichtigt. Zudem wiesen die von IARC zitierten Studien mit Positivergebnissen entscheidende Mängel auf und seien nicht reproduziert worden.[109] Die USEPA entfernte die CARC-Bewertung wenige Tage nach der Veröffentlichung und kündigte eine Revision bis Ende 2016 an.[110] Im September 2016 wurde die CARC-Bewertung Im Rahmen der Veröffentlichung der routinemäßigen Zulassungsüberprüfung (siehe oben) wieder veröffentlicht.[111]
Die neuseeländische EPA veröffentlichte im August 2016 eine Bewertung des karzinogenen Potenzials von Glyphosat. Basierend auf der Weight-of-Evidence-Methode und unter Berücksichtigung der Qualität und Zuverlässigkeit der verfügbaren Daten ist Glyphosat demnach wahrscheinlich nicht genotoxisch und nicht krebserregend für den Menschen.[112]
Eine 2016 veröffentlichte Übersichtsarbeit trug die Einschätzungen vier unabhängiger Expertengruppen bezüglich des karzinogenen Potenzials von Glyphosat zusammen und verglich sie mit der IARC-Bewertung. Die Expertengruppen kamen zu dem Schluss, dass die vorhandenen Daten die IARC-Bewertung von Glyphosat als "wahrscheinlich krebserregend" nicht rechtfertigen und dass Glyphosat wahrscheinlich kein Krebsrisiko für Menschen darstellt.[113]
Die APVMA veröffentlichte im September 2016 ihre Position hinsichtlich einer möglichen Neubewertung von Glyphosat als Reaktion auf die IARC-Bewertung. Die APVMA kommt zu dem Schluss, dass Glyphosatexposition weder krebserregend noch genotoxisch ist. Auch sieht APVMA keine wissenschaftlichen Hinweise auf schädliche Effekte beim Menschen oder unbeabsichtigte negative Effekte auf Tiere, Pflanzen und Umwelt durch Glyphosat oder glyphosat-basierte Pflanzenschutzmittel. Daher sei eine formale Neubewertung nicht gerechtfertigt.[114]
Das Schweizerische Zentrum für Angewandte Humantoxikologie und das Oekotoxzentrum veröffentlichten im März 2017 gemeinsam ein Infoblatt, worin sie die Abweichung der IARC-Bewertung von denen von BfR, EFSA und JMPR mit mehreren Faktoren erklären: Im Unterschied zu anderen Organisationen berücksichtigt IARC die regulatorisch geforderten Daten der Hersteller nicht, interpretierte und gewichtete die Studienlage anders, wertete Studien neu aus und betrachtete nicht isoliert den Wirkstoff Glyphosat, sondern auch Glyphosat-Produkte mit weiteren Zutaten.[115][116]
In Kalifornien teilte die zuständige Behörde für Gesundheit und Umwelt (OEHHA) am 26. Juni 2017 mit, Glyphosat werde ab dem 7. Juli auf die Liste mit Chemikalien gesetzt, die krebserregend sind (Proposition 65).[117][118] Zuvor hatte Monsanto den Rechtsstreit Monsanto v OEHHA verloren.[119] Das kalifornische Gesetz sieht vor, dass Chemikalien, die vom IARC als krebserregend eingestuft werden, unter Proposition 65 gelistet werden müssen.[120] Das OEHHA wird jedoch zeitgleich No Significant Risk Levels (NSRLs) bekannt geben, sobald die entsprechenden Produktwarnungen vom Gesetz her verlangt werden.[120]

Teratogenität und andere Krankheiten

Eine 2011 veröffentlichte Übersichtsarbeit untersuchte epidemiologische Studien zu Glyphosat und anderen Krankheiten als Krebs zusammen: AtemwegserkrankungenDiabetesHerzinfarkt, Reproduktions- und Entwicklungsstörungen, rheumatoide ArthritisSchilddrüsenerkrankungen, und die Parkinson-Krankheit. Die Übersichtsarbeit fand keine Belege für einen kausalen Zusammenhang zwischen Glyphosatexposition und irgendeiner dieser Krankheiten.[121]
Eine 2012 veröffentlichte Übersichtsarbeit fasste epidemiologische Studien, Tierstudien und Studien, die Mechanismen eines möglichen Kausalzusammenhangs zwischen Glyphosat und Reproduktions- und Entwicklungsstörungen untersuchten, zusammen. In den Daten zeigte sich kein konsistenter Effekt durch Glyphosatexposition. Auch sei kein plausibler Mechanismus verdeutlicht worden. Toxizität wurde in manchen Studien zu Gemischen mit anderen Stoffen beobachtet, es gebe aber starke Belege, dass diese toxischen Effekte mit anderen Stoffen, und nicht Glyphosat, in Zusammenhang stehen. Die Übersichtsarbeit untersuchte auch die Glyphosatexposition und fand extrem niedrige Werte. Die geschätzte Exposition lag mehr als 500-mal niedriger als die orale Referenzdosis der USEPA. Die Übersichtsarbeit kommt zu dem Schluss, dass es keine soliden Belege für einen Zusammenhang zwischen Glyphosat und Reproduktions- und Entwicklungsstörungen bei realistischen Expositionsszenarien gebe.[122]
Eine 2016 veröffentlichte systematische Übersichtsarbeit von Beobachtungsstudien, die einen möglichen Zusammenhang zwischen Glyphosatexposition und Teratogenität (unter anderem im Kontext des gv-Sojaanbaus in Südamerika) untersucht hatten, kam zu dem Schluss, dass es gemäß dem gegenwärtigen epidemiologischen Erkenntnisstand keine Hinweise auf ein teratogenes Potenzial glyphosatbasierter Pflanzenschutzmittel gebe, wenngleich aufgrund methodischer Schwächen von Beobachtungsstudien ein Zusammenhang nicht definitiv ausgeschlossen werden könne.[123]

Kontroverse um Paganelli et al., 2010 (Teratogenität)

In einer argentinischen Studie unter Leitung von Andrés Carrasco wurde gezeigt, dass Glyphosat-basierte Herbizide (GBH) in ausreichender Konzentration Neuralleistendefekte und kraniofaziale Fehlbildungen beim Krallenfrosch und bei Hühnerembryonen verursachen können. Die Studie beschreibt eine Übereinstimmung bei den unter Laborbedingungen festgestellten Missbildungen mit Missbildungen bei Menschen, die während der Schwangerschaft Glyphosat ausgesetzt waren.[124]
Die in der Fachzeitschrift Chemical Research in Toxicology veröffentlichten Ergebnisse waren Gegenstand von EU-Beratungen 2010. Nachdem das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit für Deutschland eine Bewertung der Studie verfasst hatte, der sich die anderen Mitgliedsstaaten anschlossen, kam die EU-Kommission zu dem Schluss, dass die Studie keine Relevanz für die gegenwärtige Risikobewertung von Glyphosat und GBH für den Menschen hat. Als Gründe werden angeführt:[125][126]
  • Von Krallenfrosch- und Hühnerembryonalentwicklung im Wasser bzw. in (Hühner-) Eiern kann wegen erheblicher toxikokinetischer Unterschiede nicht auf die Embryonalentwicklung in utero geschlossen werden. Geeignetere Studien an Ratten und Kaninchen erbrachten keine Hinweise auf ein teratogenes Potential von Glyphosat.
  • Der Expositionsweg der Co-Kultivierung von Krallenfroscheiern mit GBH, Injektion von Glyphosat in Krallenfroschembryonen und Injektion von GBH in Hühnereier, ist hoch artifiziell und komplett irrelevant für eine Risikobewertung für den Menschen. Die Exposition beim Menschen würde primär über Haut und Atmung erfolgen.
  • In zahlreichen verfügbaren Entwicklungstoxizitätsstudien an Säugetieren wurden auch bei hohen getesteten Dosen keine Hinweise auf Teratogenität gefunden.
  • Es gibt keine epidemiologischen Studien, die einen Zusammenhang zwischen einer Exposition an Glyphosat und einer erhöhten Inzidenz an teratogenen Effekten aufzeigen.
Monsanto erklärte, die Ergebnisse seien angesichts der verwendeten Methode und unrealistischen Expositionszenarien nicht überraschend. So seien bereits in einer Studie aus dem Jahr 1985 mit derselben Methode Fehlbildungen durch Koffein festgestellt worden. Laut Monsanto ist diese Methode weder relevant für menschliche Gesundheitseffekte, noch werde sie von Zulassungsbehörden angewandt.[127]
2011 veröffentlichte die Fachzeitschrift drei Briefe an den Herausgeber, welche die verwendete Methode und die Interpretation der Ergebnisse kritisierten.[128][129][130]Carrasco verteidigte in einer Antwort die Studie.[131]

Wirkungen auf Tiere

Monika Krüger und ihr Team stellten in mehreren Studien von 2013 bis 2015 eine mögliche Verbindung zwischen Glyphosat und Dysbiose sowie viszeralem Botulismusher.[132] Laut Aussage des BfR von 2012 lagen bisher keine empirischen Hinweise dafür vor. Bei toxikologischen Studien mit Bakterienkulturen wie dem Ames-Testkonnte selbst bei hohen Konzentrationen keine antibakterielle Wirkung als Nebenbefund festgestellt werden. Fütterungsversuche mit Nagern, Kühen, Hunden und Ziegen konnten keine langfristigen Krankheitssymptome ausmachen, die auf eine Störung der Darmflora hindeuten.[133]
Der akute orale LD50 für die Virginiawachtel liegt bei 4971 mg a.e./kg für Glyphosatsäure und 1742 mg a.e./kg für Glyphosat in einer Roundup-Formulierung.[134] Im 8-Tage-Fütterungstest wurde die LC50 bei Wachtel und Stockente mit > 4640 mg/kg Futter bestimmt. In Langzeit-Fütterungsstudien (20 Wochen) mit Stockenten und Virginiawachteln waren unterhalb von 1000 mg a.e. Glyphosat/kg Futter keine Schadwirkungen feststellbar. Für die kleinere Virginiawachtel entspricht dies einer täglichen Aufnahme von 93 mg pro Kilogramm Körpergewicht.[25] Als akute orale LD50 wurden bei der Ratte 4275 mg a.e./kg Körpergewicht (a.e. für acid equivalent) für Glyphosatsäure und 1550 mg a.e./kg für das ursprüngliche Roundup-Produkt (MON 2139) bestimmt.
Bei der Honigbiene liegt die letale Dosis für die Aufnahme mit der Nahrung bei 100 µg a.e. Glyphosat/Biene, im direkten Kontakt zur Sprühlösung bei > 100 µg a.e./Biene. Beim Vergleich mit den üblichen Ausbringungsraten stellt Glyphosat nur ein geringes Schadensrisiko für Bienen dar.[25][135]
Regenwürmer reagieren je nach Art unterschiedlich empfindlich auf Glyphosat.[136] Beim Kompostwurm liegt die LD50 bei mehr als 2300 bzw. 1550 mg a.e./kg Erde für Glyphosatsalz bzw. Roundup.[9] Die NOEC für den Kompostwurm wurde mit 118,7 mg a.e./kg ermittelt.[25] Für andere in landwirtschaftlichen Böden vorkommenden Regenwurmarten zeigte eine im August 2015 erschienene Studie,[137] dass der Tauwurm (Lumbricus terrestris) nach Anwendung von Glyphosat seine Aktivität fast völlig einstellte, während der Wiesenwurm (Allolobophora caliginosa) unvermindert aktiv blieb. Die Glyphosat-Anwendung führte beim Wiesenwurm außerdem zu einer um 56 % reduzierten Vermehrungsrate.[137]
Fische reagieren empfindlicher auf Glyphosat, als LC50 (96 Stunden) wurden bei der Forelle 86 mg/l Wasser und beim Sonnenbarsch 120 mg/l festgestellt.[27][138] Die niedrigste ermittelte LC50 für eine Fischart wird mit 1,7 mg a.e./l angegeben.[9]
Tatsächlich beobachtete Expositionswerte liegen deutlich unter den geringsten letalen Konzentrationen. Der bei einer 2002 durchgeführten Untersuchung von 51 Gewässern im mittleren Westen der USA maximal gemessene Expositionswert betrug 8,7 µg a.e./l und 95 % der Werte lagen zwischen 0,45 und 1,5 µg a.e./l.[139] An 30 in den Jahren 2004 und 2005 untersuchten Standorten im südlichen Ontario betrug der maximale beobachtete Expositionswert 40,8 µg a.e./l. In Feuchtgebieten mit bekannten Amphibienpopulationen lagen die Werte typischerweise unter 21 µg a.e./l.[140]

Wirkungen auf Pilze und Mikroorganismen

Bei Bodenbakterien sind die Nitrifikation und die Hydrolyse von Harnstoff die gegenüber Glyphosat empfindlichsten Prozesse, sie werden bei Konzentrationen von mehr als 5 mg a.e./kg Boden gehemmt.[25] Glyphosat erhöht den Befall mit Wurzelpilzen (Fusarium, ein parasitärer Schadpilzen vor allem bei Getreide und Mais) und behindert die Ansammlung von Knöllchenbakterien.[141]
Unter Laborbedingungen beeinflusst Glyphosat das Wachstum zahlreicher Pilzarten nur in geringem Ausmaß. Dagegen konnte bei den obligat parasitischen Pilzen Braunrost des WeizensGelbrost sowie dem Asiatischen Sojabohnenrost auf glyphosatresistenten Pflanzen eine fungizide Wirkung von Glyphosat festgestellt werden.[9]
Studien aus 1985[142] und 1989[143] kamen zum Ergebnis, dass Glyphosat das radiale Wachstum ausgewählter Mykorrhizapilze beeinträchtigte. Pflanzen, die auf Mykorrhiza angewiesen sind, besitzen eine besondere Empfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff Glyphosat. Festgestellt wurde dies beispielsweise für die Familie der Rosengewächse und darunter explizit für die Gattung Sorbus.[144] Eine Studie aus dem Jahr 2014[145] fand heraus, dass nach der Behandlung mit einem glyphosathaltigen Herbizid die Mykorrhizierung der Wurzeln sowie Mykorrhiza-Strukturen im Boden (Sporen, Vesikel, Ausbreitungseinheiten) signifikant reduziert waren. Da etwa 80 % aller Pflanzen mit symbiontischen Mykorrhizapilzen assoziiert sind und große Bedeutung für deren Nährstoffaufnahme haben, sind indirekte Wirkungen auf den Nährstoffhaushalt in diesen Ökosystemen zu erwarten.

Hormesis

In niedrigen Dosen kann Glyphosat stimulierende Effekte auf Pflanzen haben (Hormesis).[146] Studien mit mehreren Pflanzenarten verschiedener botanischer Kategorien zeigten hormetische Effekte bei Dosen zwischen 1,8 und 25 g a.e. (=acid equivalentdeutsch Säureäquivalent) pro Hektar. Zu den nachgewiesenen Effekten gehören beispielsweise eine Beschleunigung der Elektronentransportkette und der Kohlenstoffdioxid-Assimilation, höherer Ertrag und erhöhte Biomassequalität. Allerdings liegen hormetische und phytotoxische Dosen nah beieinander und sind umweltabhängig, was eine Nutzung von Glyphosat zur Ertragserhöhung erschwert. Die hormetischen Effekte sind meist nur von kurzer Dauer, Ertragssteigerungen unter Feldbedingungen wurden nur selten nachgewiesen. Glyphosatresistente Pflanzen zeigen keine hormetischen Effekte. Die einer solchen Hormesis zugrunde liegenden Mechanismen sind nicht bekannt.[146]

Indirekte und systemische Umweltwirkungen

Unterstützung konservierender Bodenbearbeitung

Die Kombination aus Glyphosatanwendung und konservierender Bodenbearbeitung (pflugloser Bodenbearbeitung) führt oft zu betriebswirtschaftlichen Vorteilen. Da auf das aufwändige Pflügen verzichtet wird, benötigt die konservierende Bodenbearbeitung unter geeigneten Umständen weniger Arbeitskraft und Energie, Bodenerosionund schädliche Bodenverdichtung werden vermindert sowie die Bodenfeuchte besser erhalten.[6] Ein typischer Nachteil hierbei ist ein erhöhter Unkrautdruck, wodurch sich der Einsatz von Herbiziden deutlich erhöht.[147]
Das deutsche Umweltbundesamt gab im Januar 2014 eine Pressemitteilung heraus, in der es die großflächige Ausbringung von Glyphosat in Verbindung mit einer Einschränkung der biologischen Vielfalt bringt. Eine effektive (pfluglose) Unkrautbekämpfung ließe sich jedoch auch durch vielfältige FruchtfolgenZwischenfruchtbauund Eggen realisieren, und so die ausgebrachten Glyphosatmengen reduzieren.[148]
Zusammen mit glyphosattoleranten Sojabohnen hat Glyphosat Perry et al. (2016) zufolge die Verbreitung konservierender Bodenbearbeitung in den USA im Zeitraum 1998–2011 um 10–20 % gesteigert.[149]

Effekte durch Ersatz anderer Unkrautbekämpfungsmaßnahmen

Der Einsatz glyphosatresistenter Pflanzen hat generell den Einsatz von Glyphosat erhöht und den Einsatz anderer Herbizide gesenkt. Glyphosat ist im Durchschnitt umweltfreundlicher als die Herbizide, die es ersetzt. Glyphosat bindet schneller an den Boden, was das Auswaschungsrisiko verringert. Glyphosat wird durch Bodenbakterien biologisch abgebaut, und seine Giftigkeit für Säugetiere, Vögel und Fische ist gering. Im Gegensatz zu anderen Herbiziden ist Glyphosat nur eine relativ kurze Zeit im Boden nachweisbar.[5][150] Schätzungen der Umwelteffekte des Ersatzes anderer Herbizide wurden anhand des Environmental Impact Quotient(EIQ) von Brookes und Barfoot im Kontext einer von Monsanto initiierten Studie durchgeführt. Nach diesen Schätzungen sank in den meisten Ländern die durchschnittlich eingesetzte Herbizidwirkstoffmenge beim Anbau glyphosatresistenter Pflanzen im Vergleich zum Anbau nicht-glyhosatresistenter Pflanzen und die Substitution führte zu einer geringeren Umweltbelastung (auch in vereinzelten Fällen, in denen die Herbizidwirkstoffmenge anstieg). Beim Anbau glyphosatresistenter Pflanzen hat der Einsatz von Glyphosat und anderer Herbizide in den letzten Jahren durch zunehmende Probleme mit glyphosatresistenten Unkräutern zugenommen. Dennoch sei gemäß Schätzungen der Autoren das Umweltprofil des Einsatzes von Herbiziden beim Anbau glyphosatresistenter Pflanzen günstiger geblieben als beim Anbau nicht-glyphosatresistenter Pflanzen. Brookes und Barfoot (2014) schätzen, dass zwischen 1996 und 2012 weltweit insgesamt 242,55 Mio. kg Herbizidwirkstoffe durch den Anbau herbizidtoleranter (überwiegend glyphosatresistenter) Pflanzen eingespart worden seien, davon 203,2 Mio. kg bei Mais. Der EIQ des Herbizideinsatzes sei bei allen Pflanzen und in allen untersuchten Ländern (in unterschiedlichem Ausmaß) gesunken.[151]
Ein Verzicht auf Glyphosat-basierte Pflanzenschutzmittel hätte in Deutschland voraussichtlich einen Anstieg des Verbrauchs anderer Herbizide zur Folge. Die Einschränkung des Spektrums hochwirksamer Herbizide könnte zudem das Risiko von Resistenzentwicklungen erhöhen.[31][30]
Laut der JKI-Folgenabschätzung (2015) des Verzichts auf Glyphosat in Deutschland seien im Apfelanbau nur chemische Alternativen zugelassen, die ungünstigere ökotoxikologische Eigenschaften aufweisen. Für den Ackerbau konnte – mit Ausnahme des Wirkstoffes Deiquat für die Sikkation in Raps – keine chemische Alternative identifiziert werden. Auch die nichtchemischen Alternativen weisen laut JKI nachteilige Umweltwirkungen auf. Insbesondere hinsichtlich der indirekten Wirkungen auf die Biodiversität über trophische Interaktionen dürften auf den Zielflächen nur geringe Unterschiede zwischen nichtchemischer Unkrautbekämpfung und der Anwendung von Glyphosat zu erwarten sein. Bezüglich anderer Auswirkungen – wie ökotoxikologische Aspekte hinsichtlich Amphibien und Algen gegenüber Bodenleben und Erosion – könne die Folgenabschätzung keine abschließende Beurteilung treffen.[36]

Glyphosatresistente Unkräuter


Amaranthus palmerigehört zu den bekanntesten glyphosatrestistenten Unkräutern
In derselben Weise wie bei anderen Herbiziden kann der kontinuierliche und einseitige Einsatz von Glyphosat die Entwicklung resistenter Unkräuter begünstigen. In der öffentlichen Diskussion werden glyphosatresistente (GR) Unkräuter manchmal als „Superunkräuter“ (englisch Superweed) bezeichnet. Heute gibt es weniger Unkräuter mit Resistenzen gegen Glyphosat als gegen einige andere Herbizide. Aufgrund der breiten Verwendung von Glyphosat sind die Auswirkungen von GR Unkräutern jedoch signifikant, insbesondere für glyphosattolerante (GT) Nutzpflanzen.[152]
Bis 2003 wuchs die Zahl von GR Unkräutern nur langsam, danach aber schneller. Mitte 2017 waren 38 GR Unkräuter bekannt, 17 davon in den USA.[153] In den USA treten GR Unkräuter besonders häufig bei GT Mais, GT Soja und GT Baumwolle auf und werden durch die typische Fruchtfolge GT Soja – GT Mais begünstigt.[152]
Vor diesem Hintergrund werden Maßnahmen empfohlen, die den Selektionsdruck auf Unkräuter reduzieren, und es wird eine breiter gefächerte Unkrautbekämpfung empfohlen. Als Möglichkeiten werden genetische Innovationen, neuartige full-dose-Herbizidmischungen und Alternativen zu Glyphosat genannt. Mechanische und feinmechanische Ackerbauverfahren sowie pflanzenbauliche Praktiken wie Pflanz- und Fruchtfolgeplanung werden angeraten, um die Abhängigkeit von Glyphosat zu reduzieren. Dies sei erforderlich, damit die Vorteile von Glyphosat in Zukunft weiterhin genutzt werden können.[5]

Einsatz in Lateinamerika

Kontroverse um Gesundheitsschäden in Argentinien

Nach Angaben der Süddeutschen Zeitung wurde unter den 6000 Einwohnern in dem Dorf Ituzaingó Anexo bei Cordoba 41-mal so viel Krebs diagnostiziert wie im argentinischen Durchschnitt. Da das Dorf in der Nähe von Feldern liegt, die durch Agrarflugzeuge mit Pflanzenschutzmitteln behandelt wurden, vermuten Anwohner und Umweltgruppen wie Sofía Gatica die Ursache unter anderem bei Glyphosat. 2012 wurden ein Pilot und zwei Sojaproduzenten von einem Gericht für schuldig befunden, in der Nähe von Wohngebieten um Cordoba Glyphosat und Endosulfan versprüht zu haben. Des Weiteren wurden vom höchsten Gericht Argentiniens generell Sicherheitsabstände zu Wohngebieten eingerichtet, in denen nicht gesprüht werden darf, und die Beweislast bei Schadensersatzprozessen zugunsten der Kläger umgekehrt.[154][155][156][157][158]

Kontroverse um Nebenfolgen der Bekämpfung des Coca-Anbaus in Kolumbien

Die kolumbianische Polizei verwendet im Rahmen der nationalen Drogenbekämpfung (Plan Colombia) Glyphosat in Kombination mit dem Netzmittel Cosmo-Flux zur Zerstörung von Cocastrauch- und Schlafmohnplantagen mit Sprühflugzeugen. Berichten zufolge soll es bei der im Sprühgebiet lebenden Bevölkerung zu verschiedenen Krankheitssymptomen gekommen sein.[159] Laut einer im Jahr 2007 veröffentlichten Studie von Keith R. Salomon und anderen stellt diese Versprühung der Kombination Glyphosat/Cosmo-Flux kein signifikantes Risiko für die menschliche Gesundheit dar. Die Anwendung sei für Landsäugetiere und Vögel unerheblich. Moderate Risiken könnten für Wasserorganismen in Flachgewässern auftreten, wenn die Anwendung überdosiert wird. Elemente der Cocaproduktion, wie Brandrodung, Pestizidanwendung und Vertreibung der Flora und Fauna seien weitaus relevantere Risiken für Gesundheit und Umwelt als die Anwendung von Glyphosat.[160]
Im Zusammenhang mit den Sprühungen wurden bei der im Sprühgebiet lebenden Bevölkerung Haut- und Augenprobleme, Infektionen der Atemwege, Magen- und Darmerkrankungen sowie Fieber festgestellt. Direkt nach den Sprühungen wurden vor allem Symptome, die auf eine Überreizung des zentralen Nervensystemshindeuten, beobachtet. Diese Symptomatik äußerte sich insbesondere in Kopfschmerzen, Schwindelgefühle, Magenschmerzen und allgemeiner Schwäche. Da das Hauptsprühgebiet im Grenzgebiet Kolumbien zu Ecuador liegt, kam es hinsichtlich der Folgen der Spritzungen zu diplomatischen Spannungen. So verlangte die ecuadorianische Regierung von der kolumbianischen, bei Sprühungen einen 10-Kilometer-Schutzradius zum Grenzfluss San Miguel einzuhalten. Im Kontext eines binationalen Seminars 2001 versprach die kolumbianische Delegation, einen Schutzradius zu berücksichtigen. Eine Untersuchungskommission stellte jedoch 2002 fest, dass ein solcher nicht eingehalten wurde.[159]
Ecuador verklagte Kolumbien schließlich 2008 vor dem Internationalen Gerichtshof in den Den Haag und schloss am 9. September 2013 mit Kolumbien einen Vergleich ab.[161] Im Mai 2015 verkündete die kolumbianische Regierung, das Sprayen von Glyphosat auch innerhalb Kolumbiens völlig einzustellen, und begründete diesen Schritt mit einem Verweis auf Gesundheitsrisiken und die Neubewertung von Glyphosat durch die WHO als „wahrscheinlich krebserregend“.[162]

Regulierung

Europäische Union

In der EU ist die Anwendung von Glyphosat zugelassen. Die erlaubte Tagesdosis (ADI) beträgt 0,3 und die Annehmbare Anwenderexposition 0,2 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht und Tag.[163]
Grenzwerte für Rückstandshöchstgehalte in Lebensmitteln werden immer auf eine Wirkstoff/Kultur-Kombination bezogen und berücksichtigen die jeweilige Anwendungsart. Für Glyphosat sind folglich je nach Kultur und Anwendungsart unterschiedliche Rückstandshöchstgehalte festgelegt. Der Rückstandshöchstgehalt für den Einsatz als Mittel zur Bekämpfung von Wildkräutern in Getreidekulturen liegt zum Beispiel für Buchweizen und Reis bei 0,1 mg je Kilogramm Erntegut. Wird Glyphosat zur Vorerntebehandlung (Sikkation) eingesetzt, dann gilt für Weizen und Roggen beispielsweise ein Rückstandshöchstgehalt von 10 mg je Kilogramm Erntegut.[164]
Die aktuelle EU-Zulassung wurde 2002 erteilt und sollte ursprünglich zum 31. Dezember 2015 auslaufen. Im Rahmen der routinemäßigen Überprüfung der Genehmigung von Pflanzenschutzmittelwirkstoffen hat das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) die gesundheitliche Risikobewertung im Dezember 2013 abgeschlossen. Die Analyse von zahlreichen neuen Dokumenten ergab keine Hinweise auf eine krebserzeugende, reproduktionsschädigende oder fruchtschädigende Wirkung durch Glyphosat bei Versuchstieren. Sie gaben keinen Anlass, die gesundheitlichen Grenzwerte wesentlich zu verändern.[165] Im Februar 2015 wurde auf einem Expertentreffen bei der EFSA der revidierte Bewertungsbericht des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) zur gesundheitlichen Bewertung von Glyphosat vorgestellt. Der Bericht wurde daraufhin noch ein weiteres Mal vom BfR ergänzt. Diese Revision umfasst u. a. neu hinzugefügte Bewertungstabellen und redaktionelle Ergänzungen zur Klarstellung einiger Sachverhalte. Das BfR hat diese ergänzte revidierte Fassung des Berichtes am 1. April 2015 dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) zur Weiterleitung an die EFSA übersandt und damit seine Zuarbeit im EU-Genehmigungsverfahren abgeschlossen.[166]
Im März 2014 machte die EFSA die BfR-Neubewertung von Glyphosat bekannt und gab bis zum 11. Mai 2014 die Möglichkeit zur öffentlichen Kommentierung.[167] Am 20. Oktober 2015 verlängerte die EU-Kommission die ursprünglich bis Ende 2015 gültige Zulassung bis 30. Juni 2016, da sich die Neubewertung aus Gründen verzögerte, auf die die Antragsteller keinen Einfluss hatten.[168] Am 12. November 2015 veröffentlichte EFSA die Zusammenfassung der toxikologischen Bewertung von Glyphosat.[169] Nachdem in den zuständigen Ausschüssen von Vertretern der EU-Mitgliedsländer keine qualifizierten Mehrheiten für oder gegen eine Neuzulassung zustande kamen, verlängerte die EU-Kommission die auslaufende Genehmigung im Juni 2016 um weitere 18 Monate bis Ende 2017.[170]
Im Januar 2017 gab die EU-Kommission die Annahme einer von den Organisationen WeMove, Campact, Global 2000 und Greenpeace unterstützten Europäischen Bürgerinitiative (EBI) bekannt. Hierdurch soll, bei Vorliegen einer Million Unterstützer aus mindestens sieben verschiedenen Mitgliedsstaaten, der EU-Kommission vorgeschlagen werden, den Mitgliedsstaaten ein Glyphosatverbot zu unterbreiten sowie die Genehmigungsverfahren für Pflanzenschutzmittel zu überarbeiten. Bei Erfüllung der Voraussetzungen ist die Kommission gehalten, sich mit diesem Anliegen intensiv auseinanderzusetzen.[171]
Die EU-Staaten haben eine Abstimmung über eine Verlängerung der Zulassung von Glyphosat am 25. Oktober 2017 in Brüssel verschoben. Bisher hat die EU-Kommission eine zehnjährige Verlängerung der Zulassung vorgeschlagen, für die es offenbar unter den EU-Staaten keine Mehrheit gibt.[172] Im zuständigen Expertenausschuss der Mitgliedstaaten fand ein revidierter Vorschlag der EU-Kommission, die Zulassung für fünf Jahre zu erneuern, am 9. November weder die nötige qualifizierte Mehrheit dafür noch dagegen. Nun wird derselbe Vorschlag vor Ende November einem mit höherrangigen Vertretern der Staaten besetzten Berufungsausschuss vorgelegt. Kommen die EU-Staaten auch dort nicht zu einem politischen Beschluss, muss die EU-Kommission entscheiden. Verweigert sie dann eine Erneuerung, riskiert sie eine Klage der Antragsteller, da die EU-Chemikalienagentur keine kanzerogene oder mutagene Wirkungen des Wirkstoffs festgestellt hat.[173]
Am 27. November hat eine qualifizierte Mehrheit der EU-Staaten einer Verlängerung der Zulassung um weitere fünf Jahre zugestimmt.[174][175] Während achtzehn Mitgliedsländer, darunter auch Deutschland, das sich bisher enthalten hatte, dem Vorschlag der EU-Kommission zustimmten, stimmten neun Länder (Frankreich, Italien, Belgien, Österreich, Griechenland, Zypern, Malta, Kroatien und Luxemburg) dagegen. Portugal enthielt sich als einziges Land seiner Stimme.[176] Innerhalb der zu diesem Zeitpunkt geschäftsführenden Regierung Deutschlands gab es einen Streit über die Zulassungsentscheidung. Die Umweltministerin Barbara Hendricks(SPD) hatte dem Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) im Vorfeld mitgeteilt, dass sie einer Zulassung nicht zustimme. Gemäß dem üblichen Vorgehen hätte sich Deutschland enthalten müssen, da die beiden in die Entscheidung involvierten Minister unterschiedlicher Auffassung waren. Schmidt ließ aber dafür stimmen. Andrea Nahles nannte diesen Vorgang, der im Vorfeld der Gespräche für eine mögliche Große Koalition nach der Wahl zum 19. Bundestag stattfand, einen „schweren Vertrauensbruch“.[177] Die Grünen forderten den Rücktritt Schmidts, die FDP stellte die Koalitionsfähigkeit infrage.[178] Schmidt behauptete später, er hätte die Entscheidung nicht mit der Bundeskanzlerin Angela Merkel abgestimmt.[179] Merkel selbst schwieg vorerst zum Thema, hatte aber im Vorfeld die weitere Verwendung von Glyphosat befürwortet.[180] Am 28. November gab sie bekannt, dass mit dem Ja zur Weiterverwendung von Glyphosat der Landwirtschaftsminister gegen die Geschäftsordnung der Regierung verstoßen habe.[181]

Deutschland

In Deutschland sind mit Stand 24. Oktober 2017 100 glyphosathaltige Pflanzenschutzmittel zugelassen.[182]
In Deutschland wird die Einhaltung von Grenzwerten bei Glyphosatrückständen in Nahrungsmitteln durch die behördliche Lebensmittelüberwachung kontrolliert. Von bundesweit 1112 untersuchten Proben im Jahr 2011 waren 1066 (95,86 %) frei von Rückständen (unterhalb der Nachweisgrenze). Von den 4,13 % der Proben mit Rückständen (Messwerte oberhalb der Nachweisgrenze) wurden etwa drei Viertel aufgrund von Werten oberhalb des Höchstgehaltes beanstandet.[183]
In der Vergangenheit hatte das BVL die Zulassungsinhaber von entsprechenden Pflanzenschutzmitteln zu einem Austausch der polyethoxylierten Alkylamine gegen andere Netzmittel aufgefordert. Dieser Austausch ist nach Angaben des BfR mittlerweile bereits erfolgt.[164]
Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hat im Mai 2014 eine unmittelbar in Kraft tretende Begrenzung von Glyphosat und Glyphosat-haltigen Produkten festgelegt: Innerhalb eines Kalenderjahres dürfen glyphosathaltige Pflanzenschutzmittel nur noch höchstens zweimal und im zeitlichen Abstand von mindestens 90 Tagen auf derselben Fläche ausgebracht werden; dabei darf die Gesamtmenge an Wirkstoff 3,6 kg pro Hektar und Jahr nicht überschreiten. Die Spätanwendung in Getreide wird auf solche Teilflächen begrenzt, bei denen Unkrautdurchwuchs eine Beerntung unmöglich macht. Die Anwendung zur Sikkation ist nur noch erlaubt, wenn eine Beerntung ohne Behandlung nicht möglich ist (wenn Getreide ungleichmäßig abreift); die Verwendung zur Steuerung des Erntetermins ist untersagt.[34]
Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit hat für die Anwendung geeignete Schutzkleidung und Schutzhandschuhe in seinen Anwendungsbestimmungen festgelegt.[184]
Die bayerische Molkereigenossenschaft Milchwerke Berchtesgadener Land Chiemgau hat als erste Großmolkerei in Deutschland[185] für ihre Lieferanten seit dem 25. Oktober 2017 ein Anwendungsverbot von Glyphosat erlassen. Diese Entscheidung wurde vom Aufsichtsrat einstimmig beschlossen.[186]

Österreich

In Österreich sind mit Stand 24. Oktober 2017 49 glyphosathaltige Herbizide zugelassen.[187]

Schweiz

Am 4. Oktober 2017 waren über 100 glyphosathaltige Herbizide zugelassen.[188] Im Gegensatz zur EU jedoch ist die Sikkation mit Herbiziden in der Schweiz verboten.[189]

Filme

  • Roundup, der Prozess. Frankreich, 2017, 90 Min., Regie: Marie-Monique Robin. In: Arte am 17. Oktober 2017 (Online vom 17. Oktober bis zum 16. Dezember 2017).
  • Gift im Acker – Glyphosat, die unterschätzte Gefahr? Dokumentarfilm, Deutschland, 2015, 42:50 Min., Buch und Regie: Volker Barth und Susanne Richter, Produktion: WDR, Reihe: die story, Erstsendung: 2. November 2015 bei WDR (Inhaltsangabe und Online-Video); der Film wurde mit dem Salus-Medienpreis Hauptpreis 2016 ausgezeichnet[190]
  • Tote Tiere, Kranke Menschen, Glyphosat und seine Folgen, Dokumentarfilm, Deutschland, 2013, 45 min, Buch und Regie Andreas Rummel[191][192];der Film wurde mit dem Salus-Medienpreis Hauptpreis 2014 ausgezeichnet[193]
  • Zurück aufs Feld, Europas Ergebnisse zu Glyphosat liegen vor: “keine Krebsgefahr”; Videoreportage bei 3sat Online
  • Chronisch vergiftet – Monsanto und Glyphosat. Tödliche Agri Kultur – Wie Monsanto die Welt vergiftet. ARTE Doku 2015, Online