Studie
zum Klimawandel: Immer mehr Wetterextreme
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dpa Der Hurrikan „Florence“ auf dem Weg zur Ostküste der USA.
Unter
dem Klimawandel leiden vor allem Entwicklungsländer. Aber auch
Industrienationen werden immer härter getroffen. Die Schäden gehen in die
Milliarden.
Mehr
als 11.500 Todesopfer, Schäden von mehr als 375 Milliarden Dollar: 2017 ist
weltweit das bisher schlimmste Extremwetterjahr der jüngeren Geschichte. Die
wetterbedingten Sachschäden brechen alle vorherigen Rekorde. Das belegt der
neue, von der Entwicklungsorganisation Germanwatch veröffentlichte Globale
Klima-Risiko-Index.
Der
Index wird jährlich überarbeitet und zeigt sowohl für das jeweilige Vorjahr als
auch über die vergangenen 20 Jahre, wie stark Länder von Wetterextremen wie
Überschwemmungen, Stürmen, Hitzewellen und Dürren betroffen sind. Als Basis
dient vor allem die Datenbank des weltweit größten Rückversicherers Munich Re.
Bei der Bezifferung der Schäden wird die von Land zu Land teilweise sehr
unterschiedliche Kaufkraft berücksichtigt.
Seit
1998 traten mehr als 11.500 Extremwetterereignisse auf – also deutlich mehr als
ein Ereignis pro Tag. Dabei kamen insgesamt mehr als 526.000 Menschen zu Tode.
Die direkten Sachschäden beliefen sich auf 3,5 Billionen Dollar.
Zwar
erlauben die Auswertungen über Schäden und Todesopfer keine einfache Aussage
darüber, welcher Anteil davon bereits auf den Klimawandel zurückzuführen ist.
Dennoch lassen sich mehrere Trends ausmachen, die mit Erkenntnissen der
Klimawissenschaft in Einklang stehen:
Erstens
nimmt die Wucht einzelner Wetterereignisse zu. Beispiele für 2017 sind die
Inseln Puerto Rico und Dominica, die von extrem heftigen tropischen
Wirbelstürmen getroffen wurden.
Zweitens
werden Länder wie Haiti, die Philippinen, Sri Lanka oder Pakistan mittlerweile
so regelmäßig von Wetterextremen getroffen, dass sie kaum Zeit haben, sich zu
regenerieren.
Und
drittens zeigen die vergangenen Jahre, dass nicht nur Entwicklungsländer,
sondern zunehmend auch Industrieländer von Wetterextremen getroffen werden.
„Durch die Rekord-Dürre und extreme Hitze in diesem Jahr ist im nächsten Index
damit zu rechnen, dass europäische Länder noch mehr in den Fokus geraten“, sagt
David Eckstein von Germanwatch, Hauptautor des Klima-Risko-Indexes, der in
diesem Jahr bereits zum 14. Mal erscheint.
In
Deutschland verursachten 2017 vor allem Orkantiefs im Herbst sowie regional
auch Stark- und Dauerregen nach langer Trockenheit im Frühsommer hohe Schäden.
Insgesamt forderten Extremwetterereignisse in Deutschland im vergangenen Jahr
27 Todesopfer und richteten Schäden in Höhe von knapp 3,6 Milliarden Dollar an
– vor allem durch Sturmschäden und Überflutungen. Deutschland lag damit im Jahr
2017 auf Rang 40 (Vorjahr 42), im Index für die vergangenen 20 Jahre gar auf
Rang 25. Auch reiche Industrienationen, mahnt Eckstein, würden vom Klimawandel
immer härter getroffen.
Der
Umgang mit Schäden und Verlusten ist ein ständiges Streitthema in den
internationalen Klimaverhandlungen – auch während der laufenden Konferenz im
polnischen Kattowitz (Katowice). Die wichtigen Verursacherstaaten müssten einerseits die
ärmeren Staaten bei der Klimawandelanpassung unterstützen, fordert Eckstein.
Anderseits müssten sie ihnen auch beim Umgang mit Schäden und Verlusten helfen
– genau das aber ist bislang hoch umstritten.
Für
Deutschland ist Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) neben
Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) Chefrepräsentantin der Bundesregierung.
Nach ihrem Auftaktbesuch am Montag wird sie erst in der zweiten
Verhandlungswoche wieder vor Ort sein. In Kattowitz geht es vor allem um ein
Regelbuch, das die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens sicherstellen soll. Die
Erderwärmung soll auf deutlich unter zwei Grad Celsius begrenzt werden. (Handelsblatt,
Kersting, Silke)
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