EU: Der Erzfeind des
Vaterlands
ZEIT ONLINE/ZDF/DIE WELT/SZ
20. Dezember 2017 (verkürzt und korrigiert)
Mit der umstrittenen Justizreform fordert Polen die EU
heraus. An Mittwoch wird die EU-Kommission die Entscheidung treffen, Artikel 7
des Vertrags über die Europäische Union gegen Polen anzuwenden – dem Land also
seine Stimmrechte in der Gemeinschaft entziehen. Es soll eine ernste Warnung an
die polnische Regierung sein, ihre Justizreform zu stoppen. Doch Polens neu
benannter Premierminister Mateusz Morawiecki hat bereits klargemacht, dass er überhaupt
nicht daran denkt und stattdessen die Konfrontation mit der EU sucht.
In der vergangenen Woche hat das Parlament in Warschau die
neuen Justizgesetze verabschiedet. Es hängt jetzt nur noch von Präsident
Andrzej Duda ab, ob die Veränderungen in Kraft treten, ob also die Politik
Einfluss auf die Auswahl der Richter am obersten Gericht und überhaupt in der
Justiz bekommt. Dudas Mitarbeiter haben bereits angedeutet, dass die Gesetze
wohl bald unterschrieben werden. Die Regierung ignoriert derweil jede Kritik
aus dem Ausland. "Polen ist kein Bittsteller und wird niemanden um
Erlaubnis bitten, wenn es seine Justiz reformiert", sagte Premier
Morawiecki am Montag vor Journalisten.
Widerstand gegen
Berlin und Paris
Zuvor hatte das öffentlich-rechtliche Fernsehen, den
Deutschen und Franzosen die Schuld am Konflikt mit der EU geben. Die Kritik an
der Justizreform zeige deutlich, dass man Polen in beiden Ländern immer noch
als Vasallenstaat ansehe, wurde da argumentiert. Dem Diktat aus Berlin und
Paris müsse man sich in Warschau widersetzen.
Das deckt sich mit der Erzählung der rechtsnationalistischen
Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS). Dieser zufolge ist die
Justizreform notwendig, um polnische Interessen zu verteidigen – und die
Mehrheit der Bevölkerung befürworte das. Einige PiS-Politiker sprechen sogar
von 80 Prozent der Polen, die für die Justizreform seien. Als ersten Schritt
hat die Partei dazu schon vor einem Jahr neue Richter am Verfassungsgericht
ernannt. Legitimiert wird das Vorgehen mit dem "Willen des Volkes",
der bei der Parlamentswahl artikuliert worden sei. 13 Gesetze wurden verabschiedet, die der Politik einen direkten Durchgriff auf alle Gerichte und Staatsanwaltschaften im Land erlauben. Und wenn es Demonstrationen dagegen gibt,
dann sind das vom Ausland bezahlte Agenten, gekaufte Liberale oder ganz
einfach: Feinde des Vaterlands. Nichtregierungsorganisationen, die Kritik an
der Regierung üben, werden zurecht als politische Gegner und Feinde eingestuft.
Hinter den von ihnen beeinflussten Medien steht das ausländische Kapital, dass
fremde Interessen vertritt! Und so ist auch der Konflikt mit der EU zu sehen.
Selbst wenn es nun zu Sanktionen kommen sollte, wird dies das Kaczyński und der
PiS sogar nutzen. Die Regierung wird einen solchen Schritt im eigenen Land als
Angriff auf die Unabhängigkeit Polens darstellen. Die Bevölkerung hat Kaczynski schon auf seiner Seite: In einigen Wahlumfragen erzielt die PiS Zustimmungswerte von 50 Prozent. Ein neuer Höchstwert für die Nationalkonservativen.
Strafen bringen nichts
Selbst wenn sich die EU-Mitgliedstaaten also durchringen,
Polen mit Sanktionen zu belegen – würde das etwas bewirken? Wohl kaum. Es gibt
viele Beispiele, die belegen, dass solche Strafen den Regierenden der
betroffenen Länder nicht geschadet haben. Im Gegenteil: Sanktionen haben sie
nur noch enger mit den gesellschaftlichen Kräften zusammengebracht, die sie
stützen. Wegen Polen muss man sich in Brüssel deswegen die größten Sorgen machen. Denn auf die politischen Entwicklungen ist die EU nicht wirklich vorbereitet
– als sie entstand, war so etwas nicht vorgesehen.
Artikel 7:
Rechtsstaatlichkeitsverfahren der EU-Kommission
Sanktionsverfahren
gegen Polen
von Matthias Szczerbaniewicz
Mateusz Morawiecki soll die neue Waffe im Streit mit Brüssel
werden - und aus Polen endlich eine Supermacht machen. Wartet vorher erst
einmal ein Sanktionsverfahren der EU?
Es ist wohl eine der steilsten Karrieren in der polnischen
Politik: Die Geschichte von Mateusz Morawiecki in der regierenden PiS-Partei
begann erst vor zwei Jahren. Vom Vorstand der drittgrößten Bank Polens
avancierte der damals parteilose Morawiecki in das Kabinett von Beata Szydlo.
Erst war Morawiecki Finanzminister, später wurde ihm zusätzlich das Ministerium
für wirtschaftliche Entwicklung zugesprochen. Ein gutes Jahr lenkte er als Superminister
die wirtschaftlichen und finanzpolitischen Geschicke des Landes. Heute geht es
der Wirtschaft blendend: Die Arbeitslosigkeit auf historischem Tiefstand, ein
niedriges Haushaltsdefizit trotz der umfangreichsten Sozialreformen seit der
politischen Wende und es werden immer mehr Investoren aus dem Ausland
angezogen: Toyota, Daimler und die Lufthansa sind nur einige der prominenten
Unternehmen.
Besondere Beobachtung
durch die Kommission
Dennoch steht Morawiecki knapp zwei Wochen nach seiner Amtseinführung
vor seiner ersten großen Bewährungsprobe. Brüssel treibt das
Rechtstaatlichkeitsprüfungsverfahren gegen Warschau voran. Mit Auslösen der
ersten Phase von Artikel 7 wird Polen unter besondere Beobachtung der
EU-Kommission gestellt. Zwar scheint es unwahrscheinlich, doch am Ende könnte
Polen gar der Entzug des Stimmrechts im Europäischen Rat drohen. Die
Europäischen Partner sorgen sich um die Rechtstaatlichkeit im Land. Das
Parlament verabschiedete erst in der vergangen Woche zwei Justizreformen, dessen
Ziel der politische Einfluss auf das Gerichtswesen ist. Die PiS könnte damit
das Oberste Gericht kontrollieren und den unabhängigen Landesjustizrat mit
linientreuen Gefolgsleuten besetzen.
Vertragsverletzungsverfahren
Sanktionsmöglichkeiten der EU
Der "Klassiker" und auch bei weniger schweren mutmaßlichen Rechtsverstößen häufig genutzt. Die EU-Kommission verlangt genauere Informationen von der zuständigen Regierung und setzt dafür eine Frist von meist zwei Monaten. Ist sie mit der Antwort unzufrieden, kann sie das Land zum Handeln auffordern. Geschieht dies nicht, kann sie vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) klagen. Wenn sich das Land nicht an ein Urteil hält, kann der EuGH auch Geldstrafen verhängen.
Beata Szydlo, Morawieckis Vorgängerin, zeigte sich im Konflikt
mit der EU-Kommission zwar streitlustig doch wenig erfolgreich. Während sie im
Land von der Mehrheit der Bevölkerung sehr positiv im Amt bewertet wurde,
fehlte ihr stets Glanz auf internationaler Bühne. Morawiecki spricht deutsch,
englisch und französisch fließend, heißt es aus den Reihen der PiS. Alleine
schon deswegen wird er die Interessen des Landes in Brüssel besser vertreten
können als Amtsvorgängerin Beata Szydlo, so die Parteimeinung.
Polen wird groß oder
es wird untergehen
Der neue Premier Mateusz Morawiecki habe versprochen, dass er Europa rechristianisieren wolle. Mateusz
Morawiecki macht gleich zu Beginn seiner Amtszeit deutlich, dass er inhaltlich
vollständig auf Linie mit Parteichef Jaroslaw Kaczynski ist. Zwar zeigt er sich
gerne auf seinen Profilen in sozialen Medien vor der Flagge der EU - anders als
seine Vorgängerin -, doch offenbarte er in seinem ersten Fernsehinterview nach
der Vereidigung beim ultrakatholischen Sender TV Trwam seinen größten Traum:
Europa solle wieder rechristianisiert werden. Gleichzeitig glaubt er an die
Stärke seines Vaterlandes und will Polen zur Supermacht ausbauen: Polen wird
groß oder es wird untergehen, lautet das Credo seiner Politik. An Brüssel hat
er eine klare Botschaft: Polen wird sich die Pistole nicht auf die Brust setzen
lassen. Wie seine Partei steht auch Mateusz Morawiecki bedingungslos hinter der
stark umstrittenen Justizreform, die Europa auf den Plan gerufen hat.
Morawiecki macht klar, dass er nicht als
Bittsteller in Brüssel auftreten wird und Europa Polen als Partner braucht. Der
zweite Stresstest für Polen wird schon bald folgen: In Brüssel laufen die
Verhandlungen über den EU-Finanzrahmen ab 2021. Bislang ist Polen der größte
Profiteur von Subventionen aus Brüssel. Die Hartnäckigkeit und Radikalität des
Staatsumbaus könnte auf die Verteilung der Zuwendungen für Polen negative
Auswirkungen haben. Daran wird auch der weltgewandte Morawiecki nichts ändern
können. Obwohl er Premierminister von Jaroslaw Kaczynskis Gnaden ist, durfte er
sein Kabinett noch nicht selbst umbilden. Seine Ministerriege besteht aus
Hardlinern und engen Vertrauten Kaczynskis. Auch Brüssel zeigt sich von Polens
neuem Mann offensichtlich wenig beeindruckt und beschleunigt das
Vertragsverletzungsverfahren gemäß Artikel 7 des EU-Vertrags. Änderungen sind
in Polen weder innen- noch außenpolitisch zu erwarten: Mit Morawiecki betreibt
Polen lediglich alte Politik im neuen Gewand.
"Ein
EU-Austritt Polens ist absolut möglich"
Mit der Entscheidung für die "juristische Atombombe" gegen die
Regierung in Warschau wagt die EU-Kommission einen Befreiungsschlag. Der birgt
aber große Risiken für Europa.
Man stelle
sich ein böses Foul im Fußball vor, sagt Frans Timmermans und fuchtelt ein
bisschen mit der Hand, als halte er eine rote Karte. Ein Spieler verletzt den
anderen, und der Unparteiische gibt zu, dass ein Platzverweis fällig wäre.
"Aber der Schiedsrichter sagt: Ich zeige jetzt kein Rot, weil das die
Öffentlichkeit in Aufruhr bringen würde. Was würden Sie dazu sagen?"
Frans
Timmermans, der Erste Vizepräsident der Brüsseler EU-Kommission und wichtigste
Stellvertreter von Jean-Claude Juncker, fühlt sich spürbar unwohl in seiner
Haut in diesen Minuten. Da steht er auf dem Podium im Presseraum der
EU-Kommission, es ist ein historischer Moment für die EU, aber in gar keiner
Hinsicht ein positiver.
Gerade
haben Timmermans und seine Kollegen unter heftigen Bauchschmerzen beschlossen,
zum ersten Mal in der Geschichte die schärfste Waffe gegen einen Mitgliedstaat
aus dem Arsenal zu holen, die die EU parat hat.
Weil Polen nach
Überzeugung der EU-Kommission die Unabhängigkeit seiner Justiz zerstört hat,
will Brüssel die Mitgliedsländer auffordern, ein Strafverfahren gegen Polen zu
eröffnen. Im äußersten – und höchst unwahrscheinlichen – Fall würde das Polen
vorübergehend die Stimmrechte kosten.
Lange hat
Brüssel gezögert, jetzt sah die Kommission keine Alternative mehr zu dem
Schritt. Doch prompt kommt als erste Frage einer osteuropäischen Journalistin,
ob Brüssel denn gar nicht bedacht habe, wie kontraproduktiv diese "beispiellose
Entscheidung" sein könne, und wie sehr sie die ohnehin bestehende
EU-Verdrossenheit, ja die Europafeindlichkeit in der Union weiter zu befeuern
drohe.
Frans Timmermans, Niederländer,
ehemaliger Außenminister und wichtigster Stellvertreter von Kommissionschef Juncker,
ist ein überzeugter, ja glühender Europäer. Man nimmt ihm ab, wenn er das Ende
der Spaltung Europas durch die Osterweiterung im Jahr 2004 als eine Herzensangelegenheit
bezeichnet.
Und
natürlich ist ihm wie allen seinen Kollegen das Risiko bewusst, das Brüssel
gerade eingeht. Fast schon verzweifelt hatte Timmermans daher zwei Jahre lang
versucht, die polnische Regierung vom Umbau des Justizsystems abzubringen.
Gesprächsangebote, Aufforderungen, Drohungen, Bitten, Vermittlungsbemühungen,
Appelle, Besuche, Einladungen, nichts ließ Brüssel unversucht, um Warschau zum
Einlenken zu bringen.
Handeln, um die Glaubwürdigkeit zu
bewahren
Vergeblich:
Ungerührt betrieb die nationalkonservative Regierungspartei PiS die Justizreform und den Umbau der Gewaltenteilung im
Land weiter. Daher rang sich das Kollegium bei dieser letzten Sitzung im
Jahr 2017 schweren Herzens zur "nuklearen Option" nach Artikel 7 des
Verfassungsvertrags durch. Zwar ist nicht nur unwahrscheinlich, sondern so gut wie ausgeschlossen, dass es tatsächlich zu den schwersten denkbaren Sanktionen kommt. Denn die können nur einstimmig
beschlossen werden, und Ungarn hat bereits angekündigt, fest an der Seite von Warschau
zu stehen. Das Vorgehen der EU-Kommission gegen Polen sei inakzeptabel und
verletze die Unabhängigkeit des Landes, sagte der stellvertretende
Regierungschef Zsolt Semjen.
Auch das
polnische Außenministerium hat Brüssel scharf kritisiert. Der Beschluss der
EU-Kommission habe politischen und nicht rechtlichen Charakter, monierte
Warschau empört und drohte: Die Entscheidung belaste die gegenseitigen
Beziehungen unnötigerweise und erschwere den Aufbau von gegenseitigem Vertrauen
und Einigkeit.
Doch war es für die EU-Kommission wichtig, endlich einen Befreiungsschlag zu wagen und die Verantwortung
weiterzureichen an die Mitgliedstaaten. Nun müssen die Regierungen offen Stellung
beziehen, auch wenn das bei vielen höchst unpopulär ist. Populisten schießen
sich gern ein auf eine EU, die widerrechtlich den Kern staatlicher
Hoheitssphären wie die Verfassungsgebung verletzt – und finden immer mehr Gehör
in der Bevölkerung.
Das Problem: Die harsche Sanktionsdrohung gegen Polen kommt nun ausgerechnet in einer Zeit, da die Spannungen zwischen Ost und West größer und die Gräben tiefer sind als je zuvor. Erfolgreich hat Polens rechtskatholische Regierung die EU zum Gegner der Polen stilisiert, der Westen sei am Ende und moralisch verfallen, so das Narrativ der Regierung. Durch Zünden der "juristischen Atombombe" drohen die Fliehkräfte in der Tat noch größer zu werden.
Das Problem: Die harsche Sanktionsdrohung gegen Polen kommt nun ausgerechnet in einer Zeit, da die Spannungen zwischen Ost und West größer und die Gräben tiefer sind als je zuvor. Erfolgreich hat Polens rechtskatholische Regierung die EU zum Gegner der Polen stilisiert, der Westen sei am Ende und moralisch verfallen, so das Narrativ der Regierung. Durch Zünden der "juristischen Atombombe" drohen die Fliehkräfte in der Tat noch größer zu werden.
Die Folgen sind kaum absehbar
Dennoch: Brüssel hat, um
das Bild von Timmermans zu nutzen, tatsächlich die rote Karte präsentiert. Doch
die Folgen sind kaum absehbar. Wer weiß, ob es nicht am Ende sogar zum Austritt
Polens aus der EU kommt – auch wenn sich das die Bevölkerung laut Umfragen
keineswegs wünscht.
"Womöglich
hat die Regierung gar kein Interesse, nach 2020, also nach der
nächsten Parlamentswahl und am Anfang der neuen Periode des EU-Budgets, noch in
der EU zu bleiben", sagte die polnische Politologin Renata Mienkowska der
"Zeit": Wenn es sich dann finanziell nicht mehr auszahle, könnte sich
Polen verabschieden. "Es tut mir weh, das zu sagen, aber: Ein EU-Austritt
Polens ist absolut möglich."
EU-Kommission
beantragt Sanktionsverfahren gegen Polen
Es wäre das erste Mal, dass die EU-Kommission ein derartiges
Verfahren in der Geschichte der Gemeinschaft anwendet.
• Die EU-Kommission will ein Sanktionsverfahren gegen Polen
wegen Gefährdung von Grundwerten der Europäischen Union einleiten.
• Es ist das erste derartige Verfahren nach Artikel 7 der
EU-Verträge in der Geschichte der Gemeinschaft.
Die EU-Kommission sieht in den Justizreformen der polnischen
nationalkonservativen Regierungspartei PiS eine Gefahr für die
Rechtsstaatlichkeit der Europäischen Union und hat deshalb erstmals ein
Verfahren nach Artikel 7 der EU-Verträge eingeleitet. Der Schritt gilt als
schärfste Maßregelung gegen Mitgliedstaaten und kann zum Entzug von Stimmrechten
führen, wenn alle anderen EU-Länder dafür stimmen. Es ist das erste derartige
Verfahren in der Geschichte der Gemeinschaft.
Man tue dies nur schweren Herzens, aber es gebe keine andere
Option, sagte Kommissionsvizepräsident Frans Timmermans. "Es geht hier
nicht nur um Polen, es geht um die gesamte Europäische Union." Allerdings
betonte Timmermans die weitere Dialogbereitschaft der Kommission.
Deutschland unterstützt die Maßnahmen, sagte
Regierungssprecher Steffen Seibert. Es sei Aufgabe der EU-Kommission zu
bewerten, ob die polnische Justizreform den Werten der EU entspreche. Hingegen
gilt es als wahrscheinlich, dass Ungarn gegen die Bestrafung Polens Veto
einlegen wird.
Die polnische Regierungspartei hatte in den vergangenen
Tagen zwei weitere Gesetze durch das Parlament gebracht, mit denen das Oberste
Gericht und der Landesjustizrat reformiert werden sollen. Nur die Unterschrift
von Präsident Andrzej Duda fehlt noch, eine Unterzeichnung gilt aber als
sicher. Sind die Gesetze unterzeichnet, wären die letzten unabhängigen
Instanzen der polnischen Justiz Regierung und Präsidenten unterstellt.
Neben der Justiz hat die polnische Regierung auch besonders
die Medien im Visier: den Fernsehkanal TVN verhängt.
Mehrere Regierungsmitglieder haben den Sender zur Loyalität aufgefordert und ihm mit Lizenzentzug und Bußgeldern gedroht.
Die EU-Kommission warnt seit Monaten, dass Rechtsstaat und
Gewaltenteilung in Polen ausgehöhlt werden könnten. Der deutsche Kommissar
Günther Oettinger hatte vorige Woche gesagt, vieles spreche dafür, dass Artikel
7 erstmals angewendet werde. Auch die polnische Regierung hatte ein solches
Verfahren erwartet. An ihren Justizreformen hält sie dennoch fest.
Diese seien dringend notwendig, hatte der neue
Ministerpräsident Mateusz Morawiecki gesagt. Polen sei kein Bittsteller, der in
Brüssel fragen müsse, ob er seine Justiz reformieren dürfe.
Morawiecki sagte,
er hoffe, Warschau und Brüssel würden auch im Falle eines Verfahrens eine Ebene
der Zusammenarbeit finden. Im Januar werde er mit EU-Kommissionspräsident
Jean-Claude Juncker über die Gesetze sprechen.
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