Thilo Sarrazin
Deutschland schafft sich ab
Wie wir unser Land aufs Spiel setzen
Thilo Sarrazin beschreibt mit seiner profunden Erfahrung aus
Politik und Verwaltung die Folgen, die sich für Deutschlands Zukunft aus der
Kombination von Geburtenrückgang, problematischer Zuwanderung und wachsender
Unterschicht ergeben. Er will sich nicht damit abfinden, dass Deutschland nicht
nur älter und kleiner, sondern auch dümmer und abhängiger von staatlichen
Zahlungen wird. Sarrazin sieht genau hin, seine Analyse schont niemanden. Er
zeigt ganz konkret, wie wir die Grundlagen unseres Wohlstands untergraben und
so den sozialen Frieden und eine stabile Gesellschaft aufs Spiel setzen.
Deutschland läuft Gefahr, in einen Alptraum zu schlittern. Dass das so ist,
weshalb das so ist und was man dagegen tun kann, davon handelt dieses Buch.
Portrait
Thilo
Sarrazin ist einer der profiliertesten politischen Köpfe der Republik. Seine
fachliche Kompetenz in Finanzfragen gepaart mit dem Mut, unbequeme Wahrheiten
auszusprechen, hat ihn in viele wichtige Ämter gebracht. Als Fachökonom war er
Spitzenbeamter und Politiker, er war verantwortlich für Konzeption und
Durchführung der deutschen Währungsunion, beaufsichtigte die Treuhand und saß
im Vorstand der Deutschen Bahn Netz AG. Von 2002 bis 2009 war er Finanzsenator
in Berlin, anschließend eineinhalb Jahre Vorstandsmitglied der Deutschen
Bundesbank
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Wir islamisieren uns
schleichend
Von Rainer Haubrich | Veröffentlicht am 15.06.2017 |
https://www.welt.de/debatte/kommentare/article165588459/Wir-islamisieren-uns-schleichend.html
Der Islam ist nach dem Christentum die zweitgrößte
Weltreligion. Die meisten der 1,6 Milliarden Anhänger leben in Asien - mehr als
200 Millionen in Indonesien. Die wichtigsten Fakten haben wir für Sie
zusammengefasst.
Quelle: Die Welt
Rund fünf Prozent der Bürger in Deutschland sind Muslime.
Kein Grund zur Beunruhigung? Entscheidend ist nicht die Zahl, sondern das
Verhalten der Mehrheitsgesellschaft in Kernfragen.
In den sozialen Netzwerken kursierte jüngst eine viel
kommentierte Statistik zur Verteilung der Konfessionen hierzulande. Im Jahre
1970 stellten in der Bundesrepublik Katholiken und Protestanten 94 Prozent der
Bevölkerung, 2015 waren es in ganz Deutschland nur noch 56 Prozent. Die Zahl
der Konfessionslosen hat sich im gleichen Zeitraum fast verzehnfacht, sie
stellen inzwischen mit gut einem Drittel die größte Einzelgruppe.
Der Anteil der Muslime wuchs von 1,3 auf 4,4 Prozent. Zum
Islam würden sich demnach also nicht einmal fünf Prozent der Menschen in
Deutschland bekennen. Die Reaktionen im Internet fielen überwiegend hämisch
aus. Das soll also die berühmte „Islamisierung“ sein, die uns angeblich droht?
Unter fünf Prozent – damit käme man ja nicht einmal in den Bundestag!
Allgemeine Heiterkeit an den politisch korrekten Stammtischen.
Es hängt eben davon ab, was man unter Islamisierung
versteht. Für manchen mag davon erst dann die Rede sein, wenn die Mehrheit der
Bevölkerung muslimisch geworden ist. Von einem solchen Szenario ist Deutschland
noch sehr weit entfernt – ebenso wie der Kontinent als Ganzer: Bis zum Jahr
2050 wird laut Prognosen der Anteil der Muslime in Europa auf zehn Prozent
steigen.
Für das Aufweichen gibt es Anzeichen
Wenn man aber Islamisierung als einen Prozess begreift, bei
dem essenzielle Werte und Normen der Mehrheitsgesellschaft – manchmal kaum
merklich – aufgeweicht oder verändert werden, dann lässt sich nicht bestreiten,
dass es erste Anzeichen dafür gibt.
Während des diesjährigen Ramadan etwa beobachten Lehrer in
deutschen Großstädten, dass sich inzwischen immer mehr Jungen und Mädchen – und
selbst Grundschüler – den Regeln des vierwöchigen Fastens von Sonnenaufgang bis
-untergang unterwerfen müssen, obwohl die meisten dieser Belastung erkennbar
nicht gewachsen sind.
Wenn der Tag geht, dürfen die Muslime im Laufe des vierwöchigen
Ramadan, der am 24. Juni endet, wieder etwas essen und trinken. Schadet das
Fasten aber nicht den Kindern, besonders jenen in der Schule?
Dabei werden auch Kinder moderner Muslime gedrängt, doch dem
Beispiel der „wahrhaft Gläubigen“ zu folgen. Und wo sich die Behörden darum
bemühen, vernünftige Kompromisse zu finden zwischen islamischen Praktiken und
einem geregelten Schulalltag, stoßen sie überwiegend auf Ablehnung.
Die sozialdemokratische Bezirksbürgermeisterin von
Berlin-Neukölln hatte mit 20 Moscheevereinen über einen Zwölf-Punkte-Plan
verhandelt, der u.a. vorsah, dass jene, die nicht fasten, deshalb nicht
herabgewürdigt werden dürften, oder dass Grundschüler bei gesundheitlichen
Problemen das Fasten unterbrechen können. Nur drei Imame unterschrieben am Ende
die Vereinbarung.
Kein Schweinefleisch mehr in Kantinen
Für Diskussionen sorgt außerdem ein internes Papier des
Landeskriminalamtes Berlin, das bei Polizisten um Verständnis dafür wirbt, dass
sich bei manchen Fastenden „eine gewisse Reizbarkeit“ einstellt.
Wenn Arte unter fadenscheinigen Gründen eine offenbar
eindringliche Dokumentation über Antisemitismus in Europa nicht sendet? Wenn
darüber diskutiert wird, ob in öffentlichen Kantinen Schweinefleisch vom
Speiseplan verbannt werden sollte?
Wenn Scharia-Gerichte jenseits der deutschen Justiz in
Streitfällen Recht sprechen und ein Landesjustizminister der SPD das
grundsätzlich unproblematisch findet? Wenn sich ein aus islamischen Ländern
importiertes Machotum ausbreitet, das vor allem Frauen zu spüren bekommen?
Weniger christliche Feiertage
Wenn Homosexuelle beklagen, dass es in den Szenevierteln der
Großstädte häufiger zu Übergriffen kommt und sie sich nicht mehr so frei
bewegen können wie noch vor Jahren?
Wenn der Grüne Hans-Christian Ströbele die Einführung eines
„gesetzlichen Feiertages“ für die in Deutschland lebenden Muslime befürwortet
und die entsprechende Streichung „eines der vielen christlichen Feiertage“, und
wenn er dafür Zustimmung vom niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil
(SPD) bekommt, weil das doch ein gutes Zeichen dafür wäre, „dass wir den Islam
als Weltreligion ernst nehmen“.
Nicht selten plädieren Christen oder säkulare Bürger für
mehr „Rücksicht“ gegenüber Muslimen, die von jenen überhaupt nicht eingefordert
wurde (und von der Christen in muslimischen Ländern nur träumen können). Wie im
Fall der Volkshochschule Berlin-Marzahn, wo die Leitung harmlose Aktbilder
einer deutschen Künstlerin abhängen ließ, weil Muslime dort Deutschkurse
besuchten.
Wie im Fall der österreichischen Botschaft in Berlin, die
„mit Rücksicht auf den Islam“ zu „winterlichen Köstlichkeiten“ einlud statt zu
„weihnachtlichen Köstlichkeiten“.
Moderne Muslime wollen Wehrhaftigkeit
Wie im aktuellen Fall des Streits um das Kreuz auf der
Kuppel des wiederaufgebauten Berliner Schlosses, bei dem Grüne und Linkspartei
die weltanschauliche Neutralität des darin befindlichen Humboldt Forums
gefährdet sehen – während der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman
Mazyek, damit überhaupt kein Problem hat und lapidar befindet, dass das Kreuz
auf die Kuppel gehöre.
Gerade moderne Muslime erwarten, dass sich der deutsche
Staat und seine Behörden wehrhafter zeigen angesichts eines erstarkenden
fundamentalistischen Islam; dass diesem Grenzen aufgezeigt werden, anstatt ihm
entgegenzukommen.
Am Samstag wollen sie mit einem Friedensmarsch der Muslime
in Köln ein Zeichen setzen – und es ist bezeichnend, dass sich der größte
Islam-Dachverband in Deutschland, die Türkisch-islamische Union Ditib, daran
nicht beteiligen wird.
Die Konfliktlinie verläuft eben nicht zwischen Muslimen und
Mehrheitsgesellschaft, sondern zwischen dem modernen Islam und den
Fundamentalisten. Es sind Publizisten wie Hamed Abdel-Samad oder Initiativen
wie das Muslimische Forum Deutschland, die immer wieder darauf hinweisen, wie
archaisch das Gesellschaftsbild vieler Muslime hierzulande aussieht.
Aydan Özoguz sieht keine deutsche Kultur
Das bestätigte im vergangenen Jahr erneut eine
repräsentative Befragung türkischstämmiger Einwanderer im Rahmen einer Studie
der Universität Münster. Der Aussage, „Muslime sollten die Rückkehr zu einer
Gesellschaftsordnung wie zu Zeiten des Propheten Mohammeds anstreben“, stimmten
laut der Emnid-Umfrage 32 Prozent der Befragten „stark“ oder „eher“ zu.
Der Aussage, „die Befolgung der Gebote meiner Religion ist
für mich wichtiger als die Gesetze des Staates, in dem ich lebe“, stimmten 47
Prozent zu. Dabei halten junge Muslime kulturelle Anpassung an das Gastland
sogar für weniger wichtig als die Älteren.
Sie dürften sich bestätigt fühlen durch die
Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz (SPD), die jüngst
schrieb: „Eine spezifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht
nicht identifizierbar.“ In einem ihrer Strategiepapiere wird abschließend
formuliert: Eine Einwanderungsgesellschaft zu sein heiße, dass sich nicht nur
die Menschen, die zu uns kommen, integrieren müssten. „Unser Zusammenleben muss
täglich neu ausgehandelt werden.“ Auch das ist Islamisierung.
Von Kandahar ins Paradies
43 Prozent der angeblich minderjährigen unbegleiteten Migranten sind in Wahrheit Erwachsene. Diese Zahlen belegen das Versagen der deutschen Flüchtlingspolitik und des Merkel-Staates.
Jeder souveräne Staat kontrolliert seine Besucher, bevor er sie einreisen lässt. Dies ist ein elementares Gebot der inneren Sicherheit. Bundeskanzlerin Merkel tat 2015 das Umgekehrte. Sie winkte zuerst die Einwandererströme herein und versuchte diese ihm Nachhinein zu registrieren. Das erwies sich, wie zu erwarten, als schwierig bis unmöglich. Wie viele nach Europa kamen, woher sie kamen und wo sie sich heute alle aufhalten, all dies ist auch über zwei Jahre später noch nicht genau bekannt, und die Regierung würde am liebsten nicht mehr darüber sprechen.
Werden trotzdem gelegentlich offizielle Zahlen veröffentlicht, belegen sie das Versagen des Merkel-Staates. In Hamburg beispielsweise hat man jetzt mittels medizinischen Checks festgestellt, dass fast die Hälfte der sogenannten unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge in Wirklichkeit volljährig ist. Und auf Bundesebene zeigt sich dasselbe Bild. 43 Prozent der 55'890 angeblich minderjährigen unbegleiteten Migranten sind Erwachsene. Sie haben über ihr Alter gelogen und behauptet, sie hätten keine Ausweispapiere.
Sozialhilfeparadies Deutschland
Längst weiss man auch in den hintersten Dörfern des Hindukusch, dass minderjährige Asylsuchende nicht nur kostenlose Obhut und Ausbildung bekommen, sondern auch nie in ihre Heimat zurückgeschickt werden, selbst wenn sie schwerste Straftaten begehen. Der Anreiz für Familienclans in Afghanistan oder Somalia, Geld zusammenzulegen und einen der Söhne auf die Reise in die Sozialhilfeparadiese Deutschland oder Schweden zu schicken, um ihm später nachzufolgen, ist gross.
Das Leben als Fürsorgeempfänger in Berlin ist luxuriös im Vergleich zu einer mittelständischen Existenz in Kandahar oder Mogadiscio. Und die Chancen einer Zusammenführung sind intakt. Rotgrüne Politiker und ihnen zugewandte Medien machen sich stark für einen unkomplizierten Familiennachzug. Es würde die Integration erleichtern, behaupten sie.
Die Realität zeigt allerdings das Gegenteil. Der Import islamisch-orientalischer Grossfamilien hat in Europa nicht zu mehr Diversität geführt, sondern zu patriarchalen, archaisch abgeschotteten Parallelgesellschaften. Nicht nur der Sozialstaat ist bedroht, sondern auch der soziale Friede.
https://bazonline.ch/ausland/europa/von-kandahar-ins-paradies/story/25616799
(Basler Zeitung)
Erstellt: 28.11.2017, 11:00 Uhr
| 08.42 Uhr
Serie "Glaube und Gewalt"
Droht Deutschland die Islamisierung?
Viele Deutsche treibt die Angst vor einer schleichenden Islamisierung um. Tatsächlich könnte der Islam in ferner Zukunft die christlichen Kirchen bei der Zahl der Mitglieder überrunden. Eine Herausforderung für die Demokratie.
Es sollte offenbar ein Scherz sein, was der deutsch-türkische Touristik-Unternehmer Vugal Öger im Mai 2004 bei einem Essen mit Wirtschaftsvertretern zum Besten gab. "Im Jahr 2100 wird es in Deutschland 35 Millionen Türken geben. Die Einwohnerzahl der Deutschen wird dann bei ungefähr 20 Millionen liegen."
Und dann legte er noch einen drauf. "Das, was Sultan Süleyman 1529 mit der Belagerung Wiens begonnen hat, werden wir über die Einwohner mit unseren kräftigen Männern und gesunden Frauen verwirklichen." Berichtet hatte damals die türkische Zeitung "Hürriyet".
Sarrazins Rechenspiele
Der frühere Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin rechnete nach. Die Zahlen stimmen, so schrieb er 2010 in seinem umstrittenen Bestseller "Deutschland schafft sich ab".
Dazu müsste nur die Kinderzahl in den ursprünglich deutschen Familien weiterhin so niedrig bleiben wie bisher und die muslimische Bevölkerung durch höhere Geburtenraten und Zuwanderung wachsen. "Es ist wie in der Erzählung der Getreidekörner auf dem Schachbrett. Schon nach kurzer Zeit wächst die Getreidemenge ins Astronomische, selbst wenn man ganz harmlos mit einem Korn anfängt und die Zahl der Körner auf jedem Feld des Schachbretts nacheinander verdoppelt."
Sarrazin hat eine Modellrechnung bis in die weite Zukunft gewagt und Alarmierendes zutage gefördert. In nur 50 Jahren ist die Zahl der Geburten der deutschen Frauen ohne Migrationshintergrund, man nennt es die autochthone Bevölkerung, auf nur 40 Prozent ihres einstigen Wertes geschrumpft.
Im Mittelpunkt der Argumentation Sarrazins steht die Nettoreproduktionsrate. Das ist die Ziffer, die die Zahl der lebendgeborenen Töchter pro Mutter angibt. Dem Ansatz liegt zugrunde, dass nur Frauen Kinder gebären können. Liegt die Nettoreproduktionsrate bei eins, stagniert die Bevölkerung, bei größer als eins wächst sie, entsprechend schrumpft sie, wenn die Ziffer bei weniger als eins liegt.
Nettoreproduktionsrate von 0,66
In Deutschland liegt die Nettoreproduktionsrate bei 0,66. Das heißt, in einer Generation schrumpft die Zahl der gebärfähigen Frauen um rund 35 Prozent. Sarrazin geht sogar noch weiter. Er hat errechnet, dass der Anteil der Kinder von Menschen, die aus islamischen Ländern in jüngster Zeit zugewandert sind, von derzeit 6,5 Prozent auf fast 70 Prozent in nur vier Generationen, also bis etwa 2100, ansteigen könnte.
Bislang hat noch niemand in Deutschland Sarrazins Zahlen widerlegt, aber auch nicht in anderen Studien bestätigt. Eine wirkliche Diskussion ging in der Polemik unter, die das umstrittene Buch begleitet hatte. Die deutschen Forschungseinrichtungen, die sich mit Bevölkerungsentwicklung und Migration beschäftigen, erstellen keine Prognosen über die künftige Religionszusammensetzung in Deutschland.
Sarrazin hält das für einen Fehler. "Sie blenden die wichtige Frage der künftigen kulturellen, religiösen und ethnischen Zusammensetzung der Bevölkerung in Deutschland aus", meint der Autor, der nach wie vor von der Richtigkeit seiner Berechnungen überzeugt ist.
Zuwanderung lässt sich nur schwer abschätzen
Allerdings muss es nicht so kommen. Denn auch Sarrazin gibt zu, dass es sich um Modellrechnungen, nicht um zuverlässige Prognosen handelt. Tatsächlich lässt sich etwa Zuwanderung nur sehr schwer abschätzen. Zuletzt kam nur ein geringer Teil der Migranten aus islamischen Ländern.
Dann haben Bevölkerungswissenschaftler festgestellt, dass auch bei Zuwanderern die Geburtenraten steil nach unten gehen, sind sie einmal im Land. Das amerikanische Forschungsinstitut Pew, das sich mit Religionsstatistik beschäftigt, hat zum Beispiel bei europäischen Muslimen eine Halbierung der Wachstumsrate ermittelt.
Die Pew-Wissenschaftler kommen zum Ergebnis, dass der Anteil der muslimischen Bevölkerung bis zum Jahr 2030 in Europa von sechs auf acht Prozent, in Deutschland von derzeit fünf auf sieben Prozent steigt. Das sind moderate Zuwachsraten.
Auch wenn das Pew-Institut von zum Teil schon veralteten Daten des Mikrozensus von 2005 ausgeht, ist es als erste Annäherung für die nahe Zukunft nicht schlecht. Doch Sarrazin behauptet auch nicht, dass die in seinem Buch beschriebenen Trends in den nächsten 15, sondern eher in den nächsten 50 Jahren erfolgen. Das macht seine Rechnungen aber noch weniger aussagekräftig.
Jeder sechste Grundschüler in NRW ist muslimisch
Umgekehrt lässt sich schon jetzt beobachten, dass der Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund zunimmt. So sind in Deutschland rund 20 Prozent der Menschen entweder zugewandert oder haben zumindest einen ausländischen oder zugewanderten Elternteil.
In der jüngeren Bevölkerung bis 20 Jahre beträgt der Migrationsanteil schon 31,5 Prozent. In Nordrhein-Westfalen ist jeder sechste Grundschüler muslimisch, Tendenz steigend. In den Hauptschulen ist es fast jeder vierte.
Der Anteil ist zudem ungleich verteilt. In Gebieten mit hohem Migrationsanteil wie Duisburg-Marxloh oder Berlin-Neukölln ist der Islam in den Klassen schon die stärkste Religion. In anderen europäischen Großstädten gibt es ebenfalls Viertel, die schon mehrheitlich von Muslimen bewohnt werden wie Teile der Pariser Vorstädte oder der Brüsseler Stadtteil Saint-Gilles.
Für die belgische Hauptstadt und wichtigste Entscheidungszentrale der Europäischen Union erwarten Experten in den kommenden 20 Jahren eine mehrheitlich muslimische Bevölkerung. In Amsterdam sind mehr als die Hälfte der Neugeborenen islamisch.
Doch von da bis zu einer wirklichen Mehrheit der Muslime in den bislang christlich oder agnostisch geprägten Ländern Europas ist es ein weiter Weg. So hat sich die Zahl der Muslime in Europa seit 1991 zwar fast verdoppelt. Aber selbst 60 Millionen Angehörige des islamischen Glaubens, die das Pew-Institut für 2030 schätzt, dürften angesichts von 700 Millionen autochthonen Europäern verkraftbar sein.
Herausforderung für die Demokratie
Eine Herausforderung für die Demokratie ist die wachsende Zahl der Muslime, die ihre Gebetshäuser und Moscheen bauen und ihre Lebensgewohnheiten und Glaubensvorschriften mitbringen, schon.
Dass manche Schulen in Deutschland bereits auf Schweinefleisch gänzlich verzichten, ist vergleichsweise harmlos. Dass Mütter ihre Kinder in Burkas oder anderen Formen der Vollverschleierung abholen, führt schon eher zu Missverständnissen und Kritik. Auch die Ankündigung mancher Bundesländer, muslimische Feiertage gesetzlich anzuerkennen, stößt bei der Mehrheitsbevölkerung nicht nur auf Gegenliebe.
Richtig kritisch wird es, wenn sich muslimische Gruppen in einer Parallelgesellschaft einrichten, eigene Rechtsvorstellungen wie die Scharia ausleben oder einen Kodex beachten, der Ehrenmord und andere rechtswidrige Taten erlaubt. So hat auch der frühere rheinland-pfälzische Justizminister Jochen Hartloff (SPD) schon über eine teilweise Zulassung der Scharia nachgedacht und damit wütende Reaktionen ausgelöst.
Wie klar Muslime zu Rechtsstaatlichkeit und Demokratie stehen, ist nicht eindeutig zu ermitteln. Nach dem Bertelsmann-Monitor halten 80 Prozent der befragten Islam-Angehörigen die Demokratie für eine "gute Regierungsform", mehr als die Ostdeutschen, die das nur zu 76 Prozent tun. Allerdings meint auch jeder dritte Moslem, führende Religionsvertreter sollten mehr Einfluss auf Regierungsentscheidungen nehmen.
Welchen Werten fühlen sich Muslime verpflichtet?
Zu deutlich kritischeren Einschätzungen kommt der niederländische Soziologe Ruud Koopmans vom Wissenschaftszentrum Berlin. Er hat in den sechs europäischen Ländern Deutschland, Frankreich, Niederlande, Belgien, Österreich und Schweden untersucht, welchen Werten sich die muslimische Bevölkerung verpflichtet fühlt.
Danach sprechen sich fast 60 Prozent der Befragten für eine Rückkehr zu den religiösen Wurzeln aus. 75 Prozent glauben gar, dass es nur eine Auslegung des Korans gibt, die für alle verbindlich sei und 65 halten religiöse Regeln für wichtiger als Gesetze.
Als fundamentalistisch bezeichnet Koopmans jeden Religionsangehörigen, der alle drei Aussagen bejaht. Das sind bei den Muslimen 44 Prozent gegenüber vier Prozent bei Christen. Für Koopmans ist das Ausmaß des islamischen Fundamentalismus "ein ernsthafter Grund zur Besorgnis" und keinesfalls nur ein Randphänomen.
Quelle: RP
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