"Digitale Diät": Forscher ruft zu Social-Media-Boykott auf
FUTUREZONE.at Redaktion
Der Hamburger Zukunftsforscher Horst W. Opaschowski appelliert an die
Jugend. Sie sollen echte Freundschaften pflegen statt sich Facebook hinzugeben.
Angesichts der wachsenden Macht von sozialen Netzwerken hat der Hamburger
Zukunftsforscher Horst Opaschowski (76) Jugendliche zu „digitaler Diät“
aufgerufen. Sie sollten öfter offline sein, zeitweilig aus dem Erreichbarkeits-
und Beschleunigungswahn aussteigen und stattdessen echte Freundschaften
pflegen, meinte der Erziehungswissenschaftler.
Facebook-Mitgründer warnt
Anlass für den Appell sind die selbstkritischen Bemerkungen des ehemaligen
Facebook-Präsidenten und Erfinders der Musik-Tauschbörse Napster, Sean Parker.
Der Milliardär hatte kürzlich auf einer Veranstaltung der
US-Nachrichtenwebseite Axios in Philadelphia erklärt, am Anfang aller sozialen
Netzwerke habe die Frage gestanden, wie man möglichst viel Zeit der Nutzer
beanspruchen könne und dabei ihre bestmögliche Aufmerksamkeit bekomme. Die User
sollten zum Opfer einer sozialen „Wertschätzungsschleife“ werden und in einen
Kreislauf der sozialen Bestätigung geraten, aus dem es kaum ein Entrinnen gebe.
Opaschowski fordert nun Konsequenzen: „Wir müssen beginnen, die Zeit der
Menschen genauso konsequent zu beschützen wie ihre Privatsphäre.“ Es werde Zeit
zur Gegenwehr oder zum Boykott. Die Verbraucher müssten den sozialen Medien
„den Zeitkrieg erklären“. Andernfalls liefen sie Gefahr, ihren Zeitwohlstand zu
verlieren und ihre persönliche und soziale Lebensqualität einzubüßen.
Wege aus der Zeitfalle finden
Der Zukunftsforscher räumte zugleich ein, dass sich die Uhr im digitalen
Zeitalter nicht mehr zurückdrehen lasse. Aber man könne sie für Momente
anhalten. Insbesondere Jugendliche sollten neue Wege aus der Zeitfalle finden.
Opaschowski rät ihnen: „Die Angst überwinden, im Leben etwas zu verpassen, wenn
man nicht alles mitmacht.“ Ein weiterer Tipp lautet: „Die Hängematte
wiederentdecken und sich öfter fragen: Was ist eigentlich wichtig für mich und
was nicht.“ Der Erfinder der Musik-Tauschbörse Napster und frühere Präsident von Facebook, Sean Parker, hat sich kritisch zur der Internetplattform geäußert.
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Der Erfinder der Musik-Tauschbörse Napster und frühere Präsident von Facebook, Sean Parker, warnt vor den Folgen der Nutzung Sozialer Medien.
«Es ändert buchstäblich euren Umgang mit der Gesellschaft und untereinander» sagte Parker am Mittwoch (Ortszeit) auf einer Veranstaltung der US-Nachrichtenwebsite «Axios» in Philadelphia.
«Es stört wahrscheinlich auf komische Weise Eure Produktivität. Gott allein weiß, was es mit den Gehirnen unserer Kinder macht.» Am Anfang aller sozialer Netzwerke habe die Frage gestanden, wie man die möglichst viel Zeit der Nutzer beanspruchen könnte und dabei ihre höchstmögliche Aufmerksamkeit bekomme.
Um dieses Ziel zu erreichen, verpasse Facebook seinen Mitgliedern ab und an einen Dopamin-Kick, nämlich wenn ein anderer Nutzer auf die Posts reagiert. Das wiederum motiviere die Nutzer, ihrerseits mehr Inhalte und Reaktionen zu produzieren.
Dieser Mechanismus sei ein Kreislauf, eine Schleife der sozialen Bestätigung. Das sei genau die Art von Dingen, die sich ein Hacker wie er selbst ausdenken würde, «da es eine Schwäche in der menschlichen Psyche ausnutzt».
Die Erfinder der Sozialen Medien - Mark Zuckerberg, Kevin Systrom von Instagram, aber auch er selbst - seien sich dessen bewusst gewesen. «Und wir haben es trotzdem getan». Früher habe er Freunden, die Sozialen Medien skeptisch gegenüber standen gesagt «am Ende bekommen wir dich auch». Inzwischen verweigere er sich selbst den Netzwerken, sagte Parker, der durch seine Facebook-Anteile zum Milliardär wurde.
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