Jenny Böken
Jenny Böken (* 5. September 1989 in Langenfeld; † 4. September 2008 in der Nordsee vor der Insel Norderney) war eine Sanitätsoffizier-Anwärterin der Deutschen Marine. Sie tat zuletzt Dienst auf dem Segelschulschiff Gorch Fock, von dem sie gegen Mitternacht am 3./4. September 2008 über Bord ging.[1] Ihr Leichnam wurde elf Tage später vor Helgoland geborgen und am 24. September 2008 im Wohnort Teveren der Familie beigesetzt.[2]
Todesumstände
Böken gehörte zum Zeitpunkt ihres Verschwindens zur 30-köpfigen Segelwache der Gorch Fock. Sie war von 20 bis 24 Uhr als Posten Ausguck auf der Back eingeteilt. Sie trug (wie auf Großseglern üblich) bei ihrer Wache weder Rettungsweste noch Signallampe oder GPS-Sender. Jenny Böken ging über Bord, als das Schiff kurz vor Mitternacht bei Windstärke sieben etwa 12 sm (22,2 km) nördlich der Insel Norderney fuhr. Zeugen für die genauen Sturzumstände vom Oberdeck gab es nicht, aber ein anderer Soldat sah einen „Schatten“ ins Meer fallen. Der Wachoffizier gab Mann-über-Bord-Alarm. Eine Rettungsboje wurde ins Meer geworfen und das Schiff gestoppt. Nun drehte die Gorch Fock und fuhr in Richtung der Position des Mann-über-Bord-Alarms. Über Funk wurden Schiffe der Bundespolizei und der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) alarmiert. Die beiden motorisierten Bereitschaftsboote fuhren im Kielwasser der Gorch Fock zur vermerkten Position. In der Nacht wurde Böken nicht gefunden. Hubschrauber der Bundeswehr und der niedersächsischen Polizei sowie Seefernaufklärungsflugzeuge der Bundeswehr suchten das Seegebiet ab. Elf Tage später, am 15. September 2008, wurde Bökens Leichnam von dem Forschungsschiff Walther Herwig III etwa 65 sm (120,4 km) nordwestlich von Helgoland geborgen und durch die Wasserschutzpolizei dem Institut für Rechtsmedizin Kiel zugeführt.[3][4][5]Strafrechtliche Ermittlungen
Die genauen Todesumstände Bökens sind ungeklärt. Allerdings gab es Hinweise auf gesundheitliche Einschränkungen. Der Vater Uwe Böken erklärte sich zuletzt jedoch überzeugt, „dass Jenny nicht lebend über Bord gegangen ist“, da die Obduktion ergeben habe, dass sich kein Wasser in ihrer Lunge befand.[6] Zuvor hatten die Eltern dem Schiffsarzt und dem Kommandanten vorgeworfen, das Überbordgehen ihrer Tochter fahrlässig dadurch herbeigeführt zu haben, dass der Arzt sie trotz ihrer gesundheitlichen Beeinträchtigungen nicht vollständig vom Dienst ausschloss und der Kommandant das wegen der Witterung und des Seegangs gebotene Anlegen einer Rettungsweste oder des Toppsgurtes nicht anordnete. Die Staatsanwaltschaft Kiel sah jedoch mangels ausreichenden Verdachts von der Einleitung eines Ermittlungsverfahrens wegen fahrlässiger Tötung ab. Die Klageerzwingungsanträge der Eltern wurden am 12. Juni 2012 vom Schleswig-Holsteinischen Oberlandesgericht verworfen.[7] Hinsichtlich des Arztes sei der Antrag unbegründet, weil für Bökens Überbordgehen zahlreiche andere Ursachen als gesundheitliche Beeinträchtigungen denkbar seien.[8] Hinsichtlich des Kommandanten sei der Antrag unzulässig, weil die Tatsachen, welche die Erhebung der öffentlichen Klage begründen sollen, und die Beweismittel entgegen § 172 Abs. 3 Satz 1 StPO nicht in einer Weise vorgebracht worden seien, die dem Oberlandesgericht eine Schlüssigkeitsprüfung ohne Rückgriff auf die Ermittlungsakten ermögliche.[9] Die von den Eltern hinsichtlich des Arztes eingelegte Verfassungsbeschwerde wurde vom Bundesverfassungsgericht nicht zur Entscheidung angenommen. Ein hinreichender Tatverdacht sei nach gewissenhaft durchgeführten Ermittlungen von Staatsanwaltschaft, Generalstaatsanwaltschaft und Oberlandesgericht „in verfassungsrechtlich nicht zu beanstandender Weise verneint worden“. [10]Versorgungsrechtliches Verfahren
Im Dezember 2013 verklagten die Eltern die Bundesrepublik vor dem Verwaltungsgericht Aachen auf 40 000 Euro Entschädigung nach § 63a Abs. 3 Nr. 2 Soldatenversorgungsgesetz.[11] Diese Klage wurde am 22. Oktober 2014 abgewiesen.[12] Im Berufungsverfahren vor dem Oberverwaltungsgericht in Münster wurde nurmehr der vor dem 13. Dezember 2011 maßgebliche Betrag für Eltern von 20.000 Euro geltend gemacht.[13] Die mündliche Verhandlung fand am 14. September 2016 statt.[14] Die Eltern machten geltend, dass der Wachdienst ihrer Tochter angesichts der damaligen Witterungsbedingungen besonders lebensgefährlich gewesen sei, zumal man ihre Tochter nicht individuell gegen das Überbordfallen gesichert habe und sie auch nicht mit einer Rettungsweste ausgestattet gewesen sei. Zudem sei die Reling auf der Back teilweise zu niedrig gewesen, außerdem hätte Jenny Böken aus Krankheitsgründen überhaupt keinen Dienst an Bord der Gorch Fock verrichten dürfen. Die Marine hielt dem entgegen, dass es nach ihren damaligen Vorgaben bei den zum Vorfallszeitpunkt herrschenden Witterungsbedingungen nicht erforderlich gewesen sei, Rettungswesten oder andere Sicherungsmittel zu tragen. Das Schiff habe bei geringen Eigenbewegungen relativ ruhig im Wasser gelegen, gesundheitsbedingte Hindernisse hätten nicht vorgelegen.[15] Das Berufungsgericht wies die Berufung zurück und ließ keine Revision zu.[16]Gedenkplakette
Jenny-Böken-Stiftung
Bökens Mutter Marlis gründete ein Jahr nach dem Vorfall vom September 2008 die Jenny-Böken-Stiftung, die das erklärte Ziel hat, sich um in Not geratene Familien von getöteten und gefallenen Soldatinnen und Soldaten zu kümmern sowie Soldaten zu unterstützen, die infolge ihres Dienstes dienstunfähig geworden sind.[18]Verfilmung
Der Fernsehfilm Tod einer Kadettin des Regisseurs Raymond Ley, der am 5. April 2017 im Ersten gezeigt wurde, basiert auf dem Fall der Jenny Böken.[19] Unmittelbar im Anschluss daran wurde die halbstündige Dokumentation Der Fall Gorch Fock zu demselben Thema gesendet.https://de.wikipedia.org/wiki/Jenny_B%C3%B6ken
Gorch Fock
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Jenny (18) stirbt auf Gorch Fock. Jetzt packt eine Kameradin aus: „Das war ein Zickenkrieg“
Aktualisiert:
Norderney
- Die Kadettin Jenny Böken ertrank während ihrer Nachtwache auf der
„Gorch Fock“. Eine Kollegin, die damals ebenfalls Wache hielt, enthüllt
erstmals Details zu den Ereignissen an Bord.
Update vom 4. April 2017: Was geschah wirklich in der Nacht, in der Jenny Böken auf der „Gorch Fock“ starb. Die ARD zeigt am Mittwochabend einen Spielfilm über das Todesdrama auf der Gorch Fock.
Mitten in der Nordsee
ereignete sich vor circa neun Jahren ein mysteriöser Unfall: Die junge
Kadettin Jenny Böken hielt gerade ihre Nachtwache auf dem Segelschulschiff „Gorch Fock“
ab, als sie kurz vor der Insel Norderney über Bord ging und ertrank -
und zwar ausgerechnet in der Nacht zum 4. September 2008. Denn am
Folgetag hätte die Sanitätsoffizier-Anwärterin der Deutschen Marine
ihren 19. Geburtstag gefeiert.
Trotzdem
herrschte elf Tage später bereits traurige Gewissheit: Im Rahmen einer
groß angelegten Suchaktion konnten Männer eines
Fischereiforschungsschiffs nordwestlich von Helgo Land Jenny Bökens
Leiche bergen.
Die Ursache ist bis heute ungeklärt
Die Eltern stehen seitdem vor einem scheinbar unlösbaren Rätsel und rollen den Fall vor Gericht immer wieder auf. Berichten des Nachrichtenportals „n-tv“ zufolge ist es Marlis Böken ein persönliches Anliegen, endlich herauszufinden, „was in dieser Nacht eigentlich geschehen ist".
Vor
allem die Bundeswehr soll massiv in Verantwortung gezogen werden.
Offenbar gehen die Eltern weniger davon aus, dass eine übermutige Tat
ihrer Tochter deren Tod provoziert hatte - vielmehr vertreten sie die
Ansicht, dass die Bundeswehr ihr Kind besser hätte schützen müssen. Die
Eltern berufen sich dazu auf das sogenannte Soldatenversorgungsgesetz,
welches besagt, dass Eltern einen Anspruch auf Unterstützung haben, wenn
ihre Kinder bei der Berufsausübung unter besonderer Lebensgefahr
sterben.
Doch schon im Jahr 2014
wies das Aachener Verwaltungsgericht die von den Eltern geforderte
Entschädigung in Höhe von 40.000 Euro ab. Demnach sei die gesamte
Besatzung zu keinem Zeitpunkt einer besonderen Gefahr ausgesetzt worden.
Die Eltern klagten daraufhin erneut und zogen laut „Tagesspiegel“ 2016 zum mittlerweile sechsten Mal vor Gericht.
Im
Berufungsverfahren vor dem Oberverwaltungsgericht in Münster forderten
Marlis und Uwe Böken nunmehr eine Entschädigung in Höhe von 20.000 Euro -
und erreichten immerhin, dass vor wenigen Monaten erstmals auch der
damalige Kapitän sowie der Schiffsarzt öffentlich aussagten.
Doch auch der sechste Versuch in Folge blieb letztendlich erfolglos: Laut NDR
wurden die Eltern weder für ihren Verlust entschädigt, noch konnte die
Aussagen des Prozesses zutage führen, warum Jenny wirklich sterben
musste.
Nun meldet sich Bökens Kollegin zu Wort
Umso
brisanter erscheint es da, dass sich kürzlich eine der Kadettinnen
äußerte, die zum Zeitpunkt des folgenschweren Unfalls ebenfalls an Bord
war und gemeinsam mit Böken Wache hielt.
Im Gespräch mit dem „Stern“
erklärt die anonyme Matrosin, dass sie „schätzungsweise zehn nach halb
zwölf“ Schreie von Steuerbord gehört habe. Der Posten „Rettungsboje“
habe schließlich das alarmierende Kommando „Mann über Bord“
ausgelöst: "Wir haben die Segel in Trichterstellung gebracht, weil man
so ein Boot nicht einfach anhalten kann. Haben gezogen an den Tampen,
als gäb's kein Morgen mehr."
Ein Befehl von oben, der kaum zu befolgen war
Schließlich
wurden die Kameradinnen angewiesen, sich wieder Schlafen zu legen - ein
Ding der Unmöglichkeit, wie sich herausstellte: "Das hat natürlich
nicht funktioniert. Es war so komisch, dass wir alle in unseren
Hängematten lagen, nur sie halt nicht. Wir haben immer rausgeschaut
durchs Bullauge und Angst gehabt, dass sie da vorbeischwimmt. Wir haben
richtige Horrorvorstellungen gehabt."
Dennoch
wurde danach kaum über die verlorene Kameradin gesprochen, geschweige
denn gemeinsam getrauert. Erst als ein Militärpfarrer die Kadettinnen
aufsuchte, kam es zur allgemeinen, verbalen Konfrontation mit dem Thema.
Das Gespräch gipfelte allerdings schon bald in einem Streit: "Da haben
sich die Mädels gegenseitig beschuldigt: Als es passiert ist, warst du
doch auch nicht traurig, da brauchst du auch nicht so zu tun. Das war
ein Zickenkrieg“, berichtet die ehemalige Marinesoldatin.
„Tod einer Kadettin“: Jenny Bökens Geschichte im Spielfilm
Obwohl
Jenny Böken bereits vor neun Jahren verstarb, ist ihre Geschichte noch
immer allgegenwärtig: Die renommierten Dokumentarfilmer Hannah und
Raymond Ley arbeiteten ihre Geschichte kürzlich in einem Spielfilm auf. Die ARD strahlt das Drama
„Tod einer Kadettin“, für das die Autoren die Umstände des Todes
detailliert nachrecherchierten, am Mittwoch um 20.15 Uhr aus. Im
Anschluss folgt dann die Dokumentation „Der Fall Gorch Fock. Die
Geschichte der Jenny Böken“. sl
https://www.tz.de/welt/tote-kadettin-eine-kollegin-schildert-erstmals-geschehnisse-zr-8054057.html
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Eltern von Jenny Böken glauben nicht an Unfalltod
Warum
war kein Wasser in der Lunge der tot aus der Nordsee geborgenen
Kadettin Jenny Böken? Ihre Eltern vermuten, dass die 18-Jährige bereits
tot war, als sie ins Wasser stürzte. Viele Fragen zu der Tragödie von
2008 halten sie bis heute für offen.
Mehr als acht Jahre nach dem Tod der "Gorch Fock"-Kadettin Jenny Böken,
18, ist nach Ansicht der Eltern der Fall trotz mehrerer
Gerichtsprozesse nicht aufgeklärt. "Wir halten es für
hochwahrscheinlich, dass Jenny schon an Bord zu Tode gekommen ist, das
würde auch erklären, warum sie kein Wasser in der Lunge hatte", sagte
Vater Uwe Böken in Geilenkirchen. "Einem Unfalltod durch Ertrinken, wie
es die Obduktion als wahrscheinlichste Todesursache ergeben haben soll,
widersprechen mehrere Ungereimtheiten", betonte auch Mutter Marlis
Böken.
An diesem Mittwoch zeigt das Erste das Drama "Tod einer Kadettin" (20.15 Uhr) und im Anschluss die Dokumentation "Der Fall Gorch Fock - die Geschichte der Jenny Böken" (21.45 Uhr). Böken hatte am 3. September 2008 Nachtwache auf dem Segelschulschiff der Marine. Kurz vor Mitternacht soll ein Schrei gehört worden sein, dann hieß es, jemand sei über Bord gegangen. Die Leiche wurde am 15. September 2008 bei Helgoland in der Nordsee entdeckt.
"Für mich drängt sich die Schlussfolgerung auf, alles sollte so aussehen, dass Jenny im Wasser noch lebte und sich des Parkas entledigt habe, um besser schwimmen zu können", sagte der Vater. "Wenn man sie mit Parka in der Nordsee findet und sie kein Wasser in der Lunge hat, hätte jeder Staatsanwalt davon ausgehen müssen, dass sie schon tot war, als sie ins Wasser fiel."
Seit mehr als acht Jahren warten die Eltern auf ein Paket, das die Marine nach Jennys Tod abgeschickt haben will. Darin sollen Gegenstände aus dem abschließbaren persönlichen Wertfach aus Jennys Spind gewesen sein. "In dem Fach hätte auch das persönliche Tagebuch liegen müssen", sagte Marlis Böken. "Bekommen haben wir nur Jennys dienstliches Tagebuch, auf das auch Vorgesetzte Einblick hatten."
An diesem Mittwoch zeigt das Erste das Drama "Tod einer Kadettin" (20.15 Uhr) und im Anschluss die Dokumentation "Der Fall Gorch Fock - die Geschichte der Jenny Böken" (21.45 Uhr). Böken hatte am 3. September 2008 Nachtwache auf dem Segelschulschiff der Marine. Kurz vor Mitternacht soll ein Schrei gehört worden sein, dann hieß es, jemand sei über Bord gegangen. Die Leiche wurde am 15. September 2008 bei Helgoland in der Nordsee entdeckt.
Parka oder kein Parka?
"Ein Mitarbeiter des Forschungsschiffs "Walter Herwig III" - es hatte den Leichnam geborgen - berichtete, Jenny sei mit ihrem Marineparka aus dem Wasser gezogen worden", sagte Uwe Böken. Später hieß es, zur Obduktion sei Jenny in Sweatshirt und Marinehose gebracht worden, von einem Parka keine Spur mehr."Für mich drängt sich die Schlussfolgerung auf, alles sollte so aussehen, dass Jenny im Wasser noch lebte und sich des Parkas entledigt habe, um besser schwimmen zu können", sagte der Vater. "Wenn man sie mit Parka in der Nordsee findet und sie kein Wasser in der Lunge hat, hätte jeder Staatsanwalt davon ausgehen müssen, dass sie schon tot war, als sie ins Wasser fiel."
Eltern von Jenny Böken glauben an einen Streich
Die Eltern glauben nicht an einen Mord, "aber es könnte ein Streich einer Clique gewesen sein, die Jenny auf der "Gorch Fock" möglicherweise irgendetwas in den Tee getan hat". Ihre Tochter habe bei der Marine immer wieder darüber geklagt, extrem müde zu sein und einzuschlafen - "ein Phänomen, das sie vorher niemals hatte", sagte Böken. Möglicherweise könnte dies mit den zahlreichen Impfungen bei der Bundeswehr zusammenhängen. Das renommierte Paul-Ehrlich-Institut in Langen bei Frankfurt habe noch keine abschließende Einschätzung zu dieser These eines Mediziners gegeben.Seit mehr als acht Jahren warten die Eltern auf ein Paket, das die Marine nach Jennys Tod abgeschickt haben will. Darin sollen Gegenstände aus dem abschließbaren persönlichen Wertfach aus Jennys Spind gewesen sein. "In dem Fach hätte auch das persönliche Tagebuch liegen müssen", sagte Marlis Böken. "Bekommen haben wir nur Jennys dienstliches Tagebuch, auf das auch Vorgesetzte Einblick hatten."
Mobbing auf der Gorch Fock
Auch dieses enthalte manche Passagen über Mobbing auf der "Gorch Fock". Über ihr persönliches Tagebuch habe Jenny sinngemäß gesagt, "ihr werdet euch wundern, was ich da noch alles drin aufgeschrieben habe". Auf der Internetseite jenny-boeken.de hat der Vater sämtliche Ungereimtheiten akribisch dargestellt.Ein Sprecher der Marine wollte sich auf Anfrage zu Details des Falls nicht mehr äußern. Es handle sich um ein schweres Schicksal für die Eltern, mit denen man tief mitfühle. In mehreren Gerichtsprozessen sei das Geschehen juristisch aufgearbeitet worden, die Ermittlungen seien abgeschlossen.
Dagegen hoffen die Eltern, "dass von den rund 200 Menschen, die damals an Bord waren, einige doch noch die Kraft finden und endlich berichten, was in der Todesnacht wirklich passierte".
Neue Zeugenaussage im Fall Jenny Böken
Bis
heute ist ungeklärt, warum die Kadettin Jenny Böken in der Nacht vom 3.
auf den 4. September 2008 über Bord der "Gorch Fock" ging und starb.
Nun äußert sich zum ersten Mal außerhalb der Ermittlungen eine der
Kadettinnen, die damals mit an Bord war.
Die Kadettin, die zur selben Zeit wie Böken Wache an Deck hatte, berichtet, sie habe "schätzungsweise zehn nach halb zwölf" Schreie von Steuerbord gehört. Dann habe der Posten "Rettungsboje" etwas gesehen, und das Kommando "Mann über Bord" sei ausgelöst worden: "Wir haben die Segel in Trichterstellung gebracht, weil man so ein Boot nicht einfach anhalten kann. Haben gezogen an den Tampen, als gäb's kein Morgen mehr."
"Wir haben immer rausgeschaut durchs Bullauge und Angst gehabt, dass sie da vorbeischwimmt"
Schließlich bekamen sie und ihre Kameradinnen den Befehl, unter Deck zu gehen und zu schlafen. "Das hat natürlich nicht funktioniert. Es war so komisch, dass wir alle in unseren Hängematten lagen, nur sie halt nicht. Wir haben immer rausgeschaut durchs Bullauge und Angst gehabt, dass sie da vorbeischwimmt. Wir haben richtige Horrorvorstellungen gehabt."Dennoch schien von den Kadettinnen niemand über den Verlust der Kameradin zu trauern. Erst als die Marine einen Militärpfarrer zur Betreuung schickte, sei es zum Streit gekommen, wie die ehemalige Kadettin berichtet: "Da haben sich die Mädels gegenseitig beschuldigt: Als es passiert ist, warst du doch auch nicht traurig, da brauchst du auch nicht so zu tun. Das war ein Zickenkrieg."
Die ARD arbeitet den Fall jetzt in fiktionalisierter Form in dem Film "Tod einer Kadettin“ auf (Das Erste, 5. April 20:15 Uhr).
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