Flutkatastrophe:
THW-Spitzenfunktionär Marian Wendt wirft Landräten Versagen vor
Jens Witte, 5. August 2021
Marian Wendt attackiert die politisch Verantwortlichen in den Flutgebieten: Sie hätten durch »richtiges Handeln« dafür sorgen können, dass sich mehr Menschen in Sicherheit bringen, sagte der Präsident der THW-Bundesvereinigung.
Der Präsident der Bundesvereinigung des Technischen Hilfswerks (THW) beschuldigt die politisch Verantwortlichen in den Flutgebieten, durch Fehlverhalten für eine deutliche höhere Zahl an Todesopfern verantwortlich zu sein. »Die Wucht der Flut war so nicht zu verhindern und auch nicht alle Todesopfer«, sagte Marian Wendt der »Bild«-Zeitung. »Aber Fakt ist: Es hätten sich bei richtigem Handeln der politisch Verantwortlichen vor Ort deutlich mehr Menschen in Sicherheit bringen können.«
»Nach allem, was wir aus dem Landkreis Ahrweiler wissen, hat es dort eben keine rechtzeitigen Warnungen, die es hätte geben können und geben müssen, gegeben«, sagte Wendt. Dabei hätten Warnungen des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) und des Wetterdienstes sowie auch von Bürgermeistern vorgelegen.
Wendt, der auch CDU-Bundestagsabgeordneter ist, verlangte »ein anderes, zentraleres System« zur Warnung. Derzeit liege die gesamte Verantwortung bei politischen Wahlbeamten wie den Landräten. »In allen polizeilichen Großlagen oder beim Militär wird das von Profis wie den Polizeipräsidenten oder Generalen gemanagt und entschieden, nur im Katastrophenfall nicht«, sagte Wendt. Das müsse sich ändern.
Extreme Starkregenfälle hatten vor drei Wochen verheerende Überschwemmungen an Flüssen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz ausgelöst. Viele Gemeinden, insbesondere im rheinland-pfälzischen Ahrtal, wurden verwüstet. Auch Straßen und Brücken wurden zerstört. In Rheinland-Pfalz starben 141 Menschen, 17 weitere werden vermisst. In Nordrhein-Westfalen gab es 47 Tote.
Lindner
will Sonderbeauftragten für die Hochwassergebiete
Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner reagierte derweil mit Unverständnis auf die Weigerung von Finanzminister Olaf Scholz (SPD), einen Sonderbeauftragten für die Hochwassergebiete einzusetzen. Die FDP-Bundestagsfraktion sei überzeugt, dass dieser »eine echte Hilfe wäre«, sagte Lindner der Nachrichtenagentur dpa. Die Ministerpräsidentenkonferenz sollte sich daher in der kommenden Woche darauf verständigen, dieses Amt zu schaffen.
Scholz hatte am Mittwoch im WDR zum Ruf nach einem Sonderbeauftragten gesagt: »Das wäre bürokratische Tätigkeitsvermehrung und würde die Sache eher komplizierter machen.«
Lindner
meinte nun jedoch, ein Sonderbeauftragter könnte eine koordinierende Rolle an
den Schnittstellen von Bund, Ländern und Gemeinden übernehmen und so für
reibungslose Abläufe sorgen. »Wir haben beim Katastrophenschutz gesehen, dass
es genau dort hakt.« Zudem könnte ein solcher Koordinator auch der Kopf des
Fördermittelmanagements sein und damit die finanzielle Seite des Wiederaufbaus
verantworten. (Spiegel)
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