Krankenhaus-Abwässer fließen ungefiltert in Berliner Kanäle
Krankenhäuser filtern ihre Abwässer nicht. Bei Starkregen könnten sie sogar ungeklärt in die Spree gelangen – samt Keimen, Chemikalien und Medikamentenresten.
Berlins Krankenhäuser leiten ihre Abwässer ungefiltert in die Berliner Kanalisation – und bei Starkregen gelangen Viren, Medikamente und Chemikalien sogar an Klärwerken vorbei in Spree und Havel.
Dies geht aus einer Antwort der Senatsverwaltung für Umwelt auf Anfrage des CDU-Abgeordneten Danny Freymark hervor.Als „Schlag ins Gesicht“ bewertet Freymark die „Rückständigkeit“ Berlins im Umgang mit Schmutzwasser. „Dass nicht geklärtes, nichtgefiltertes Abwasser voller Keime und Medikamente in die Umwelt gelangt, ist gerade in Zeiten von Epidemien wie Corona nicht mehr hinzunehmen“, sagt Freymark. Berlin brauche dringend eine „vierte Reinigungsstufe“ wie sie in Bayern üblich sei. Es sei ein „Desaster“, dass alle Grenzwerte für die Verschmutzung der Gewässer regelmäßig überschritten würden.
Corona im Abwasser nachgewiesen
In den Niederlanden war das Coronavirus bereits im Abwasser nachgewiesen worden. Das hatten Untersuchungen des Rijksinstituut voor Volksgezondheiden ergeben, so die Nachrichtenagentur AFP. Das Virus sei über die Ausscheidungen von Infizierten im Abwasser gelandet. Ob und welche Viren in Berliner Gewässern aufzufinden sind, ist unklar, weil es dazu bisher keine Untersuchungen gibt.
Wie aus der parlamentarischen Anfrage hervorgeht, sind an der „Kleinen Badewiese“ der Unterhavel, kurz vor dem Wannsee, die Grenzwerte für „Gesamtcoliforme Bakterien“, „Escherichia coli“ sowie „Intestinale Enterokokken“ im Jahr 2019 teils um das 3,6-Fache überschritten worden. Dabei liegt die Badestelle „hinter“ der Stadt, wo die Einleitungen reichlich Zeit hatten sich mit Spree- und Havelwasser zu vermischen.
Um das bis zu Einhundertzehnfache werden die Grenzwerte in Sophienwerder (Spree) und der Unterhavel (Pichelssee) überschritten. Die gemessenen „Indikatorenbakterien“ stammen aus dem Darm, und deren Menge lässt auf die Verschmutzung des Wassers mit Fäkalien und Krankheitserregern schließen.
Zentrale Informationen zur Coronakrise in Berlin:
- Berlin gegen das Coronavirus: Alle wichtigen Entwicklungen im Newsblog
- Bezirke und Infizierte: Die Ausbreitung des Virus in Berlin in Grafiken
Bei starkem Regen fließt Abwasser ungeklärt in die Spree
Angaben zur Belastung mit Medikamenten und Viren macht die Senatsverwaltung nicht. Besorgniserregend dürfte diese bei „Starkregenereignissen“ sein. Damit die Abwasserkanäle nicht überlaufen, fließt das überschüssige Wasser unbehandelt in die Umwelt. „Der Abwasseranteil von Krankenhausabwässern bei Überlaufereignissen ist nicht bekannt“, teilte die Umweltverwaltung nun mit.
Völlig unbekannt ist, wie viele Viren im Wasser sind und wie lange sie sich halten. Dazu gibt es schlicht keine Untersuchungen: „Es gibt kein Monitoring für Viren in Oberflächengewässern“, teilt die Gesundheitsverwaltung mit.
„Über drei Millionen Kubikmeter nicht gefilterte und nicht geklärte Abwässer mit Fäkalien aus Haushalten, von den Straßen, mit Mikroplastik, Antibiotika und Krankheitserregern fließen jedes Jahr in Spree, Landwehrkanal und Havel“, sagt der Ingenieur Ralf Steeg. Es ist ein Zufall, dass es noch nicht zu Massenerkrankungen gekommen ist. „Dabei wäre mit überschaubarem Einsatz wenigstens die ungeklärte Einleitung von Abwässern in die Oberflächengewässer zu verhindern.“
Wasserbetriebe: „Keimreduktion im Wasser“
Die Berliner Wasserbetriebe versprechen Besserung – aber nur dort, wo sie in ihren Werken das Wasser klären. Bis 2024 soll eine „neue UV-Anlage“ im Klärwerk Ruhleben „zur weitergehenden Keimentfernung“ zum Einsatz kommen. Bis 2027 sollen alle Klärwerke bis auf das in Stahnsdorf mit einer „Flockungsfiltrationsstufe“ ausgerüstet sein, um „die Keime im gereinigten Abwasser nochmals deutlich zu reduzieren“.
Dass die Werte bisher „im Klärwerksablauf über den Grenzwerten der Badewasserrichtlinien“ liegen, sieht man entspannt. „Im Gewässer erfolgt eine weitere Keimreduktion“ bis das Abwasser die Badestrände erreicht, hieß es.
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Österreich: Forscher suchen im Abwasser nach Coronaviren
Euronews, 24.04.2020
In Österreich haben
Forscherteams von den Unis Innsbruck und Wien erstmals das
neuartige Coronavirus im Abwasser zweier Kläranlagen nachgewiesen.
Die
Wissenschaftler hoffen so herauszufinden, wie verbreitet das Virus
tatsächlich ist.
Denn
da viele Infizierte keinerlei Symptome zeigen und nicht zum Arzt
gehen, ist völlig unklar, wie viele Menschen sich überhaupt
angesteckt haben - und andere Menschen anstecken können.
Heribert
Insam von der Universität Innsbruck leitet das Projekt. Der
Mikrobiologe erklärt: "Wenn wir im Abwasser eine steigende
Anzahl von Viren messen, dann könnte das ein Indikator sein, dass
die Zahl der Erkrankungen wieder ansteigt, und dann muss man
Maßnahmen ergreifen. Oder umgekehrt: Es gibt weniger Viren, dann
könnten wir die Cafés wieder ein bisschen eher aufmachen und wir
brauchen nicht Tausende Individualtests machen."
Solche
Abwassertests gibt es bereits in anderen Staaten,etwa den
Niederlanden und den USA. Die österreichischen Forscher haben für
ihre Untersuchungen nun eng mit Teams aus diesen beiden Ländern
zusammengearbeitet. Ziel ist es auch, eine Art Frühwarnsystem
aufzubauen, um die Gesundheitsbehörden rechtzeitig über das
Vorkommen und die Verbreitung des Virus in Kenntnis setzen zu können.
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Wie erwartet schweigen sowohl
das Bundesumweltministerium,
das Bundesumweltministerium,
das Umweltbundesamt
wie auch das Robert Koch Institut (RKI)
zu diesen unmöglichen
Missständen.
Jerzy Chojnowski
Chairman-GTVRG e.V.
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