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Dienstag, 20. September 2016

BILD DER PSEUDOWISSENSCHAFT

Langsam, aber gewaltig: Das Erdbeben von Sumatra

Das Erdbeben, das am 26. Dezember 2004 vor der Küste Sumatras losbrach und den verheerenden Tsunami auslöste, war selbst in den Augen von Seismologen ein "Monsterbeben", wie es der Geophysiker Thorne Lay von der University of California in Santa Cruz formuliert. Drei Forscherteams präsentieren nun in der Zeitschrift Science eine umfassende Analyse der gewaltigen Erdstöße.
Das Beben, das Seismologen unter dem Namen "Sumatra-Andamanen-Beben" in ihren Katalogen führen, war das stärkste seit 40 Jahren und das erste Mega-Beben, das von modernen seismologischen Netzen und Satelliten aufgezeichnet wurde. Die Ausmaße der Erdstöße übertrafen alles bislang Bekannte: Die Grenze zwischen der Indo-Australischen Platte und der Eurasischen Platte brach bei dem Beben über eine Länge von 1.200 Kilometern. Dabei wurde die Erdkruste um bis zu 20 Meter versetzt. Während andere große Beben etwa eine halbe Minute dauern, hielten die Erdstöße beim Sumatra-Andamanen-Erdbeben zehn Minuten lang an. Im nördlichen Abschnitt der Plattengrenze, nahe den Andamanen-Inseln, bewegte sich der Boden noch eine bis drei Stunden nach den ersten Erdstößen weiter im Süden, berichten die Forscher in Science. "Die langsamen Bewegungen im Norden der Plattengrenze könnten dafür verantwortlich sein, dass die Erdstöße weniger direkte Zerstörung anrichteten als zu erwarten gewesen wäre", sagte Roland Bürgmann von der University of California in Berkeley. "Außerdem erklären die langsamen, aber lang anhaltenden Bodenbewegungen Berichte von den Andamanen-Inseln, dass sich der Boden erst nach der Ankunft des Tsunami absenkte."

Die Bodenbewegungen, die das Beben in größeren Entfernungen noch auslöste, waren gewaltig: In Sri Lanka, 1000 Kilometer vom Epizentrum entfernt, hob sich die Erdoberfläche immerhin noch um neun Zentimeter. Durch die seismischen Wellen, die das Erdbeben auslöste, hob sich jeder Ort auf der Welt um einen Zentimeter, berichten die Forscher. Allerdings sei diese Bewegung so langsam vor sich gegangen, dass sie nicht zu spüren war. Das Beben löste Oszillationen aus, die die ganze Erde wie eine Glocke zum Schwingen brachten. Diese Schwingungen sind bis heute, ein halbes Jahr nach dem Beben, nicht völlig abgeklungen.

Die Seismogramme des Bebens waren für die Seismologen zunächst schwer zu deuten. Wegen der außergewöhnlich langen Dauer der Erdstöße überlagerten sich Wellen verschiedener Geschwindigkeit, die normalerweise nacheinander bei einem Seismografen eintreffen. Nach genauer Analyse der Daten bestimmten sie die Stärke des Bebens neu: Es erreichte eine Magnitude von 9,15 und war damit etwa doppelt so stark wie ursprünglich angenommen.

Science-Ausgabe vom 20. Mai 2005:
"The Great Sumatra-Andaman Earthquake of 26 December 2004", Thorne Lay et al.

"Rupture Process of the Great 2004 Sumatra-Andaman Earthquake", Charles Ammon et al.

"Excitation of Earth's Free Oscillations by the 26 December 2004 Sumatra-Andaman Earthquake", Jeffrey Park et al.
Ute Kehse
24.05.2005
http://www.wissenschaft.de/home/-/journal_content/56/12054/1036941/

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