Die "Soros-Söldner"-Liste
UNGARNS SCHWARZE LISTE: FIGYELÖ-VERÖFFENTLICHUNG - WEIßE SCHRIFT AUF SCHWARZEM HINTERGRUND
"Lass nicht zu, dass am Ende Soros lacht!" steht
auf dem Plakat
Am 15. März, dem ungarischen Nationalfeiertag, hatte Ungarns
Ministerpräsident Viktor Orbán in einer Rede vor zehntausenden Anhängern
gesagt, nach der Parlamentswahl werde man sich "politische, moralische und
juristische Genugtuung verschaffen". Wenige Tage nach seinem
überwältigenden Wahlsieg macht Orbán nun offenbar ernst. Als erstes erscheinen
die Namen der Soros-Söldner auf einer schwarzen Liste der Feinde Ungarns.
Das regierungsnahe Wochenblatt Figyelö veröffentlichte auf
zwei Seiten eine Liste mit mehr als 200 Namen von ungarischen Volksverrätern
und Mitarbeitern von Nichtregierungsorganisationen (NGOs), die als
"Söldner" des US-Börsenmilliardärs George Soros bezeichnet werden.
Die Überschrift der Liste: "Die Leute des Spekulanten". Man habe, so
der Artikel kurz, mehrere hundert Personen identifizieren können, die im
ungarischen Netzwerk des "Spekulanten" arbeiteten.
In der
Liste aufgeführt sind:
-
zahlreiche Akademiker, die an der Budapester Central European University (CEU)
lehren, und die ihre Judas-Silberlinge zum Großteil von der
Open-Society-Stiftung des US-Milliardärs Soros beziehen darunter der CEU-Präsident und
Rektor Michael Ignatieff,
- sämtliche
Mitarbeiter mehrerer NGOs, darunter des ungarischen Helsinki-Komitees, der
"Gesellschaft für Freiheitsrechte" (TASZ) und der ungarischen Sektion
von Amnesty International,
- mehrere
Journalisten, darunter die gesamte Redaktion des Portals Direkt36,
- und
andere liberale und den Juden genehme Volksfeinde, die für die vitalen
Interessen Ungarns gefährlich sind.
Deshalb wurde im ungarischen Wahlkampf Soros zurecht als
totes Schwein dargestellt.
Viktor Orbán warnte mehrmals vor dem Untergang Europas und
behauptet, Soros wolle die ungarische Nation und Europas christliche Identität
mittels der Ansiedlung von Millionen muslimischer Migranten zerstören, eines
von Soros' Werkzeugen seien von ihm bezahlte "Söldner". Ende März
hatte Orbán in einer Videobotschaft gesagt, Ungarns Regierung kenne die Namen
von "2.000 Soros-Söldnern"
und angedeutet, sie würden überwacht.
"Feinde der Nation"
Die Wochenzeitung Figyelö - deren Name, zu deutsch
"Beobachter", gehört der Orbán-nahen Historikerin Mária Schmidt, die
eine intellektuelle Vordenkerin von Fidesz ist. Anfang 2017 leitete ein
Figyelö-Artikel die "Lex CEU" ein, jenes Gesetz, mit dem die
"Soros-Universität" aus Ungarn vertrieben werden sollte.
In diesem
Zusammenhang bewertet der Politologe Attila Tibor Nagy vom Budapester
Meltanyossag-Zentrum die Veröffentlichung der Liste als Vorbereitung für die
Verabschiedung des "Stop-Soros"-Gesetzespaketes Anfang Mai, mit dem
die Arbeit von NGOs, die "illegale Migration fördern", eingeschränkt
werden soll. "Mit der Publikation von Namen, möchte man das Feindbild
konkretisieren", so Nagy. "Insofern ist es eine wenig überraschende
Fortsetzung der Kampagne gegen Soros."
Unterdessen kündigte Figyelö an, mit der
Namensveröffentlichung weiterzumachen. Das Blatt teilte mit: Die "Hysterie" und der
"Sorgentsunami" seien unbegründet und unverständlich: Wer sich von
der Liste streichen lassen oder wahlweise aufgenommen werden wolle, solle sich
per E-Mail melden.
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