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Multiples Déjà-vu: Sicherheitsarchitektur - Made
in Germany -
Der
Grünen-Obmann Wolfgang Wieland sprach von einem "Totalversagen unserer
Sicherheitsbehörden auf allen Etagen". Die Sicherheitsarchitektur habe
sich im Fall NSU als "so tragfähig erwiesen wie eine Schuhfabrik in
Kambodscha".
Die
Sicherheitsarchitektur habe sich im Fall NSU als "so tragfähig erwiesen
wie eine Schuhfabrik in Kambodscha (und wie eine Textilfabrik in
Bangladesh-J.Ch.)".
"Daraus
müssen wir lernen"
Edathy
sprach von einem "multiplen" und "historisch beispiellosen"
Versagen der Sicherheitsbehörden. Die SPD-Obfrau Eva Högl sagte, die schweren
Versäumnisse seien eine bittere Erkenntnis. Der Rechtsextremismus in
Deutschland sei über Jahre flächendeckend verharmlost worden. "Daraus
müssen wir lernen."
Vorsitzender
wirft Behörden Totalversagen vor
tagesthemen
22:15 Uhr, 16.05.2013, Ulla Fiebig, ARD Berlin
Die
Linke-Obfrau Petra Pau sagte, bei der Aufarbeitung hätten sich viele Abgründe
aufgetan. Der Grünen-Obmann Wolfgang Wieland sprach von einem
"Totalversagen unserer Sicherheitsbehörden auf allen Etagen". Die
Sicherheitsarchitektur habe sich im Fall NSU als "so tragfähig erwiesen
wie eine Schuhfabrik in Kambodscha". Er betonte aber, der Ausschuss habe
keinerlei Anzeichen dafür gefunden, dass staatliche Stellen die Terrorzelle
bewusst gedeckt haben.
Abschlussbericht
mehr als 1000 Seiten lang
Die
Obleute mahnten, die Sicherheitsbehörden müssten grundlegend reformiert werden.
Auch in der Polizeiausbildung müsse sich viel ändern. Die detaillierten
Schlussfolgerungen der Untersuchungen folgen im Abschlussbericht, der wohl mehr
als 1000 Seiten lang wird.
Der
FDP-Obmann Hartfrid Wolff warb dafür, die Arbeit des Untersuchungsausschusses
in der nächsten Legislaturperiode fortzusetzen. Unter den Obleuten steht er
damit aber alleine da.
Ursprünglich
sollte auch die Bund-Länder-Kommission zum Rechtsterrorismus zu der
Abschlusssitzung des Gremiums kommen. Die Innenministerkonferenz hatte jedoch
verlangt, die Beratungen mit der Kommission nicht-öffentlich abzuhalten. Der
Ausschuss hatte dies abgelehnt und schließlich auf das Treffen verzichtet.
Stand:
16.05.2013 15:11 Uhr
Kommentare
Am 16.
Mai 2013 um 15:34 von gierde zerstört
innenminister-phänomen
egal wer
in diesem land innenminister wird, das amt scheint etwas mit einem zu
verändern. statt seinen job zu machen wird die innere sicherheit, den
zusammenhalt, die seele unserer demokratie zu festigen, werden keile getrieben
zwischen "deutsche" und "menschein mit migrationshintergrund",
zwischen christen und moslems. jeder wird verdächtig.
.
anti-nazi-demos
werden von, als oma/opa/kind/mutter etc. getarnten linken extremisten besucht,
deren personalien es aufzunehmen gilt. rechte werden beschnitten, kontrolle,
überwachung ... radikale werden so gezüchtet. und anstatt gemeinschaften
hervorzuheben werden unterschiede herausgestellt. jämmerliches versagen.
.
otto
schily behauptete 2004 nach dem kölner nagelbombenanschlag, er schließe einen
rassistischen, rechtsextremen hintergrund aus. ich habe damals nicht schlecht
gestaunt und war davon ausgegangen, dass er hintergrundinfos haben muss, die
ich nicht hatte.
falsch
gedacht. er hat de facto rechtsradikale gedeckt. als BRD-innenminister.
Am 16.
Mai 2013 um 15:41 von zefix
Auf gut
"Deutsch
Es haben
lauter Blindgänger und Fachidioten die Ermittlungen geführt. Und sowas will
"Vorbild sein"
Am 16.
Mai 2013 um 15:45 von Mindblob
Behörden......
Ich will
ja nichts Böses sagen:
Aber
Datensammelwut und Überwachung der Bürger sind nach meinem Eindruck eher sehr
intensiv dazu benutzt worden, dass der kleine Mann in sozialen Bedrängnislagen
auch ja nicht zu viel Geld bekommt, dass fein alle Beiträge auch korrekt
maximal am Einkommen berechnet werden oder zum Beispiel ein Kontrollsystem
aufgebaut wird, damit alle Hunde garantiert erfasst werden, damit auch jeder
brav Hundesteuer zahlt....
Aber,
dass man Überwachung dazu nutzt den Bürger möglichst effizient vor gefährlichen
Straftätern zu schützen, das kann ich so leider nicht erkennen.
Dafür
muss man sich - um mal ein modernes Wort zu gebrauchen - wirklich schon
"fremdschämen"...
Am 16.
Mai 2013 um 15:49 von VerstehnixMachtnix
Armes
Deutschland...
Da fehlen
mir echt die Worte..., außer:
Wieder
einmal ein Anlass sich zu schämen Deutscher zu sein!
Am 16.
Mai 2013 um 15:59 von David1974
Alles
klar
Her
Edathy will uns kurzgesagt indirekt mitteilen das die verantwortlichen
Behörden/Geheimdienste absichtlich nichts unternommen haben bzw es geduldet
haben das die NSU Nazi Terroristen raubend und mordend durch die BRD gezogen
sind.
An was
anders hat das Volk auch selbst nicht gedacht, anders ist es ja nicht zu
erklären wie in einem "Fortschrittlichen" Land wie Deutschland 3
Subjekte mit einem IQ von 80-100 solange Narrenfreiheit genießen konnten.
Danke für
die Aufklärung bzw Bestätigung Herr Edathy.
Am 16.
Mai 2013 um 16:03 von ustdigital
"vorurteilsbeladen"
Interessante
Interpretation. Was bedeutet das? Gegen wen oder für was?
Das ist
wie mit der blauen Kristallkugel - man nehme was man so braucht um eine
Erklärung zu erraten.
Am 16.
Mai 2013 um 16:08 von ErichErpel
Totalversagen
Wer sich
noch an den staatlichen Aufwand im Kampf gegen linken Terror in den Siebzigern
erinnern kann, muss sich nicht nur hier fragen, warum Justiz und Staat immer
wieder mit zweierlei Maß messen. Traf es damals auch "nur" wichtige
Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft. Da muss freilich ermittelt und
streng abgestraft werden. Zwei Klassen-Justiz in der Bananenrepublik
Deutschland, so wie im Steuerrecht. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Am 16.
Mai 2013 um 16:20 von bart97
dieser
Untersuchungsausschuß ist Teil des Problems
und nicht
seine Lösung. Die sind doch genauso wenig interessiert an einer Aufklärung der
Vorfälle wie die anderen beteiligten Behörden. Lautstark rumschimpfen und sich
wichtigmachen, aber letztendlich war niemand verantworlich. Das ist nichts
anderes als Augenwischerei und nur ein weiteres Kapitel der
Vertuschungskampagne.
Am 16.
Mai 2013 um 16:22 von camilo
es
kursierten jahre bevor der
es
kursierten jahre bevor der name nsu in den medien war bekennervideos nit fotos
der erschossenen opfer im internet in welche der nsu namentlich genannt wird.
ich schätze herr edathy sehr aber es war mehr als nur totalversagen. ich
brauche nur aug die seite der al nusra front zu gehen und bin wahrscheinlich
registriert aber der nsu wollte aufmerksamkeit bekam sie aber nicht. wer hat
davon profitiert? diese frage sollte man sich stellen
Am 16.
Mai 2013 um 16:28 von Phonomatic
"historisch
beispiellosen" Versagen
die
historische Dimension ist nicht beispiellos, da muss man nur mal 100 Jahre
zurückschauen, da wurden freikorps vom staat geduldet, so wie das
blood&honor netzwerk dieser Tage ... und darauf lässt sich ja wohl vieles
zurückführen, das später zu Toten geführt hat, in der Weimarer Republik ebenso,
wie in der Berliner ...
Am 16.
Mai 2013 um 16:30 von erfurterin15
NSU
Prozess - Edathy
Als
Deutsche in Frankreich ist meine Besorgnis um das anscheinend
"nebelhafte" Vorgehen mit Rechtsextremisten durch die Behörden und
Polizei vielleicht noch grösser. Umso erleichterter reagiere ich heute auf die
klaren Worte des NSU Ausschusses.
Gerne
hätte ich Kommentare der deutchen Bevölkerung darüber. Vielleicht vermindert
sich dann bei mir das Gefühl der Starre der Deutschen. Ist die Mehrheit in
Deutschland ausschliesslich mit sich selbst beschäftigt ?
Am 16.
Mai 2013 um 16:38 von Niel Püsch
Gebrauch der
dt. Sprache
Herzlichen
Dank, Herr Edathy. Klare, verständliche Analyse. Schade, daß so einer und so
ein Vorkommnis ungewöhnlich wirkt in der real existierenden BRD. Da hat im
"politischen" Bereich das übliche "abgewogene" Gefasel auf
das Denken als Solchem übergegriffen. (z.B. sprach man früher einmal von
"Fensterreden"; heute gibt es fast ausschließlich Fenster-Handlungen.
Egal, um welches vorgebliche Thema es geht.)
Am 16.
Mai 2013 um 16:41 von wolli
Justizministerium
Wer bis
in die 70er jahre so ein tolles Justizministerium hatte, braucht sich über so
ein Versagen nicht zu wundern. Hoffentlch muß ich kein Geld mehr für die
Pensionen bezahlen.
Am 16.
Mai 2013 um 16:43 von Phonomatic
@ 16:30
von erfurterin15
der NSU
ist seit 2 Jahren eines der Hauptthemen in den Medien, zudem ist gerade ein
Punkt erreicht, wo sich eine gewisse Diversifikation ergeben hat ... der NSU
Ausschuss steht kurz vor dem Abschluss, das Verfahren gegen Zschäpe hat gerade
begonnen, das NPD-Verbot ist eigentlich bereits verhindert worden ...
Nehmens
Sie es dem deutschen Michel nicht übel, wenn er da nicht mehr hinterherkommt.
Am 16.
Mai 2013 um 16:45 von kritischer Leser
Re
erfurterin15 -- NSU Prozess - Edathy
Umso
erleichterter reagiere ich heute auf die klaren Worte des NSU Ausschusses.
Die
Aussagen von Herrn Edathy sind alles andere als klar. Er sagt nur das, was
sowieso schon bekannt ist. Der Verdacht, dass deutsche Sicherheitsbehörden in
die Taten verwickelt gewesen sein könnten, auf welche Weise auch immer, wird
nicht aufgeklärt. Wenn Herr Edathy da etwas anderes sagt, glaube ich ihm das
nicht.
Am 16.
Mai 2013 um 16:52 von Phonomatic
historische
Beispiele?
Da denke
ich an Wehrsportgruppen im Kontext der stay-behind strategien, dann muss ich
schon fragen - wo ist der strukturelle Unterschied zu den Freikorps?
Am 16.
Mai 2013 um 16:54 von MenschMitMeinung
Selbstkritik
...
... ist
der Anfang eines wirklichen Veränderungsprozesses. Insofern: Kopf hoch, den Fehlern
mutig ins Auge blicken und Veränderungen anstreben, damit sich so etwas nicht
wiederholen kann.
Und was
fast noch wichtiger ist, als die Verantwortung ganz den Behörden zuzuschieben,
jeder Einzelne sollte auch bei sich schauen, dass Diskriminierung in seinem
Umfeld keine Chance hat.
Die
Behörden haben ihre Funktion und sollten sie gut erfüllen und wir Menschen
ebenfalls.
Am 16.
Mai 2013 um 16:55 von Abydos
was
lernen wir?
mitarbeiter
deutscher sicherheitsbehoerden, denen der ausschuss totalversagen attestiert
und von denen kein einziger auf demokratischem wahlwege in seine funktion
gelangt ist, haben sich in zum teil dreistester weise unkooperativ, mitunter
regelrecht feindselig gegenueber den demokratisch gewaehlten volksvertretern
verhalten.
wichtige
akten wurden entweder vorsaetzlich oder fahrlaessig vernichtet oder nur nach
erheblichem druck des aussschusses vorgelegt, dann aber bis zur unkenntlichkeit
geschwaerzt.
die
bundesregierung und zustaendigen landesregierungen haben ebenfalls nichts unternommen,
um die arbeit unserer gewaehlten volksvertreter zu unterstuetzen. stattdessen
stand geheimnisschutz ueber allem.
offenbar
wurde katastrophale unfaehigkeit, unertraegliche arroganz und
selbstgefaelligkeit, im schlimmsten fall politische ahnungslosigkeit. alles
ohne konsequenzen.
und diese
dienste sind weiterhin fuer unsere "sicherheit" verantwortlich.
ich fuehl
mich total sicher und beschuetzt!
Am 16.
Mai 2013 um 16:56 von Brause-Waldmeister
Rechter
Terror vs. linker Terror
Die Empörung
ist ja vor allem deshalb so hoch, weil sich eindeutig zeigt, dass man als
politisch radikal rechts fühlender Mensch es viel einfacher hat ein Verbrechen
zu begehen und ungeahndet davon zu kommen (im Vergleich zu einem politisch
radikal links Fühlendem). Der Grund dafür ist einfacher als es so gerne (fast
verschwörungstheoretisch) proklamiert wird und als "typisch deutsch"
etc. angesehen wird. Der Grund ist einfach, dass die Opfer kleine Leute sind,
Fremde, Asylanten, Arme etc. Der Terror von links richtet sich gegen Banker,
Politiker, Unternehmer, welche wir (durch unsere Behörden) besser beschützen
weil sie für unseren Reichtum stehen und weil diese auch die Macht haben einem
schlampigen Hansel in einer Behörde die Ohren lang zu ziehen wenn der seinen Job
nicht macht weil er um 16 Uhr zum Grillen verabredet ist. Nicht weil er oder
sein Abteilungleiter heimlicher Nazi ist:-)
Am 16.
Mai 2013 um 16:59 von Hinterfrager
Absolutes
Versagen!
Ich bin
fest der Überzeugung: Hätten die NSU Terroristen die Polizistin nicht getötet,
würden sie noch Heute unbehelligt morden. Man sagt das die Sicherheitsbehörden
in Deutschland auf dem rechten Auge blind seien. Ich denke, dass man da etwas
weiter gehen sollte. Die Sicherheitsbehörden sind nicht auf dem rechten Auge blind,
sie sympathisieren offen mit den Faschisten. Um nicht alle über einen Kamm zu
scheren, Ausnahmen bestätigen die Regel.
Da muss
die Politik schnell reagieren, ansonsten ist unsere Demokratie ernsthaft in
Gefahr.
Am 16.
Mai 2013 um 17:03 von udo44
NSU-Ausschuss
versagt ebenfalls.
Was hat
dieser Ausschuss in einem Jahr zustande gebracht? Anscheinend nicht viel!
Und jetzt
hält er den Abschlussbericht bis nach der Wahl zurück.
Werden in
diesem Bericht auch Fehler der Parteien benannt? Waren es nicht die rot/grünen
Parteien, die während der aktiven Mordphase der NSU die Regierungsverantwortung
hatte.
Am 16.
Mai 2013 um 17:05 von Cha'DIch
Nobody is
perfekt - Gilt auch für Systeme
Der
Ausschuss bestätigt den Handlungsbedarf seit bekannt werden des Skandals.
-
Fehler,
auch schwere, darf man machen. Nur jetzt muss man auch dazu stehn und für die
Zukunft daraus lernen. Das gilt für jeden von uns!
Am 16.
Mai 2013 um 17:05 von Skywalker
@erfurterin15
"Gerne
hätte ich Kommentare der deutchen Bevölkerung darüber. Vielleicht vermindert
sich dann bei mir das Gefühl der Starre der Deutschen. Ist die Mehrheit in
Deutschland ausschliesslich mit sich selbst beschäftigt ?"
Sie sind
doch selbst Deutsche, also könnten Sie die Frage doch prima selbst beantworten?
Ich habe auch weit über 10 Jahre in verschiedenen europäischen und
aussereuropäischen Ländern gelebt. Rechtsradikalismus und Fremdenfeindlichkeit
sind in den meisten Ländern deutlicher vorhanden als in Deutschland. Von einer
Starre der Deutschen kann man nicht reden, insbesondere nicht unbedingt mehr
von "den Deutschen" - das Ganze vermischt sich doch zunehmend mit
Menschen anderer Herkunft- wobei unsere (nur als Beispiel) türkischstämmigen
Mitbürger natürlich auch uneingeschränkt zu "den Deutschen" zu zählen
sind wenn sie den deutschen Pass besitzen...
Am 16.
Mai 2013 um 17:11 von NKA2342
Ah,
endlich wird es offiziell....
Meines
Wissens gab es im Zusammenhang mit den Ermittlungen der NSU-Mordserie eine
Anfrage von deutschen Ermittlungsbehörden beim FBI, genauer gesagt bei der BSU,
der Abteilung für Verhaltensforschung, welche als die weltweit führende Adresse
für die Fallanalyse von Gewaltverbrechen gilt. Die "Profiler" des FBI
bekamen Informationen über die Taten, die Opfer, die Tatorte und kamen zu
folgendem Schluss: Bei dem Täter/den Tätern müsse es sich um eher
einzelgängerische Individuen aus dem rechtsextremen Umfeld handeln, der/die auf
den "Machtkick" des Tötens aus sind und die eine besondere Fixierung
auf die häufige Tatwaffe haben (und noch ein paar mehr Details, die hier den
Rahmen sprengen würden). Das FBI ging eher von einem Einzeltäter aus, aber
lagen damit trotzdem WESENTLICH näher an der Wahrheit, als die deutschen
Behörden, die damals noch immer nach einem gemeinsamen Mafia-Hintergrund der
Opfer suchten. Die deutschen Behörden haben die FBI-Analyse des Falls dann auch
ignoriert....
Am 16.
Mai 2013 um 17:12 von j.e.
Öffentliche
Demütigung des Parlaments durch Beamten-Adel
Neben den
katastrophalen Ausschuss-Ergebnissen ist vor allen Dingen eines bemerkenswert:
Die Demütigung des deutschen Parlaments durch den Amtsnarzissmus der
vernommenen Beamten. Es handelt sich dabei um Haltungsschäden, die in dieser
Intensität hier zum ersten Mal sichtbar geworden sind. Das deutsche Parlament
ist in deren Augen wohlmöglich nichts mehr als ein zahnloser Tiger mit wenig
wirklichen Einfluss auf die tatsächlichen administrativen Vorgänge in diesem
Land. Die Empörung des Ausschusses über das Verhalten mancher Beamter ist
sicherlich auch darauf zurückzuführen, dass man den Eindruck gewinnen konnte,
es nicht mit Dienern des Staates, sondern mit einem neuartigen amtsinternen
Sozialisationstyp zu tun bekommen zu haben: Einem Beamten-Adel, der allein
deswegen alles apriori richtig machen muss, weil er zum Beamten-Adel gehört und
deswegen auch über keine innere Rechenschaftspflicht gegenüber dem deutschen
Volk uns seinen Vertretern verfügt. Eine Umerziehung wird Jahre brauchen.
Am 16.
Mai 2013 um 17:17 von Klako
Was soll
diese ...
...
Metapher?
.
>>Der
Grünen-Obmann Wolfgang Wieland sprach von einem "Totalversagen unserer
Sicherheitsbehörden auf allen Etagen". Die Sicherheitsarchitektur habe
sich im Fall NSU als "so tragfähig erwiesen wie eine Schuhfabrik in
Kambodscha".<<
.
Dazu
müsste sich Herr Wieland nochmals erklären.
Am 16.
Mai 2013 um 17:20 von Joppenfred
Mittun?
Wo man
Daten hatte und nicht deuten wollte.
Wo man
Opfer zu Verdächtigen machte.
Wo man
meinte, nicht unverzüglich zur Befragung erscheinen zu müssen.
Wo man
zufällig genau das schrädderte, was man am nächsten Tag hätte vorlegen sollen.
Wo man
das Kronzeugenangebot in Vergessenheit geraten lässt.
Wo man
Öffentlichkeit scheut.
Wo
Verbotsverfahren schon am eigenen Engagement gescheitert sind.
.
- Da ist
man natürlich nur blind und keinesfalls beteiligt.
.
Weiter
so!
Am 16.
Mai 2013 um 17:20 von Phonomatic
@ 17:05
von Skywalker
Rechtsradikalismus
und Fremdenfeindlichkeit sind in den meisten Ländern deutlicher vorhanden als
in Deutschland.
-
Die Frage
ist doch, kennen Sie Deutschland wirklich so gut?
Am 16.
Mai 2013 um 17:22 von Backgróund
Mangelndes
Problembewusstsein
Auch wenn
sicherlich eine ganze Reihe Pannen und falsche Entscheidungen in den diversen
Dienststellen getroffen wurden... sie erfolgten immer zu dem damaligen
Zeitpunkt der eigenen Erkenntnisse, unter Druck der Öffentlichkeit und mit
Billigung der jeweiligen Politiker!
Hinterher
ist man immer schlauer - das sieht man auch hier. Doch wo sind die Politiker,
wenn aus den Dienststellen mitgeteilt wird, dass die Arbeit mit der bestehenden
Mannschaft nicht zu leisten ist? Ganz schnell weg!
Nach dem
11. September wurde das Augenmerk auf den internationalen Terrorismus gelenkt,
Personal entsprechend beauftragt und dann wundert sich der Ausschuss, dass es
zu Fehlern in anderen Deliktsbereichen kommt?
Solange
die Politik - die darüber entscheidet, wieviele Stellen eine Behörde haben darf
- sich ihrer Verantwortung auf diese einseitige Art zu entledigen versucht
anstatt neue Stellen zum Wohle der Menschen zu schaffen, solange werden wir
Ähnliches wieder erleben...
Am 16.
Mai 2013 um 17:25 von Paulchen47
Meinungsfreiheit...
Das
Grundgesetz sichert uns die Möglichkeit der freien Meinungsäußerung; leider
verknüpft es aber damit nicht ein Mindestmaß an Grundkenntnissen oder Bemühen
des sich Äußernden, auch nur ansatzweise die kausalen Zusammenhänge in eine
nachvollziehbare Argumentation zu bringen.
Eine
Erhöhung in der Sache wird sich mit der Gassensprache nicht einstellen.
Übrig
bleiben bei diesen vielen argumentativ substanzlosen Kommentaren billigste
Beleidigungen, Diffamierungen, Verleumdungen... und insbesondere eine
beschämende Selbstdarstellung.
Am 16.
Mai 2013 um 17:33 von Opolonius
Innenminister
ohne besondere Befähigungen
Das
Ungeheuer stinkt bekanntlich vom Kopf her. Und die Innenminister sind nun
leider nicht die Experten, die sie sein sollten.
Schlimmer
noch ist aber, dass die Innenminsiter wohl durchaus auch charakterlich sehr zu
wünschen übrig lassen. Wie ist es sonst vorstellbar, dass das BKA Diktaturen
bei der Internetüberwachung behilflich war und wohl noch ist? Die tagesschau
berichtete, dass bis kurz vor dem arabischen Frühling das BKA nur zum Beispiel
in Tunesien und Ägypten eingesetzt war.
Was ist
das für eine Mentalität, die dann mutmaßlich bewusst Hand in Hand mit Mördern
geht?
Am 16.
Mai 2013 um 17:35 von udo44
pc-Zensur
Die
Zensur bei der ARD funktioniert nicht perfekt. Sonst sind mir die
unterschiedlichen Überschriften für den gleichen Artikel nicht erklärlich.
1.Berichtsüberschrift
-------------------------------
16. Mai
2013 - 15:11 Uhr NSU-Ausschuss wirft Behörden Totalversagen vor
2.
korrekierte Überschrift
------------------
Abschlusssitzung
des NSU-Ausschusses
"Eines
Rechtsstaates unwürdig"
Am 16.
Mai 2013 um 17:47 von udo44
Behördenversagen?
Ist das
nicht von den Politikern gewollt? In Deutschland fehlt die Transparenz für
verantwortliches Handeln und sinnvolles Arbeiten.
Wie
schlecht der Verwaltungsstaat ist, sieht man an vielen Beispielen:
-
Aufklärung der NSU-Verbrechen
-
Elbphilharmonie Hamburg
-
Loveparade Duisbug
-
Flughafen Berlin
-
Nürnburgring
usw. usw.
Die
Hierachie der Verwaltungs- und der politischen Organisationen wird so tief
strukturiert, bis alle Verantwortungen und Zuständigkeiten verschleiert sind.
Dadurch wächst in Deutschland die Geldverschwendung und die
Verantwortungslosigkeit, denn keiner haftet für seine Fehler .
Am 16.
Mai 2013 um 18:03 von l0zbsic
endlich...
redet
jemand mal Klartext.
Was sich
hier an Ermittlungspannen ereignet hat ist eine Schande für unseren Rechtsstaat.
Aber wen
kümmert das überhaupt? Wer zieht persönliche Konsequenzen?
Alle
stümpern und dilettieren weiter.
Einen
Dank an den Ausschuss für die akribische Aufarbeitung!
Am 16.
Mai 2013 um 18:13 von Oberkobold
der große
Fehler
... war,
dass man davon ausgegangen ist, dass Terrorismus sich immer mit einem
Bekennerschreiben bemerkbar macht. Deshalb hat man diese Möglichkeit
ausgeschlossen.
Dumm nur,
dass die NSU anders gestrickt war und keine Bekennerschreiben geschickt hat.
Noch
heute werden Organisationen, die gegen Rechts vorgehen schlechter finanziell
unterstützt, als welche die gegen Links vorgehen. Dabei gab es in den letzten
zehn Jahren keine Toten durch Linksradikalismus. Bei Rechtsradikalismus gehen
verschiedene Stellen von ca. 70 bis 180 Todesfällen auf Grund
Rechtsradikalismus. ... und es gibt niemand, der von null Todesfällen durch
Rechtsradikalismus ausgeht. Das sollte zu denken geben.
... und
wer glaubt es würde sich viel ändern, wird sich irren. Deutschland war schon
immer auf dem rechten Auge vernebelt bis blind.
Am 16.
Mai 2013 um 18:28 von Interessierter ...
Enttäuschend
die ganze
Akten-Schredder-Aktion war somit ein dummer Zufall? Akten werden doch nicht
zufällig oder aus Unvorsichtigkeit geschreddert!?
So manche
Aktionen unserer Behörden weisen für mich erschreckende Ähnlichkeiten mit der
Korruption in Entwicklungsländern auf. Leider wird der NSU-Prozess den Opfern
nicht gerecht. Mediale Vorverurteilung der Angeklagten, kein kritisches
Hinterfragen der Motive - dies alles ist eines Rechtsstaates unwürdig.
Nun gut
wer dem Abschlussbericht glauben schenken mag, bitteschön.
Am 16.
Mai 2013 um 18:29 von Crosterland
NSU und
kein Ende...
Der NSU
und der Prozess um diese Terrororganisation wird derart aufgebläht, daß man
nahezu jeden Tag in den Headlines dieser Webseite etwas zu lesen bekommt. Gibt
es keine anderen, wichtigeren Themen, die weit mehr Menschen betreffen?
Beispielsweise
Massenarbeitslosigkeit, Kinder- und Altersarmut, Bildungsmisere, um nur einige Themen
zu nennen, die innenpolitisch viel brisanter sind, weil diese nämlich auch den
Nährboden für Extremismus bilden. Nur darüber zu klagen, wie schlimm der
Rechtsextremismus ist, genügt leider nicht, an die Wurzeln muß man ran. Die
wirkungsvolle Bekämpfung oben genannter Beispiele würde ganz sicher Nazis und
andere Extremisten den Zulauf abringen. Stattdessen beschäftigt sich die
Politik mit sich selbst, der Umverteilung von unten nach oben, Bankenrettung
und Kriegseinsätze am Hindukusch. Aber der NSU-Prozess ist der Obrigkeit auch
nützlich: Er lenkt ab von den eigentlichen Problemen unseres Landes. Und,
Ablenkung ist gut - dass wußte man schon im alten Rom.
Am 16.
Mai 2013 um 18:59 von Phonomatic
@ 18:29
von Crosterland - parolen statt verstehen ..
Gibt es
keine anderen, wichtigeren Themen, die weit mehr Menschen betreffen?
Beispielsweise
Massenarbeitslosigkeit, Kinder- und Altersarmut, Bildungsmisere, um nur einige
Themen zu nennen, die innenpolitisch viel brisanter sind, weil diese nämlich
auch den Nährboden für Extremismus bilden. Nur darüber zu klagen, wie schlimm
der Rechtsextremismus ist, genügt leider nicht, an die Wurzeln muß man ran. Die
wirkungsvolle Bekämpfung oben genannter Beispiele würde ganz sicher Nazis und
andere Extremisten den Zulauf abringen.
-
Ums kurz
zu machen, Sie meinen Geld ist eine Lösung? Und Extremisten finden sich nur im
bildungsfernen Prekariat?
Am 16.
Mai 2013 um 19:29 von alice1212
nsu und
kein ende
hallo ,
ja deine vorgebrachten punkte sind langfristig genauso wichtig , aber eben auch
dieser Prozess, denn der zeigt , das es leider hier in Deutschland möglich ist
Menschen umzubringen nur weil sie einer anderen Nation angehören. und wir
Bürger diskutieren über, die zum teil geständigen und deren Rechte, ( wo
bleiben die Rechte der Opfer), weder wie es dazu kommen konnte, ( Frau von der
Lyen hat während ihrer amtszeit als Familienministerin in den neuen
Bundesländern radikal die Gelder für Jugendarbeit, Jugendhilfen, Jugendcentren
usw gekürzt , vieleicht wäre dann aus beate z. ein demokratischer toleranter
mensch geworden), noch wie heute mit dem Altagsrassismus umgegangen wird z.B.
wieviele
Junge Menschen mit und ohne Migrationshintergrund fallen aus dem System, weil
Deutschland sein veraltetes, destruktives Schulsystem nicht verbessern will,
andere Länder zeigen uns doch wie es geht.
Und zur
medialen Aufmerksamkeit ,mir fällt auf der Kachelmann Prozess wurde intensiver
behandelt.
Am 16.
Mai 2013 um 19:37 von alice1212
mittun
toller
Kommentar, fühle genauso
grus
Am 16.
Mai 2013 um 19:54 von Ursa Minor Beta
Danke
Herr Edathy
Dank an
Herrn Edathy für die klaren Worte.
Endlich,
eigentlich zum ersten Mal seit ich mich erinnern kann, kommt von einer offiziellen
Stelle das, was viele schon lange wussten.
"Polizei
und Nachrichtendienste hätten vorurteilsbeladen und mit Scheuklappen
ermittelt."
So ist es
und so kennt es jeder der entweder "Migrationshintergrund" hat oder
auf potentiell "linken" Veranstaltungen mal zu Besuch war.
Bleibt
nur zu hoffen, das die Worte nicht verpuffen und Taten folgen.
Und das
niemand glaubt mit dem "NSU Prozess" wäre nun alles erledigt.
Am 16.
Mai 2013 um 19:56 von Phonomatic
Die Frage
stellt sich doch
Inwiefern
ist dieses ganze Tohuwabohu in den Behörden bewußt von den Nazis ausgenutzt
worden, wußten die bescheid über die kleinen Fehler und Graubereiche, so dass
fast 130 Personen zwar Kontakt zu den Terroristen hatten - auch immer wieder
V-Männer Aussagen gemacht haben - aber alles eben zu genausowenig führte, wie
die polizeieigenen Ermittlungen?
-
Das
Aufstellen einer fehlerhaften Struktur, bevorteilt jene, die über diese Fehler
bescheid wissen. Das sollte eigentlich der Staat sein, und nicht extremistische
Randgruppen.
Am 16.
Mai 2013 um 21:32 von Karsten.Laurisch
@phonomatic
„Das
Aufstellen einer fehlerhaften Struktur, bevorteilt jene, die über diese Fehler
bescheid wissen. Das sollte eigentlich der Staat sein, und nicht extremistische
Randgruppen.“
.
Ich gebe
Ihnen hier in jedem Punkt Recht nur was sollten die Konsequenzen daraus sein?
In meinen Augen können die Konsequenzen nur so aussehen. Bei solch einem
Versagen kann es nicht nur eine „Reform“ geben. Denn das ist hier zu kurz
gesprungen. Hier hilft nur eins. Auflösung des BKA, mit seiner braunen
Vergangenheit, und des Verfassungsschutzes, damit die Verfassung vor ihnen
geschützt ist. Anschließen eine Neudiskussion über die Art der Rechtskräfte und
dann ein Neuanfang mit neuen Leuten.
Am 16.
Mai 2013 um 21:51 von TheodorTugendreich
@Brause-Waldmeister
"sie sind der einzige der durchblickt!"
Wobei, es
natürlich nicht ganz richtig ist, daß Rechte nicht auch Höhergestellte als
Ziele ausmachen, auch die "Armen" sind kaum das Ziel rechter
Umtriebe, eher anders Stigmatisierte.
Am 16.
Mai 2013 um 22:03 von TheodorTugendreich
@udo44
"Was hat dieser Ausschuß zustande gebracht?"
Zumindest
Herr Edathy hat sich mit markigen Worten für höhere Ämter (Innenminister?)
empfohlen. Er bedient damit den typischen Stammwähler seiner Partei.
Am 16.
Mai 2013 um 22:07 von Phonomatic
@ 21:32
von Karsten.Laurisch
Auflösen
des BKA - Auf keinen Fall. Eine kriminalistisch weltweit geachtete Behörde.
-
Gegen die
"Rechtsgünstige" Einstellung mancher (auch so mancher Amtsmehrheit)
muss natürlich geschult werden, wo es nötig ist müssen auch personelle
Konsequenzen bei Unverbesserlichen gezogen werden, aber strukturelle Probleme,
die eine ausgedehnte Reform rechtfertigen würden, sehe ich mehr beim
Verfassungsschutz.
-
Im
Zusammenhang mit dem Verfassungsschutz ist wohl auch der Antrag der
Verteidigerin des Wohlleben zu verstehen, die eine Verwicklung ausländischer
Geheimdienste erwähnte ... nach Recherchen von frontal 21 gibt es womöglich
tatsächlich Zugriffsmöglichkeiten auf das BfVS durch ausländische
Geheimdienste.
-
Aber auch
da würde ich zum abwarten tendieren, der öffentliche Druck durch den
Themenkomplex NSU ist derart groß, dass dort hoffentlich keiner mehr so blind
nach rechts ist und wenn gehört er gefeuert.
Am 16.
Mai 2013 um 22:17 von Crosterland
@
Phonomatic
Was ich
meine, haben Sie leider nicht verstanden, ist auch nicht leicht zu
durchschauen, wenn man nicht will oder kann.
Schon
eigenartig - Armut, Kriegseinsätze und Bildungsnotstand als Parolen abzutun.
Fragen Sie 'mal jene Millionen, die täglich damit umzugehen haben.
Wie
kommen Sie darauf, daß ich Extremisten nur in Ihrem sogenannten bildungsfernen
Prekariat sehe?
Falls Sie
es nicht wissen: In sozialen Brennpunkten läßt sich von Rattenfängern nun 'mal
gute Beute machen, das war so und wird auch immer so bleiben, es sei denn, das
Bündnis aus hiesiger Obrigkeit und Finanzkapital denkt nicht mehr nur an sich,
sondern an das, wofür sie Verantwortung tragen, z.B. Investitionen in Bildung
hier, beginnend in der Grundschule, statt aus dem Ausland Arbeitskräfte
anzulocken. Aber das ist ja viel lukrativer, weil billiger....
Am 16.
Mai 2013 um 22:23 von Karsten.Laurisch
@phonomatic
„Aber
auch da würde ich zum abwarten tendieren, der öffentliche Druck durch den
Themenkomplex NSU ist derart groß, dass dort hoffentlich keiner mehr so blind
nach rechts ist und wenn gehört er gefeuert.“
Ich achte
Ihren Glauben an unsere „Rechtsstaatlichen“ Einrichtungen wie die des BKA und
des Verfassungsschutzes. Allerdings kann ich aus meinen bisherigen Erfahrungen
hier Ihre Meinung nicht teilen.
Am 16.
Mai 2013 um 22:28 von TheodorTugendreich
@Oberkobold
"70 - 180 Tote wegen Rechtsradikalismus"
Gewagt,
eine derartige Zahl. Welche Stellen sind das? Das wären ja rund 10% aller
Morde! Zieht man die Beziehungstaten und die 25% ausländischen Täter ab, dann
wären es ca 40% aller sonstigen Morde!
http://www.tagesschau.de/inland/nsu440.html
"historisch beispiellosen" Versagen?
die
historische Dimension ist nicht beispiellos
Am 16. Mai 2013 um 17:12 von j.e.
Öffentliche
Demütigung des Parlaments durch Beamten-Adel
Neben den
katastrophalen Ausschuss-Ergebnissen ist vor allen Dingen eines bemerkenswert:
Die Demütigung des deutschen Parlaments durch den Amtsnarzissmus der
vernommenen Beamten. Es handelt sich dabei um Haltungsschäden, die in dieser
Intensität hier zum ersten Mal sichtbar geworden sind. Das deutsche Parlament
ist in deren Augen wohlmöglich nichts mehr als ein zahnloser Tiger mit wenig
wirklichen Einfluss auf die tatsächlichen administrativen Vorgänge in diesem
Land. Die Empörung des Ausschusses über das Verhalten mancher Beamter ist
sicherlich auch darauf zurückzuführen, dass man den Eindruck gewinnen konnte,
es nicht mit Dienern des Staates, sondern mit einem neuartigen amtsinternen
Sozialisationstyp zu tun bekommen zu haben: Einem Beamten-Adel, der allein
deswegen alles apriori richtig machen muss, weil er zum Beamten-Adel gehört und
deswegen auch über keine innere Rechenschaftspflicht gegenüber dem deutschen
Volk uns seinen Vertretern verfügt. Eine Umerziehung wird Jahre brauchen.
+++++
Die
Abgeordneten des Deutschen Bundestages gehen sogar noch einen Schritt weiter
und sprechen von "staatlichem Totalversagen".
Komplettes
Versagen von Sicherheitsbehörden
++
16. Mai 2013 18:46
NSU-Untersuchungsausschuss
Die Ermittler setzten Geisterbeschwörer ein,
sie lagerten ihre Akten in der Rumpelkammer - oder schredderten sie gleich:
Jedes Detail, das der NSU-Untersuchungsausschuss ans Licht brachte, steigerte
das Entsetzen über die Behörden. Gerade weil der Ausschuss vorbildlich vorging,
hat er das Vertrauen in den Staat erschüttert.
Ein
Kommentar von Tanjev Schultz
Das
Vertrauen vieler Bürger in ihre Politiker ist ja nicht unbedingt riesig, auch
die Ehrfurcht vor dem Parlamentsbetrieb hält sich in Grenzen. Wer jedoch erlebt
hat, wie engagiert und energisch der NSU-Untersuchungsausschuss des Bundestags
arbeitet, möchte sich vor diesen Abgeordneten glatt verneigen. Der Ausschuss,
der an diesem Donnerstag seine letzte öffentliche Sitzung abhielt, hat viele
Vorurteile widerlegt - vor allem den Vorwurf, den Politikern seien der
Parteienstreit und das Ringen um Macht wichtiger als das Gemeinwohl und ein
Ringen in der Sache.
Das
beispiellose Versagen der deutschen Sicherheitsbehörden hat die Abgeordneten
nicht weniger schockiert als die Bürger. Ungewöhnlich einmütig haben sie die
Aufklärung dieses Versagens vorangetrieben. Trotz mancher Differenzen sind sie
gegenüber der Exekutive geschlossen aufgetreten, wann immer es darauf ankam.
Was die Parlamentarier zu Tage förderten, hat das Entsetzen über Polizei,
Justiz und Geheimdienste leider nur noch steigern können. Am Ende blieb keine
Behörde übrig, bei der man guten Gewissens sagen konnte, wenigstens sie habe in
jeder Hinsicht richtig gehandelt.
Erschüttertes
Vertrauen
Wo die
Abgeordneten auch hinschauten, stets tat sich ein Abgrund auf. Manchmal
blickten sie tief in ein dunkles Loch, manchmal war es nur eine kleine Senke.
Ohne den Ausschuss wäre vielleicht nie ans Licht gekommen, dass die Ermittler
in ihrer Naivität sogar einen Geisterbeschwörer einsetzten. Oder dass der
Verfassungsschutz in Berlin seine Akten in einer Rumpelkammer aufbewahrte. Dass
ein Beamter des Bundesamts in Köln direkt nach Auffliegen des NSU wichtige
Dokumente in den Schredder schickte. Dass die Behörden brisante Hinweise für
sich behielten, statt sie mit den Fahndern zu teilen, die das Neonazi-Trio
suchten.
Es wirkt
paradox: Gerade weil der Ausschuss vorbildlich vorging, hat er das Vertrauen in
den Staat weiter erschüttert. Dass die Abgeordneten mit großem Ernst und Eifer
recherchierten, ist ein gewisser Trost, vielleicht sogar für die Angehörigen
der Opfer, die jahrelang falschen Verdächtigungen ausgesetzt waren. Doch die
wenigsten Verantwortlichen, die vor dem Ausschuss aussagten, zeigten sich
wirklich reumütig. Die Beamten wiesen sich wechselseitig die Schuld zu;
ehemalige Minister führten lang und breit aus, was sie Tolles geleistet hätten.
Der Staat
hat versagt - nicht gefördert
Die
traurige Wahrheit ist: Zehn Menschen starben, viele wurden verletzt, und der
Staat konnte sie nicht schützen. Er hat die Gefahr durch Neonazis nicht ernst
genug genommen und sich Sicherheitsstrukturen geleistet, die es den Tätern
leicht machten, unentdeckt zu bleiben. Der Ausschuss hat allerdings keine
Belege für den Verdacht gefunden, staatliche Stellen könnten das Treiben der
Mörder gedeckt oder sogar gefördert haben.
Letzte
Gewissheiten hat der Ausschuss nicht erlangen können, manches blieb im Dunkeln.
So ist das Motiv für die Aktenschredderei bis heute unklar.
Verschwörungstheorien werden weiter blühen, das ließ sich zuletzt auch im
Gerichtssaal beobachten. Dort versuchten die Verteidiger des mutmaßlichen
NSU-Helfers Ralf Wohlleben, die Verbrechen als das Werk der Geheimdienste
darzustellen. Wer also leichtsinnig unbelegte Spekulationen verbreitet, spielt
damit den Rechtsextremisten und ihren Ausflüchten in die Hände.
Veränderungen
müssen jetzt beginnen
Der
Ausschuss des Bundestags muss noch seinen Abschlussbericht erstellen, in
Bayern, Sachsen und Thüringen laufen derweil die Untersuchungsausschüsse der
Länder weiter. Dazu kommt die Gerichtsverhandlung, die neue Erkenntnisse
bringen kann. Über das Versagen des Staates weiß man aber schon jetzt genug, um
endlich Lehren daraus zu ziehen. Von einem echten Umbau der Sicherheitsbehörden
ist bisher noch nichts zu sehen; das föderale Gewusel geht munter weiter. Sind
wirklich noch 17 verschiedene Verfassungsschutzämter sinnvoll?
Bomben-Attentat auf dem Münchner
Oktoberfest, 2005
GEDENKEN AN DAS ERSTE TODESOPFER RECHTER
GEWALT IM OSTEN
Jorge Gomondai Bilder
Rechtsextreme
Anschläge in Deutschland Wenn Neonazis zuschlagen
Viele
Veränderungen werden erst langfristig wirken, eingeleitet werden müssten sie
aber jetzt. Das betrifft beispielsweise die Ausbildung der Ermittler. Sie
brauchen mehr Wissen und Sensibilität, um auf rassistische Verbrechen richtig
reagieren zu können. Rasch sollte zudem entschieden werden, wie man das riskante
V-Mann-Wesen reformieren will. Grüne und Linke werden sich mit ihren
Forderungen nach einem völligen Verzicht auf die Spitzel nicht durchsetzen
können. Dann aber müssen sich die anderen Parteien auf eine deutlich bessere
Kontrolle verständigen. Richter und Parlamentsgremien sollten an der
Entscheidung über V-Mann-Einsätze beteiligt werden.
Kann man
heute schon sicher sein, dass nicht morgen die gleichen Fehler gemacht werden
wie beim NSU? Wirklich sicher ist das leider nicht.
14. Mai 2013 15:09
NSU-Ausschuss
des Bundestages Das Schweigen der Dienste
Der
NSU-Ausschuss des Bundestages offenbart, wie kompliziert eine Reform des
umstrittenen V-Mann-Wesens ist. Die föderalen Strukturen behindern den
Austausch von Informationen zwischen Verfassungsschützern auf Länder- und
Bundesebene und der Polizei - manchmal fehlt auch schlicht der Wille.
Von Hans
Leyendecker und Tanjev Schultz
Der
NSU-Untersuchungsausschuss des Bundestags hat schon manches Geheimnis aus der
seltsamen Welt der V-Leute erfahren: Da war der Spitzel, der angeworben wurde,
obwohl er wegen versuchten Mordes in Haft saß. Ein anderer V-Mann bespitzelte
zwei Neonazis, die selbst V-Leute anderer Behörden waren. Am Montag versuchten
die Abgeordneten, mehr über zwei V-Männer des Verfassungsschutzes mit den
Decknamen "Primus" und "Strontium" zu erfahren. Die beiden
waren einst in Sachsen tätig, wo die drei vom NSU in der Illegalität lebten.
In
polizeilichen Vernehmungen zeigten sich die V-Männer schmallippig, sie wollen
die NSU-Mitglieder gar nicht gekannt haben. Nützen solche Leute oder schaffen
sie erst die Probleme, die dann andere lösen müssen? Das "V" steht
für Vertrauen, und mit dem Vertrauen ist es meist nicht weit her. Manche
Politiker wollen das Anwerben von V-Leuten verbieten. Aber auch Insider der
Dienste bemängeln ein Missverhältnis zwischen Aufwand und Ertrag.
Die
Zeugen, die am Montag im Untersuchungsausschuss aussagten, kamen vom Bundesamt
für Verfassungsschutz, das so seine Erfahrungen mit V-Leuten gemacht hat. In
der Behörde kontrolliert eine Prüfstelle, wie die Abteilungen ihre V-Leute
einsetzen. Die Prüfstelle soll beispielsweise beanstandet haben, dass ein
Beamter einem V-Mann mit zu wenig Distanz begegnet sei. Mit solcher Kritik
macht man sich in der Behörde nicht nur Freunde.
Dazu
kommt eine erkennbare Verunsicherung der Beamten, was rechtlich noch zulässig
ist und was nicht. Dies war bei V-Männern immer schon ein großes Problem. Es
ist aber durch ein Gerichtsurteil, das in der Öffentlichkeit bisher unbemerkt
blieb, verschärft worden: Vor zwei Jahren lief am Oberlandesgericht Düsseldorf
ein Prozess gegen ein Mitglied einer verbotenen türkischen Terrorgruppe. Der
Mann war jedoch V-Mann eines Nachrichtendienstes und hatte unter den Augen des
Staates auftragsgemäß in der verbotenen Organisation agiert.
Er wurde,
auch wegen anderer Delikte, zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Beide
Seiten verzichteten auf die Revision, auch um den Fall nicht öffentlich zu
machen. Noch nie zuvor hatte sich ein so bedeutendes Gericht mit der Frage
beschäftigt, ob die Tätigkeit für einen Dienst in einer verbotenen Organisation
eine Straftat sein kann. Und: Stiften Beamte zu einer Straftat an, wenn sie
V-Leute in verbotene Organisationen schicken?
Die
Bund-Länder-Expertenkommission zum Rechtsterrorismus, die sich mit dem Problem
ebenfalls befasst, will den Staatsanwaltschaften künftig einen größeren
Spielraum einräumen, solche Verfahren einstellen zu können. Für völlige
Straffreiheit plädiert die Kommission nicht. In den Bundesländern gibt es
unterschiedliche Regelungen; in Niedersachsen und Brandenburg gehen V-Leute
weitgehend straffrei aus, wenn sie mit Wissen der Behörden in verbotenen
Organisationen tätig sind, Nordrhein-Westfalen will bald Rechtssicherheit
schaffen.
"Unbegreifliche
Schlamperei"
Die
föderalen Strukturen machen eine Reform des V-Mann-Wesens kompliziert. Die
Innenminister beteuern zwar, der Austausch zwischen den Behörden werde besser
und intensiver werden. In der Praxis zeigen sich aber weiterhin viele Probleme.
Im Bundesamt für Verfassungsschutz sind Fachleute konsterniert, weil die Länder
keine Bereitschaft gezeigt hätten, die Klarnamen ihrer V-Männer für eine
geplante gemeinsame Datei preiszugeben. Das Bundesamt ist dagegen seit jeher
dazu verpflichtet, die Verfassungsschutzbehörde eines Bundeslands zu
informieren, wenn es einen V-Mann dort führen will.
Selbst
wenn der Austausch in Zukunft besser funktionieren sollte, blieben noch immer
die vielen Polizeibehörden als Unsicherheitsfaktor. Wie der NSU-Ausschuss
erfahren musste, führte das Berliner Landeskriminalamt (LKA) zeitweise zwei
V-Leute, die sich zumindest im Umfeld des NSU bewegten. Und offenkundig fällt
es dem LKA bis heute schwer, seine Akten so zu ordnen, dass es selbst den
Überblick behält: Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) musste am Montag
einräumen, die Behörde habe einen weiteren Bericht eines V-Mannes nicht an den
Untersuchungsausschuss weitergeleitet. Das sei am Wochenende aufgefallen,
Henkel sprach von einer "weiteren unbegreiflichen Schlamperei". Der
Begriff "Schlamperei" ist eigentlich eine arge Verharmlosung. (SZ)
+++++++
Bananenrepublik Deutschland
Es hat
immer wieder Auftritte von Beamten vor dem NSU-Ausschuss gegeben, die einen
ratlos zurückließen: Erinnerungslücken, Einsilbigkeit, Ahnungslosigkeit. Und
dann gab es jene Momente, in denen selbst staatstreue Abgeordnete
verzweifelten.
In
Nürnberg und München betrieben V-Personen der Polizei zum Schein Dönerbuden.
Rechnungen von Lieferanten wurden absichtlich nicht bezahlt, um damit eine
möglicherweise hinter den Taten steckende Dönermafia zu provozieren. Vielleicht
würde ja sogar das Killerkommando auftauchen?
Die
Hamburger Polizei musste sogar zugeben, einen Geisterbeschwörer angeheuert zu
haben, der ein NSU-Opfer im Jenseits kontaktierte. Es habe nichts gekostet,
verteidigte sich die Behörde.
+++++++++
16. Mai
2013
NSU-Untersuchungsausschuss
"Eines
Rechtsstaates unwürdig"
Bei der Abschlusssitzung des
NSU-Untersuchungsausschusses im Bundestag wirft der Vorsitzende Sebastian
Edathy den deutschen Sicherheitsbehörden Totalversagen vor.
Bei
seiner Abschlusssitzung nach fast 16 Monaten Arbeit hat der
NSU-Untersuchungsausschuss des Bundestages den deutschen Sicherheitsbehörden
Totalversagen vorgeworfen.
Im Fall
der rechtsextremen Terrorzelle NSU hätten Polizei und Nachrichtendienste
vorurteilsbeladen und mit Scheuklappen ermittelt, sagte der Ausschussvorsitzende
Sebastian Edathy (SPD) am Donnerstag zum Auftakt der letzten öffentlichen
Sitzung des Gremiums in Berlin. „Das war eines Rechtsstaates unwürdig.“
Die
Sicherheitsbehörden in Bund und Ländern hätten sich nicht ausreichend
ausgetauscht und die Gefahr durch den Rechtsextremismus massiv unterschätzt.
In der
letzten Beweisaufnahme-Sitzung des Gremiums wollten die Mitglieder noch einmal
Zeugen des Verfassungsschutzes befragen und verschiedene Sachverständige
anhören. In den kommenden Monaten wird der Ausschuss dann an seinem
Abschlussbericht arbeiten, über den der Bundestag am 3. September beraten soll.
(dpa)
++
Karl-Otto Sattler
Reizwort
"Garagenliste"
NSU-Ausschuss
Mit
vernichtenden Urteilen über ein Totalversagen der Behörden zieht das Gremium
eine erste Bilanz
Noch
einmal präsentierte sich ein Wald von Kameras und Mikrophonen, Journalisten
drängelten sich im Pulk. Im Gewusel vernahmen die Medienleute bei den letzten
Sitzungen des Untersuchungsausschusses, der Fehlgriffe und Pannen bei den
Ermittlungen zu der dem "Nationalsozialistischen Untergrund" (NSU)
angelasteten Mordserie erhellen soll, manch hartes Urteil.
Der
Vorsitzende Sebastian Edathy (SPD) attackierte ein "beispielloses
Versagen" der Sicherheitsinstanzen, das "eines Rechtsstaats unwürdig
war". Grünen-Obmann Wolfgang Wieland sprach vom "Totalversagen",
die Sicherheitsarchitektur habe sich als "so tragfähig erwiesen wie eine
Schuhfabrik in Kambodscha". Hartfrid Wolff (FDP) brandmarkte ein
"Versagen des föderalen Sicherheitssystems". In "viele
Abgründe" geblickt hat Linken-Obfrau Petra Pau. Clemens Binninger und Eva
Högl hatten neben Kritik an den Behörden Lob für den Ausschuss parat. Man habe
verdeutlicht, betonte der CDU-Politiker, "dass das Parlament die Exekutive
kontrolliert". Als "Kleinod" würdigte die SPD-Sprecherin das
Gremium wegen der parteiübergreifenden Kooperation.
Streit um
Spitzel
Eigentlich
ging es vergangene Woche um die Rolle des Bundesamts für Verfassungsschutz
(BfV) bei den Ermittlungen zum NSU und um Konsequenzen aus den meist bitteren
Erkenntnissen des Gremiums. Doch interessierten vor allem die ersten Bilanzen
der Abgeordneten.
Edathy
und die Obleute zeigten einige der zahlreichen Problemfelder bei der
erfolglosen Suche nach Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe auf, mit
denen sich der für Ende August geplante Abschlussbericht näher befassen wird.
Informationsaustausch und Zusammenarbeit zwischen den 36 Sicherheitsbehörden
bei Bund und Ländern seien mangelhaft gewesen, klagte der Vorsitzende, das
Gewaltpotential in der rechtsextremen Szene sei massiv unterschätzt worden.
Auch habe man die Ermittlungen "mit Scheuklappen" geführt. Aus Sicht
von Petra Pau haben die Geheimdienste ein "Eigenleben" entwickelt und
Informationen, die zu dem Trio hätten führen können, der Polizei vorenthalten.
Brisant
dürften die Passagen über rechtsextreme Spitzel werden. Die Parlamentarier sind
auf erhebliche Defizite bei der V-Mann-Führung gestoßen. Der Verfassungsschutz
hatte mehrere Spitzel im Umfeld der 1998 untergetauchten Jenaer Zelle
platziert. Offenbar erhielt man aber keine Hinweise auf den Verbleib der
Gruppe. Bei der Befragung mehrerer BfV-Vertreter vergangene Woche vermutete
Högl, die Informanten seien "nicht gezielt für die Suche nach dem abgetauchten
Trio" eingesetzt worden. Für Binninger stehen die mit V-Leuten verbundenen
Risiken in keinem Verhältnis zum Erkenntnisgewinn.
Zu den
Reizwörtern zählt die ominöse "Garagenliste", die mehrfach Thema im
Ausschuss war. Bei der Durchsuchung einer von der Zelle genutzten Garage wurde
auch ein Vermerk mit Kontaktadressen zahlreicher Rechtsextremisten
sichergestellt, darunter mehrere Anschriften in Chemnitz, wo die Gruppe nach
ihrem Verschwinden aus Jena zunächst Unterschlupf fand. Vielleicht hätte man
durch diese Angaben das Trio bald entdecken können, und zwar vor Beginn der
Mordserie im Jahr 2000. Doch den mit der Suche beauftragten Thüringer
Zielfahnder hat die "Garagenliste" nie erreicht - offenkundig war sie
im Erfurter Landeskriminalamt versandet.
Neue Sicherheitsarchitektur
Diese und
viele andere Probleme stehen hinter der Forderung nach einer "neuen
Sicherheitsarchitektur". Da dreht es sich um die Organisation von Polizei-
und Geheimdienstämtern, um einen besseren Informationsaustausch, auch um
"mehr qualifiziertes Personal" (Edathy). Linke und Grüne wollen
Spitzel abschaffen, was den anderen Fraktionen zu weit geht, sie verlangen aber
eine effektivere Kontrolle.
Zu den
Konsequenzen aus dem NSU-Debakel gehören indes noch andere Dinge. Bei einer
Sachverständigen-Anhörung vergangene Woche plädierte Bernd Wagner von der
Aussteiger-Initiative "Exit" dafür, sich vermehrt zu bemühen,
Rechtsextremisten aus ihrem Milieu herauszulösen. Nötig ist aus Sicht der
Abgeordneten eine stärkere Sensibilisierung der Polizei für spezifische Aspekte
ausländerfeindlicher Kriminalität. Die "Grundrichtung der Ausbildung"
stimme bereits, meinte Jürgen Funk, in Schleswig-Holstein für die
Qualifizierung angehender Polizisten zuständig. Gleichwohl solle man die
Ausbildung anhand der Erkenntnisse des Ausschusses überprüfen.
Barbara
John warb für eine Stiftung zum Gedenken an die Opfer der Mordserie und zur
Dokumentation rechtsextremer Gewalt. Der Ombudsfrau für die Opfer und
Opferangehörigen schwebt überdies eine Beschwerdestelle für polizeiliches
Fehlverhalten vor: So könne bei der Polizei Selbstkritik gefördert werden.
http://www.das-parlament.de/2013/21-23/Innenpolitik/44917223.html