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Das Paznauntal ist seit Freitag unter Quarantäne. Hier liegt Ischgl. Ein Zentrum des Spaßtourismus. Das Apres-Ski, für Touristen und die örtliche Wirtschaft so wichtig wie die Abfahrt auf den Skipisten.
WARUM KAMEN SO VIELE CORONA-FÄLLE AUS ISCHGL?
Ischgl gilt als Covid-19-Hotspot. Hier sollen sich mehrere hundert Touristen angesteckt haben – in einer Bar, in der es üblicherweise eng zugeht. Ein 36-jähriger deutscher Barkeeper wurde vor gut zehn Tagen positiv auf das Coronavirus getestet.
Die Party im "Kitzloch" ging munter weiter
Zwar wurden auch jene, die zu seinen engen Kontakpersonen zählten sofort isoliert, doch die Behörden hielten die Gäste des „Kitzloch“ für ungefährlich, die Party in Ischgl ging noch eine Woche lang munter weiter.
Das Land Tirol reagierte erst Tage später, nachdem skandinavische Staaten das Paznauntal zum Hochrisikogebiet hochgestuft hatten; 40 % aller mit SARS-CoV-2 Infizierten in Norwegen hatten sich in Österreich aufgehalten, vorwiegend im Paznauntal. Der erste Alarm kam aus Island, doch zunächst gab es keine Reaktion der österreichischen Behörden.
Schließlich fand auch das Gesundheitsamt in Hamburg heraus, dass viele der Covid-19-Fälle Urlaub in Ischgl gemacht hatten. Die meisten Erkrankungen wurden aufgedeckt, weil es sich um Teilnehmer von Gruppenreisen handelte.
Inzwischen hat Österreich, entschiedenere und durchgreifendere Maßnahmen ergriffen als viele andere europäische Staaten. Die Skisaison wurde überall beendet, ein Versammlungsverbot erlassen, Geschäfte weitgehend geschlossen. Die Zahl der Covid-19-Erkrankungen ist auf über 1.000 gestiegen – die meisten Fälle gibt es in Tirol, einem mittelgroßen österreichischen Bundesland.
Insgesamt gibt es in Österreich an diesem Montag 1.018 bestätigte Fälle von Covid-19. Die meisten Erkrankten sind in Tirol.
Es wird klar, dass die Behörden offenbar Hinweise auf einen Infektionsherd im Skiort Ischgl, die aus Island und Norwegen kamen, zunächst zurückgewiesen hatten. Später machte auch das Gesundheitsamt Hamburg auf eine Häufung der Covid-19-Fälle unter Urlaubern, die sich in Ischgl aufgehalten hatten, aufmerksam - bis das Robert-Koch-Institut, Tirol zum Risikogebiet erklärte.
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Coronavirus: Staatsanwaltschaft ermittelt
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Coronavirus: Staatsanwaltschaft ermittelt
24.03.2020 In Ischgl soll bereits Ende Februar eine Gastronomie-Mitarbeiterin positiv auf Sars-CoV-2 getestet worden sein. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft - denn damals unternahm offenbar niemand etwas.
Immer mehr Versäumnisse der Verantwortlichen wurden zuletzt aufgedeckt, die wohl dazu führten, dass sich Sars-CoV-2 vom Tiroler Skiort aus unkontrolliert ausbreiten konnte. Hunderte Touristen aus ganz Europa haben sich nachweislich in Ischgl mit dem Virus infiziert und kehrten nichtsahnend in ihre Heimat zurück. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn erklärte vergangene Woche, dass die steigenden Fallzahlen in Deutschland auch auf die Skiurlaub-Rückkehrer aus Österreich zurückzuführen seien.
Die Staatsanwaltschaft Innsbruck hat Ermittlungen zur Ausbreitung des Coronavirus im Wintersportort Ischgl aufgenommen. Es bestehe der Verdacht, dass ein Gastronomie-Betrieb Ende Februar einen positiven Test einer Mitarbeiterin nicht den Gesundheitsbehörden gemeldet habe, teilte die Behörde mit.
Die Staatsanwaltschaft Innsbruck hat Ermittlungen zur Ausbreitung des Coronavirus im Wintersportort Ischgl aufgenommen. Es bestehe der Verdacht, dass ein Gastronomie-Betrieb Ende Februar einen positiven Test einer Mitarbeiterin nicht den Gesundheitsbehörden gemeldet habe, teilte die Behörde mit.
"Es ist unbekannt, um welchen Betrieb es sich dabei handeln soll und ob tatsächlich Meldepflichten verletzt wurden", so die Staatsanwaltschaft weiter. Das Land Tirol hatte der Behörde eine Anfrage des ZDF mit dem entsprechenden Verdacht weitergeleitet.
Tirol und die Tourismusbranche vor Ort waren in den vergangenen Tagen scharf kritisiert worden, weil der Skitourismus mit seinen Après-Ski-Partys die internationale Ausbreitung des Coronavirus verstärkt haben könnte. Vor allem Ischgl geriet deshalb ins Visier. Dort war der Barkeeper einer hoch frequentierten Après-Ski-Bar bereits am 7. März positiv auf Sars-CoV-2 getestet worden, Maßnahmen wurden allerdings erst Tage später ergriffen.
Quarantäne kam zu spät
Dem Land Tirol wird vorgeworfen, den Skibetrieb nicht schnell genug gestoppt zu haben. Als am 13. März über Ischgl und weitere Orte eine Quarantäne verhängt wurde, kam es zudem zu chaotischen Zuständen bei der fluchtartigen Abreise zahlreicher internationaler Gäste. Auch dafür hagelte es Kritik. Erst am 15. März fand die Skisaison ihr vorzeitiges Ende - einsichtig zeigte sich der Bürgermeister der Gemeinde auch da nicht.
"Irgendwer muss das Virus ja zu uns gebracht haben", verteidigte Bürgermeister Werner Kurz sein Krisenmanagement gegenüber dem SPIEGEL.
Die Tiroler Landesregierung aus ÖVP und Grünen kündigte nach Angaben der österreichischen Nachrichtenagentur APA an, dass sie den weiteren Parteien im Landtag die Einrichtung einer unabhängigen Expertenkommission vorschlagen werde. So sollten die im Raum stehenden Fragen und Vorwürfe transparent aufgearbeitet werden, sagte demnach der Tiroler ÖVP-Fraktionschef Jakob Wolf.
In den vergangenen Tagen hatte Landeschef Günther Platter (ÖVP) betont, dass seine Regierung und die Behörden "das Menschenmögliche getan" hätten, um die Bevölkerung zu schützen. Er räumte aber ein, dass alle Beteiligten in einer solchen Krise auch stets dazu lernen würden. (SPIEGEL)
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• Ein Verbraucherschutz-Anwalt will nun all jene zusammenbringen, die sich beim Skiurlaub in Tirol mit Covid-19 angesteckt haben.
• Bereits 4500 Betroffene haben sich laut eigener Aussage bei ihm gemeldet.
Mit großen Fällen kennt
sich Kolba aus. In den fast drei Jahrzehnten, in denen er beim VKI,
dem österreichischen Verein für Konsumenteninformation arbeitete,
hat sich der 61-Jährige nach der Finanzkrise mit Banken angelegt
oder mit VW im Dieselskandal. Nach einem kurzen Intermezzo in der
Politik gründete er 2018 den privaten Verein zum Schutz von
Verbraucherinteressen. Weit über Österreichs Grenzen hinaus will er
nun all jene zusammenbringen, die sich beim Skiurlaub in Tirol mit
dem Coronavirus angesteckt haben. Weil Kolba dahinter ein
Behördenversagen vermutet, will er mit vereinten Kräften für die
Betroffenen Entschädigungen erstreiten.
Geschehen soll dies per Sammelklage. "Aber erst einmal ist das eine Sammelaktion", sagt Kolba. Bislang hätten sich schon 4500 Betroffene bei ihm gemeldet. Nur drei Prozent, so rechnet er vor, seien aus Österreich; der Großteil, nämlich drei Viertel, stamme aus Deutschland. Auch aus den Niederlanden seien Erkrankte dabei, aus Skandinavien und Großbritannien. "Die Highlights kommen aus Japan, aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und viele aus Israel", sagt er.
Noch steht die Auswertung der Fragebögen, die es auf Deutsch und Englisch gibt, ganz am Anfang. Aber deutlich ist jetzt schon, dass sich von Ischgl und anderen Tiroler Skigebieten aus eine Infektionskette quer durch Europa und darüber hinaus zieht. Kolba glaubt, das wäre zu verhindern gewesen, zumal zum Beispiel die Behörden in Island nach der Rückkehr zahlreicher erkrankter Skiurlauber aus Tirol die Region schon Anfang März zum Risikogebiet erklärt hatten. Dort wurde jedoch noch bis Mitte März weiter Ski gefahren und beim Après-Ski gefeiert. "Das war eine kommerzielle Überlegung", glaubt Kolba. "Da gab es massiven Druck der Tourismusindustrie. Der Dachverband der Seilbahnen hat einen sehr großen Einfluss auf die Politik."
Politik heißt in diesem Fall vor allem ÖVP. Die konservative Partei regiert in Tirol und unter dem österreichischen Kanzler Sebastian Kurz auch im Bund. Zur Aufklärung hat Kolba bereits am 24. März eine Strafanzeige in Innsbruck eingebracht. Allzu großes Vertrauen hat er jedoch wegen der "Verfilzung von Politik, Wirtschaft und Behörden" auch in die dortige Staatsanwaltschaft nicht. Deshalb dringt er darauf, die Ermittlungen nach Wien zu verlagern zur dortigen Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft. Eingeschaltet hat er dafür auch schon Justizministerin Alma Zadić, schließlich kennt er die Grünen-Politikerin gut. "Das hilft aber auch nicht", sagt Kolba, "die Grünen sind ausgesprochen vorsichtig, dass sie der ÖVP keine Probleme bereiten".
Gemeinsam mit Zadić war Kolba 2017 für die Liste Pilz in den Wiener Nationalrat eingezogen. Doch während sie anschließend bei den Grünen Karriere machte, zog er sich nach nur sieben Monaten als Abgeordneter aus der Politik zurück. "Da wird viel geredet und wenig weitergebracht", urteilt er. Als Verbraucherschützer ist er nun wieder in seinem angestammten Metier und ganz in seinem Element.
In der angestrebten Klage will Peter Kolba die Republik Österreich in die Verantwortung nehmen. Der Schadenersatz, so rechnet er vor, könne schnell in die Millionen gehen. Doch vielen der Betroffenen gehe es gar nicht vorrangig ums Geld, sagt er. Ihnen würde wohl schon das Eingeständnis von Fehlern reichen und eine Entschuldigung.
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Von Ischgl aus hat sich der Coronavirus weltweit verbreitet.
14.04.2020, SZ
• Warnungen vor dem
Coronavirus zum Trotz wurde im österreichischen Ischgl bis Mitte
März weiter Ski gefahren und beim Après-Ski gefeiert.• Ein Verbraucherschutz-Anwalt will nun all jene zusammenbringen, die sich beim Skiurlaub in Tirol mit Covid-19 angesteckt haben.
• Bereits 4500 Betroffene haben sich laut eigener Aussage bei ihm gemeldet.
"Da gab es massiven Druck der Tourismusindustrie"
Peter Kolba hat viel zu tun in diesen Tagen des Stillstands: Tausende Mails hat er bekommen, unzählige Telefonate und Zoom-Gespräche zu bewältigen. Denn Österreichs bekanntester Verbraucherschutz-Anwalt hat sich in einen neuen Fall gestürzt: Ischgl und das Corona-Chaos.Geschehen soll dies per Sammelklage. "Aber erst einmal ist das eine Sammelaktion", sagt Kolba. Bislang hätten sich schon 4500 Betroffene bei ihm gemeldet. Nur drei Prozent, so rechnet er vor, seien aus Österreich; der Großteil, nämlich drei Viertel, stamme aus Deutschland. Auch aus den Niederlanden seien Erkrankte dabei, aus Skandinavien und Großbritannien. "Die Highlights kommen aus Japan, aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und viele aus Israel", sagt er.
Noch steht die Auswertung der Fragebögen, die es auf Deutsch und Englisch gibt, ganz am Anfang. Aber deutlich ist jetzt schon, dass sich von Ischgl und anderen Tiroler Skigebieten aus eine Infektionskette quer durch Europa und darüber hinaus zieht. Kolba glaubt, das wäre zu verhindern gewesen, zumal zum Beispiel die Behörden in Island nach der Rückkehr zahlreicher erkrankter Skiurlauber aus Tirol die Region schon Anfang März zum Risikogebiet erklärt hatten. Dort wurde jedoch noch bis Mitte März weiter Ski gefahren und beim Après-Ski gefeiert. "Das war eine kommerzielle Überlegung", glaubt Kolba. "Da gab es massiven Druck der Tourismusindustrie. Der Dachverband der Seilbahnen hat einen sehr großen Einfluss auf die Politik."
Politik heißt in diesem Fall vor allem ÖVP. Die konservative Partei regiert in Tirol und unter dem österreichischen Kanzler Sebastian Kurz auch im Bund. Zur Aufklärung hat Kolba bereits am 24. März eine Strafanzeige in Innsbruck eingebracht. Allzu großes Vertrauen hat er jedoch wegen der "Verfilzung von Politik, Wirtschaft und Behörden" auch in die dortige Staatsanwaltschaft nicht. Deshalb dringt er darauf, die Ermittlungen nach Wien zu verlagern zur dortigen Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft. Eingeschaltet hat er dafür auch schon Justizministerin Alma Zadić, schließlich kennt er die Grünen-Politikerin gut. "Das hilft aber auch nicht", sagt Kolba, "die Grünen sind ausgesprochen vorsichtig, dass sie der ÖVP keine Probleme bereiten".
Gemeinsam mit Zadić war Kolba 2017 für die Liste Pilz in den Wiener Nationalrat eingezogen. Doch während sie anschließend bei den Grünen Karriere machte, zog er sich nach nur sieben Monaten als Abgeordneter aus der Politik zurück. "Da wird viel geredet und wenig weitergebracht", urteilt er. Als Verbraucherschützer ist er nun wieder in seinem angestammten Metier und ganz in seinem Element.
In der angestrebten Klage will Peter Kolba die Republik Österreich in die Verantwortung nehmen. Der Schadenersatz, so rechnet er vor, könne schnell in die Millionen gehen. Doch vielen der Betroffenen gehe es gar nicht vorrangig ums Geld, sagt er. Ihnen würde wohl schon das Eingeständnis von Fehlern reichen und eine Entschuldigung.
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