Man sieht einen Traktor als
schwarze Silhouette und die nachfolgende Staubwolke im Gegenlicht. Durch die
Wolken scheinen Sonnenstrahlen.
(dpa-Zentralbild / Patrick Pleul)
Ein Landwirt bearbeitet
einen trockenen Acker in Sieversdorf im Landkreis Oder-Spree in Brandenburg und
wirbelt dabei viel Staub auf, aufgenommen am 28.5. 2015. (dpa-Zentralbild /
Patrick Pleul)
Deutschland auf Platz 3 der weltweiten Wetterextreme
4. Dezember 2019
In dem von der Organisation
Germanwatch veröffentlichten Klima-Risiko-Index lag Deutschland im vergangenen
Jahr noch auf Rang 40. Nun wird es hinter Japan und den Philippinen an dritter
Stelle genannt. In Japan hatten heftige Regenfälle, eine mehrwöchige Hitzewelle
und ein Taifun hohe Schäden verursacht.
Für ihre Untersuchung
wertet die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch seit 14 Jahren
Daten des Rückversicherers Munich Re sowie des Internationalen Währungsfonds
aus. Die aktuelle Erhebung zeige, dass massive Klimawandelfolgen weltweit
zunähmen – und immer öfter auch Industrienationen wie Deutschland oder Japan
träfen, sagte einer der Autoren der Studie, Maik Winges.
Alte und Kranke besonders
gefährdet
Zu den mehr als 1.200
Menschen, die dem Bericht zufolge allein in Deutschland an den Folgen der
Hitzewelle ums Leben gekommen sind, zählen vor allem alte und kranke Menschen.
So könnten hohe Temperaturen bei mehreren Arten von Erkrankungen die Symptome
verschlimmern, warnt das Robert-Koch-Institut. Außerdem belaste Hitze das
Herz-Kreislaufsystem. Besonders gefährdet seien bereits geschwächte Menschen.
Langfristig schwerste
Folgen für arme Länder
Insgesamt blieben laut
Klima-Risiko-Index die ärmsten Staaten der Welt den noch größeren Risiken
ausgesetzt. Sie bekämen bisher kaum Hilfe für Schäden und Verluste von den
Hauptverursachern des Klimawandels, also den Industriestaaten, kritisierte der
Forscher. Teils fehlten auch Daten, weswegen die Schäden in diesen Ländern eher
unterschätzt würden. Im Langfrist-Index der Studie, der die Jahre 1999 bis 2018
auswertet, sind Puerto Rico, Myanmar und Haiti die Länder, die am stärksten von
Stürmen, Überflutungen und Dürren betroffen waren.
CO2-Ausstoß weltweit weiter
gestiegen
Trotz weltweiter Proteste
und internationaler Versprechungen nimmt der globale CO2-Ausstoß weiter zu. Im
laufenden Jahr wird damit aktuellen Zahlen zufolge ein neuer Höchststand
erreicht. Zwar ging die Nutzung von Kohle in den USA und in der EU zurück,
stattdessen wurden aber mehr Erdgas und Erdöl genutzt.
Wie der Forschungsverbund
„Global Carbon Project“ mitteilt, ist für dieses Jahr mit einem Anstieg der
globalen CO2-Emissionen um etwa 0,6 Prozent zu rechnen. Im Vergleich zu den
Vorjahren verlangsamte sich die Zunahme. 2018 gab es noch ein Plus von 2,1
Prozent. Die Entwicklung geht unter anderem auf ein verlangsamtes
Wirtschaftswachstum zurück. Zugleich sei in den USA und der EU weniger Kohle
verfeuert worden. Stattdessen habe man aber mehr Erdöl und vor allem mehr
Erdgas genutzt.
Heißestes Jahrzehnt seit
Beginn der Aufzeichnungen
Das Umweltprogramm der
Vereinten Nationen, Unep, hatte in der vergangenen Woche angemahnt, die
weltweiten Treibhausgas-Emissionen zwischen 2020 und 2030 jährlich um 7,6
Prozent zurückzufahren. Anderenfalls werde das im Pariser Klimaabkommen
formulierte Ziel verpasst, die Erderwärmung auf möglichst 1,5 Grad im Vergleich
zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Das Jahrzehnt von 2010 bis 2019
war mit großer Wahrscheinlichkeit das heißeste seit Beginn der Messungen 1850,
wie die Weltwetterorganisation auf der UNO-Klimakonferenz in Madrid mitteilte.
Umweltorganisationen
dringen darauf, dass zumindest einige der Länder mit dem größten CO2-Ausstoß
eine Anhebung ihrer Klimaschutzziele fest zusagen.
Deutschland
weltweit unter den drei am stärksten von Extremwetter betroffenen Staaten
Von
Silke Kersting, 4.12.2019
Der Klimawandel
macht sich immer stärker bemerkbar – und trifft immer häufiger die großen
Industrienationen. Ein Hauptleidtragender: Deutschland. Deutschland
gehört zu den drei am stärksten von Extremwetter betroffenen Staaten weltweit.
Das ist das Ergebnis des Klima-Risiko-Index’, der am Mittwoch auf dem
Klimagipfel in Madrid vorgestellt wurde.
Wie die Übersicht der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch zeigt, forderten die Hitzewellen im Jahr 2018 in Deutschland mehr als 1200 Todesopfer und verursachten in Kombination mit der Rekorddürre Schäden in Höhe von rund 1,2 Milliarden Euro.
Insgesamt
verzeichnete Deutschland 2018 rund 4,5 Milliarden Euro Schäden durch
Wetterextreme, vor allem die Orkantiefs Friederike im Januar und Fabienne im
September verursachten hohe Schäden. 2017 hatte Deutschland mit 27 Todesopfern
auf Platz 40 gelegen. Nur Japan und die Philippinen waren im vergangenen Jahr
noch stärker von Extremwettern betroffen als Deutschland, gefolgt von
Madagaskar, Indien und Sri Lanka.
„Der Klima-Risiko-Index zeigt, dass massive Klimawandelfolgen weltweit zunehmen – sie treffen immer öfter auch Industrienationen wie Deutschland oder Japan“, sagt Maik Winges, einer der Autoren des Index’. Folgen von Extremwetter wie Dürren, Überflutungen oder Hitzewellen führten auch hierzulande zu Todesopfern und großen Schäden. Im Vergleich seien aber die ärmsten Staaten der Welt noch größeren Risiken ausgesetzt. „Vor allem, weil sie bisher kaum Hilfe für erlittene Schäden und Verluste von den Hauptverursachern des Klimawandels bekommen.“
Der Index wird jährlich überarbeitet und zeigt für das Vorjahr und die vergangenen 20 Jahre, wie stark Länder von Wetterextremen wie Überschwemmungen, Stürmen, Hitzewellen und Dürren betroffen sind. Als Basis dienen vor allem die Datenbank des weltweit größten Rückversicherers Munich Re sowie demografische und wirtschaftliche Daten des Internationalen Währungsfonds (IWF). Bei der Bezifferung der Schäden wird die von Land zu Land teilweise sehr unterschiedliche Kaufkraft berücksichtigt.
Kaum Chancen zum Wiederaufbau
Der Langfrist-Index über die Jahre 1999 bis 2018 zeigt, dass sieben der zehn am stärksten betroffenen Staaten Entwicklungsländer mit niedrigem oder geringem mittleren Einkommen sind. Puerto Rico, Myanmar und Haiti sind die am massivsten heimgesuchten Regionen.
Die
Insel Puerto Rico ist ein Beispiel für die wachsende Zahl von Staaten, in denen
ein einziger verheerender Hurrikan so massive Schäden hinterlässt, dass weite
Landesteile viele Jahre für den Wiederaufbau brauchen. Daneben gibt es aber
noch einen weiteren Trend: „Wir beobachten in Ländern wie Haiti, den
Philippinen oder Pakistan in so kurzen Abständen wiederkehrende extreme
Wetterlagen, dass diese Länder kaum Gelegenheit haben, sich nach
Wetterkatastrophen zu erholen“, sagt Studien-Autorin Vera Künzel.
„Dies zeigt, wie wichtig es ist, dass arme Länder nicht nur bei der Anpassung an den Klimawandel, sondern auch bei nicht mehr vermeidbaren Schäden und Verlusten Unterstützung von den Hauptverursachern des Klimawandels erhalten“, sagt Künzel. Der Klimagipfel in Madrid müsse deswegen Antworten finden auf die Frage, wie der Umfang der benötigten Unterstützung in armen Ländern regelmäßig ermittelt wird und wie dann die benötigten finanziellen Hilfen aufgebracht werden.
Der Umgang mit Schäden und Verlusten ist ein ständiges Streitthema in den internationalen Klimaverhandlungen – auch während der zweiwöchigen Konferenz in Madrid. Derzeit finden vor allem technische Verhandlungen über das Regelwerk des Pariser Klimaabkommens statt.
Das Abkommen war Ende 2015 in der französischen Hauptstadt beschlossen worden und soll die Erderwärmung auf unter zwei Grad Celsius begrenzen, um die schlimmsten Folgen einer ungebremsten Klimaerwärmung zu verhindern. Das Ziel ist überaus ehrgeizig: schon jetzt hat sich die Erde im vorindustriellen Vergleich um ein Grad erwärmt.
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