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Samstag, 20. April 2019

TOD AUF MADEIRA




Schrecklicher Unfall auf der "Blumeninsel" Madeira: Ein Reisebus kommt von der Straße ab und stürzt einen Abhang hinab. 29 Menschen sterben bei dem Unglück – alle kommen aus Deutschland. Was sonst noch bekannt ist und was nicht.

Das ist über die Bus-Katastrophe bekannt:

Was ist auf Madeira passiert?
Der Unfall hatte sich am Mittwochabend (17. April 2019) gegen 18.30 Uhr in der Gemeinde Caniço ereignet. Der Reisebus war auf dem Weg in die Provinzhauptstadt Funchal, um Touristen dort in ein Restaurant zu bringen. Der Bus fuhr dabei aus einer Kurve einen Abhang hinunter, scheint sich mindestens einmal überschlagen zu haben und wird erst von einem mit roten Ziegeln gedeckten Haus gestoppt. Dabei wurden das Dach und Fenster des Busses schwer beschädigt.
Wie viele Opfer gibt es und woher kommen sie?
Die Zeitung "Observador" berichtete von insgesamt 57 Menschen an Bord. Laut Katastrophenschutz seien die Passagiere zwischen 40 und 50 Jahre alt. Nach Angaben von Nachrichtenagenturen sind bei dem Unglück 29 Menschen getötet worden, 27 weitere wurden verletzt. Zwei konnten das Krankenhaus bereits wieder verlassen. Unter den Verletzten waren den Angaben zufolge zwei Portugiesen: der Fahrer und ein Fremdenführer. Nach Angaben von Portugals Präsident Marcelo Rebelo de Sousa handelt es sich bei den Todesopfern um Deutsche. Das Auswärtige Amt in Berlin schrieb auf Twitter: "Mit großer Erschütterung haben wir von dem tragischen Busunglück auf Madeira erfahren. Wir müssen leider davon ausgehen, dass Opfer aus Deutschland sind". Die Bundesregierung äußerte sich bestürzt über das Unglück. Das Außenministerium in Berlin richtete eine Hotline ein, unter der sich Angehörige informieren können. Das Auswärtige machte zunächst keine näheren Angaben.
Bei den Opfern der Reisebus-Tragödie auf der portugiesischen Urlaubsinsel Madeira handelt es sich nach Angaben des Hotels, in dem die Touristen untergebracht waren, um Deutsche aus verschiedenen Teilen der Bundesrepublik. Es habe sich nicht um eine gemeinsame Gruppe gehandelt, sondern um Reisende, die zu verschiedenen Zeitpunkten auf Madeira angekommen seien und über einen deutschen Reiseveranstalter und dessen portugiesischen Partner Ausflüge gebucht hätten, sagte eine Mitarbeiterin des Hotels "Quinta Splendida" in dem Ort Caniço der Nachrichtenagentur DPA.
Was weiß man über die Unfallursache?
Die genaue Unfallursache steht derzeit noch nicht fest. Wahrscheinlich hatte der Busfahrer die Kontrolle über das Fahrzeug verloren. Medien berichten, ein mechanisches Problem sei wahrscheinlich der Grund gewesen – entweder ein Bremsausfall oder ein eingeklemmtes Gaspedal. Die Busfirma SAM will bei der Aufklärung helfen. "Es ist unser Wille und unser Bestreben, dass alle Fakten, Gründe und Verantwortlichkeiten des Unfalls ermittelt werden", heißt es in einer Mitteilung des Verkehrsunternehmens. "Wir werden uneingeschränkt mit den Ermittlungsbehörden zusammenarbeiten." Die Staatsanwaltschaft leitete eine Untersuchung ein. Der Vizepräsident der Regionalregierung, Pedro Calado, nannte jegliche Mutmaßungen zu der Unglücksursache "verfrüht".

18. April 2019 07:04 Uhr
Busunfall auf Madeira
Die "Blumeninsel" steht unter Schock - es gibt einen ersten Verdacht zur Unglücksursache
Auf Madeira ist ein Reisebus in die Tiefe gestürzt, mindestens 29 deutsche Touristen sind ums Leben gekommen. Die Insel steht unter Schock - und rätselt über die Ursache des Unglücks.

"Madeira ist Tradition" - so steht es in großen Lettern auf der Seite des weißen Reisebusses. Tatsächlich wollten die deutschen Touristen zu einem typisch madeirischen Abendessen, doch der heitere Abend kurz vor Ostern endet in einer Katastrophe: Der Bus stürzt die Böschung hinab, scheint sich mindestens einmal zu überschlagen und wird erst von einem mit roten Ziegeln gedeckten Haus gestoppt. Mindestens 29 Menschen kommen bei dem Unglück auf der portugiesischen Atlantikinsel ums Leben, 27 weitere werden verletzt.
"Mein Gott, ich bin sprachlos", sagt der Bürgermeister der Gemeinde Caniço, Filipe Sousa. Der Fahrer hat offenbar in einer Kurve die Kontrolle über den Bus verloren, der daraufhin den Abhang hinunter in ein Wohnviertel stürzt. Die Windschutzscheibe ist gesplittert, das Dach fast vollkommen abgerissen. Im Fernsehen ist zu sehen, wie Rettungskräfte Verletzte stützen oder auf Tragen den steilen Hang hinaufbringen. Andere hatten weniger Glück: Leichentücher bedecken die Toten. Im Hintergrund heulen Sirenen.
Militärflugzeuge werden für Krankentransporte eingesetzt
Bei den Opfern soll es sich um Urlauber aus Deutschland handeln. "Mir wurde gesagt, dass es alles Deutsche sind", sagt der portugiesische Präsident Marcelo Rebelo de Sousa. Eigentlich will der Staatschef gleich an die Unglücksstelle eilen, doch dann entscheidet er sich gegen einen Flug nach Madeira. Die Militärflugzeuge sollen für mögliche Krankentransporte auf das Festland zur Verfügung stehen. "Es ist viel wichtiger, die Verletzten zu retten, als dass der Präsident heute abreist", sagt er.

Unglück auf Ferieninsel
Bus-Katastrophe auf Madeira: 29 deutsche Touristen kommen ums Leben
Die Luftwaffe will drei Maschinen nach Madeira schicken. "Wir bereiten zwei Flugzeuge vom Typ Falcon 50 und eine C-295M mit medizinischer Ausrüstung vor, um die Opfer der Tragödie von Madeira zu versorgen und sie - sofern das nötig ist - schnell auf den Kontinent zu transportieren", heißt es in einer Mitteilung der Luftwaffe. 
Medienberichten zufolge waren die Urlauber im Alter zwischen 40 und 50 Jahren auf dem Weg von ihrem Hotel in ein Restaurant in der Provinzhauptstadt Funchal. "Mit großer Erschütterung haben wir von dem tragischen Busunglück auf Madeira erfahren. Wir müssen leider davon ausgehen, dass Opfer aus Deutschland sind", twittert das Auswärtige Amt am Mittwochabend. Regierungssprecher Steffen Seibert schreibt: "Entsetzliche Nachrichten erreichen uns aus Madeira. Unsere tiefe Trauer gilt all denen, die in dem verunglückten Bus ihr Leben verloren haben, unsere Gedanken sind bei den Verletzten." 
Medien berichten von technischen Problemen am Bus
Die Unglücksursache ist bislang noch unklar. Medien berichten, ein mechanisches Problem sei wahrscheinlich der Grund gewesen - entweder ein Bremsausfall oder ein eingeklemmtes Gaspedal. Die Busfirma SAM will bei der Aufklärung helfen. "Es ist unser Wille und unser Bestreben, dass alle Fakten, Gründe und Verantwortlichkeiten des Unfalls ermittelt werden", heißt es in einer Mitteilung des Verkehrsunternehmens. "Wir werden uneingeschränkt mit den Ermittlungsbehörden zusammenarbeiten."

Die wegen ihres milden Klimas bei Urlaubern beliebte "Blumeninsel" steht nach dem schweren Busunfall unter Schock. Er empfinde große Trauer, sagt der Bischof von Funchal, Nuno Brás. "Ich empfehle jene, die gestorben sind, in die Hände Gottes und sende ihren Familien mein Beileid." 

Die Regionalregierung ordnet eine dreitägige Trauerzeit für die Insel an. Diese gelte von Donnerstag bis Samstag, heißt es in einer Erklärung des Regierungsrats der Autonomen Region Madeira. Demnach werden die Flaggen an allen öffentlichen Gebäuden auf Madeira während der drei Tage auf halbmast gesetzt.
Auch Staatschef Marcelo Rebelo de Sousa kondoliert den Hinterbliebenen und wünscht den Verletzten eine schnelle Genesung. In einer Nachricht an Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier schreibt er: "In diesem Moment sind Portugal und Deutschland im gemeinsamen Schmerz vereint."
Sehen Sie Reaktionen auf das tragische Busunglück auf Madeira im Video: Beileidsbekundungen fluten das Netz
Quelle: STERN

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DEUTSCHES EHEPAAR ÜBERLEBTE
„Kräftige Menschen flogen wie Papier durch den Bus“
Zeugin: Fahrer wollte Bus noch an Mauer stoppen +++ Reisegruppe wollte zum Abendessen in ein Restaurant fahren +++ Wrack wurde von der Unfallstelle geräumt +++ 29 Tote +++ Identifizierung der Opfer dauert bis Samstag ++ Statement des Veranstalters
Sie überlebten das Unglück: „Kräftige Menschen flogen wie Papier durch den Bus“
Quelle: BILD, veröffentlicht am 18.04.2019 - 20:16 Uhr
Caniço (Portugal) - Er hatte es versucht. Er wollte die Tragödie vermeiden. Der Busfahrer wollte den Bus offenbar noch abbremsen! Mit allen Mitteln. Doch er konnte den Koloss nicht aufhalten.

Am Mittwochabend starben auf der beliebten portugiesischen Atlantikinsel Madeira 29 deutsche Touristen – 17 Frauen und 12 Männer. 27 Menschen wurden verletzt. Die Identifizierung der Todesopfer dauert an, soll erst am Samstag abgeschlossen sein.

Brigitte und Heinz Garden haben das schreckliche Busunglück überlebt. Sie berichten, wie sie den Unfall erlebten. Heinz Garden: „Ich denke, die Bremsen funktionierten nicht. Ich kann mir keine andere Ursache vorstellen. Der Bus fuhr von der Quinta Splendida los, nach einigen Sekunden wurde er immer schneller. Er schlug gegen die Mauer, wir glaubten sofort, dass er außer Kontrolle geraten war. Er wurde immer schneller, und dann überschlug er sich“, sagte der Mann nach einem Bericht der Online-Zeitung „Observador“.

Er hatte sich laut Bericht bei dem Unfall eine Rippe gebrochen, seine Frau wurde am Nacken leicht verletzt. Seien Frau Brigitte erzählt, dass ein Tipp auf dem Hinflug wohl dafür gesorgt habe, dass sie glimpflich davon kamen. „Wir haben es so gemacht, wie man es im Flugzeug immer erklärt kriegt. Wir haben uns klein gemacht wie Babys. – Um sich festzuhalten. – Und das war unser Glück“, sagt sie.

Was im Bus mit den Passagieren geschah, erklärt Frau Garden: „Kräftige Menschen flogen wie Papier einfach durch den Bus “

Weiter: „Wir beide waren angeschnallt, die anderen offenbar nicht, wir wissen es nicht.“ Das Ehepaar konnte aus dem Bus herausklettern. Brigitte Garden: „Wir sind gekrabbelt wie Babys.“

Eine Augenzeugin sagte der portugiesischen Nachrichtenseite CMJournal, dass der Fahrer nach ihren Beobachtungen „den fahrenden Bus an Wänden und Mauern stoppen wollte“. Weiter sagte sie: „Ich kann mir vorstellen, wie der Fahrer gelitten hat.“ Das könnte sich mit Berichten decken, nach denen das Gaspedal des Busses womöglich festklemmte.

Das Unglück ereignete sich gegen 18.30 Uhr (19.30 Uhr MESZ) nahe dem östlich von Funchal gelegenen Ort Caniço. Ein Bus holte nur wenige Minuten zuvor die deutschen Touristen von ihrem 4-Sterne-Hotel Quinta Splendida ab. 57 Menschen waren an Bord.

Der Bus der Charterfirma Travel One fuhr die Straße Estrada da Ponta da Oliveira hinunter. Nach nur 200 Metern bog der Bus auf die Rua Alberto Teixeira ab. Dann geschah es! In einer Linkskurve kam der Touristenbus von der abschüssigen Straße ab und raste eine Böschung hinunter.

Bei den Opfern soll es sich um Urlauber aus Deutschland handeln. „Mir wurde gesagt, dass es alles Deutsche sind“, sagte der portugiesische Präsident Marcelo Rebelo de Sousa in der Nacht.

URLAUBER AUF MADEIRA VERUNGLÜCKT
Überwachungsvideo zeigt den Absturz des Busses
Auf der portugiesischen Atlantikinsel Madeira stürzt ein Reisebus in die Tiefe, mindestens 29 Menschen kommen ums Leben.
Quelle: Diario de Noticias de Madeira

Regierungssprecher Steffen Seibert twitterte: „Entsetzliche Nachrichten erreichen uns aus Madeira. Unsere tiefe Trauer gilt all denen, die in dem verunglückten Bus ihr Leben verloren haben, unsere Gedanken sind bei den Verletzten.“ Besorgte Angehörige können sich nach Angaben der Bundesregierung unter der Rufnummer 030-50003000 an das Auswärtige Amt wenden.

Die Unglücksursache ist bislang noch unklar. Medien berichten, ein mechanisches Problem sei wahrscheinlich der Grund gewesen – entweder seien die Bremsen ausgefallen oder das Gaspedal eingeklemmt gewesen.

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MADEIRA, DIE BLUMENINSEL
Hunderttausende Deutsche machen hier Urlaub
Madeira ist ein beliebtes Reiseziel der Deutschen. Von den 1,3 Mio. Urlaubern im Jahr, stammen gut 20 % aus Deutschland.
Die Rettungskräfte haben am Donnerstagmorgen ihren Einsatz am Unfallort beendet. Das Wrack des Reisebusses sei kurz nach 5 Uhr Ortszeit vom Unglücksort geräumt worden, berichtetet der Sender SIC Notícias.

Die Busfirma SAM will bei der Aufklärung helfen. „Es ist unser Wille und unser Bestreben, dass alle Fakten, Gründe und Verantwortlichkeiten des Unfalls ermittelt werden“, heißt es in einer Mitteilung des Verkehrsunternehmens. „Wir werden uneingeschränkt mit den Ermittlungsbehörden zusammenarbeiten.“


Das 500 Kilometer vor der Küste Marokkos gelegene Archipel besteht aus zwei Hauptinseln: Madeira und die deutlich kleinere Insel Porto Santo.

Die portugiesische Ferieninsel Madeira ist ein beliebtes Touristenziel und zieht Jahr für Jahr hunderttausende Besucher an. Die „Insel der Blumen“ oder „Perle des Atlantik“ lockt mit Vulkanlandschaften und mildem Klima.

2017 kamen mehr als 1,3 Millionen Touristen – ein Rekord. Briten mit knapp 29 Prozent und Deutsche mit knapp 28 Prozent stellten die größten Gruppen dar.

Reise-Veranstalter äußert sich zur Tragödie
Auf BILD-Anfrage teilte der Veranstalter „trendtours Touristik“ mit:

„Eine Reisegruppe, zu der nach derzeitigen Kenntnisstand 51 Gäste des Reiseveranstalters trendtours Touristik GmbH gehörten, ist am 17. April 2019 auf der portugiesischen Insel Madeira tragisch verunfallt. Die Reisegruppe war mit einem von einem lokalen Veranstalter gecharterten Bus auf dem Weg zu einer Abendveranstaltung nach Funchal, als der Bus aus bislang ungeklärter Ursache von der Straße abkam, und eine Böschung hinabstürzte. Die Staatsanwaltschaft vor Ort hat eine Untersuchung eingeleitet. Wir stehen mit dem Auswärtigen Amt und anderen Behörden in Verbindung und haben bereits ein Unterstützungs-Team nach Madeira entsandt, um den Unfallopfern schnellstmöglich persönlich zur Seite zu stehen.“

Und weiter: „Wir sind alle zutiefst erschüttert. Unsere Gedanken sind bei den Opfern und deren Angehörigen. In Namen aller unser Mitarbeiter möchten wir unser herzliches Beileid aussprechen. Wir werden den Betroffenen im Rahmen des uns Möglichen jede Unterstützung in diesen schweren Stunden leisten. Das Auswärtige Amt hat einen Krisenstab eingerichtet. Unter der Telefonnummer 030 / 5000 3000 können sich Angehörige an das Auswärtige Amt wenden.“

AM FREITAG SOLL EVAKUIERUNGSMASCHINE KOMMEN
Außenminister Maas trauert um deutsche Opfer auf Madeira
Spezialisten Team reist mit an +++ Erste Verletzte sollen Freitag ausgeflogen werden
Busunglück auf Madeira: Außenminister Heiko Maas vor Ort
Quelle: BILD, veröffentlicht am 18.04.2019 - 22:25 Uhr
Caniço (Madeira) – Trauer-Besuch von Außenminister Heiko Maas am Unglücksort nach dem tödlichen Bus-Drama mit 29 Toten deutschen Touristen im Urlaubsort Caniço auf Madeira (Portugal)!

Mit versteinerter Miene blickte der SPD-Mann um 19. 30 Uhr Ortszeit (20.30 Uhr in Deutschland) den Abgrund hinunter, den 24 Stunden zuvor der Reisebus mit den Deutschen heruntergestürzt war. Mit mehreren portugiesischen Politikern ging er den Weg an der steilen Straße entlang, legte einen Trauerkranz nieder. Am Freitag soll es auch eine Trauerfeier auf der Insel für die Opfer geben.

Außenminister Heiko Maas am Unglücksort mit dem Vizepräsidenten der REgionalregierung Pedro Calado

Evakuierungsmaschine der Bundeswehr soll am Freitag landen

Am späten Abend kam Maas dann zum Krankenhaus, sprach dort etwa eine Stunde mit Verletzten.

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Maas zu BILD: „So schrecklich das Unglück ist, es gibt noch so viel zu tun.“ Am Karfreitag würde ein Flugzeug der Bundeswehr auf Madeira landen. „Das ist eine medizinische Evakuierungsmaschine“, sagte der Politiker. Damit könnten Verletzte noch leichter ausgeflogen werden.

Den Außenminister begleitet ein Team aus Ärzten, Psychologen und Konsulats-Beamten

Mit dem Außenminister ist ein Team von Ärzten, Psychologen und Konsulatsbeamten gereist. Sie sollen die Opfer und Angehörigen betreuen. Maas: „Ich bin heute in Begleitung von Medizinern der Bundeswehr und des Auswärtigen Amtes gekommen. Sie werden den Rücktransport der Verletzten organisieren.“ Die Spezialisten prüfen noch am Donnerstagabend, wer von den Verletzten transportfähig ist.

Nach Angaben der Klinik wurden am Donnerstag noch 15 Verletzte behandelt.

Das Signal, dass Maas mit seinem Besuch bezwecken will. „Es ist ein ganz trauriger Moment so kurz vor Ostern. Deswegen bin ich hergekommen. Ich wollte nicht, dass der Eindruck entsteht, dass uns das kalt lässt, wenn so etwas unseren Mitbürger widerfährt.“
In den nächsten Tagen sollen auch Beamte des Bundeskriminalamts (BKA) nach und nach auf die Insel kommen, um dort bei der Identifizierung zu helfen.
Quelle: BILD

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Erst ein Knall, dann "ohrenbetäubende Stille"

Von Sebastian Schoepp und Thomas Urban , SZ, 19. April 2019

Bei einem schweren Busunglück auf der portugiesischen Insel Madeira sind am frühen Mittwochabend mindestens 28 Menschen ums Leben gekommen.
Zwei Tage nach dem Busunglück mit 29 Toten auf der portugiesischen Insel Madeira sitzt der Schock tief. Über die Unfallursache gibt es wilde Spekulationen.
Es wirkt mitgenommen, aber äußerlich gefasst, das ältere deutsche Ehepaar, das dem portugiesischen Fernsehsender SIC Noticias nach dem katastrophalen Busunfall auf Madeira vors Mikrofon gelaufen ist. Sie rollt ein wenig den Kopf hin und her und sagt in gebrochenem Englisch, na ja, der Nacken tue weh. Ihr Mann habe sich eine Rippe gebrochen. Der berichtet, der Bus sei losgefahren, "plötzlich wurde er schneller und schneller, rammte die Wand". Der Mann zeigt auf die ocker getünchte Wand hinter ihm und ringt mit den Worten. "Wir spürten, es war, es war ... außer Kontrolle". Die Bremsen hätten wohl versagt. Wie die beiden das Unglück, bei dem 29 Menschen gestorben sind, überlebt haben? "Wir haben uns zusammengerollt wie die Babys, so wie man das im Flugzeug immer zeigt."

Von einem Versagen der Bremsen haben schon mehrere Überlebende berichtet. Ein Sprecher der Polizei erklärte dazu jedoch, man wolle keine Spekulationen abgeben. Erste Ergebnisse der Untersuchungen werden für die Woche nach Ostern erwartet. Der Fahrer und der Reiseleiter haben überlebt, stehen aber unter Schock und können noch nicht befragt werden.
Die Urlauber wollten am Mittwoch vom Hotel Quinta Splendida im Ort Caniço zu einem traditionellen Abendessen in die Inselhauptstadt Funchal fahren. Die Bilder einer Überwachungskamera zeigen, wie ihr Bus in einer abschüssigen Linkskurve von der Fahrbahn abkommt. Man sieht, dass er viel zu schnell fährt. Der schwere Wagen schießt eine Böschung hinab, dreht sich um die eigene Längsachse. Er rammt ein Haus, in dem nun ein großes Loch klafft, nachdem Rettungskräfte den völlig demolierten Bus in den frühen Morgenstunden abtransportiert haben. Der Bewohner des Hauses ist der Einzige, der das Drama ohne körperlichen Schaden überstanden hat. Er war nicht zu Hause, als der Reisebus sein Haus in Traumlage hoch über dem Atlantik ramponierte.
28 Menschen wurden dabei verletzt, viele schwer. 16 lagen am Freitag noch im Krankenhaus Dr. Nélio Mendonça von Funchal, zwei auf der Intensivstation. Niemand von ihnen schwebte aber mehr in Lebensgefahr. Die Pastorin Ilse Berardo, Pfarrerin der deutschsprachigen Evangelischen Kirche auf Madeira, besuchte die Überlebenden kurz nach dem Unfall. Zu SIC Noticias sagte sie danach, alle, mit denen sie gesprochen habe, seien zumindest äußerlich gefasst gewesen. Es sei die menschliche Nähe und die Zuwendung der Krankenschwestern und Feuerwehrleute gewesen, die die Menschen erst mal aufgefangen habe.

Maas legt einen Kranz nieder, Portugals Präsident ordnet Staatstrauer an
Doch die Bewältigung beginnt erst. Manche haben bei dem Unglück Angehörige verloren. Ein solches Erlebnis zu verarbeiten könne Jahre dauern, sagte die Diplompsychologin Marion Menzel, die in der Krisenintervention arbeitet, zur SZ. Bei der Bewältigung sollen nun Mediziner der Bundeswehr und Fachleute des Auswärtigen Amts sowie Unfallpsychologen helfen, die am Gründonnerstag zusammen mit Bundesaußenminister Heiko Maas nach Madeira reisten.
Maas legte mit seinem portugiesischen Amtskollegen am Unfallort einen Kranz nieder. Auf Twitter schrieb er: "Wir in Deutschland trauern mit den Angehörigen, die ihre Liebsten in Madeira verloren haben. Unsere Gedanken sind bei ihren Familien. Unsere Gedanken sind auch bei den Verletzten, die wir heute gemeinsam besucht haben." Staatspräsident Marcelo Rebelo de Sousa ordnete Staatstrauer an und legte ebenfalls in Caniço einen Kranz mit pfirsichfarbenen Rosen und einer großen rot-grünen Schleife nieder. Anschließend wollte er Überlebende treffen. Am Karsamstag sollte es einen Trauergottesdienst geben, zu dem auch Vertreter der Bundesregierung erwartet wurden.
Die Verletzten sollen wohl schon am Samstag nach Deutschland gebracht werden, ein Spezial-Airbus der Luftwaffe wurde dafür bereitgestellt. Konsularbeamte organisieren die Rückholung. Angehörigen der Opfer wurde die Möglichkeit gegeben, schnell nach Madeira zu reisen. Der Reiseveranstalter Trendtours, bei dem die meisten der Touristen gebucht hatten, stellte Leute ab, um den Heimtransport Leichtverletzter zu organisieren. "Wir haben für unsere Gäste ausreichend Flugkontingente organisiert, so dass jeder auf eigenen Wunsch nach Hause reisen kann", teilte das Unternehmen mit. Laut Hotelangaben waren die Urlauber keine zusammenhängende Gruppe, auch wenn viele bei demselben Veranstalter gebucht hatten. Sie stammten aus mehreren Teilen Deutschlands.
Derweil geht auf Madeira die Suche nach der Unglücksursache weiter. Trendtours beteuert, die Busfirma sei ein seriöser und verlässlicher Partner. "Laut den uns vorliegenden Informationen war der sechs Jahre alte Bus Ende Januar 2019 zur Inspektion und hat im Rahmen dieser Inspektion eine gültige Zulassung bis Februar 2020 erhalten", heißt es in einer Mitteilung an die Nachrichtenagentur dpa. Der Bus sei von einem lokalen Veranstalter gechartert worden.
Der Bus war offenbar gewartet, der Busfahrer erfahren
Nach Angaben der Polizei hat der Bus alle vorgeschriebenen Kontrollen ohne Beanstandungen durchlaufen. Er stammt vom baskischen Hersteller Irizar. Die Fahrzeuge gelten als robust und zuverlässig. Der örtliche Koordinator der medizinischen Notfalldienste, António Coelho, äußerte die Vermutung, dass viele der Fahrgäste nicht angeschnallt waren. Das schließt er aus einer Beobachtung: "Nur fünf Menschen, darunter der Fahrer, waren beim Eintreffen der Rettungsteams im Bus. Alle anderen befanden sich außerhalb."
Die portugiesischen Medien spekulierten wild über den Unfallhergang. Neben Bremsversagen war die Rede davon, dass der Gaszug geklemmt habe. Dorfbewohner wollen gesehen haben, dass der Fahrer mit einem ruckartigen Ausweichmanöver reagiert habe, als Passanten auf die Fahrbahn rannten. Dabei habe er die Gewalt über das Fahrzeug verloren, das gegen eine Mauer geprallt und dann auf die Böschung zugeschossen sei. Wieder andere wollen nicht ausschließen, dass der Fahrer abgelenkt worden sei. Er verfügt über viele Jahre Erfahrung, kennt auch die Strecke gut, den Unfallschwerpunkt an der Todeskurve.
Die Straßen hier oben sind kurvig und eng. Zeugen berichteten, sie hätten erst ein Rattern, dann einen lauten Knall gehört. Rita Castro, die das Geschehen nach eigenen Angaben aus der Nähe beobachtet hatte, sagte dem Nachrichtensender TVI24, danach sei zunächst eine "ohrenbetäubende Stille" eingetreten. "Ein Schrei aus Stille, wie in einem Schockzustand". Sie selbst habe zunächst auch keinen Laut hervorgebracht. Dann aber seien die Anwohner aus den Häusern gelaufen, um Erste Hilfe zu leisten. Nach wenigen Minuten kamen die ersten Notarztwagen, kurze Zeit später die Feuerwehr.
Bei dem Sturz wurde das Dach des Busses quasi abrasiert, ein Notarzt berichtete, die meisten der Toten hätten schwere Kopfverletzungen erlitten: "Die Böschung sah wie ein Schlachtfeld aus." Auf dem Flughafen von Funchal wurde eine provisorische Leichenhalle eingerichtet, bei den Toten handelt es sich nach portugiesischen Angaben um 18 Frauen und elf Männer, die meisten wurden zwischen vierzig und fünfzig Jahre alt. Bis zum Freitag gab es noch keine offizielle Bestätigung der Bundesregierung, ob die Todesopfer ausschließlich Deutsche waren. Man wolle erst die Angehörigen informieren, hieß es.
Es ist nicht zuletzt die Nähe zum Flughafen Funchal, die den Unglücksort Caniço zu einem Touristenzentrum gemacht hat. Viele Neubauten säumen die steile Küste, von der aus man den Atlantik sehen kann. Caniço hat auch einen alten Dorfkern mit einer malerischen Kirche. Die ganze Gegend gilt als eine Art Touristenkolonie, es gibt deutsche Kneipen und britisches Bier, viel Infrastruktur für Teilzeit-Insulaner. Viele Ausländer haben sich an der grünen Steilküste mit dem Prachtblick auch Häuschen gekauft. Ihr Paradies ist nun vorläufig ein Ort der Trauer.
Sehnsuchtsort
Madeira liegt etwa 950 Kilometer südwestlich von Lissabon im Atlantik. Wanderer, Taucher und Golfer schätzen das milde subtropische Klima, das für den Spitznamen "Blumeninsel" verantwortlich ist. Madeira, etwa so groß wie Hamburg, hat 260 000 Einwohner und gehört zu Portugal. Die sehr gebirgige Insel ist neben der Algarve das beliebteste Reiseziel der Deutschen in Portugal, zudem liegt die Insel auf vielen Kreuzfahrtrouten. Etwa ein Fünftel der 1,3 Millionen Urlauber im Jahr 2017 kamen aus Deutschland. Viele Familien und Rentner mögen Madeira, es ist keine laute Partyinsel. Auf ihre Kosten kommen Naturfreunde - und Fußballfans. Aus Funchal stammt der Weltfußballer Cristiano Ronaldo. Er betreibt auf der Insel das Hotel CR-7 - die Zahl bezieht sich auf die Rückennummer seines Trikots. Dazu gehört auch ein ihm gewidmetes Museum. Der Ort Caniço, in dem der Bus verunglückte, gehört zu den wichtigen Touristenzentren der Insel.
Quelle: SZ

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