Thailands Protz-König ein "Desaster" in der Corona-Krise
Rodion Ebbighausen
1. Mai 2020, DW
Thailands
neuer König vergnügt sich in Deutschland, während zuhause die
Untertanen unter der Flaute im Tourismus leiden. Hier und da wird im
Netz Kritik an seinem würdelosen Verhalten laut, aber die prallt ab.
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Reuters/J. Silva
Rama X auf der Krönung am 4. Mai 2019
Das
Coronavirus hat auch in Thailand das Leben zum Stillstand gebracht.
Die Straßen in Bangkok sind verwaist, am Suvarnabhumi-Flughafen,
sonst eine Drehscheibe des internationalen Tourismus, kommt nur ein
Bruchteil der sonst üblichen Passagiere an. Die wichtige
Tourismusbranche, die 2018 etwa ein Fünftel zum thailändischen
Bruttoinlandsprodukt beitrug, liegt am Boden. In so einer Krise
erwarten die Menschen von ihrem Staatsoberhaupt Solidarität und
Zuspruch, wie sie etwa Königin Elisabeth II. den Menschen im
Vereinigten Königreich und dem Commonwealth in einer viel beachteten
Rede spendete.
Doch
Thailands König Rama X. Maha Vajiralongkorn ist seit Ausbruch der
Krise nur für kurze Aufenthalte in sein Königreich zurückgekehrt.
Die meiste Zeit verbringt er in Deutschland. Er lebt mit einer
Sondergenehmigung im Hotel Sonnenbichl in Garmisch-Partenkirchen. Die
Sondergenehmigung rechtfertigt das zuständige Landratsamt so: "Bei
den Gästen handelt es sich um eine einzige homogene Personengruppe,
bei der keine Fluktuation vorliegt. Das Hotel ist für den normalen
Beherbergungsbetrieb nicht zugänglich."
Autoritärer Monarch
Begleitet wird der König von einer etwa 100-köpfigen Entourage, darunter einem Harem von mindestens 20 Frauen. Ende März veranstaltete der König laut Recherchen der Zeitung "Bild" Spazierflüge durch Deutschland. Mit seiner Boeing 737-800 soll er nach Hannover, Leipzig und Dresden geflogen sein. Allerdings stieg der König nicht aus, sondern ließ nach dem Aufsetzen sofort wieder durchstarten. Nur so zum Spaß, um sich als Pilot weiter zu qualifizieren.
Der
König bleibt sich mit seinem exzentrischen Verhalten treu. Am 13.
Oktober 2016 folgte er seinem Vater auf den Thron. Die prunkvolle
Krönungszeremonie fand vor einem Jahr vom 4. bis zum 6. Mai statt.
Doch statt in die Fußstapfen seines von vielen Thais verehrten
Vaters zu treten, reißen die Skandale nicht ab.
"Das
Verhalten des Königs ist ein Desaster für das Ansehen der
thailändischen Monarchie", urteilt der Journalist und Aktivist
Andrew MacGregor Marshall. Auf die Frage, was Thailands König in
einem Satz charakterisieren würde, antwortet Marshall: "Ein
gestörter, sadistischer und autoritärer Monarch, der im 21.
Jahrhundert keinen Platz haben sollte."
Kritik wird lauter
So
offen wie der Autor des in Thailand verbotenen Buchs "A Kingdom
in Crisis" darf kein Thai Kritik äußern, denn der König und
das Königshaus werden durch ein drakonisches
Majestätsbeleidigungsgesetz vor jeder Kritik geschützt. Verstöße
können mit bis zu 15 Jahren Haft geahndet werden. In der
Vergangenheit gab es mehrere Fälle, bei denen Thais für das Teilen
eines Facebook-Posts für mehrere Jahre ins Gefängnis mussten.
Dennoch sind die sozialen Medien, neben Gesprächen im Privaten, die
einzige Quelle, um zu erfahren, wie vor allem junge Thais die
Monarchie sehen.
Trotz
der Risiken für die Nutzer machte Ende März ein Tweet des im Exil
lebenden Historikers Somsak Jeamteerasakul die Runde, der die
Flugroute der königlichen Boeing nach Deutschland zeigte und auf
Thai die Frage stellte: "Wozu brauchen wir einen König?"
In kürzester Zeit wurde er tausendfach geteilt und führte die
Trends in Thailand an.
In
den sozialen Netzwerken werden seit längerem Memes beispielsweise
aus der HBO-Serie "Game of Thrones" geteilt, in denen es
heißt: "Wir dienen nicht irgendeinem Sch***könig, der nur
König ist, weil sein Vater König war."Sturz des Königs?
Ein
kleiner Teil der Nutzer weitete die vor allem auf den amtierenden
König gemünzte Kritik auf die Monarchie als Ganze aus. Ein Nutzer
auf Facebook etwa schrieb: "Es macht mich glücklich zu sehen,
dass der König auf Twitter in Frage gestellt wird. Aber wir müssen
über die Beleidigungen hinausgehen. Ich wünsche mir, dass sich die
Leute informieren und verstehen, warum es einen König gibt, warum er
als sehr wichtig erachtet wurde und warum er im Augenblick
überflüssig erscheint."
Einige
Nutzer gingen sogar soweit, implizit die Abschaffung der Monarchie zu
fordern: "Ehlich gesagt wünschte ich mir, wir hätten schon
einen Präsidenten."
Allerdings
ist die Kritik an König und Königshaus vor allem auf die jüngere
Generation beschränkt, wie ein thailändischer Experte der DW
bestätigte, der aus Sicherheitsgründen nicht namentlich genannt
werden will. Thais über 30, die den letzten König Rama IX. noch
aktiv erlebt hätten, hielten an der Institution fest, auch wenn sie
den amtierenden König insgeheim missbilligten.
Militär und Königshaus
Das
thailändische Königshaus schwieg zu dem Shitstorm. Aber am 22. März
2020 twitterte Puttipong Punnakanta, der als Minister für Digitales
und Gesellschaft im Kabinett sitzt, eine Drohung. Es sei gefährlich,
Inhalte zu posten, die die nationale Sicherheit gefährden könnten.
Das dazugehörige Bild sprach eine deutliche Sprache:
Offensichtlich
schützt die aus einem Militärputsch 2014 hervorgegangene Regierung
den aktuellen König. Der Grund ist eine gegenseitige Abhängigkeit
von Monarchie und Militär. Der ungeliebte König braucht das Militär
und dessen Regierung, um seine Macht abzusichern. Das Militär setzt
auf den König, weil es einfacher ist, sich mit einem auf Lebenszeit
herrschenden Monarchen zu arrangieren, als mit wechselnden Politikern
und Parteien in einem demokratischen System.
Die ungebrochene Macht des Königs
Der
Thailand-Experte Marshall glaubt wegen der Unterstützung von
Regierung und Militär für den König nicht, dass der wachsende
Unmut in konkrete Schritte gegen die Monarchie münden wird.
Vajiralongkorn habe das Königreich seit Amtsantritt erfolgreich in
Richtung einer absoluten Monarchie verändert , obwohl Thailand
offiziell eine konstitutionelle Monarchie sei, so Marshall. Dazu
baute er eine Eliteeinheit aus Soldaten und Polizisten unter seiner
direkten Kontrolle auf. Er brachte das Vermögen des Königshauses,
das früher vom Crown Property Bureau (CPB) verwaltet wurde, unter
seine direkte Kontrolle. Nach Schätzungen immerhin 30 bis 60
Milliarden US-Dollar (27,6 bis 55,2 Milliarden Euro).
Marshall
sagt: "Es ist klar, dass der König nicht die Unterstützung der
Mehrheit der Thais hat. Aber es wird sehr schwierig, seine Macht
herauszufordern, da er die Kontrolle über das Militär hat."
Ein Aufstand würde laut Marshall zu einem Blutvergießen in Bangkok
führen. Der zweite Interviewpartner der DW ist sich bezüglich der
Mehrheit der Thais nicht sicher. Er glaubt, dass zwar eine Mehrheit
der jüngeren Thais König und Monarchie kritisch sehen, aber nicht
unbedingt eine Mehrheit der Bevölkerung. Diese Kritik werde
vermutlich erst nach einem Generationenwechsel zu konkreter Politik
und einer Schwächung der Monarchie führen.
Autor:
Rodion Ebbighausen
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Thai neuer Operettenkönig, ein neuer Kleptomane und Kleptokrat auf dem Thron, hat die Rolle des Versagers im Falle des nationalen und internationalen Desasters von seinem Vater geerbt. Sein Vater rührte keinen Finger, um den unter Verschluss gehaltenen Tsunami-Untersuchungsbericht ans Licht zu bringen und die inländischen Verantwortlichen für das Zustandekommen des Tsunami-Massakers Weihnachten 2004 zu Verantwortung zu ziehen: ein Monarch ohne Moral. Kein Wunder also, dass sein Sohn mit denselben amoralischen Charaktereigenschaften glänzt. Der Apfel fällt bekanntlich nicht weit vom Baum.
Jerzy Chojnowski
Chairman-GTVRG e.V.
www.gtvrg.de
Kleptokratie
Als Kleptokratie (altgr. κλέπτειν kléptein ‚stehlen‘ und -kratie: κρατία kratía ‚Herrschaft‘, also etwa „Herrschaft der Plünderer“, „Diebesherrschaft“) wird im engeren Sinn eine Herrschaftsform bezeichnet, bei der die Herrschenden willkürliche Verfügungsgewalt über Besitz und Einkünfte der Beherrschten haben und entweder sich oder ihre Klientel auf Kosten der Beherrschten bereichern.
Beispiele
Geprägt wurde der Begriff von Patrick Meney, der die Zustände in der Sowjetunion am Ende der sozialistischen Ära und in Russland zu Beginn der Jelzin-Ära beschreibt.[1] Kleptokratien sind zumeist Diktaturen, häufig in Verbindung mit Vetternwirtschaft.
Als Beispiele für Kleptokratien werden die Herrschaft von Anastasio Somoza in Nicaragua, von Mobutu Sese Seko in Zaire, das Marcos-Regime auf den Philippinen und die fünfjährige Herrschaftszeit Sani Abachas angesehen, der in Nigeria dem größten Teil der Bevölkerung die Teilhabe an den Gewinnen des Erdölexportes verwehrte und die Einnahmen außer Landes schaffen ließ. Nach der Veröffentlichung der Malta Files wurde auch Erdoğans Herrschaft in der Türkei dazugezählt.[2]
Ausweitung des Begriffs
Der Politologe Götz Aly verwendet in seinem Buch Hitlers Volksstaat ausdrücklich den Begriff kleptokratisch[3] und vertritt die These, der NS-Staat habe die Loyalität einer breiten Mittelschicht von 95 % der Deutschen mit Mitteln erkauft, die aus exzessiver Besteuerung der Reichen sowie aus der Beraubung der Juden und der Bevölkerung der besetzten Staaten stammten.
Einordnung in der heutigen Zeit
Der Börsenmakler Dirk Müller schreibt in einem seiner Bücher, dass durch die Wahl des Milliardärs Donald Trump zum US-Präsidenten das aktuelle politische System in den USA durch eine Kleptokratie ersetzt werde, in der Reiche sich durch Steuersenkungen am Gemeinwohl vergriffen.
Der Professor für Volkswirtschaft Hans-Hermann Hoppe von der Universität Nevada führt in seinem Buch Der Wettbewerb der Gauner. Über das Unwesen der Demokratie und den Ausweg in die Privatrechtsgesellschaft (2012) aus, dass durch Massenwahlen eine institutionalisierte Kleptokratie begünstigt werde, die „kaum oder keine Hemmungen“ habe, „das Eigentum anderer Menschen zu entwenden“. Der demokratische Staat operiere „als ultimativer Rechtsmonopolist in einem vertragslosen rechtlichen Vakuum“, denn eine vertragliche Unterwerfung aller unter den Staat habe nie existiert. Infolge übergroßer Schuldenmacherei auf Kosten anderer sei die Zeit der großen Demokratien in naher Zukunft abgelaufen. Sie könnten in einem neuen Totalitarismus oder in einer Privatrechtsgesellschaft enden.
Literatur
- Karen Dawisha: Putin’s Kleptocracy, Who Owns Russia? Simon & Schuster, New York 2014, ISBN 978-1-4767-9519-5.
Weblinks
Wiktionary: Kleptokratie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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