Tsunami in Indonesien: Frühwarnung erfolgte 5 Minuten nach Beben
Auf der indonesischen Halbinsel Sulawesi hat es am 28. September ein schweres Erdbeben der Magnitude 7,5 in nur zehn Kilometern Tiefe gegeben. Das Beben löste einen lokalen Tsunami aus, obwohl die Lage des Epizentrums, die Bebenstärke und die der Bebenherd untypisch für die Auslösung eines solchen Tsunamis sind.
Das indonesische Tsunami-Frühwarnsystem, das nach dem verheerenden Tsunami an Weihnachten 2004 von einem internationalen Konsortium unter Federführung des Deutschen GeoForschungsZentrums GFZ mit aufgebaut wurde, hat 5 Minuten nach dem Erdbeben vom 28. September eine Warnung vor einem Tsunami mit Höhen zwischen 0,5 und 3 Metern ausgegeben.
Diese Warnmeldung wurde über die üblichen Kommunikationswege in der gefährdeten Region verteilt, also an die staatliche Disastermanagementbehörde BNPB, die lokalen Behörden, TV und Radio gegeben.
Nach derzeitigen Kenntnisstand wurde diese Warnung rund eine halbe Stunde später von den Mitarbeitern des Warnzentrums aufgehoben. Zwischen dem Erdbeben und der Warnung vor einem Tsunami sind 5 Minuten verstrichen, zwischen der Warnung vor der Welle und dem tatsächlichen Eintreffen der Welle lagen nach Aussagen des staatlichen geologischen und meteorologischen Dienstes BMKG rund 20 Minuten.
Ob und in welcher Weise die Warnung aus Jakarta in Palu angekommen ist, ist derzeit noch unklar. Aus Sicht des GFZ hat das Frühwarnsystem technisch funktioniert. Etwaige Lücken in der Übermittlung der Warnung sind noch zu klären. (jz) GFZ
Significant Tsunami Event: Sulawesi, Indonesia September 28th, 2018
On September 28, 2018, a M 7.5 earthquake occurred at 10:02 UTC near Sulawesi, Indonesia (https://earthquake.usgs.gov/earthquakes/eventpage/us1000h3p4/executive#executive). As a result of this earthquake a destructive tsunami was generated. At the time of publication of this edition of TsuInfo Alert, this event and its impacts are still being studied. In future editions we expect to be able share more official information. As with all tsunamis, state, territory, and Federal partners in the National Tsunami Hazard Mitigation Program hope to learn from this event and make improvements to their own tsunami preparedness and planning.
See the following articles for more details:
https://foreignpolicy.com/2018/10/04/is-the-world-ready-for-the-next-big-tsunami/
https://graphics.reuters.com/INDONESIA-QUAKE/010080MZ19R/index.html
http://temblor.net/earthquake-insights/finding-of-the-unexpected-tsunami-due-to-the-strike-slip-fault-at-centralsulawesi-indonesia-on-28-september-2018-from-the-preliminary-field-survey-at-palu-7855/
Samstag, 29. September 2018
Dutzende Tote in IndonesienTsunami verwüstet Insel-Hauptstadt
Als ein schweres Erdbeben die indonesische Insel Sulawesi erschüttert, geben die Behörden eine Tsunami-Warnung heraus. Doch nicht alle Menschen können sich vor der Flutwelle retten. Auch, weil die Warnung zwischenzeitlich aufgehoben wird?
Bei zwei schweren Erdbeben und einem folgenden Tsunami sind auf der indonesischen Insel Sulawesi vermutlich mehrere Dutzend Menschen ums Leben gekommen. Nach Angaben der indonesische Katastrophenbehörde vom Samstag wurden mindestens 48 Menschen getötet und weitere 356 verletzt worden. Das genaue Ausmaß der Schäden ist auch viele Stunden nach der Katastrophe noch nicht absehbar.
https://www.n-tv.de/panorama/Tsunami-verwuestet-Insel-Hauptstadt-article20646643.html
https://www.n-tv.de/panorama/Tsunami-verwuestet-Insel-Hauptstadt-article20646643.html
Die Flutwelle war am Freitag von einem schweren Erdbeben der Stärke 7,5 ausgelöst worden. Viele Menschen versuchten sich in oberen Stockwerken und auf höher gelegenen Straßen in Sicherheit zu bringen. Mehrere Häuser in Palu wurden weggeschwemmt und Kommunikationsleitungen zerstört. Der Flughafen der 350.000-Einwohner-Stadt geschlossen. Nur Hubschrauber dürfen landen. Mehrere Krankenhäuser wurden evakuiert.
Der Direktor der Undata-Klinik von Palu, Komang Adi Sujendra, sagte dem Fernsehsender CNN Indonesia, in seinem Krankenhaus lägen mindestens 30 Tote. Mindestens zwölf Verletzte werden stationär behandelt. Augenzeugen berichteten von zahlreichen weiteren Toten.
Palu liegt an der Westküste von Sulawesi, einer der größten indonesischen Inseln. Die örtlichen Behörden hatten kurz nach dem Beben bereits vor einem Tsunami gewarnt, die Warnung dann aber wieder aufgehoben.
In Indonesien leben mehr als 260 Millionen Menschen. Der Staat liegt auf dem Pazifischen Feuerring, einer geologisch sehr aktiven Zone. Dort bebt die Erde immer wieder. Bei mehreren Erdstößen auf der bei Touristen beliebten Insel Lombok - der Nachbarinsel von Bali - kamen im Sommer mehr als 500 Menschen ums Leben. Auch Vulkanausbrüche sind in Indonesien keine Seltenheit. Quelle: n-tv.de , chr/AFP/dpa
01.10.2018
Die
Indonesische Insel Sulawesi wurde von Erdbeben und einem Tsunami überrascht.
Langsam wird das Ausmaß der Katastrophe sichtbar. Noch immer suchen Helfer
verzweifelt nach Überlebenden.
Die
schweren Erdbeben und ein Tsunami haben auf Indonesiens viertgrößter Insel
Sulawesi noch mehr Menschen das Leben gekostet, als bisher angenommen. Inzwischen
ist die Zahl der Toten auf mindestens 821 gestiegen. Mehr als 500 Menschen
wurden verletzt, viele schwer.
Vizepräsident
Jusuf Kalla rechnete bereits laut einen behördlichen Zwischenbilanz am Sonntag
damit, dass es Tausende Tote werden. Das indonesische Online-Nachrichtenportal
Kumparan berichtet bereits unter Berufung auf die nationale Polizei von
mindestens 1203 Toten. Offiziell bestätigt ist diese Zahl aber nicht. Denn:
Bisher stützen sich alle auf die Angaben aus einer einzigen Stadt: Palu an der
Westküste mit mehr als 350 000 Einwohnern.
Von
dort stammt auch eine Handy-Aufnahme des Tsunami, die sich weltweit
verbreitete. Zu sehen ist, wie eine mächtige Welle auf die Küste zurollt und
dann Boote, Autos und Häuser mit sich reißt. Viele Menschen wurden am Strand
von Palu, wo ein Festival geplant war, von dem Tsunami überrascht.
Indonesien
bittet nach Tsunami-Katastrophe um internationale Hilfe
Indonesien
hat nach der Tsunami-Katastrophe um internationale Hilfe gebeten. Präsident
Joko Widodo bat die Investitionsbehörde des 260-Millionen-Einwohner-Landes, die
Hilfe zu koordinieren. Zuvor hatten schon zahlreiche Staaten und internationale
Organisationen Hilfsangebote gemacht, auch die Europäische Union.
Die
Suche nach Überlebenden wird zu einem dramatischen Wettlauf gegen die Zeit: Den
Helfern gelang es auch nach mehr als 36 Stunden noch nicht, zu allen Orten
entlang der Küste vorzudringen. Befürchtet wird, dass im Schlamm und in
Trümmern noch viele Menschen begraben sind.
Außerdem
gibt es Kritik, dass das Tsunami-Warnsystem nicht richtig funktionierte. Die
Behörden lösten zwar Tsunami-Alarm aus, hoben ihn nach nur 34 Minuten aber
wieder auf – aus Sicht von Kritikern viel zu früh. Am Strand von Palu wurde
überhaupt nicht gewarnt. Der Sprecher von Indonesiens
Katastrophenschutzbehörde, Sutopo Nugroho: „Es gab keine Sirene. Viele Menschen
waren sich der Gefahr nicht bewusst.“ Quelle: BILD
Nach
dem Tsunami in Indonesien
tagesschau24
Von
Holger Senzel, ARD-Studio Singapur
Die
Luftbilder zeigen eine endlose Trümmerwüste entlang der Westküste Sulawesis,
das Meer ist ruhig und blau, doch die schmutzigbraunen Seen auf Feldern und in
Dörfern zeigen, wie weit der Tsunami ins Land gerast ist.
Aus
dem Hubschrauber verschaffen sich die Retter einen Überblick über die
Zerstörungen, doch das wahre Grauen offenbart sich erst am Boden. Verzweifelte
Frauen und Männer versuchen ihre Angehörigen außerhalb von Palu anzurufen, doch
die Handys funktionieren meist nicht, auch Strom gibt es noch keinen.
Für
tausende Überlebende war es die dritte Nacht im Freien. Weil der Tusnami ihre
Häuser mitgerissen hat - oder aus Angst vor Nachbeben. Mehr als 200 mal hat die
Erde rumort seit dem verheerenden Tsunami, der den Alltag der Küstenbewohner
brutal beendete.
Regierung
lässt Plünderer gewähren
"Ich
war im Supermarkt, gerade mit Einkaufen fertig und ging zur Kasse. Plötzlich
wurde es dunkel und die Wände um mich herum stürzten ein. Es war
furchtbar", schildert eine Frau ihre Eindrücke.
Plünderer
suchen in den Ruinen der Geschäfte Lebensmittel und Wasserflaschen. Die Polizei
lässt sie gewähren, denn die Menschen leiden Hunger und Durst. Die Regierung
verspricht, den Schaden zu ersetzen.
Indonesiens
Präsident verteilt Reissäcke vor laufenden Kameras, umringt von einer
verzweifelten Menge, die Antworten will. Yoko Widodo sagt, dass heute mehr
Hilfe kommen werde und dass dann der Wiederaufbau beginne.
Leichensäcke
am Straßenrand
Die
Marine bringt Bagger und Planierraupen mit Schiffen über das Meer - die
Landstraßen sind für schweres Räumgerät immer noch unpassierbar, blockiert von
Schutt und Geröll, unterspült vom Wasser.
Ein
Wettlauf gegen die Zeit, die Hoffnung auf Überlebende schwindet mit jeder
Stunde. 60 Menschen sollen unter einem eingestürzten zehnstöckigen Hotel in
Palu-City eingeschlossen sein, Helfer berichten von Kinderschreien.
Entlang
der verschlammten Straßen liegen Reihen blauer Leichensäcke. Die Behörden haben
für heute Massenbegräbnisse angekündigt - aus Angst vor Seuchen, es ist schwüle
31 Grad heiß im Katastrophengebiet.
Tausende
Tote befürchtet
Noch
ist die Region Dongalla weitgehend abgeschnitten, viele Dörfer unter Schutt und
Schlammlawinen buchstäblich begraben. Die Zahl der Toten muss daher ständig
nach oben korrigiert werden, es könnten am Ende Tausende sein, fürchtet Sutopo
Purwo Nugroho vom indonesischen Katastrophenschutz. "Die Identifizierung
so vieler Toter stellt uns vor massive Probleme. Wir schätzen, die Zahl der
Opfer wird weiter steigen in der Region Donggala und Palu. Inzwischen wissen
wir, dass die Tsunami Welle teilweise bis zu sechs Meter hoch war und einige
Menschen sich gerettet haben, in dem sie auf Bäume kletterten", sagt er.
Hat
das Tsunami-Warnystem versagt? Das ist eine viel diskutierte Frage. Nach dem
verheerenden Tsunami von 2004 mit mehr als 200.000 Toten waren die Sensoren im
Meer installiert worden. Doch die Welle vom vergangenen Freitag - ausgelöst
durch ein Beben im Meer - raste mit 800 Stundenkilometer schnell wie ein
Düsenjet auf die Küste zu.
Keine
15 Minuten brauchte die Wasserwand für die knapp 80 Kilometer bis zum Strand,
wo Hunderte ausgelassen in den Sonnenuntergang feierten. So wie Adi, der seine
Frau umarmte, als das Wasser sie aus seinen Armen riss. Inzwischen hat er ihre
Handtasche am Strand gefunden. Aber er hat keine Ahnung, wo seine Frau sein könnte
- und ob sie noch lebt. So wie Unzählige andere auch.
Samstag,
29. September 2018, n-tv
Tsunami
reißt Menschen auf Sulawesi in den Tod und verwüstet indonesische Stadt Palau
Mehrere
Erdbeben schrecken die Menschen im indonesischen Palu auf. Eines von ihnen löst
eine riesige Tsunami-Welle aus, die verheerende Schäden anrichtet. Allein in
der Inselhauptstadt von Sulawesi sterben hunderte Menschen.
Aufprall
der Welle mit Handy gefilmt
Oben
auf dem Parkdeck fühlen sich die Leute einigermaßen in Sicherheit. Einige
filmen mit ihren Smartphones hinaus aufs Meer. Zu sehen ist, wie eine mächtige
Welle aufs Land zurollt. Langsam zwar, aber mit großer Gewalt. In dem
Augenblick, da sie auf die Küste trifft, ist es mit dem Gefühl der Sicherheit
vorbei. Alles wackelt. Eine Frau ruft noch: "Gott, steh mir bei."
Dann wird das Bild schwarz.
Tsunami
überrollt indonesische Inselhauptstadt
Das
war der Moment, in dem am Freitagabend in der Stadt Palu ein Tsunami auf die
Westküste der indonesischen Insel Sulawesi traf. Die vorläufige Bilanz, allein
aus Palu, einer Stadt mit mehr als 350.000 Einwohnern: mindestens 384 Tote,
mehr als 500 Verletzte, Dutzende werden noch vermisst. Niemand glaubt, dass es
dabei bleibt. Ähnlich wie hier sieht es vermutlich auch an vielen anderen Orten
entlang der Küste aus.
Der
Sprecher von Indonesiens Katastrophenschutzbehörde, Sutopo Nugroho, sagt:
"Wir erwarten, dass die Opferzahlen noch steigen." In dem Riesenland
aus mehr als 17.000 Inseln, das auf dem Pazifischen Feuerring liegt, der
geologisch aktivsten Zone der Erde, haben sie mit solchen Sachen Erfahrung.
Der
Boden bebt in Indonesien immer wieder. Erst vor ein paar Wochen starben bei
einer ganzen Serie von Erschütterungen auf Lombok, der Nachbarinsel von Bali,
mehr als 500 Menschen. Auch Vulkanausbrüche sind keine Seltenheit. Aber solch
einen Tsunami wie jetzt in Palu gab es schon lange nicht mehr - auch wenn sich
alle jetzt natürlich an den verheerenden Tsunami von Weihnachten 2004 erinnern.
Von allen Ländern in der Region hatte Indonesien damals die meisten Toten von
allen zu beklagen: mehr als 160.000. Seither sind die Leute besser vorbereitet.
Wissen, dass sie landeinwärts flüchten sollen, auf höher gelegene Gebäude oder
Straßen. Nicht allen hat das jetzt geholfen.
Moschee
schwer beschädigt
Bevor
das Meer über Land hereinbrach, hatte auf Sulawesi, einer der größten Inseln
des Landes, am Freitag zwei Mal die Erde gebebt. Das erste Beben hatte die
Stärke 5,9. Am Abend, als es schon dunkel wurde, gegen 18 Uhr, folgte noch
eines, viel heftiger: Stärke 7,4. Die Wellen, die dadurch ausgelöst wurden,
waren bis zu sechs Meter hoch.
Besonders
schlimm hat es Palu getroffen: 350.000 Einwohner hat die Inselhauptstadt, die
an der Westküste gegenüber von Borneo liegt. Auf Handy-Videos ist zu sehen, wie
die Wassermassen ganze Häuser mit sich reißen. Und Menschen, Autos, Motorräder
dazu. Auch eine Moschee und eine Shopping Mall sind durch den Tsunami schwer
beschädigt. Eine andere Handy-Aufnahme ist von einem Mann draußen auf dem Meer,
auf einem Boot. Er sagt: "Betet für mich, dass ich überlebe." Nach
allem, was man weiß, hat er es geschafft.
Zuvor
schon war bei dem Beben eines der Wahrzeichen der Stadt eingestürzt, die gelbe
Ponulele-Brücke, ein recht neuer Bau, erst seit 2006 in Betrieb. Im Hafen von
Palu kippten auch mehrere Kräne um. Die Krankenhäuser berichten recht schnell
von vielen Dutzend Toten. Der Direktor der staatlichen Undata-Klinik, Komang
Adi Sujendra, fleht: "Wir brauchen jede Hilfe, die wir bekommen
können."
So
einfach ist das nicht. Durch das Beben sind auch zahlreiche Strom- und
Kommunikationsleitungen zerstört. Das genaue Ausmaß der Katastrophe ist deshalb
auch nach vielen Stunden noch nicht abzusehen. Palus Flughafen bleibt bis auf
weiteres geschlossen, weil die Beben auch die Landebahn beschädigt haben. Nur
Hubschrauber dürfen landen. Das Militär will trotzdem auch Transportmaschinen
in die Region schicken.
Außer
Palu sind an der Westküste auch mehrere andere Gemeinden in Mitleidenschaft
gezogen, insbesondere die Stadt Donggala weiter im Norden. Das Zentrum des
Bebens war von dort nur 20 Kilometer entfernt. Tausende Unterkünfte sollen
zerstört sein. Auf Fotos sind Dutzende Leichen zu sehen, die am Strand liegen,
im Schlamm und in Trümmern. Aber es wird wohl Tage dauern, bis man weiß, wie
groß die Katastrophe tatsächlich ist.
Sonntag,
30. September 2018
Opferzahl
auf Sulawesi steigt
Tsunami-Alarm
funktionierte offenbar nicht
Zwei
Tage nach dem verheerenden Tsunami-Unglück auf der indonesischen Insel Sulawesi
klettert die Zahl der Todesopfer immer weiter, inzwischen auf über 400
Menschen. Gleichzeitig wird die Kritik laut, das Warnsystem habe versagt.
Für
die mehr als 400 Todesopfer der schweren Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe auf
der indonesischen Insel Sulawesi ist nach Behördenangaben auch das fehlerhafte
Warnsystem verantwortlich. Als die meterhohe Welle mit zerstörerischer Wucht
über die Küstenmeile der Inselhauptstadt Palu hereinbrach, hätten sich dort
noch viele Menschen am Strand aufgehalten. "Es gab keine Sirene. Viele
Menschen waren sich der Gefahr nicht bewusst, also gingen sie ihrer
Beschäftigung am Strand nach", sagte der Sprecher von Indonesiens
Katastrophenschutzbehörde, Sutopo Nugroho.
Tsunami überrollt indonesische Inselhauptstadt
Videoaufnahmen
zeigen, wie die bis zu sechs Meter hohen Wellen am Freitag auf die westliche
Küstenstadt treffen und neben Menschen und Booten ganze Häuser mit sich reißen.
Kurz zuvor war Sulawesi, eine der größten Insel des Landes, von zwei Erdbeben
der Stärke 5,9 und 7,4 erschüttert worden. Am schlimmsten traf die folgende
Tsunamiwelle Palu, das 350.000 Einwohner zählt. Allein dort kamen nach neuesten
Behördenangaben mindestens 420 Menschen ums Leben. Vermutlich liegen aber noch
viele weitere Leichen unter Schlamm und Trümmern begraben. Zudem gibt es mehr
als 500 Verletzte.
Die
ebenfalls schwer getroffenen Bezirke Donggala und Sigi seien bei den jüngsten
Zahlen noch gar nicht einbezogen, sagte Wilem Rampangilei, Leiter des
nationalen Zivilschutzes, der Agentur Antara. Zu diesen Gebieten bestehe noch
keine Verbindung. Auch in Palu wurden noch nicht alle Gebäude erreicht,
darunter große Hotels, Warenlager und Geschäftshäuser. "Wir haben
Probleme, schweres Gerät einzusetzen, da viele Zufahrtsstraßen zerstört
wurden", sagte Rampangilei. Auch Kommunikationsverbindungen sind
beschädigt, weshalb es noch Tage dauern könnte, bis das genaue Ausmaß der Katastrophe
klar wird. In Palu wurden auch eine Shopping Mall und eine Moschee schwer
beschädigt. Zudem stürzte eine 250 Meter lange Brücke ein. Der Flughafen der
Stadt ist wegen Schäden auf der Landebahn gesperrt. Nur Hubschrauber dürfen
landen.
Meteorologin
verteidigt Entscheidung
Das
nationale Zentrum für Meteorologie und Geophysik hatte wenige Minuten nach dem
stärkeren Erdbeben eine Tsunami-Warnung ausgegeben, diese aber eine halbe
Stunde später wieder aufgehoben - aus Sicht von Kritikern zu früh, sodass die
Menschen unvorsichtig geworden seien. Die Leiterin des Zentrums, Dwikorita
Karnawati, betonte jedoch, dass die Warnung erst zurückgenommen worden sei,
nachdem der Tsunami bereits auf Land getroffen und das Wasser an der Küste
wieder auf dem Rückzug war.
Das
Zentrum des zweiten Erdbebens lag in rund zehn Kilometern Tiefe, etwa 80
Kilometer nördlich von Palu. Indonesien - mit mehr als 260 Millionen Einwohnern
einer der bevölkerungsreichsten Staaten - liegt auf dem Pazifischen Feuerring,
einer geologisch sehr aktiven Zone. Dort bebt die Erde immer wieder. Am zweiten
Weihnachtstag 2004 hatte ein Erdbeben vor der Küste der indonesischen Insel
Sumatra einen Tsunami ausgelöst, in dessen Folge in den Anrainerstaaten des Indischen Ozeans etwa 300.000 Menschen starben, darunter Tausende Touristen.
Quelle: n-tv.de , fhe/dpa, J.Ch.
Quelle: n-tv.de , fhe/dpa, J.Ch.
Tsunami-Warnung zu früh beendet?Soldaten heben Massengräber auf Sulawesi aus
01.10.18 07:47 Uhr – 03:17 min
Trümmer und Zerstörung so weit das Auge reicht. Bei der Tsunami-Katastrophe in Indonesien sind vermutlich weit mehr als 1000 Menschen ums Leben gekommen. Unzählige versuchen noch immer zu fliehen. Die Behörden sehen sich mit Kritik an ihrem Warnsystem konfrontiert.https://www.n-tv.de/mediathek/videos/panorama/Soldaten-heben-Massengraeber-auf-Sulawesi-aus-article20648948.html?utm_source=Panorama&utm_medium=intern&utm_campaign=Video
2.10.2018
Rettungskräfte suchen nach dem Erdbeben und Tsunami immer
noch nach Überlebenden
In Indonesien haben Helfer drei Tage nach dem Tsunami eine
grausige Entdeckung gemacht. Unter den Trümmern einer Kirche wurden 34 tote
Bibelschüler gefunden. Und die Opferzahl könnte noch weiter steigen.
Nach der Erdbeben- und Tsunamikatastrophe in Indonesien
haben Helfer eine weitere grausige Entdeckung gemacht: In den Trümmern einer
zerstörten Kirche auf der Insel Sulawesi wurden 34 tote Bibelschüler gefunden.
Die Opferzahl könnte noch steigen, weil zunächst 86 Bibelschüler als vermisst
gemeldet wurden, wie eine Sprecherin des indonesischen Roten Kreuzes am
Dienstag der Nachrichtenagentur AFP sagte. Derweil wurde der Süden Indonesiens
von zwei weiteren Beben erschüttert.
Die Bibelschüler kamen im Jonooge Church Training Centre im
bergigen Bezirk Sigi Biromaru südöstlich der Stadt Palu ums Leben. Die Kirche
wurde nach dem Erdbeben vom vergangenen Freitag von einer Schlammlawine
verschüttet. Die Arbeit der Rettungskräfte gestaltete sich schwierig: Die
Gegend ist abgelegen und kann nur durch einen rund eineinhalbstündigen
Fußmarsch erreicht werden, wie Rote-Kreuz-Sprecherin Aulia Arriani sagte.
Bei der Erdbeben- und Tsunamikatastrophe waren mehr als 840
Menschen ums Leben gekommen. Die Zahl der Todesopfer auf der Insel Sulawesi
dürfte noch deutlich steigen: Das Schicksal von Tausenden Bewohnern abgelegener
Gebiete ist weiterhin unklar. Vielerorts fehlt es an schwerem Gerät, um Trümmer
wegzuschaffen. Viele Landesteile sind nur schwer zu erreichen.
Neues Beben im Süden
Derweil sorgten neue Beben im Süden Indonesiens für
Schrecken: Vor der Insel Sumba wurde am Dienstag zunächst ein Beben der Stärke
5,9 gemessen, kurz darauf ein Beben der Stärke 6,0. Berichte über schwere
Schäden auf der Insel mit rund 750.000 Bewohnern lagen zunächst nicht vor.
"Wir haben vier Erschütterungen gespürt",
berichtete ein Hotelmitarbeiter in der Region in einem Telefonat mit AFP.
"Die Menschen sind beim ersten Beben in Panik geraten und aus dem Hotel
gerannt."
Sumba liegt Hunderte Kilometer südlich der Insel Sulawesi
und rund 1600 Kilometer südlich der Stadt Palu, die von der Erdbeben- und
Tsunamikatastrophe besonders getroffen wurde.
Helfer ziehen Überlebenden aus Trümmern
Doch es gibt auch eine positive Meldung: Drei Tage nach dem
Tsunami haben Helfer in der Stadt Palu einen Überlebenden aus den Trümmern
eines eingestürzten Hauses gezogen. Der Mann namens Sapri Nusin wurde am
Montagabend aus der Ruine eines Regierungsgebäudes gerettet, wo er seit
Freitagabend verschüttet war. Die Behörden veröffentlichten am Dienstag ein
Video, das die Rettung zeigt. Darauf ist zu sehen, wie Nusin von einem Helfer
gefragt wird: "Kannst du gehen?" Die Antwort: "Ja, aber ich bin
sehr durstig." Anschließend wurde er zu einem Krankenwagen gebracht.
Nach einer offiziellen Zwischenbilanz kamen bei der Serie
von Beben und dem folgenden Tsunami an der Westküste Sulawesis mehr als 840
Menschen ums Leben. Viele Opfer sind noch unter Trümmern und im Schlamm
begraben. Eine Sprecherin des indonesischen Roten Kreuzes sagte: "Das
Schlimmste ist, anderthalb Stunden durch den Schlamm zu waten und Leichen zu
tragen." In der besonders betroffenen 350.000-Einwohner-Stadt Palu hat man
inzwischen damit begonnen, Massengräber auszuheben.
Befürchtet wird, dass die Zahl der Todesopfer in die
Tausende geht. Die nationale Katastrophenschutzbehörde will am Dienstag Mittag
(Ortszeit, etwa 08.00 MESZ) eine neue Zwischenbilanz bekannt geben. Vermutlich
wird es aber noch Tage dauern, bis das Ausmaß der Katastrophe einigermaßen klar
ist. (WELT)
6.10.2018
"Die Menschen
schlafen aus Angst draußen vor den Häusern"
Interview von Clara Lipkowski
Kaum Wasser, kaum Lebensmittel, kaum Benzin: Ersthelfer
Markus Hohlweck über die Situation auf der Insel Sulawesi nach den Beben und
dem Tsunami.
Mindestens 1763 Menschen sind gestorben, Tausende werden
noch vermisst: Das ist Indonesien mehr als eine Woche nach Erdbeben und
Tsunami. Nun hat am Samstag auch die Erde in Haiti gebebt, mindestens elf
Menschen kamen ums Leben. Haiti hat sich noch nicht von dem verheerenden
Erdbeben im Jahr 2010 erholt, damals starben mehr als 220 000 Menschen. Ein
Anruf bei Katastrophenhelfer Markus Hohlweck, der im indonesischen Palu auf der
Insel Sulawesi Ersthilfe leistet.
SZ: Sie waren 2010 und vor zwei Jahren auf Haiti, nachdem
die Insel von einem heftigen Erdbeben und später von einem Hurrikan verwüstet
wurde. Jetzt bebte wieder die Erde. Wie weit wird das erneute Beben das Land
zurückwerfen?
Markus Hohlweck: Was jetzt in Haiti passiert ist, habe ich
bisher nur online gelesen. Was ich weiß, ist, dass ein Erdbeben bei einer
Stärke von 5,9 nicht verheerend sein muss, aber sehr wohl kann. Nicht zwingend
ist die Gegend im Epizentrum am meisten zerstört. Man muss jetzt weitere
Informationen abwarten.
Sie sind jetzt in Palu auf Sulawesi. Sind Ihre Eindrücke der
Einsätze vergleichbar?
Ähnlich ist, dass wie damals in Haiti auch hier viele
Zugangsstraßen unpassierbar sind. Auf Sulawesi ist die Küstenlinie komplett
zerstört. Mehrere hundert Meter bis ins Landesinnere hinein steht kein Stein
mehr auf dem anderen. Dafür sind Städte im Landesinneren eher punktuell zerstört,
vom Erdbeben. Auf Haiti waren die Erdbebenschäden viel größer. 2010 war das
Problem, dass vor allem Port-au-Prince eng bebaut und bewohnt war und das Beben
einen Großteil der Häuser zerstörte. Da war es schon aus Platzgründen
schwieriger, den Schutt wegzuräumen. Palu ist viel kleiner. Aber auch hier wird
es wohl ein, zwei Jahre dauern, bis die Schäden beseitigt sind und man
überhaupt an Wiederaufbau denken kann. Man überlegt jetzt, ganze Dörfer an
anderen Orten aufzubauen.
Wie geht es Ihnen in dieser Situation?
Man fragt sich: Was macht das mit den Menschen? Wir waren in
einem Gebäude, in dem Menschen erstversorgt wurden. Dort wurde auch gebetet,
gesungen und geweint. Da saßen Kinder, gerade mal fünf Jahre alt, mit
geschlossenen Augen ins Gebet versunken. Das berührt einen.
Weil Sie sehen, wie traumatisiert die Menschen sind?
Ja. Als Ersthelfer denken wir hier sehr praktisch, wir
müssen funktionieren. Wir fragen zum Beispiel, wie viele Matratzen müssen wir
bestellen? Dazwischen hört man katastrophale Geschichten. Man hört von Kindern,
die aus den Armen der Eltern gerutscht und in riesigen Matschlawinen versunken
sind. Man hört, wie sich die Erde plötzlich auftat, ganze Dörfer in einem Loch
verschwanden. Da ist es schwer, zu unserer Routine zurückzufinden.
Wie gut sind die Menschen versorgt?
Es gibt kaum Wasser, kaum Nachschub an Lebensmitteln und höchstens
fünf Liter Benzin am Tag. Die wenigen Lkws, die Palu auf dem Landweg erreichen,
werden geplündert - wobei plündern eigentlich das falsche Wort ist. Die Leute
holen sich, was sie brauchen. Sie haben Hunger und wollen nicht warten, bis die
Lastwagen offiziell entladen werden. Wenige Lastwagen kommen dorthin, wo sie
hin sollen, auch die Polizei kann das nicht immer verhindern.
Aber es gibt doch den Flughafen.
Ja, die Landebahn ist inzwischen repariert, so dass die
Luftbrücke intensiviert werden konnte und die Lebensmittelversorgung von Tag zu
Tag besser wird. Aber vermutlich erst einmal nur in Palu, über die zerstörten
Straßen kommt man nur schwer ins Landesinnere. Da wird die Regierung Wege
finden, den Menschen zu helfen.
Wie kann Ihre Organisation helfen?
Wir sind vor allem als Sondierungsteam hier. Wir haben
unsere lokalen Partner mit Medikamenten versorgt, damit sie in den Dörfern
arbeiten können. Aber die eigentliche medizinische Hilfe übernehmen
indonesische Kräfte. Wir sollen uns ein Bild machen und Hilfe veranlassen, die
schnellen Effekt zeigt. Brunnen bauen. Medikamente, Zelte, Lampen oder
Moskitonetze beschaffen. Die Sachen zu kaufen, ist nicht das Problem. Sie zu
den Menschen zu bringen, ist die Herausforderung.
Wie groß ist die Angst der Menschen vor Nachbeben?
Die ist allgegenwärtig. Die Menschen schlafen aus Angst
draußen vor den Häusern, selbst, wenn sie gar nicht beschädigt wurden.
Krankheiten sind glücklicherweise noch nicht ausgebrochen. Die entscheidende
Frage ist, wann die Wasserversorgung wiederherstellt ist. Wenn die Leute
anfangen, aus Not das schmutzige Wasser aus den Pfützen zu trinken, werden sich
Durchfallerkrankungen wahrscheinlich sehr schnell ausbreiten.
Wie sind Sie untergebracht?
Wir haben unsere Zelte auf der Freifläche eines zerstörten
Schwimmbades aufgebaut. Weil kein Geschäft geöffnet ist, haben wir Lebensmittel
mitgebracht, aus Gewichtsgründen haben wir uns auf Kekse, Müsliriegel und
Instantnudeln beschränkt. Aber wir hoffen natürlich, dass sich die Lage auch
für uns normalisiert und wir bald nachkaufen können. Glücklicherweise hat der
Schwimmbad-Besitzer noch zwei Autos mit vollen Tanks, die brauchen wir, um ins
Umland zu fahren. (SZ)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen