Korrupter Jude Rick Singer:
Drahtzieher hinter
US-Eliteuni-Betrugsskandal zu Haftstrafe verurteilt
Artikel von Johanna Soll • 5. Januar 2023, DER SPIEGEL
Rick
Singer war der Mann, an den sich reiche Eltern in den USA wandten, wenn sie
ihre Kinder an Eliteunis bringen wollten – gegen Zahlung von
Bestechungsgeldern. Nun muss er wegen seiner Betrugsmasche ins Gefängnis.
Korrupter Jude Rick Singer: © BRIAN SNYDER / REUTERS
In den USA sorgte 2019 ein Bestechungsskandal bei Zulassungen zu Eliteunis für Aufsehen. Der Drahtzieher dahinter war Rick Singer, der nun in Boston im US-Bundesstaat Massachusetts zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt wurde. In den Skandal waren Prominenten aus dem Show-Business, der Wirtschaft und andere reiche Eltern involviert. Diese nutzten ihr Vermögen, um ihre Kinder an erstklassige Universitäten zu bringen, obwohl diese die Zulassungsvoraussetzungen nicht erfüllten.
Die Strafe für den 62-jährigen Singer ist die längste Haftstrafe, die in dem Fall verhängt wurde. Der Skandal brachte die renommiertesten Universitäten des Landes in Verruf, weil er das undurchsichtige Zulassungssystem offenlegte, das reiche Bewerber favorisiert. Strafmildernd für Singer wirkte sich aus, dass er 2018 mit den Ermittlern kooperierte und der Staatsanwaltschaft dadurch half, an Beweismaterial gegen andere Beteiligte zu gelangen, das im März 2019 zu deren Festnahmen führte.
Zu
den Personen, die wegen der Betrugsmasche ins Gefängnis mussten, gehörten die
»Full House«-Schauspielerin Lori Loughlin, deren Ehemann, Modedesigner Mossimo
Giannulli, und »Desperate Housewives«-Star Felicity Huffman. Sporttrainer von
US-Universitäten wie Yale, Stanford, der Georgetown University und der
University of California in Los Angeles, gaben zu, Bestechungsgelder angenommen
zu haben. Singer bekannte sich am selben Tag, an dem der Skandal öffentlich
wurde, schuldig wegen Erpressung und Geldwäsche.
Eltern
setzten Bestechungsgelder von der Steuer ab
Durch einen anderen Fall erfuhren Ermittler, dass ein Yale-Fußballtrainer einem Verdächtigen angeboten hatte, seiner Tochter zu helfen, gegen eine Barzahlung an der Hochschule aufgenommen zu werden. Der Trainer in Yale führte die Behörden zu Singer, durch dessen Zusammenarbeit die gesamte Betrugsmasche aufgeklärt werden konnte.
Über Jahre bezahlte Singer Verantwortliche an den Elite-Unis für geschönte Aufnahmeprüfungsergebnisse, er bestach Trainer, um Bewerber als hoffnungsvolle Sporttalente auszugeben, um deren Chancen auf einen Studienplatz zu erhöhen. Die Bestechungsgelder wurden üblicherweise durch Singers scheinbare Wohltätigkeitsorganisation abgewickelt. Dies ermöglichte es einigen der reichen Eltern, die Zahlungen als Spenden zu tarnen, die sie steuerlich absetzen konnten.
Laut Staatsanwaltschaft nahm Singer mehr als 25 Millionen Dollar von seinen Kunden für seine illegalen Dienste ein. Er zahlte Bestechungsgelder in Höhe von insgesamt mehr als sieben Millionen Dollar und verwendete mehr als 15 Millionen Dollar seiner Kunden zu seinem eigenen Vorteil.
Bestechungsskandal um Zulassungen zu US-Universitäten
Der Bestechungsskandal um Zulassungen zu US-Universitäten war ein Skandal um das Erkaufen von Zulassungen zum Studium an US-Universitäten durch wohlhabende US-Amerikaner für deren Kinder zwischen 2011 und 2019.
Nach umfangreichen Ermittlungen des Federal Bureau of Investigation (FBI) wurde Mitte März 2019 vor einem US-Bundesgericht Anklage gegen 50 Beschuldigte, darunter 33 Eltern und 13 Sporttrainer, erhoben. Als zentrale Figur in dem Skandal gilt William Singer, der über Jahre Gelder von Eltern angenommen und die Zulassungen der Kinder mit Hilfe mehrerer Komplizen organisiert haben soll. Er bekannte sich in mehreren Anklagepunkten für schuldig.
Ermittlungen
Das FBI soll erste Kenntnis von dem Bestechungsnetzwerk erhalten haben, als die Beamten bei einer Betrugsermittlung einen Finanzinvestor verhörten, der den Ermittlern den Tipp gab. Er trat nach Presseinformationen als Lockvogel auf und verhandelte mit einem Fußballtrainer der Yale University über das Verbessern der Aufnahmechancen seiner Tochter gegen eine Bestechungssumme von 450.000 US-Dollar. Von den Ermittlern mit dem Treffen konfrontiert, wies der Trainer auf den späteren Hauptbeschuldigten William Singer hin.
Seit 2011 soll William Singer seinen Klienten unter dem Deckmantel seines Beratungsunternehmens Zulassungen gegen Bezahlung vermittelt haben. So bezahlte er laut Anklageschrift verschiedene Verantwortliche aus den Sportbereichen der jeweiligen Wunschuniversitäten, um die Zulassung der Kinder seiner Kunden als vermeintliche Sporttalente zu erreichen. Er verlangte beispielsweise von einer Mutter 400.000 US-Dollar, um ihrem Sohn eine Zulassung an der University of California, Los Angeles zu verschaffen. William Singer bestach den Trainer des Universitäts-Fußballteams mit 100.000 US-Dollar, damit die Universität den Sohn als vielversprechendes Fußballtalent zulässt, obwohl dieser gar kein Fußball spielte. In anderen Fällen arrangierte William Singer laut Gerichtsdokumenten Manipulationen des Eignungstests SAT (Scholastic Assessment Test) der Kinder seiner Klienten. Dazu gehörten Stellvertreter, die den Test an deren Stelle ablegten, oder Helfer im Aufsichts- und Auswertungspersonal, die auf richtige Antworten hindeuteten oder das Ergebnis nachträglich verbesserten.
William Singer behauptete, 761-mal bei Universitätszulassungen sogenannter „Quereinsteiger“ geholfen zu haben. Der Preis der vermittelten Zulassungen habe sich nach seinen Angaben nach der jeweiligen Wunschuniversität gerichtet. Die Ankläger gehen von etwa 25 Millionen US-Dollar aus, die bei den vor Gericht verhandelten Bestechungen geflossen sind. Allein von zwei Familien bekam er dafür zusammen 7,7 Millionen US-Dollar. Sie wurden bisher nicht angeklagt.
Folgen
Die Zukunft der unrechtmäßig zugelassenen Studenten, die ihr Studium bereits begonnen hatten, war zunächst ungewiss.
Die University of Southern California hob kurz nach dem Bekanntwerden des Skandals ein halbes Dutzend bereits erteilter Zulassungen wieder auf. Weiteren Studierenden, die möglicherweise mit dem Skandal in Verbindung stünden und die bereits ihr Studium aufgenommen hätten, solle zunächst die Möglichkeit genommen werden, sich für Kurse einzuschreiben, bis über ihre Verstrickung entschieden sei.
Am 14. März 2019 wurde vor einem Bundesgericht in Kalifornien im Namen mehrerer abgelehnter Studienplatzbewerber Anzeige gegen einige der betroffenen Universitäten eingereicht: Sie sollen ihren Zulassungsprozess nicht ausreichend gegen Betrug abgesichert und so den Bewerbern ein faires Verfahren vorenthalten haben.
In den Vereinigten Staaten ist das Medieninteresse an dem Skandal durch die Verwicklung mehrerer prominenter Persönlichkeiten, insbesondere der Schauspielerinnen Lori Loughlin und Felicity Huffman, sehr groß. Loughlin und ihr Mann, der Modedesigner Mossimo Giannulli, sollen nach Medienberichten 500.000 US$ für die Zulassung ihrer beiden Töchter zum Ruder-Team der University of Southern California gezahlt haben, obwohl beide diesen Sport nicht ausübten. Lori Loughlin verlor daraufhin im März 2019 mehrere Rollen in laufenden Fernsehserien und Filmreihen.
Felicity Huffman wurde Mitte September 2019 unter anderem zu einer 14-tägigen Haftstrafe verurteilt, weil das Gericht vermitteln wollte, dass wohlhabende Eltern nicht mit dem Versuch davonkommen dürfen, besseren Schülern Studienplätze zu stehlen.
Im August 2020 wurden Lori Loughlin und ihr Ehemann wegen Betrugs zu zwei beziehungsweise fünf Monaten Haft, einer 400.000-Dollar-Geldstrafe und 100 bzw. 200 Sozialstunden verurteilt.
Der Drahtzieher der Betrugsmasche, William Singer, wurde Anfang 2023 zu einer Haftstrafe von dreieinhalb Jahren und einer Millionenstrafe verurteilt.
(wiki)
Rick Singer, College Scam
Mastermind, Gets 3.5 Years In Prison
The punishment for Singer is the longest sentence handed down in the sprawling scandal.
BOSTON (AP) — The mastermind of the nationwide college admissions bribery scheme that ensnared celebrities, prominent businesspeople and other parents who used their wealth and privilege to buy their kids’ way into top-tier schools was sentenced to 3 1/2 years in prison Wednesday.
The punishment for Rick Singer, 62, is the
longest sentence handed down in the sprawling scandal that embarrassed some of
the nation’s most prestigious universities and put a spotlight on the secretive
admissions system already seen as rigged in favor of the rich.
Prosecutors
had sought six years behind bars, noting Singer’s extensive cooperation that
helped authorities unravel the entire scheme. Singer began secretly working
with investigators in 2018 and recorded hundreds of phone calls and meetings
that helped authorities build the case against dozens of parents, athletic
coaches and others arrested in March 2019.
Those sent to prison for participating in the scheme include “Full
House” actor Lori
Loughlin, her fashion designer husband Mossimo Giannulli, and
“Desperate Housewives” star Felicity
Huffman. Coaches from schools including Yale, Stanford,
Georgetown University and the University of California, Los Angeles, admitted
to accepting bribes.“It was a scheme that was breathtaking in its scale and its audacity. It
has literally become the stuff of books and made-for-TV movies,” Assistant U.S.
Attorney Stephen Frank told the judge Wednesday.
The prosecutor called Singer’s cooperation in the case “unparalleled”
but said it was also problematic, noting that Singer admitted to obstructing
the investigation by tipping off several of his clients who were under
government scrutiny. Defense
attorney Candice Fields said Singer took great personal risk by wearing a wire
to record meetings and “did whatever was necessary” to assist the government in
its investigation. Fields had requested three years of probation, or if the
judge deemed prison time necessary, six months behind bars.
Singer apologized to his family, the schools he embarrassed in the
public eye and others. He also promised to work every day of his life going
forward to make a positive impact in people’s lives.
“My moral compass was warped by the lessons my father taught me about
competition. I embraced his belief that embellishing or even lying to win was
acceptable as long as there was victory. I should have known better,” he said. Singer pleaded guilty in 2019 — on the same day the massive case became
public — to charges including racketeering conspiracy and money laundering
conspiracy. Dozens of others ultimately pleaded guilty to charges, while two
parents were convicted at trial.
Authorities in Boston began investigating the scheme after an executive
under scrutiny for an unrelated securities fraud scheme told
investigators that a Yale soccer coach had offered to help his daughter get
into the school in exchange for cash. The Yale coach led authorities to Singer,
whose cooperation unraveled the entire scheme.For years, Singer paid off entrance exam administrators or proctors to inflate
students’ test scores and bribed coaches to designate applicants as recruits in
order to to boost their chances of getting into the school.
Coaches in such sports as soccer, sailing and tennis took bribes to pretend
to recruit students as athletes, regardless of their ability. Fake sports
profiles were made to make students look like stars in sports they sometimes
didn’t even play. The bribes were typically funneled through Singer’s sham
charity, allowing some parents to disguise the payments as charitable donations
and deduct the payments from their federal income taxes. Singer took in more than $25 million from his clients, paid bribes
totaling more than $7 million, and used more than $15 million of his clients’
money for his own benefit, according to prosecutors.
“This defendant was responsible for the most massive fraud ever
perpetuated on the higher education system in the United States,” prosecutor
Frank told the judge Wednesday. Before Singer, the toughest punishment had gone to former
Georgetown tennis coach Gordon Ernst, who got 2 1/2 years
in prison for pocketing more than $3 million in bribes. Punishments
for the parents have ranged from probation to 15 months behind bars, although
the parent who received that prison sentence remains free while he appeals his
conviction. One parent, who wasn’t accused of working with Singer, was acquitted on
all counts stemming from accusations that he bribed Ernst to get his daughter
into the school. And a judge ordered a new trial for former University of
Southern California water polo Jovan Vavic, who was convicted
of accepting bribes.
College Admissions: Rick Singer Sentenced To 3.5 Years In Prison | HuffPost Latest News
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