Im Bild: Trauernde am Grabmal der DEUTSCHEN BANK
Das Abzocker-Geldhaus Deutsche Bank (DB), vormals ein Global Player, die vorzeigbare Visitenkarte und stolze Schauvitrine deutschen Bankwesens, ist nun ein Abbild des deutschen Staates und insbesondere der deutschen Justiz geworden: also nur noch eine im Komma liegende Leiche mit Nahtod-Erfahrung und ein Trümmerhaufen.
Jerzy Chojnowski
Chairman-GTVRG e.V.
Aktie unter zehn Euro - Italien-Krise reicht als Erklärung
für Kursrutsch bei der Deutschen Bank nicht aus
Thomas Dörner, Astrid Kröner, Andreas Maisch, Michael Osman,
Yasmin Sigmund
29. Mai 2018
Der Kursrutsch der Deutschen Bank setzt sich ungebremst
fort. Das weckt Erinnerungen an die Krise vor eineinhalb Jahren. Auch die
Politik ist besorgt.
Dieses Mal sind es nicht nur die hausgemachten Probleme, die
der Deutschen Bank und ihren Aktionären die Laune verderben. Die
Regierungskrise in Italien schürt die Angst vor einem Wiederaufflammen der
Euro-Krise, und darunter leiden die Banken in der gesamten Währungsunion. „Der
Auslöser für den Kursrutsch ist in diesem Fall die Lage in Italien“, konstatiert
Analyst Philipp Häßler von Equinet.
Doch das allein reicht als Erklärung für den Absturz der
Deutschen-Bank-Aktie nicht aus. Denn abgesehen von den Problemen, mit denen
derzeit alle europäischen Geldhäuser kämpfen, quält die Frankfurter eine lange
Liste eigener Defizite, und die reichten, um die Aktie am Dienstag in die Nähe
ihres Allzeittiefs abrutschen zu lassen.
Der Absturz an der Börse beunruhigt auch die Aufseher: „Wir
sind besorgt“, sagte ein europäischer Bankenkontrolleur dem Handelsblatt. „Es
ist eine schwierige Lage.“ So dramatisch wie im Herbst 2016, als die Bank wegen
einer drohenden Milliarden-Strafe der US-Behörden in eine tiefe Vertrauenskrise
rutschte, sei die Situation zwar nicht. Damals kehrten viele Kunden der Bank
den Rücken, da sie fürchteten, dass die später deutlich milder als befürchtet
ausgefallene Buße das Institut finanziell überfordern könnte.
Fondsmanager Ingo Speich von Union Investment sprach auf der
Hauptversammlung der Bank vor wenigen Tagen im Rückblick von einer „Nahtod-Erfahrung“
für das Geldhaus. Damals stürzte der Kurs bis auf 9,42 Euro ab. Am Dienstag lag
das Tagestief bei 9,72 Euro.
Auch am Markt für Kreditausfallversicherungen, wo sich die
Anleger mit CDS genannten Derivaten gegen einen Ausfall von Anleihen absichern
können, spiegelt sich der jüngste Vertrauensverlust wider. Seit Jahresbeginn
haben sich die Risikoaufschläge für die Bank fast verdoppelt, sie liegen aber
noch unter dem Niveau der Krise im Herbst 2016.
Die EZB, die für die Kontrolle der Deutschen Bank zuständig
ist, wollte sich zur Situation des Geldhauses nicht äußern. Die Bank selbst
wollte den Kursrutsch ebenfalls nicht kommentieren.
Auch in der Berliner Politik wächst die Beunruhigung über
die Dauerkrise des Instituts: „Die Entwicklung der „Deutschen Bank ist Anlass
zu echter Sorge“, meint FDP-Chef Christian Lindner, der die „vielen
Strategiewechsel und Fehlschläge im Investmentbanking“ für die Misere
verantwortlich macht. „Seine Hausaufgaben muss das Institut aber ohne
politische Hilfe allein machen“, betonte er.
Unions-Fraktionsvize Carsten Linnemann versucht in dieser
Situation, dem neuen Vorstandschef Christian Sewing den Rücken zu stärken. „Ich
freue mich, dass die Deutsche Bank nun wieder einen Chef hat, der die
Realitäten des Mittelstandes gerade auch in Deutschland kennt und der jetzt die
schwierige Aufgabe hat, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen.“
Viele Analysten zweifeln indes, dass Sewing diese Aufgabe
schnell erfüllen kann. Im April hatte der Aufsichtsrat im Schnellverfahren den
alten Vorstandschef John Cryan entmachtet, weil er die Erosion der Erträge
nicht aufhalten konnte und die selbst gesetzten Sparziele verfehlte.
Sewing hat der Bank nun einen Strategieschwenk verordnet,
der mindestens 7000 Stellen kosten wird. Vor allem die einstige Vorzeigesparte,
das Investmentbanking, will Sewing gesundschrumpfen. Zugleich verspricht der
neue Chef strikte Kostendisziplin. Am Ziel, bis 2021 eine Rendite auf das
materielle Eigenkapital von rund zehn Prozent zu erzielen, hält er trotz des
teuren Umbaus fest.
Die Analysten der Schweizer UBS halten das jedoch für
unrealistisch: Dazu müsse die Kostenbasis deutlich unter die angekündigten 22
Milliarden Euro fallen, und die Einnahmen müssten auf rund 32 Milliarden Euro
steigen. Experten fürchten allerdings, dass die Erträge bei um die 26
Milliarden Euro stagnieren. Amit Goel von der britischen Bank Barclays gehen
Sewings Sanierungspläne nicht weit genug. Der neue Chef müsse über noch „radikalere
Veränderungen“ nachdenken.
Weil dies sich die Bank aber eigentlich nicht leisten kann,
bringt der Analyst eine Notfusion mit der Commerzbank ins Spiel. Beide
Institute könnten ihr Privat- und Firmenkundengeschäft zusammenwerfen, während
die Deutsche ihr Investmentbanking radikal herunterfährt. Beide Banken hatten
2016 in einem „Sommerflirt“ bereits einmal einen Zusammenschluss ausgelotet,
waren dann aber zu dem Schluss gekommen, dass die Banken erst einmal selbst
ihre Probleme lösen müssten.
„Alleine wird es für die Deutsche Bank schwer“, meint der
Vorstandschef einer europäischen Großbank. Aber auch eine Fusion mit der
Commerzbank würde seiner Meinung nach die Probleme nicht lösen. Dazu brauche es
einen größeren europäischen Partner wie zum Beispiel das französische Geldhaus
BNP.
Der Kursrutsch macht auch die Situation für den
angeschlagenen Aufsichtsratschef der Deutschen Bank, Paul Achleitner, noch
schwieriger. Auf der Hauptversammlung hatten nur 84,4 Prozent der Aktionäre ihn
entlastet. Normal sind Ergebnisse von mehr als 90 Prozent. Viele Investoren
hatten den Österreicher zuletzt wegen seines Krisenmanagements angegriffen, und
zwei einflussreiche Aktionärsberater rieten den Anteilseignern, mit der Suche
nach einem Nachfolger zu beginnen.
Eines von Achleitners Problemen: Die nächsten Rückschläge
für die Deutsche Bank lassen sich bereits absehen. Bereits in den kommenden
Tagen könnte die Ratingagentur Standard & Poor’s ihre Drohung wahr machen
und eine der Bonitätsnoten des Geldhauses herabstufen. Barclays-Analyst Goel
warnt, dass sich das zum „negativen Katalysator“ entwickeln könnte.
Neuen Ärger könnte auch der Bankenstresstest in den USA
bringen. Die US-Notenbank Fed wird die Ergebnisse der Tests, die eine schwere
globale Rezession durchspielen, bis Ende Juni veröffentlichen. 2015 und 2016
war die Deutsche Bank bei den Stresstests durchgefallen. Vor drei Jahren
beklagte die Fed „zahlreiche und signifikante Defizite“ zum Beispiel bei
internen Kontrollen. 2016 monierten die Aufseher dann „weitreichende und
substanzielle Schwächen“ bei den Kapitalplänen und im Risikomanagement. 2017
bestanden die Frankfurter den Test.
Allerdings muss sich jetzt erstmals die neue
Zwischenholding, Deutsche Bank USA, die den größten Teil des US-Geschäfts
bündelt, dem vollen Programm unterziehen. Zuvor hatte die Vorgängerorganisation
Deutsche Bank Trust Corporations teilgenommen, in der jedoch nur rund 15
Prozent des Amerika-Geschäfts gebucht werden. Erst vor wenigen Wochen hat die
Fed nach Informationen aus Finanzkreisen noch einmal klargemacht, dass sie sich
dringend schnellere Fortschritte bei der Beseitigung der Defizite von der
Deutschen Bank wünscht.
Die Skeptiker unter den Analysten fürchten, dass sich der
Kursrutsch noch fortsetzen wird. Das Kursziel von Barclays für die Aktie der
Deutschen Bank liegt bei acht Euro, die Citigroup ist mit 8,30 Euro nur wenig
zuversichtlicher. Die Experten der UBS halten dagegen trotz der Kritik an
Sewings Sanierungsplänen an ihrem Ziel von zwölf Euro fest. Ein solcher Kurs
wäre inzwischen fast schon ein Erfolg für Sewing und Achleitner.
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