erika steinbach© imago/Jürgen Heinrich Erika Steinbach Nach mehr als vier Jahrzehnten in der CDU tritt die Bundestagsabgeordnete Erika Steinbach aus der Partei aus - aus Protest gegen die Flüchtlingspolitik von Kanzlerin Angela Merkel.
„Würde ich aktuell CDU wählen? Nein.“
Der „Welt am Sonntag“ sagte sie: „Würde ich aktuell CDU wählen? Nein. Würde ich heutzutage gar in die CDU eintreten? Nein. Daraus kann ich nur die ehrliche Schlussfolgerung ziehen, die CDU zu verlassen.“ Der Austritt werde an diesem Sonntag erfolgen, sagte die 73-Jährige der Deutschen Presse-Agentur.
Steinbach ist Sprecherin für Menschenrechte ihrer Fraktion und gehört dem CDU-Bundesvorstand an. Die frühere Präsidentin des Bundes der Vertriebenen warf Merkel in der „Welt am Sonntag“ vor, sie habe mit der Grenzöffnung im Herbst 2015 gegen geltendes Recht verstoßen: „Dass monatelang Menschen unidentifiziert mit Bussen und Zügen über die Grenze geschafft wurden, war keine Ausnahme, sondern eine gewollte Maßnahme entgegen unserer gesetzlichen Regelungen und entgegen EU-Verträgen.“ (dpa)



Erika Steinbach rechnet mit Merkel ab
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15.Jan.2017.
© Foto: Kay Nietfeld Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) im vergangenen April mit Erika Steinbach.
Aus tiefer Enttäuschung über die Flüchtlingspolitik von Kanzlerin Angela Merkel tritt die Bundestagsabgeordnete Erika Steinbach nach vier Jahrzehnten aus der CDU aus.
Sie würde heute weder in die CDU eintreten noch die Partei wählen, schrieb die 73-Jährige am Sonntag in einer fünfseitigen Erklärung. Die konservative Politikerin rechnet darin mit Merkel ab und wirft ihr vor, durch fortgesetzten Rechtsbruch Deutschland und der CDU «massiv geschadet» zu haben.
Auch die Unionsfraktion im Bundestag verlässt Steinbach, behält aber ihr Abgeordnetenmandat. «Ich bleibe parteilos», sagte sie der «Bild-Zeitung». Sie sei in ihrem Frankfurter Wahlkreis direkt gewählt und werde die Menschen dort bis zum Ende der Legislaturperiode auch vertreten.
Positiv äußerte sich Steinbach, die jahrelang Präsidentin des Bundes der Vertriebenen (BdV) war, über die AfD. Die rechtspopulistische Partei lud sie umgehend zum Eintritt ein.
Steinbach ist Sprecherin für Menschenrechte ihrer Fraktion und gehört dem Fraktionsvorstand sowie dem CDU-Bundesvorstand an. Sie sitzt seit 1990 für den Wahlkreis Frankfurt am Main II im Bundestag. Steinbach hatte bereits im August angekündigt, bei der Bundestagswahl im Herbst nicht mehr anzutreten.
Steinbach schrieb zur Begründung ihres Austritts aus der Partei und der Bundestagsfraktion, Merkel entscheide notfalls «auch unter Außerachtlassung von Recht und Gesetz». «Sowohl der ökonomische als auch der kulturelle Schaden sind für Deutschland ohne Beispiel und in ihrem Ausmaß noch überhaupt nicht in vollem Umfang abschätzbar.» Als Beispiele nannte Steinbach den von Merkel überraschend beschlossenen Atomausstieg, die milliardenschweren Euro-Rettungspakte sowie vor allem die Flüchtlingspolitik.
Über ihren Schritt hatte am Samstag zuerst die «Welt am Sonntag» berichtet. Am Sonntag wollten sich auf Anfrage weder die CDU-Spitze noch die Fraktion äußern.
Steinbach sagte der «Welt am Sonntag», sie hoffe, dass die AfD in den Bundestag einziehe, «damit es dort endlich wieder eine Opposition gibt». Die stellvertretende AfD-Bundessprecherin Beatrix von Storch schrieb auf Twitter: «Liebe Frau Steinbach, konservative Ex-CDU'ler sind in der AfD immer herzlich willkommen.» AfD-Vize Alexander Gauland sagte der Deutschen Presse-Agentur: «Ich kenne Frau Steinbach sehr gut, sie steht für die alten Werte der CDU.» Diese sei inzwischen «zu einem Kanzlerinnenwahlverein degeneriert».
Steinbach hielt Merkel vor, 2015 einsam entschieden zu haben, «mehr als eine Million Migranten ungesteuert und unüberprüft monatelang nach Deutschland nicht nur einreisen zu lassen, sondern sie auch noch mit Bussen und Zügen hierher zu transportieren, obwohl viele aus einem sicheren Herkunftsland kamen und praktisch alle über andere EU-Länder eingereist waren, und demgemäß nach geltendem EU-Recht (Dublin Abkommen) hätten zurückgewiesen werden müssen».
Bis heute sei unklar, wer genau ins Land gekommen ist. Darunter seien auch Terroristen gewesen, wie sich gezeigt habe.
«Vor diesem Hintergrund war es mehr als befremdlich, im Grunde sogar unverfroren, dass die Kanzlerin eine gute Zusammenarbeit mit dem zukünftigen amerikanischen Präsidenten Trump in ihrer Gratulation an "den Respekt vor dem Recht" knüpfte. Eine Anforderung, der sie selbst wiederholt und in eklatantem Ausmaß nicht entsprochen hat», bilanzierte Steinbach.
Der Generalsekretär der hessischen CDU, Manfred Pentz, forderte Steinbach auf, ihr Bundestagsmandat niederzulegen. Dies wäre nur konsequent, da sie das Mandat «über die CDU geholt und der Partei zu verdanken hat». Der Frankfurter CDU-Bundestagsabgeordnete Matthias Zimmer warf Steinbach in einem veröffentlichten Offenen Brief vor, «gewissermaßen nach dem Ladenschluss Deiner politischen Karriere jene Partei unter Absingen schmutziger Lieder zu verlassen, der Du diese ganze Karriere verdankst». Mit ihren «neuen politischen Freunden der AfD» finde sie kongeniale politische Partner.