Handelsblatt
Katastrophenschutz : Warnung vor der Flut: Kritik an
„monumentalem Systemversagen“ wächst
Gillmann, Barbara 19.07.2021
Wurden die Warnungen vor dem Hochwasser in Deutschland nicht
ernst genommen? Während Wissenschaftler teils deutliche Worte finden, äußert
sich das Bundesinnenministerium zurückhaltend.
Viele Menschen wurden von den Fluten überrascht. Hätte ein
funktionierendes Frühwarnsystem das Schlimmste verhindern können? © dpa Viele
Menschen wurden von den Fluten überrascht. Hätte ein funktionierendes
Frühwarnsystem das Schlimmste verhindern können?
Es ist eine Britin, die den Deutschen den Spiegel vorhält:
Hannah Cloke, Professorin für Hydrologie, sprach im ZDF von „monumentalem
Systemversagen“. Schon neun Tage vor Beginn des Desasters hätten Satelliten
erste Zeichen der drohenden Hochwasserkatastrophe erkannt, 24 Stunden vorher
seien präzise die betroffenen Gebiete benannt worden, sagt die Mitentwicklerin
des Europäischen Hochwasser-Warnsystems EFAS von der Universität Reading.
„Schon mehrere Tage vorher konnte man sehen, was uns da bevorsteht“, kritisiert
sie. „Im Jahr 2021 sollten wir nicht so viele Todesopfer zu beklagen haben.“
Rechtzeitige Hinweise gab es durchaus: Am 11. Juli etwa
sagte der private Wetterdienst des Meteorologen Jörg Kachelmann starken Regen,
Hochwasser und Überflutungen im Westen voraus. Am 13. Juli verschickte der
Deutsche Wetterdienst eine „amtliche Gefahrenmeldung“. Auch das European Flood
Awareness System (EFAS) warnte am selben Tag vor „extremen“ Überflutungen.
Das nordrhein-westfälische Innenministerium jedenfalls will
für das Kommunikationsdesaster nicht verantwortlich sein. Es leitete nach
eigener Darstellung alle Unwetterwarnungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD)
an die Städte und Kreise weiter. Grundsätzlich gelte im Katastrophenschutz aber
ein Örtlichkeitsprinzip, sodass über Schutzmaßnahmen vor Ort zu entscheiden
sei, so ein Ministeriumssprecher.
„Wir haben getan, was zu tun war“, sagt auch ein Sprecher
des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Man habe präzise für jede Gemeinde und mit
genügend zeitlichem Vorlauf vor Regenmengen bis zu 200 Liter pro Quadratmeter
gewarnt. Vielerorts habe die höchste Warnstufe gegolten. Dies sei aber nicht
von allen Medien verbreitet worden. Ähnlich klingt DWD-Meteorologe Marcus
Beyer. Er schreibt auf Twitter, Warnungen seien nicht ernst genug genommen
worden.
Verschiedene Meteorologen kritisieren vor allem den WDR, der
als regional verantwortliche öffentlich-rechtliche Sendeanstalt nicht genügend
gewarnt habe. Schlimmer noch: In der Nacht der Katastrophe habe der Sender
keinen adäquaten Nachrichtenreflex gezeigt. Und das, obwohl Radios nach dem
Zusammenbruch der Handynetze in technischer Hinsicht die letzten
funktionierenden Informationssysteme gewesen seien, über die man die
Bevölkerung hätte warnen können.
Der Leiter des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und
Katastrophenhilfe (BBK), Armin Schuster, argumentiert allerdings, dass
Katastrophen durch Starkregen tatsächlich nur schwer vorhersehbar seien. „Oft
kann man eine halbe Stunde vorher noch nicht sagen, welchen Ort es mit welcher
Regenmenge trefft.“ Dennoch habe man „150 Warnmeldungen über unsere Apps, über
die Medien ausgesendet“.
Die Warn-App Nina des BBK hat zwar neun Millionen Nutzer –
den meisten Deutschen ist sie aber unbekannt. Zudem nutzen viele ältere
Menschen kein Handy – oder zumindest nicht ständig.
Daniel Jäger, Generalsekretär der Piratenpartei NRW, fordert
Konsequenzen aus dem Informationschaos: „Der Katastrophenschutz muss an die
Realität angepasst werden, denn dass eine Warn-App nicht warnen kann, wenn die
Netzwerkinfrastruktur ausfällt, muss auch der Landesregierung klar sein.“
Es dürfe nicht sein, dass Menschen von lebensrettenden
Informationen abgeschnitten seien, sagt Jäger. „Daher erwarten wir, dass die
Sirenensysteme endlich wieder aufgebaut werden, so wie es dem Landtag schon
mehrfach zugesagt wurde.“ Dass hier seit der Pleite beim letzten landesweiten
Warntag nichts passiert sei, sei „ein Trauerspiel“.
Anders als in Österreich waren viele Sirenen hierzulande in
den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg nach und nach abgebaut worden. Vor
wenigen Jahren besann man sich dann eines Besseren und machte sich an den
Wiederaufbau. Ein Testlauf im September 2020 zeigte jedoch massive Probleme:
Viele Kommunen wussten schlicht nicht, ob und wo genau es noch Sirenen gibt,
viele der noch existierenden Geräte funktionierten nicht.
Nun wird die Neueinrichtung seit wenigen Monaten vom Bund
mit 90 Millionen Euro gefördert. Der zweite für dieses Jahr geplante
deutschlandweite Warntag war vor der Flut abgesagt worden. Das
Bundesinnenministerium hält an dem Plan fest, einen neuen Warntag erst im
kommenden Jahr durchzuführen. Man sei derzeit dabei, das im März vorgestellte
Konzept für den Katastrophenschutz abzuarbeiten und etwa die Standorte für
Sirenen auszubauen, sagt ein Sprecher.
„Wir arbeiten daran, dass dieses System funktioniert“, sagt
der Sprecher. Innenminister Horst Seehofer habe die Reform des
Katastrophenschutzes seit dem vergangenen Jahr forciert. Eine
Regierungssprecherin weist darauf hin, dass es sich beim Katastrophenschutz um
eine gemeinsame Aufgabe von Bund, Ländern und Kommunen handele.
BBK-Chef Schuster fordert ein Warnsystem aus verschiedenen
Methoden. Rein digitale Warnungen seien nicht ausreichend, sagt der oberste
Katastrophenschützer. „Deswegen wollen wir auch die traditionelle Sirene
zurückhaben.“ Diese Signaltechnik könne heute auch mit Sprechdurchsagen
kombiniert werden. Die veranschlagten 90 Millionen Euro „werden dafür aber nicht
reichen“.
Für Katastrophenschutz sind die Kommunen zuständig
Im föderalen System Deutschlands sind für den
Katastrophenschutz insbesondere die Landkreise, kreisfreien Städte und Kommunen
zuständig. Die britische Professorin Cloke warnt jedoch davor, die Kommunen zu
überfordern. Sie stünden vor sehr unterschiedlichen Herausforderungen, je
nachdem ob die Sturzfluten durch Regen, Stürme an den Küsten oder saisonal
auftretendes Hochwasser verursacht werden. „Lokale Verwaltungen haben oft keine
ausreichenden Mittel, um sich angemessen darauf vorzubereiten.“
So hatte der Landkreis Ahrweiler in der Nacht zum Donnerstag
um 23.09 Uhr eine Evakuierungsmeldung für Gebiete 50 Meter rechts und links des
Flusses Ahr herausgegeben. Doch in einem Wohnheim für behinderte Menschen in
Sinzig, das rund 200 Meter vom Fluss entfernt liegt, ertranken in dieser Nacht
zwölf Menschen.
Der Meteorologe Sven Plöger sieht ein grundsätzliches
Dilemma: Seine Zunft hätte vor der Flut diverse Szenarien entwickelt – diese
hätten in ihren Einschätzungen teils über, teils unter der tatsächlichen
Entwicklung gelegen. Das Problem sei jedoch, dass man auch nicht zu drastisch
warnen dürfe, sagte er in der ARD, „denn sonst nimmt es das nächste Mal keiner
mehr ernst“.
Das Bundesinnenministerium hält sich derzeit mit Aussagen
über mögliche Schuldfragen strikt zurück. „In der gegenwärtigen Situation
stellen sich keine Schuldfragen“, sagt ein Sprecher des
Bundesinnenministeriums. Eine Regierungssprecherin bezeichnet es als verfrüht,
weil man sich immer noch um die Rettung von Menschen kümmere. Danach werde man
schauen, „ob weitere Schlussfolgerungen zu ziehen sind“.
Mehr: Hätten sich die Kommunen gegen die Flut wappnen können? Was ein Hochwasserexperte sagt
Das System an Sirenen ist in einem desolaten Zustand. Doch es soll in den kommenden Jahren reaktiviert werden.
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Tagesspiegel
„Monumentales Systemversagen“: Deutschland war präzise
gewarnt – die Menschen aber nicht
Fabian Löhe, Andreas
Oswald 19.07.2021
Bund rechnet mit zwei Milliarden Euro Schaden bei Bahn und Straßen
Eine britische Forscherin erhebt schwere Vorwürfe: Die Flut sei präzise vorhergesagt worden – doch die Reaktion blieb aus. Wer ist politisch verantwortlich?
Dutzende Wohnwagen, Autos und Wohnmobile hängen
zusammengequetscht an einer Ahrbrücke in Altenahr.© Foto: Boris Roessler/dpa
Dutzende Wohnwagen, Autos und Wohnmobile hängen zusammengequetscht an einer
Ahrbrücke in Altenahr.
Die ersten Zeichen der Hochwasserkatastrophe in Deutschland
wurden bereits neun Tage zuvor von Satelliten erfasst. Vier Tage vor den Fluten
warnte das Europäische Hochwasser-Warnsystem (Efas) die Regierungen der
Bundesrepublik und Belgiens vor Hochwasser an Rhein und Meuse. 24 Stunden
vorher wurde den deutschen Stellen nahezu präzise vorhergesagt, welche
Distrikte von Hochwasser betroffen sein würden, darunter Gebiete an der Ahr, wo
später mehr als 93 Menschen starben.
Das sagte Hannah Cloke, Professorin für Hydrologie an der
britischen Universität Reading und eine der Entwicklerinnen des Europäischen
Hochwasser-Warnsystems. Ihr Urteil in der „Sunday Times“: „Monumentales
Systemversagen“ ist der Grund für eine der tödlichsten Naturkatastrophen in
Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg. „Die Tatsache, dass Menschen nicht
evakuiert wurden oder die Warnungen nicht erhalten haben, legen nahe, dass
etwas schiefgegangen ist.“
Dem ZDF sagte sie am Sonntagabend, man habe die Daten zur
Warnung über ein umfassend großes Gebiet an Deutschland übermittelt. Aber
„irgendwo ist diese Warnkette dann gebrochen, sodass die Warnungen nicht bei
den Menschen angekommen sind“.
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haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und
Android-Geräte herunterladen können.]
Auch das nordrhein-westfälischen Innenministeriums räumt
inzwischen ein, dass die Überflutungen nicht überraschend kamen. Amtliche
Warnungen vor extremem Unwetter hätten sich am vergangenen Montag um 10:28 Uhr
konkretisiert, zitiert die "Bild" das Ministerium. Da ein solches
Ereignis abzusehen gewesen sei, sei am Dienstag eine "Landeslage"
eingerichtet worden. Das Ziel: frühzeitig erkennen, ob in einem Kreis oder
einer kreisfreien Stadt überörtliche Hilfe benötigt wird.
Damit stellt sich die Frage, ob die vielen Toten der
Katastrophe hätten verhindert werden können. Und, ob der Katastrophenschutz in
Deutschland systematisch versagt hat - und wer dafür verantwortlich ist.
Die FDP sieht die Schuld bei Bundesinnenminister Horst
Seehofer (CSU). „Die rechtzeitigen Warnungen der Meteorologen sind weder von
den Behörden noch vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk hinreichend an die
Bürgerinnen und Bürger kommuniziert worden“, sagte Fraktionsvize Michael
Theurer der Deutschen Presse-Agentur. „Es bietet sich das Bild eines
erheblichen Systemversagens, für das der Bundesinnenminister Seehofer
unmittelbar die persönliche Verantwortung trägt.“
Die Linke fordert bereits seinen Rücktritt. Entweder habe
die Regierung die Warnung nicht ernst genommen, oder sie sei nicht mit dem
nötigen Nachdruck an die zuständigen Behörden weitergeleitet worden, erklärt
Linkspartei-Chefin Susanne Hennig-Wellsow. "Beides wäre unverzeihlich und
ein gravierender politischer Fehler. Und der wiegt angesichts der Ausmaße der
Katastrophe so schwer, dass ein Rücktritt des zuständigen Ministers mehr als
angemessen ist."
Mehr zum Hochwasser in Deutschland:
Verfolgen Sie alle Entwicklungen zur Hochwasser-Katastrophe
in unserem Liveblog.
„Wäre eine Schande, auf der Couch zu liegen“:
Bolognese-Helden helfen im Krisengebiet
Eingestürzte Häuser, zerstörte Existenzen: Die
Hochwasser-Katastrophe in Bildern
Nach der Katastrophe: „Man kann sich nicht vorstellen, dass
das jemals wieder aufgebaut wird“ (T+)
Auch der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach fällt ein
hartes Urteil: „Beim Katastrophenschutz sind wir genauso schlecht vorbereitet
wie beim Pandemie-Schutz.“ Deutschland müsse sich besser auf künftige Pandemien
und Naturkatastrophen vorbereiten. „Die Infrastruktur dafür muss geschaffen und
ausgebaut werden, der Katastrophenschutz hat hier eine zentrale Bedeutung“,
sagte er der „Rheinischen Post“.
Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU)
räumt zwar Verbesserungsbedarf beim Katastrophenschutz in seinem Bundesland
ein, sieht hier aber keinen großen grundsätzlichen Probleme. Im „Bild
live“-Politiktalk „Die richtigen Fragen“ sagte der CDU-Politiker am
Sonntagabend: „Es kann nicht alles 100prozentig funktioniert haben.“ Denn dann
dürfte es keinen Toten gegeben haben. Aber: „Es gab nach meinem heutigen
Erkenntnisstand keine großen grundsätzlichen Probleme.“
Der Leiter des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und
Katastrophenhilfe (BBK), Armin Schuster, verteidigt sich ebenfalls. „Unsere
Warninfrastruktur hat geklappt im Bund“, betonte Schuster am Sonntagabend im
„heute journal“ des ZDF. „Der Deutsche Wetterdienst hat relativ gut gewarnt.“
Das Problem sei, dass man oft eine halbe Stunde vorher noch nicht sagen könne,
welchen Ort es mit welcher Regenmenge treffen werde.
Ein Sprecher des DWD sagte dem ZDF, dass das Warn-Management
von Seiten seiner Behörde sehr gut gelaufen sei. „Wir haben getan, was zu tun
war.“ Man habe Gemeinde-genau mit genug zeitlichem Vorlauf vor Regenmengen von
bis zu 200 Litern pro Quadratmeter gewarnt. Vielerorts habe die höchste
Warnstufe gegolten.
„Wir haben 150 Warnmeldungen über unsere Apps, über die
Medien ausgesendet“, sagte Schuster. Er verwies darauf, dass die Warn-App
"Nina" des BBK neun Millionen Nutzer habe. Allerdings konnte er nicht
sagen, wo die Menschen auch durch Siren gewarnt wurden - und wo nicht.
Auch Hartmut Ziebs, von 2016 bis 2019 Präsident des
Deutschen Feuerwehrverbandes, macht der Bundesregierung schwere Vorwürfe. Diese
habe die Bevölkerung nicht genug in den nationalen Katastrophenschutz
eingebunden, weil man die Menschen damit nicht „belasten“ wolle.
In einem offenen Brief, aus dem „Bild“ zitiert, heißt es:
„Der Bund hat jahrelang Übungen unter dem Titel Lükex durchgeführt. Das
Undenkbare wurde durchgespielt und analysiert. Es wurden Forderungskataloge
aufgestellt. Konsequenzen? Fasst Null! Kann nicht passieren, darf nicht
passieren, können wir der Bevölkerung nicht erklären, kostet zu viel Geld, die
Liste der Ablehnungsgründe ist fast unerschöpflich.“
Die britische Wissenschaftlerin Cloke sieht in Deutschland
Versagen auf mehreren Ebenen. „Es fehlt eine bundesweit einheitliche
Herangehensweisen an Flutrisiken. Es braucht unterschiedliche Flutpläne für
verschiedene Szenarien“, meint sie.
Trotzdem sieht Cloke auch die Bürgerinnen und Bürger in der Eigenverantwortung. Um Notfallpläne, Nahrungsreserven und medizinische Vorräte müsse sich immer noch jeder Einzelne kümmern.
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Deutschland wurde vor Hochwasser gewarnt – hat der
Katastrophenschutz der Behörden versagt?
Von Marco Fieber
Aktualisiert am 19. Juli 2021, 15:56 Uhr
https://home.1und1.de/magazine/politik/katastrophenschutz-versagt-deutschland-gemeinden-flut-gewarnt-36006266
Das Hochwasser in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz
ist die verheerendste Flutkatastrophe in Deutschland seit über 50 Jahren.
Allerdings gab es bereits Tage vorher Warnungen, die die
deutschen Behörden auch wahrnahmen.
Hat der Katastrophenschutz in Deutschland angesichts von über 160 Todesopfern versagt?
Die Flutwelle brach in der Nacht über Altenahr herein. Am
vergangenen Mittwoch stieg der Pegel in der rheinland-pfälzischen Gemeinde
unentwegt an, das Flüsschen Ahr verwandelte sich binnen weniger Stunden in
einen reißenden Strom: Von einem Meter um 12:00 Uhr mittags kletterte der
Wasserstand laut Daten des Landesamts für Umwelt Rheinland-Pfalz auf zwei Meter
um 18 Uhr und schließlich knapp vier Meter um Mitternacht. Das Hochwasser
erreichte schließlich am frühen Donnerstagmorgen mit über 5,70 Metern seinen
Höchststand – normal sind 0,5 Meter.
Die Wassermassen hinterließen im gesamten Ahrtal ein
Trümmerfeld, sie zerstörten die Infrastruktur in einer Vielzahl von Orten.
Etliche Straßen in der Region sind weiterhin gesperrt oder nicht befahrbar, es
gibt weder fließend Wasser noch Strom und Telefonempfang.
Allein im Landkreis Ahrweiler sind 117 Menschen gestorben
und mindestens 749 Menschen verletzt worden, wie eine Polizeisprecherin am
Montag in Koblenz mitteilte. Damit ist das aktuelle Hochwasser, das auch in
Teilen von Nordrhein-Westfalen großen Schaden anrichtete, mit insgesamt 163 Todesopfern
das verheerendste in der Bundesrepublik seit der Hamburger Sturmflut von 1962.
Damals kamen 340 Menschen zu Tode.
Die hohe Zahl von Opfern ist umso erstaunlicher, als ab
2002, nach Hochwassern an Elbe und Donau, ein europaweites Frühwarnsystem entwickelt
wurde, das die Zeit für Vorbereitungsmaßnahmen und Evakuierungen vergrößern
soll. Das funktionierte auch, denn deutsche Behörden erreichten bereits Tage
vor der Katastrophe Hinweise über die bevorstehende Flut. Doch die Meldungen
liefen wohl ins Leere. Hat der Katastrophenschutz in Deutschland beim jüngsten
Hochwasser versagt?
Unwetter in Westdeutschland: Erste Flutwarnungen bereits am 9. Juli
Womöglich haben die Behörden Warnungen ignoriert oder die
Gefahr unterschätzt. "Schon mehrere Tage vorher konnte man sehen, was
bevorsteht", sagte die britische Hydrologie-Professorin Hannah Cloke von
der Universität Reading dem ZDF. Ihr zufolge hätte das Europäische
Hochwasserwarnsystem EFAS alle notwendigen Warnmeldungen verschickt, diese
seien aber offenbar wegen einer unterbrochenen Meldekette nicht bei den
Menschen angekommen.
Zumindest nicht bei allen: Denn in Hagen zum Beispiel wurde
am Mittwochmorgen der bestehende Hochwasserschutz erweitert. Und im
niederländischen Limburg begann man am gleichen Tag mit Evakuierungen.
Das EFAS selbst erklärte am Freitag, dass
Hochwasservorhersagen bereits am 9. und 10. Juli eine "hohe"
Wahrscheinlichkeit für Überflutungen im Rheingebiet angezeigt hätten. Vom 10.
bis zum 14. Juli – also einen Tag vor dem Anstieg der Pegel – hat das EFAS laut
eigener Aussage "mehr als 25 Warnungen für bestimmte Regionen des Rhein-
und Maas-Einzugsgebietes an die zuständigen nationalen Behörden in Deutschland
und Belgien verschickt.
Tatsächlich machte der EU-Notfall-Dienst Copernicus am
Dienstagabend auf seinem Twitterkanal vor einer "Flut in
Westdeutschland" aufmerksam. Das Gemeinsame Melde- und Lagezentrum (GMLZ)
von Bund und Ländern selbst hatte Copernicus an dem Tag um 17:11 Uhr ausgelöst,
um "starke Regenfälle" in Rheinland-Pfalz zu monitoren. Die deutschen
Behörden rechneten mit einem "schweren Hochwasserereignis entlang der
Mosel" in den darauffolgenden Tagen, sie ließen aber auch andere Flüsse –
darunter auch die Ahr – durch den Dienst beobachten. Das heißt:
Katastrophenschützer im Land wussten Bescheid.
NRW-Innenministerium: "Ein solches Ereignis war abzusehen"
Die britische "Sunday Times" berichtete am
Sonntag, dass Wissenschaftler die deutschen Behörden mindestens 24 Stunden
vorher mit – im Nachhinein erschreckend präzisen – Vorhersagen vor
"extremen" Fluten unter anderem an der Ahr gewarnt hätten.
Tatsächlich waren die Behörden alles andere als
unvorbereitet: Auf Anfrage der "Bild" erklärte die
nordrhein-westfälische Landesregierung, dass sich die "amtlichen Warnungen
vor extremem Unwetter" am Montagmorgen "konkretisierten". Einen
Tag später habe man eine Landeslage eingerichtet, "da ein solches Ereignis
abzusehen war". Das Innenministerium betonte zugleich, dass konkrete
Vorbereitungen im Ermessen der Kreise und kreisfreien Städte lägen.
Hydrologin Cloke war selbst am Aufbau von EFAS beteiligt.
Sie betont, Sturzfluten wie im Ahrtal seien nur sehr schwierig vorherzusagen.
Dennoch habe es genug Vorlauf gegeben, um Evakuierungen zu planen. "Im
Jahr 2021 sollten wir nicht so viele Todesopfer zu beklagen haben." Dass
Menschen nicht evakuiert wurden oder die Warnungen nicht erhalten haben, lege
nahe, "dass etwas schiefgegangen ist", sagte die Wissenschaftlerin
der "Sunday Times".
Gemeinde-genaue Vorhersagen über Starkregen
Auch der Meteorologe Marcus Beyer vom Deutschen Wetterdienst
(DWD) zeigt sich verwundert über das schleppende Vorgehen im Vorfeld des
Desasters. "Das Ausmaß der Niederschläge wurde von den Modellen Tage im
Voraus gut erfasst. Am Montagmorgen (drei Tage im Voraus) wurden erste
Vorwarnungen ausgesprochen", schreibt Beyer auf Twitter.
Tief "Bernd" hat dem Westen Deutschlands mit
Starkregen eine Jahrhundertflut beschert. Wenige Tage später hat es auch Teile
Bayerns und Österreichs erwischt. Die Auswirkungen auf die betroffenen Orte
sind verheerend.
Ein DWD-Sprecher sagte dem ZDF, dass man Gemeinde-genau mit
genug zeitlichem Vorlauf vor Regenmengen von bis zu 200 Litern pro Quadratmeter
gewarnt habe.
Der Landkreis Ahrweiler rief allerdings erst Mittwochnacht
kurz nach 23:00 Uhr den Katastrophenfall aus. Zugleich wurde in einigen Orten
begonnen, alle Gebäude in einem Umkreis von 50 Metern rechts und links der Ahr
zu evakuieren – was aber bei weitem nicht ausreichte.
Ein Problem könnte Experten zufolge neben geringem
Gefahrenbewusstsein vieler Bürger bei starkem Regen auch die verwendeten
Technologien bei Katastrophenfällen in Deutschland sein: Sirenen wurden in den
vergangenen Jahrzehnten landesweit sukzessive abgebaut, die Warn-Apps auf den
Smartphones funktionieren offenbar noch immer nicht störungsfrei. So geriet
etwa der erste bundesweite Warntag im vergangenen September zum Reinfall, die
Probealarme auf den Handys funktionieren nicht.
FDP wirft Innenminister Seehofer "erhebliches
Systemversagen" vor
FDP-Bundestagsfraktionsvize Michael Theurer sieht nun
schwere Versäumnisse beim Bevölkerungsschutz. "Die rechtzeitigen Warnungen
der Meteorologen sind weder von den Behörden noch vom öffentlich-rechtlichen
Rundfunk hinreichend an die Bürgerinnen und Bürger kommuniziert worden",
sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
"Es bietet sich das Bild eines erheblichen
Systemversagens, für das der Bundesinnenminister Horst Seehofer unmittelbar die
persönliche Verantwortung trägt", sagte Theurer. Die FDP-Fraktion
beantragte eine kurzfristige Sondersitzung des Innenausschusses. Seehofer müsse
darlegen, was die Bundesregierung wann genau wusste – und was unternommen
wurde, um den Katastrophenschutz sicherzustellen.
BBK-Leiter verteidigt Katastrophenschutz nach
Flutkatastrophe
Der Leiter des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und
Katastrophenhilfe (BBK), Armin Schuster, verteidigte hingegen den
Katastrophenschutz gegen Kritik. "Unsere Warninfrastruktur hat geklappt im
Bund", betonte Schuster am Sonntagabend im ZDF-"Heute Journal".
"Der Deutsche Wetterdienst hat relativ gut gewarnt." Das Problem sei,
dass man oft eine halbe Stunde vorher noch nicht sagen könne, welchen Ort es
mit welcher Regenmenge treffen werde.
Klar ist aber, dass nur ein Teil der Bevölkerung mit
Sirenengeheul alarmiert wurde. Schuster wies darauf hin, dass der Bund den
Ländern mit einem 90-Millionen-Euro-Programm beim Aufbau und der Ertüchtigung
von Sirenen helfen will.
Bislang gibt es allerdings noch nicht einmal einen bundesweiten Überblick, wo wie viele Sirenen stehen.
Verwendete Quellen:
Meldungen der Deutschen Presse-Agentur und des Landkreises
Ahrweiler
Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz: "Übersicht des
Pegels Altenahr"
ZDF: "Warum gab es trotz Vorwarnung über 100
Tote?"
The Sunday
Times: "
Copernicus
Emergency Management Service: "The Copernicus Emergency Management Service
forecasts, warns, and monitors devastating floods in
Twitteraccounts
des Copernicus Emergency Management Service und von Marcus Beyer
Bild: "'Ein solches Ereignis war abzusehen'"
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WELT
„Monumentales“ System-Versagen – Expertin macht Behörden
schwere Vorwürfe
Eine britische Wissenschaftlerin hat den deutschen Behörden
„monumentales“ System-Versagen bezüglich der Flutkatastrophe vorgeworfen. Klare
Hinweise, die im Rahmen des europäischen Frühwarnsystems EFAS bereits vier Tage
vor den ersten Überschwemmungen herausgegeben wurden, seien offenbar nicht bei
der Bevölkerung angekommen, sagte Hannah Cloke von der Universität Reading der
„Times“.
Horst Seehofer und NRW-Ministerpräsident Armin Laschet
besuchten die vom Hochwasser bedrohte Steinbachtalsperre. Sie wollten sich ein
Bild von der Lage machen und mit Einsatzkräften vom THW und der Bundespolizei
sprechen. Sehen Sie hier die anschließende Pressekonferenz. Quelle: WELT© WELT
Horst Seehofer und NRW-Ministerpräsident Armin Laschet besuchten die vom
Hochwasser bedrohte Steinbachtalsperre. Sie wollten sich ein Bild von der Lage
machen und mit Einsatzkräften vom THW und der Bundespolizei sprechen. Sehen Sie
hier die anschließende Pressekonferenz. Quelle: WELT
Die Forscherin war am Aufbau von EFAS (European Flood
Awareness System) beteiligt, das nach den verheerenden Überschwemmungen an Elbe
und Donau im Jahr 2002 gegründet wurde. Mithilfe meteorologischer und
hydrologischer Daten sowie anhand von Computer-Modellen werden dabei
Überschwemmungen und Sturzfluten vorhergesagt. Ziel ist es, Zeit zu gewinnen,
um die Bevölkerung besser zu schützen.
Dem Klimawandeldienst Copernicus zufolge wurde bereits am
10. Juli eine erste Warnung an die relevanten nationalen Behörden gegeben. Bis
zum 14. Juli wurden demnach mehr als 25 weitere Warnungen mit fortlaufend
aktualisierten Vorhersagen für spezifische Regionen des Rheins und der Maas
herausgegeben.
Obwohl die genaue Vorhersage einzelner
Überschwemmungsgebiete schwierig gewesen sei, hätte es „sicherlich Zeit“ geben
müssen, um größere Gemeinden mit Warnungen und Evakuierungen vorzubereiten,
sagte die Forscherin. Das Ergebnis zeige, dass viel schief gegangen sei. „Die
Menschen hätten Warnungen erhalten sollen, sie hätten die Warnungen verstehen
sollen“, kritisierte Cloke und fügte hinzu: „Es hat keinen Sinn, mit
gigantischen Computer-Modellen vorherzusagen, was geschehen wird, wenn die
Leute nicht wissen, wie sie sich bei einer Überschwemmung verhalten müssen.“
FDP und Linke greifen Seehofer an
Auch die FDP hatte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU)
angesichts der Hochwasserfolgen schwere Versäumnisse beim Bevölkerungsschutz
vorgeworfen. „Die rechtzeitigen Warnungen der Meteorologen sind weder von den
Behörden noch vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk hinreichend an die
Bürgerinnen und Bürger kommuniziert worden“, sagte Fraktionsvize Michael
Theurer der Deutschen Presse-Agentur. „Es bietet sich das Bild eines
erheblichen Systemversagens, für das der Bundesinnenminister Seehofer unmittelbar
die persönliche Verantwortung trägt.“
Seit Jahren lägen Reformvorschläge der FDP auf dem Tisch,
sagte derweil Theurer, doch passiert sei nichts. Das gefährde Menschenleben.
„Ich fordere, die Heimatabteilung im Innenministerium unverzüglich aufzulösen
und die frei werdenden Stellen neben der Digitalisierung für den
Bevölkerungsschutz zu verwenden“, sagte Theurer. Als Erstes sollte die
Broschüre „Ratgeber für Notfallvorsorge und richtiges Handeln in
Notsituationen“ des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe an
alle Haushalte versandt werden. „Das Innenministerium muss dafür die Mittel
aufbringen.“
Auch die Linke forderte Konsequenzen. Entweder habe die
Regierung die Warnung nicht ernst genommen, oder sie sei nicht mit dem nötigen
Nachdruck an die zuständigen Behörden weitergeleitet worden, sagte Parteichefin
Susanne Hennig-Wellsow. „Beides wäre unverzeihlich und ein gravierender
politischer Fehler. Und der wiegt angesichts der Ausmaße der Katastrophe so
schwer, dass ein Rücktritt des zuständigen Ministers mehr als angemessen ist.“
SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach forderte, Konsequenzen aus den Erfahrungen bei der Flutkatastrophe zu ziehen. „Beim Katastrophenschutz sind wir genauso schlecht vorbereitet wie beim Pandemieschutz“, sagte Lauterbach der Düsseldorfer „Rheinischen Post“. „Wir müssen uns jetzt darauf einstellen und vorbereiten, dass es in Zukunft mehr Naturkatastrophen geben wird und auch regelmäßig Pandemien. Die Infrastruktur dafür muss geschaffen und ausgebaut werden, der Katastrophenschutz hat hier eine zentrale Bedeutung.“
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Experte: DWD gab Montag erste Warninformation heraus
dpa
Im Fall der schweren Unwetter in der vergangenen Woche im Westen Deutschlands haben die Rechenmodelle des Deutschen Wetterdiensts (DWD) bereits am Montag klare Hinweise gegeben. «Wir haben am Montag die Vorabinfo herausgeben können, in der schon stand, dass bis zu 200 Liter (Niederschlag pro Quadratmeter) erwartet werden», sagte Franz-Josef Molé, der Leiter der Vorhersage- und Beratungszentrale des Deutschen Wetterdienstes (DWD), der Deutschen Presse-Agentur. «Früher ging es eigentlich nicht.»
Die Mosel ist über die Ufer getreten und hat einen Teil der
Innenstadt geflutet.© Sebastian Schmitt/dpa/Archivbild Die Mosel ist über die
Ufer getreten und hat einen Teil der Innenstadt geflutet.
Die Vorhersageexperten arbeiteten mit etwa 100 verschiedenen
Simulationen ihrer unterschiedlichen Rechenmodelle - «und die haben im Prinzip
mehrheitlich ziemlich sicher auf den Westen Deutschlands gezielt für den
Zeitraum Nacht von Mittwoch auf Donnerstag.»
Das ist insofern ungewöhnlich, da präzise Warnungen bei
Unwettern mit Extremregen in der Regel ausgesprochen schwierig sind: Meist
handelt es sich um kleinräumige und sehr dynamische Ereignisse. «Da kann
innerhalb einer halben Stunde ein ganz anderer Bereich betroffen sein als in
den Modellen gezeigt - das macht das Ganze so schwierig», sagte Molé.
In Fall des Unwetters in der Nacht von Mittwoch auf
Donnerstag hätten die DWD-Experten bereits am Montag «schon eine große Region
markiert und auch diese extremen Mengen reingeschrieben», betonte Molé. «Wir
haben nicht nur vor Starkregen gewarnt, sondern vor Dauerregen. Normalerweise
ist den Wasserverbänden klar, dass das die schlimmste Lage ist, die man im
Sommer haben kann - Starkregenfälle eingebettet in ein Dauerregengebiet.»
Konnte jemand ahnen, wie schlimm die Unwetter die
betroffenen Regionen tatsächlich treffen würden? «In dem Fall waren die
Niederschlagsmengen so exorbitant hoch, dass die Orte eigentlich gar nicht
hätten geschützt werden können», meinte Molé.
Mit immer besseren Computermodellen und Datenmengen hat sich nach DWD-Angaben schon viel getan, um Vorhersagen noch präziser zu machen. Dass es bei gleicher Wetterlage mit einem Tiefdruckgebiet aus dem Mittelmeerraum erneut zu einer ähnlich bedrohlichen Unwetterlage kommen kann, konnte Molé nicht ausschließen. «Die Luftmasse ist insgesamt wärmer als noch vor Jahrzehnten - und wärmere Luft kann mehr Feuchte aufnehmen», sagte er. «Und wenn bei so einer Wetterlage warme Luft vom Mittelmeer herangetragen wird, dann regnet es auch stärker.»
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The German Weather Service, a federal government agency, issues flood warnings that are then passed on to authorities and the media. ... They didn't act to warn the population in the affected areas until Wednesday evening, when the flooding had already started, opposition politicians said.
Several
alerts were issued in the days before last week’s deadly floods, but few
communities took protective measures
By Bojan
Pancevski, WSJ
July 19,
2021 7:28 am ET
BERLIN—Some
opposition politicians on Monday accused Angela Merkel’s government of failing
to heed meteorologists’ warnings ahead of last week’s deadly flood, sparking
the first debate about the political responsibility for the high human toll.
More than
160 people died and around 1,000 have so far been hospitalized following the
disaster that hit the country last Wednesday and Thursday. Officials say those
numbers could increase as rescuers keep combing through destroyed homes.
International
and German meteorologists issued precise flood warnings for the Western part of
the country last Monday, yet the disaster took many affected communities by
surprise, contributing to the high number of casualties as victims were trapped
by the floodwaters in their homes during the night.
Politicians
from the center-right Free Democrats, the Greens and the Left Party said Ms.
Merkel’s government had to act on these warnings, with some calling for
Interior Minister Horst Seehofer, who oversees disaster management, to resign.
“This was a
grave systemic failure: We must openly talk about the failures of government
and what needs to be immediately improved to prevent this from repeating,” said
Michael Theurer, a lawmaker in the Free Democratic Party who focuses on
disaster management policy in parliament.
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The Times
Weather
scientists say a ‘monumental failure of the system’ is directly to blame for
the death and devastation triggered by a month’s worth of rain that fell in two
days this week
Sunday July
18 2021, 3.30pm BST, The Sunday Times
The first
signs of catastrophe were detected nine days ago by a satellite orbiting 500
miles above the tranquil hills around the
Over the
next few days a team of scientists sent the German authorities a series of
forecasts so accurate that they now read like a macabre prophecy: the Rhineland
was about to be hit by “extreme” flooding, particularly along the Erft and Ahr
rivers, and in towns such as Hagen and Altena.
Yet despite
at least 24 hours’ warning that predicted, almost precisely, which districts
would be worst afflicted when the rains came, the flood still caught many of
its victims largely unawares.
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Issued on:
18/07/2021 - 18:58
www.france24.com
As
Although
meteorological services had forecast torrential rain and flash floods for
western
"We
shouldn't be mourning this many fatalities in 2021," Hannah Cloke, a
professor of hydrology at
There had been "breaks in the warning chain" somewhere along the way, she said, and messages to evacuate or shelter in place on higher floors did not get through to enough people.
Under
Many local
authorities use sirens, loudspeaker announcements or radio and TV bulletins to
warn residents of acute danger or issue evacuation orders.
There are
also smartphone apps to keep users up to date on extreme weather in their area.
But Bild
newspaper condemned the "failure" to take early action in the
battered states of Rhineland-Palatinate and North-Rhine Westphalia.
"The
sirens stayed quiet in plenty of places, very few alerts were issued," it
wrote, labelling the deadly flooding that followed "a disaster for civil
protection, one of the state's most essential jobs".
- 'Too
late' -
Gregor
Degen, a baker in the town of
"We'd
heard weather reports of heavy rainfall and seen the odd picture of a flooded
street in the region, but no one could imagine anything like this," he
told AFP.
"I saw
a short alert but by then it was too late," he said, recalling water
quickly rising to a level of 2.5 metres (eight feet) in his home. "There
was nothing you could do."
Malu
Dreyer, the state premier of Rhineland-Palatinate, surveyed the devastation in
the nearby town of
But she
acknowledged that downed power lines and mobile phone outages had complicated
efforts to reach everyone.
Gerd
Landsberg, head of the German Association of Towns and Municipalities, called
for an overhaul of the early warning system.
"People
had the impression that it was just heavy rain, the dramatic scale of it was
not clearly communicated," he told the Funke newspaper group.
He called
for more staff and more competencies for the Federal Office for Civil
Protection and Disaster Assistance (BKK), and said the siren system should be
used more widely so people can receive messages even when the electricity is
out.
Minister
for Research Anja Karliczek said
"One
of the lessons of this catastrophe in western
Chancellor
Angela Merkel, who visited the flood zone in Rhineland-Palatinate on Sunday,
said lessons should be learnt but cautioned against overly high expectations.
"Of
course we ask ourselves what can be done better?" she said. "But in
some situations things happen so quickly that you can't fully escape the force
of nature."
© 2021 AFP
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BY AGENCIES
JUL 19, 2021 1:09 PM GMT+3
A resident
walks in a muddy street full of debris and destroyed furniture after
devastating floods in the city of
German
authorities came under fire on Monday after reports revealed that they had been
warned about the floods days before they hit the country’s western regions last
week.
Germany’s
best-selling daily Bild has blamed politicians, local authorities and public
broadcasters for issuing warnings too late although the European Flood Awareness
System (EFAS) earlier alerted authorities about possible extreme floods in
these regions.
"There
had been warnings for days, but people were not informed properly,” the daily
said in an editorial, and argued that the political debate should now focus on
the failure of politicians and governments instead of climate change.
Bild
also slammed regional public broadcasters WDR and SWR for not interrupting
their program schedules last week and for failing to inform people about what
was about to happen until it was too late.
"Neither
the state, nor WDR and SWR cared. They did not deliver although they are funded
by high taxes for this,” the daily said, according to remarks carried by
Anadolu Agency (AA).
German
officials are defending the flooding measures in place that faced the raging
torrents and caught many people by surprise, leaving over 190 people dead in
The German
weather service DWD confirmed that meteorologists predicted extreme rain days
before it hit these regions and had warned local authorities.
"Why
did so many people die? Warnings were issued days in advance,” Marcus Beyer, a
DWD forecaster also said on Twitter, adding that the scale of the incoming
precipitation was well captured by the models, and the first preliminary
warnings were issued three days ahead.
Efforts to
find more victims and clean up the mess left behind by the floods across a
swath of western
So far, 117
people have been confirmed dead in the worst-affected German region,
Rhineland-Palatinate; 46 in the neighboring state of North Rhine-Westphalia;
and at least one in
The
downpours that led to usually small rivers swelling at vast speed in the middle
of last week had been forecast, but warnings of potentially catastrophic damage
didn't appear to have found their way to many people on the ground – often in
the middle of the night.
"As
soon as we have provided the immediate aid that stands at the forefront now, we
will have to look at whether there were things that didn't go well, whether
there were things that went wrong, and then they have to be corrected,” Economy
Minister Peter Altmaier told the Bild newspaper. "That isn't about
finger-pointing – it's about improvements for the future.”
The head of
Officials in
Local
authorities "tried very quickly to react," he said. "But this
was an explosion of the water in moments... You can have the very best
preparations and warning situations (but) if warning equipment is destroyed and
carried away with buildings, then that is a very difficult situation.”
Cellphone
networks also were knocked out by the flooding. There were already broader questions
about
Schuster,
the head of the civil protection agency, noted that a program to reform civil
protection was launched earlier this year, including a drive to encourage local
authorities to install more sirens.
As local
communities contemplate the huge task of rebuilding smashed homes and
infrastructure such as the water system, Chancellor Angela Merkel's Cabinet is
set to draw up a package of immediate and medium-term financial aid on
Wednesday. Asked on Sunday whether there should be obligatory insurance for
people living in high-risk areas, Merkel sounded skeptical, arguing that it
could "overload the economic capacity” of companies and individuals.
Rhineland-Palatinate's governor, Malu Dreyer, favors the idea.
"Obligatory
insurance could lead to very high premiums and they aren't affordable,” Merkel
said.
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