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Montag, 19. Juli 2021

MONUMENTALES SYSTEMVERSAGEN


 

Handelsblatt

Katastrophenschutz : Warnung vor der Flut: Kritik an „monumentalem Systemversagen“ wächst

 Gillmann, Barbara 19.07.2021

 

Wurden die Warnungen vor dem Hochwasser in Deutschland nicht ernst genommen? Während Wissenschaftler teils deutliche Worte finden, äußert sich das Bundesinnenministerium zurückhaltend.

 

Viele Menschen wurden von den Fluten überrascht. Hätte ein funktionierendes Frühwarnsystem das Schlimmste verhindern können? © dpa Viele Menschen wurden von den Fluten überrascht. Hätte ein funktionierendes Frühwarnsystem das Schlimmste verhindern können?

Es ist eine Britin, die den Deutschen den Spiegel vorhält: Hannah Cloke, Professorin für Hydrologie, sprach im ZDF von „monumentalem Systemversagen“. Schon neun Tage vor Beginn des Desasters hätten Satelliten erste Zeichen der drohenden Hochwasserkatastrophe erkannt, 24 Stunden vorher seien präzise die betroffenen Gebiete benannt worden, sagt die Mitentwicklerin des Europäischen Hochwasser-Warnsystems EFAS von der Universität Reading. „Schon mehrere Tage vorher konnte man sehen, was uns da bevorsteht“, kritisiert sie. „Im Jahr 2021 sollten wir nicht so viele Todesopfer zu beklagen haben.“

 

Rechtzeitige Hinweise gab es durchaus: Am 11. Juli etwa sagte der private Wetterdienst des Meteorologen Jörg Kachelmann starken Regen, Hochwasser und Überflutungen im Westen voraus. Am 13. Juli verschickte der Deutsche Wetterdienst eine „amtliche Gefahrenmeldung“. Auch das European Flood Awareness System (EFAS) warnte am selben Tag vor „extremen“ Überflutungen.

 

Das nordrhein-westfälische Innenministerium jedenfalls will für das Kommunikationsdesaster nicht verantwortlich sein. Es leitete nach eigener Darstellung alle Unwetterwarnungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) an die Städte und Kreise weiter. Grundsätzlich gelte im Katastrophenschutz aber ein Örtlichkeitsprinzip, sodass über Schutzmaßnahmen vor Ort zu entscheiden sei, so ein Ministeriumssprecher.

 

„Wir haben getan, was zu tun war“, sagt auch ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Man habe präzise für jede Gemeinde und mit genügend zeitlichem Vorlauf vor Regenmengen bis zu 200 Liter pro Quadratmeter gewarnt. Vielerorts habe die höchste Warnstufe gegolten. Dies sei aber nicht von allen Medien verbreitet worden. Ähnlich klingt DWD-Meteorologe Marcus Beyer. Er schreibt auf Twitter, Warnungen seien nicht ernst genug genommen worden.

 

Verschiedene Meteorologen kritisieren vor allem den WDR, der als regional verantwortliche öffentlich-rechtliche Sendeanstalt nicht genügend gewarnt habe. Schlimmer noch: In der Nacht der Katastrophe habe der Sender keinen adäquaten Nachrichtenreflex gezeigt. Und das, obwohl Radios nach dem Zusammenbruch der Handynetze in technischer Hinsicht die letzten funktionierenden Informationssysteme gewesen seien, über die man die Bevölkerung hätte warnen können.

 

Der Leiter des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), Armin Schuster, argumentiert allerdings, dass Katastrophen durch Starkregen tatsächlich nur schwer vorhersehbar seien. „Oft kann man eine halbe Stunde vorher noch nicht sagen, welchen Ort es mit welcher Regenmenge trefft.“ Dennoch habe man „150 Warnmeldungen über unsere Apps, über die Medien ausgesendet“.

 

Die Warn-App Nina des BBK hat zwar neun Millionen Nutzer – den meisten Deutschen ist sie aber unbekannt. Zudem nutzen viele ältere Menschen kein Handy – oder zumindest nicht ständig.

 

Daniel Jäger, Generalsekretär der Piratenpartei NRW, fordert Konsequenzen aus dem Informationschaos: „Der Katastrophenschutz muss an die Realität angepasst werden, denn dass eine Warn-App nicht warnen kann, wenn die Netzwerkinfrastruktur ausfällt, muss auch der Landesregierung klar sein.“

 

Es dürfe nicht sein, dass Menschen von lebensrettenden Informationen abgeschnitten seien, sagt Jäger. „Daher erwarten wir, dass die Sirenensysteme endlich wieder aufgebaut werden, so wie es dem Landtag schon mehrfach zugesagt wurde.“ Dass hier seit der Pleite beim letzten landesweiten Warntag nichts passiert sei, sei „ein Trauerspiel“.

 

Anders als in Österreich waren viele Sirenen hierzulande in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg nach und nach abgebaut worden. Vor wenigen Jahren besann man sich dann eines Besseren und machte sich an den Wiederaufbau. Ein Testlauf im September 2020 zeigte jedoch massive Probleme: Viele Kommunen wussten schlicht nicht, ob und wo genau es noch Sirenen gibt, viele der noch existierenden Geräte funktionierten nicht.

 

Nun wird die Neueinrichtung seit wenigen Monaten vom Bund mit 90 Millionen Euro gefördert. Der zweite für dieses Jahr geplante deutschlandweite Warntag war vor der Flut abgesagt worden. Das Bundesinnenministerium hält an dem Plan fest, einen neuen Warntag erst im kommenden Jahr durchzuführen. Man sei derzeit dabei, das im März vorgestellte Konzept für den Katastrophenschutz abzuarbeiten und etwa die Standorte für Sirenen auszubauen, sagt ein Sprecher.

 

„Wir arbeiten daran, dass dieses System funktioniert“, sagt der Sprecher. Innenminister Horst Seehofer habe die Reform des Katastrophenschutzes seit dem vergangenen Jahr forciert. Eine Regierungssprecherin weist darauf hin, dass es sich beim Katastrophenschutz um eine gemeinsame Aufgabe von Bund, Ländern und Kommunen handele.


BBK-Chef Schuster fordert ein Warnsystem aus verschiedenen Methoden. Rein digitale Warnungen seien nicht ausreichend, sagt der oberste Katastrophenschützer. „Deswegen wollen wir auch die traditionelle Sirene zurückhaben.“ Diese Signaltechnik könne heute auch mit Sprechdurchsagen kombiniert werden. Die veranschlagten 90 Millionen Euro „werden dafür aber nicht reichen“.

 

Für Katastrophenschutz sind die Kommunen zuständig

 

Im föderalen System Deutschlands sind für den Katastrophenschutz insbesondere die Landkreise, kreisfreien Städte und Kommunen zuständig. Die britische Professorin Cloke warnt jedoch davor, die Kommunen zu überfordern. Sie stünden vor sehr unterschiedlichen Herausforderungen, je nachdem ob die Sturzfluten durch Regen, Stürme an den Küsten oder saisonal auftretendes Hochwasser verursacht werden. „Lokale Verwaltungen haben oft keine ausreichenden Mittel, um sich angemessen darauf vorzubereiten.“

 

So hatte der Landkreis Ahrweiler in der Nacht zum Donnerstag um 23.09 Uhr eine Evakuierungsmeldung für Gebiete 50 Meter rechts und links des Flusses Ahr herausgegeben. Doch in einem Wohnheim für behinderte Menschen in Sinzig, das rund 200 Meter vom Fluss entfernt liegt, ertranken in dieser Nacht zwölf Menschen.

 

Der Meteorologe Sven Plöger sieht ein grundsätzliches Dilemma: Seine Zunft hätte vor der Flut diverse Szenarien entwickelt – diese hätten in ihren Einschätzungen teils über, teils unter der tatsächlichen Entwicklung gelegen. Das Problem sei jedoch, dass man auch nicht zu drastisch warnen dürfe, sagte er in der ARD, „denn sonst nimmt es das nächste Mal keiner mehr ernst“.

 

Das Bundesinnenministerium hält sich derzeit mit Aussagen über mögliche Schuldfragen strikt zurück. „In der gegenwärtigen Situation stellen sich keine Schuldfragen“, sagt ein Sprecher des Bundesinnenministeriums. Eine Regierungssprecherin bezeichnet es als verfrüht, weil man sich immer noch um die Rettung von Menschen kümmere. Danach werde man schauen, „ob weitere Schlussfolgerungen zu ziehen sind“.

Mehr: Hätten sich die Kommunen gegen die Flut wappnen können? Was ein Hochwasserexperte sagt 

Das System an Sirenen ist in einem desolaten Zustand. Doch es soll in den kommenden Jahren reaktiviert werden.

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Tagesspiegel

„Monumentales Systemversagen“: Deutschland war präzise gewarnt – die Menschen aber nicht

 Fabian Löhe, Andreas Oswald 19.07.2021

Bund rechnet mit zwei Milliarden Euro Schaden bei Bahn und Straßen  

Eine britische Forscherin erhebt schwere Vorwürfe: Die Flut sei präzise vorhergesagt worden – doch die Reaktion blieb aus. Wer ist politisch verantwortlich? 

Dutzende Wohnwagen, Autos und Wohnmobile hängen zusammengequetscht an einer Ahrbrücke in Altenahr.© Foto: Boris Roessler/dpa Dutzende Wohnwagen, Autos und Wohnmobile hängen zusammengequetscht an einer Ahrbrücke in Altenahr.

Die ersten Zeichen der Hochwasserkatastrophe in Deutschland wurden bereits neun Tage zuvor von Satelliten erfasst. Vier Tage vor den Fluten warnte das Europäische Hochwasser-Warnsystem (Efas) die Regierungen der Bundesrepublik und Belgiens vor Hochwasser an Rhein und Meuse. 24 Stunden vorher wurde den deutschen Stellen nahezu präzise vorhergesagt, welche Distrikte von Hochwasser betroffen sein würden, darunter Gebiete an der Ahr, wo später mehr als 93 Menschen starben.

 

Das sagte Hannah Cloke, Professorin für Hydrologie an der britischen Universität Reading und eine der Entwicklerinnen des Europäischen Hochwasser-Warnsystems. Ihr Urteil in der „Sunday Times“: „Monumentales Systemversagen“ ist der Grund für eine der tödlichsten Naturkatastrophen in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg. „Die Tatsache, dass Menschen nicht evakuiert wurden oder die Warnungen nicht erhalten haben, legen nahe, dass etwas schiefgegangen ist.“

 

Dem ZDF sagte sie am Sonntagabend, man habe die Daten zur Warnung über ein umfassend großes Gebiet an Deutschland übermittelt. Aber „irgendwo ist diese Warnkette dann gebrochen, sodass die Warnungen nicht bei den Menschen angekommen sind“.

 

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Auch das nordrhein-westfälischen Innenministeriums räumt inzwischen ein, dass die Überflutungen nicht überraschend kamen. Amtliche Warnungen vor extremem Unwetter hätten sich am vergangenen Montag um 10:28 Uhr konkretisiert, zitiert die "Bild" das Ministerium. Da ein solches Ereignis abzusehen gewesen sei, sei am Dienstag eine "Landeslage" eingerichtet worden. Das Ziel: frühzeitig erkennen, ob in einem Kreis oder einer kreisfreien Stadt überörtliche Hilfe benötigt wird.

 

Damit stellt sich die Frage, ob die vielen Toten der Katastrophe hätten verhindert werden können. Und, ob der Katastrophenschutz in Deutschland systematisch versagt hat - und wer dafür verantwortlich ist.

 

Die FDP sieht die Schuld bei Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU). „Die rechtzeitigen Warnungen der Meteorologen sind weder von den Behörden noch vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk hinreichend an die Bürgerinnen und Bürger kommuniziert worden“, sagte Fraktionsvize Michael Theurer der Deutschen Presse-Agentur. „Es bietet sich das Bild eines erheblichen Systemversagens, für das der Bundesinnenminister Seehofer unmittelbar die persönliche Verantwortung trägt.“

 

Die Linke fordert bereits seinen Rücktritt. Entweder habe die Regierung die Warnung nicht ernst genommen, oder sie sei nicht mit dem nötigen Nachdruck an die zuständigen Behörden weitergeleitet worden, erklärt Linkspartei-Chefin Susanne Hennig-Wellsow. "Beides wäre unverzeihlich und ein gravierender politischer Fehler. Und der wiegt angesichts der Ausmaße der Katastrophe so schwer, dass ein Rücktritt des zuständigen Ministers mehr als angemessen ist."

 

Mehr zum Hochwasser in Deutschland:

Verfolgen Sie alle Entwicklungen zur Hochwasser-Katastrophe in unserem Liveblog.

„Wäre eine Schande, auf der Couch zu liegen“: Bolognese-Helden helfen im Krisengebiet

Eingestürzte Häuser, zerstörte Existenzen: Die Hochwasser-Katastrophe in Bildern

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Auch der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach fällt ein hartes Urteil: „Beim Katastrophenschutz sind wir genauso schlecht vorbereitet wie beim Pandemie-Schutz.“ Deutschland müsse sich besser auf künftige Pandemien und Naturkatastrophen vorbereiten. „Die Infrastruktur dafür muss geschaffen und ausgebaut werden, der Katastrophenschutz hat hier eine zentrale Bedeutung“, sagte er der „Rheinischen Post“.

 

Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) räumt zwar Verbesserungsbedarf beim Katastrophenschutz in seinem Bundesland ein, sieht hier aber keinen großen grundsätzlichen Probleme. Im „Bild live“-Politiktalk „Die richtigen Fragen“ sagte der CDU-Politiker am Sonntagabend: „Es kann nicht alles 100prozentig funktioniert haben.“ Denn dann dürfte es keinen Toten gegeben haben. Aber: „Es gab nach meinem heutigen Erkenntnisstand keine großen grundsätzlichen Probleme.“

 

Der Leiter des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), Armin Schuster, verteidigt sich ebenfalls. „Unsere Warninfrastruktur hat geklappt im Bund“, betonte Schuster am Sonntagabend im „heute journal“ des ZDF. „Der Deutsche Wetterdienst hat relativ gut gewarnt.“ Das Problem sei, dass man oft eine halbe Stunde vorher noch nicht sagen könne, welchen Ort es mit welcher Regenmenge treffen werde.

 

Ein Sprecher des DWD sagte dem ZDF, dass das Warn-Management von Seiten seiner Behörde sehr gut gelaufen sei. „Wir haben getan, was zu tun war.“ Man habe Gemeinde-genau mit genug zeitlichem Vorlauf vor Regenmengen von bis zu 200 Litern pro Quadratmeter gewarnt. Vielerorts habe die höchste Warnstufe gegolten.

 

„Wir haben 150 Warnmeldungen über unsere Apps, über die Medien ausgesendet“, sagte Schuster. Er verwies darauf, dass die Warn-App "Nina" des BBK neun Millionen Nutzer habe. Allerdings konnte er nicht sagen, wo die Menschen auch durch Siren gewarnt wurden - und wo nicht.

 

Auch Hartmut Ziebs, von 2016 bis 2019 Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes, macht der Bundesregierung schwere Vorwürfe. Diese habe die Bevölkerung nicht genug in den nationalen Katastrophenschutz eingebunden, weil man die Menschen damit nicht „belasten“ wolle.

 

In einem offenen Brief, aus dem „Bild“ zitiert, heißt es: „Der Bund hat jahrelang Übungen unter dem Titel Lükex durchgeführt. Das Undenkbare wurde durchgespielt und analysiert. Es wurden Forderungskataloge aufgestellt. Konsequenzen? Fasst Null! Kann nicht passieren, darf nicht passieren, können wir der Bevölkerung nicht erklären, kostet zu viel Geld, die Liste der Ablehnungsgründe ist fast unerschöpflich.“

 

Die britische Wissenschaftlerin Cloke sieht in Deutschland Versagen auf mehreren Ebenen. „Es fehlt eine bundesweit einheitliche Herangehensweisen an Flutrisiken. Es braucht unterschiedliche Flutpläne für verschiedene Szenarien“, meint sie.

 

Trotzdem sieht Cloke auch die Bürgerinnen und Bürger in der Eigenverantwortung. Um Notfallpläne, Nahrungsreserven und medizinische Vorräte müsse sich immer noch jeder Einzelne kümmern.

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Deutschland wurde vor Hochwasser gewarnt – hat der Katastrophenschutz der Behörden versagt?

Von Marco Fieber

Aktualisiert am 19. Juli 2021, 15:56 Uhr

https://home.1und1.de/magazine/politik/katastrophenschutz-versagt-deutschland-gemeinden-flut-gewarnt-36006266

Das Hochwasser in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz ist die verheerendste Flutkatastrophe in Deutschland seit über 50 Jahren.

Allerdings gab es bereits Tage vorher Warnungen, die die deutschen Behörden auch wahrnahmen.

Hat der Katastrophenschutz in Deutschland angesichts von über 160 Todesopfern versagt? 

Die Flutwelle brach in der Nacht über Altenahr herein. Am vergangenen Mittwoch stieg der Pegel in der rheinland-pfälzischen Gemeinde unentwegt an, das Flüsschen Ahr verwandelte sich binnen weniger Stunden in einen reißenden Strom: Von einem Meter um 12:00 Uhr mittags kletterte der Wasserstand laut Daten des Landesamts für Umwelt Rheinland-Pfalz auf zwei Meter um 18 Uhr und schließlich knapp vier Meter um Mitternacht. Das Hochwasser erreichte schließlich am frühen Donnerstagmorgen mit über 5,70 Metern seinen Höchststand – normal sind 0,5 Meter.

 

Die Wassermassen hinterließen im gesamten Ahrtal ein Trümmerfeld, sie zerstörten die Infrastruktur in einer Vielzahl von Orten. Etliche Straßen in der Region sind weiterhin gesperrt oder nicht befahrbar, es gibt weder fließend Wasser noch Strom und Telefonempfang.

 

Allein im Landkreis Ahrweiler sind 117 Menschen gestorben und mindestens 749 Menschen verletzt worden, wie eine Polizeisprecherin am Montag in Koblenz mitteilte. Damit ist das aktuelle Hochwasser, das auch in Teilen von Nordrhein-Westfalen großen Schaden anrichtete, mit insgesamt 163 Todesopfern das verheerendste in der Bundesrepublik seit der Hamburger Sturmflut von 1962. Damals kamen 340 Menschen zu Tode.

 

Die hohe Zahl von Opfern ist umso erstaunlicher, als ab 2002, nach Hochwassern an Elbe und Donau, ein europaweites Frühwarnsystem entwickelt wurde, das die Zeit für Vorbereitungsmaßnahmen und Evakuierungen vergrößern soll. Das funktionierte auch, denn deutsche Behörden erreichten bereits Tage vor der Katastrophe Hinweise über die bevorstehende Flut. Doch die Meldungen liefen wohl ins Leere. Hat der Katastrophenschutz in Deutschland beim jüngsten Hochwasser versagt?

Unwetter in Westdeutschland: Erste Flutwarnungen bereits am 9. Juli

Womöglich haben die Behörden Warnungen ignoriert oder die Gefahr unterschätzt. "Schon mehrere Tage vorher konnte man sehen, was bevorsteht", sagte die britische Hydrologie-Professorin Hannah Cloke von der Universität Reading dem ZDF. Ihr zufolge hätte das Europäische Hochwasserwarnsystem EFAS alle notwendigen Warnmeldungen verschickt, diese seien aber offenbar wegen einer unterbrochenen Meldekette nicht bei den Menschen angekommen.

 

Zumindest nicht bei allen: Denn in Hagen zum Beispiel wurde am Mittwochmorgen der bestehende Hochwasserschutz erweitert. Und im niederländischen Limburg begann man am gleichen Tag mit Evakuierungen.

 

Das EFAS selbst erklärte am Freitag, dass Hochwasservorhersagen bereits am 9. und 10. Juli eine "hohe" Wahrscheinlichkeit für Überflutungen im Rheingebiet angezeigt hätten. Vom 10. bis zum 14. Juli – also einen Tag vor dem Anstieg der Pegel – hat das EFAS laut eigener Aussage "mehr als 25 Warnungen für bestimmte Regionen des Rhein- und Maas-Einzugsgebietes an die zuständigen nationalen Behörden in Deutschland und Belgien verschickt.

 

Tatsächlich machte der EU-Notfall-Dienst Copernicus am Dienstagabend auf seinem Twitterkanal vor einer "Flut in Westdeutschland" aufmerksam. Das Gemeinsame Melde- und Lagezentrum (GMLZ) von Bund und Ländern selbst hatte Copernicus an dem Tag um 17:11 Uhr ausgelöst, um "starke Regenfälle" in Rheinland-Pfalz zu monitoren. Die deutschen Behörden rechneten mit einem "schweren Hochwasserereignis entlang der Mosel" in den darauffolgenden Tagen, sie ließen aber auch andere Flüsse – darunter auch die Ahr – durch den Dienst beobachten. Das heißt: Katastrophenschützer im Land wussten Bescheid.

NRW-Innenministerium: "Ein solches Ereignis war abzusehen"

Die britische "Sunday Times" berichtete am Sonntag, dass Wissenschaftler die deutschen Behörden mindestens 24 Stunden vorher mit – im Nachhinein erschreckend präzisen – Vorhersagen vor "extremen" Fluten unter anderem an der Ahr gewarnt hätten.

 

Tatsächlich waren die Behörden alles andere als unvorbereitet: Auf Anfrage der "Bild" erklärte die nordrhein-westfälische Landesregierung, dass sich die "amtlichen Warnungen vor extremem Unwetter" am Montagmorgen "konkretisierten". Einen Tag später habe man eine Landeslage eingerichtet, "da ein solches Ereignis abzusehen war". Das Innenministerium betonte zugleich, dass konkrete Vorbereitungen im Ermessen der Kreise und kreisfreien Städte lägen.

 

Hydrologin Cloke war selbst am Aufbau von EFAS beteiligt. Sie betont, Sturzfluten wie im Ahrtal seien nur sehr schwierig vorherzusagen. Dennoch habe es genug Vorlauf gegeben, um Evakuierungen zu planen. "Im Jahr 2021 sollten wir nicht so viele Todesopfer zu beklagen haben." Dass Menschen nicht evakuiert wurden oder die Warnungen nicht erhalten haben, lege nahe, "dass etwas schiefgegangen ist", sagte die Wissenschaftlerin der "Sunday Times".

 

Gemeinde-genaue Vorhersagen über Starkregen

Auch der Meteorologe Marcus Beyer vom Deutschen Wetterdienst (DWD) zeigt sich verwundert über das schleppende Vorgehen im Vorfeld des Desasters. "Das Ausmaß der Niederschläge wurde von den Modellen Tage im Voraus gut erfasst. Am Montagmorgen (drei Tage im Voraus) wurden erste Vorwarnungen ausgesprochen", schreibt Beyer auf Twitter.

 

Tief "Bernd" hat dem Westen Deutschlands mit Starkregen eine Jahrhundertflut beschert. Wenige Tage später hat es auch Teile Bayerns und Österreichs erwischt. Die Auswirkungen auf die betroffenen Orte sind verheerend.

Ein DWD-Sprecher sagte dem ZDF, dass man Gemeinde-genau mit genug zeitlichem Vorlauf vor Regenmengen von bis zu 200 Litern pro Quadratmeter gewarnt habe.

 

Der Landkreis Ahrweiler rief allerdings erst Mittwochnacht kurz nach 23:00 Uhr den Katastrophenfall aus. Zugleich wurde in einigen Orten begonnen, alle Gebäude in einem Umkreis von 50 Metern rechts und links der Ahr zu evakuieren – was aber bei weitem nicht ausreichte.

 

Ein Problem könnte Experten zufolge neben geringem Gefahrenbewusstsein vieler Bürger bei starkem Regen auch die verwendeten Technologien bei Katastrophenfällen in Deutschland sein: Sirenen wurden in den vergangenen Jahrzehnten landesweit sukzessive abgebaut, die Warn-Apps auf den Smartphones funktionieren offenbar noch immer nicht störungsfrei. So geriet etwa der erste bundesweite Warntag im vergangenen September zum Reinfall, die Probealarme auf den Handys funktionieren nicht.

 

FDP wirft Innenminister Seehofer "erhebliches Systemversagen" vor

FDP-Bundestagsfraktionsvize Michael Theurer sieht nun schwere Versäumnisse beim Bevölkerungsschutz. "Die rechtzeitigen Warnungen der Meteorologen sind weder von den Behörden noch vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk hinreichend an die Bürgerinnen und Bürger kommuniziert worden", sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

 

"Es bietet sich das Bild eines erheblichen Systemversagens, für das der Bundesinnenminister Horst Seehofer unmittelbar die persönliche Verantwortung trägt", sagte Theurer. Die FDP-Fraktion beantragte eine kurzfristige Sondersitzung des Innenausschusses. Seehofer müsse darlegen, was die Bundesregierung wann genau wusste – und was unternommen wurde, um den Katastrophenschutz sicherzustellen.

 

BBK-Leiter verteidigt Katastrophenschutz nach Flutkatastrophe

Der Leiter des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), Armin Schuster, verteidigte hingegen den Katastrophenschutz gegen Kritik. "Unsere Warninfrastruktur hat geklappt im Bund", betonte Schuster am Sonntagabend im ZDF-"Heute Journal". "Der Deutsche Wetterdienst hat relativ gut gewarnt." Das Problem sei, dass man oft eine halbe Stunde vorher noch nicht sagen könne, welchen Ort es mit welcher Regenmenge treffen werde.

 

Klar ist aber, dass nur ein Teil der Bevölkerung mit Sirenengeheul alarmiert wurde. Schuster wies darauf hin, dass der Bund den Ländern mit einem 90-Millionen-Euro-Programm beim Aufbau und der Ertüchtigung von Sirenen helfen will.

 

Bislang gibt es allerdings noch nicht einmal einen bundesweiten Überblick, wo wie viele Sirenen stehen. 

Verwendete Quellen: 

Meldungen der Deutschen Presse-Agentur und des Landkreises Ahrweiler

Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz: "Übersicht des Pegels Altenahr"

ZDF: "Warum gab es trotz Vorwarnung über 100 Tote?"

The Sunday Times: "Germany 'failed' to act on flood alerts'"

Copernicus Emergency Management Service: "The Copernicus Emergency Management Service forecasts, warns, and monitors devastating floods in Germany, Netherlands, Belgium and Switzerland"

Twitteraccounts des Copernicus Emergency Management Service und von Marcus Beyer

Bild: "'Ein solches Ereignis war abzusehen'"

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WELT

„Monumentales“ System-Versagen – Expertin macht Behörden schwere Vorwürfe

 

Eine britische Wissenschaftlerin hat den deutschen Behörden „monumentales“ System-Versagen bezüglich der Flutkatastrophe vorgeworfen. Klare Hinweise, die im Rahmen des europäischen Frühwarnsystems EFAS bereits vier Tage vor den ersten Überschwemmungen herausgegeben wurden, seien offenbar nicht bei der Bevölkerung angekommen, sagte Hannah Cloke von der Universität Reading der „Times“.

 

Horst Seehofer und NRW-Ministerpräsident Armin Laschet besuchten die vom Hochwasser bedrohte Steinbachtalsperre. Sie wollten sich ein Bild von der Lage machen und mit Einsatzkräften vom THW und der Bundespolizei sprechen. Sehen Sie hier die anschließende Pressekonferenz. Quelle: WELT© WELT Horst Seehofer und NRW-Ministerpräsident Armin Laschet besuchten die vom Hochwasser bedrohte Steinbachtalsperre. Sie wollten sich ein Bild von der Lage machen und mit Einsatzkräften vom THW und der Bundespolizei sprechen. Sehen Sie hier die anschließende Pressekonferenz. Quelle: WELT

Die Forscherin war am Aufbau von EFAS (European Flood Awareness System) beteiligt, das nach den verheerenden Überschwemmungen an Elbe und Donau im Jahr 2002 gegründet wurde. Mithilfe meteorologischer und hydrologischer Daten sowie anhand von Computer-Modellen werden dabei Überschwemmungen und Sturzfluten vorhergesagt. Ziel ist es, Zeit zu gewinnen, um die Bevölkerung besser zu schützen.

 

Dem Klimawandeldienst Copernicus zufolge wurde bereits am 10. Juli eine erste Warnung an die relevanten nationalen Behörden gegeben. Bis zum 14. Juli wurden demnach mehr als 25 weitere Warnungen mit fortlaufend aktualisierten Vorhersagen für spezifische Regionen des Rheins und der Maas herausgegeben.

 

Obwohl die genaue Vorhersage einzelner Überschwemmungsgebiete schwierig gewesen sei, hätte es „sicherlich Zeit“ geben müssen, um größere Gemeinden mit Warnungen und Evakuierungen vorzubereiten, sagte die Forscherin. Das Ergebnis zeige, dass viel schief gegangen sei. „Die Menschen hätten Warnungen erhalten sollen, sie hätten die Warnungen verstehen sollen“, kritisierte Cloke und fügte hinzu: „Es hat keinen Sinn, mit gigantischen Computer-Modellen vorherzusagen, was geschehen wird, wenn die Leute nicht wissen, wie sie sich bei einer Überschwemmung verhalten müssen.“

 

FDP und Linke greifen Seehofer an

Auch die FDP hatte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) angesichts der Hochwasserfolgen schwere Versäumnisse beim Bevölkerungsschutz vorgeworfen. „Die rechtzeitigen Warnungen der Meteorologen sind weder von den Behörden noch vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk hinreichend an die Bürgerinnen und Bürger kommuniziert worden“, sagte Fraktionsvize Michael Theurer der Deutschen Presse-Agentur. „Es bietet sich das Bild eines erheblichen Systemversagens, für das der Bundesinnenminister Seehofer unmittelbar die persönliche Verantwortung trägt.“

 

Seit Jahren lägen Reformvorschläge der FDP auf dem Tisch, sagte derweil Theurer, doch passiert sei nichts. Das gefährde Menschenleben. „Ich fordere, die Heimatabteilung im Innenministerium unverzüglich aufzulösen und die frei werdenden Stellen neben der Digitalisierung für den Bevölkerungsschutz zu verwenden“, sagte Theurer. Als Erstes sollte die Broschüre „Ratgeber für Notfallvorsorge und richtiges Handeln in Notsituationen“ des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe an alle Haushalte versandt werden. „Das Innenministerium muss dafür die Mittel aufbringen.“

 

Auch die Linke forderte Konsequenzen. Entweder habe die Regierung die Warnung nicht ernst genommen, oder sie sei nicht mit dem nötigen Nachdruck an die zuständigen Behörden weitergeleitet worden, sagte Parteichefin Susanne Hennig-Wellsow. „Beides wäre unverzeihlich und ein gravierender politischer Fehler. Und der wiegt angesichts der Ausmaße der Katastrophe so schwer, dass ein Rücktritt des zuständigen Ministers mehr als angemessen ist.“

 

SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach forderte, Konsequenzen aus den Erfahrungen bei der Flutkatastrophe zu ziehen. „Beim Katastrophenschutz sind wir genauso schlecht vorbereitet wie beim Pandemieschutz“, sagte Lauterbach der Düsseldorfer „Rheinischen Post“. „Wir müssen uns jetzt darauf einstellen und vorbereiten, dass es in Zukunft mehr Naturkatastrophen geben wird und auch regelmäßig Pandemien. Die Infrastruktur dafür muss geschaffen und ausgebaut werden, der Katastrophenschutz hat hier eine zentrale Bedeutung.“

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Experte: DWD gab Montag erste Warninformation heraus

 dpa 

Im Fall der schweren Unwetter in der vergangenen Woche im Westen Deutschlands haben die Rechenmodelle des Deutschen Wetterdiensts (DWD) bereits am Montag klare Hinweise gegeben. «Wir haben am Montag die Vorabinfo herausgeben können, in der schon stand, dass bis zu 200 Liter (Niederschlag pro Quadratmeter) erwartet werden», sagte Franz-Josef Molé, der Leiter der Vorhersage- und Beratungszentrale des Deutschen Wetterdienstes (DWD), der Deutschen Presse-Agentur. «Früher ging es eigentlich nicht.»

 

Die Mosel ist über die Ufer getreten und hat einen Teil der Innenstadt geflutet.© Sebastian Schmitt/dpa/Archivbild Die Mosel ist über die Ufer getreten und hat einen Teil der Innenstadt geflutet.

Die Vorhersageexperten arbeiteten mit etwa 100 verschiedenen Simulationen ihrer unterschiedlichen Rechenmodelle - «und die haben im Prinzip mehrheitlich ziemlich sicher auf den Westen Deutschlands gezielt für den Zeitraum Nacht von Mittwoch auf Donnerstag.»

 

 

Das ist insofern ungewöhnlich, da präzise Warnungen bei Unwettern mit Extremregen in der Regel ausgesprochen schwierig sind: Meist handelt es sich um kleinräumige und sehr dynamische Ereignisse. «Da kann innerhalb einer halben Stunde ein ganz anderer Bereich betroffen sein als in den Modellen gezeigt - das macht das Ganze so schwierig», sagte Molé.

 

In Fall des Unwetters in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag hätten die DWD-Experten bereits am Montag «schon eine große Region markiert und auch diese extremen Mengen reingeschrieben», betonte Molé. «Wir haben nicht nur vor Starkregen gewarnt, sondern vor Dauerregen. Normalerweise ist den Wasserverbänden klar, dass das die schlimmste Lage ist, die man im Sommer haben kann - Starkregenfälle eingebettet in ein Dauerregengebiet.»

 

Konnte jemand ahnen, wie schlimm die Unwetter die betroffenen Regionen tatsächlich treffen würden? «In dem Fall waren die Niederschlagsmengen so exorbitant hoch, dass die Orte eigentlich gar nicht hätten geschützt werden können», meinte Molé.

 

Mit immer besseren Computermodellen und Datenmengen hat sich nach DWD-Angaben schon viel getan, um Vorhersagen noch präziser zu machen. Dass es bei gleicher Wetterlage mit einem Tiefdruckgebiet aus dem Mittelmeerraum erneut zu einer ähnlich bedrohlichen Unwetterlage kommen kann, konnte Molé nicht ausschließen. «Die Luftmasse ist insgesamt wärmer als noch vor Jahrzehnten - und wärmere Luft kann mehr Feuchte aufnehmen», sagte er. «Und wenn bei so einer Wetterlage warme Luft vom Mittelmeer herangetragen wird, dann regnet es auch stärker.»


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The German Weather Service, a federal government agency, issues flood warnings that are then passed on to authorities and the media. ... They didn't act to warn the population in the affected areas until Wednesday evening, when the flooding had already started, opposition politicians said.


Germany’s Opposition Politicians Blame Government for Ignoring Flood Warnings

Several alerts were issued in the days before last week’s deadly floods, but few communities took protective measures

 

By Bojan Pancevski, WSJ

July 19, 2021 7:28 am ET

BERLIN—Some opposition politicians on Monday accused Angela Merkel’s government of failing to heed meteorologists’ warnings ahead of last week’s deadly flood, sparking the first debate about the political responsibility for the high human toll.

 

More than 160 people died and around 1,000 have so far been hospitalized following the disaster that hit the country last Wednesday and Thursday. Officials say those numbers could increase as rescuers keep combing through destroyed homes.

 

International and German meteorologists issued precise flood warnings for the Western part of the country last Monday, yet the disaster took many affected communities by surprise, contributing to the high number of casualties as victims were trapped by the floodwaters in their homes during the night.

 

Politicians from the center-right Free Democrats, the Greens and the Left Party said Ms. Merkel’s government had to act on these warnings, with some calling for Interior Minister Horst Seehofer, who oversees disaster management, to resign.

“This was a grave systemic failure: We must openly talk about the failures of government and what needs to be immediately improved to prevent this from repeating,” said Michael Theurer, a lawmaker in the Free Democratic Party who focuses on disaster management policy in parliament.

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The Times

 

Germany knew the floods were coming, but the warnings didn’t work

Weather scientists say a ‘monumental failure of the system’ is directly to blame for the death and devastation triggered by a month’s worth of rain that fell in two days this week

Sunday July 18 2021, 3.30pm BST, The Sunday Times

The first signs of catastrophe were detected nine days ago by a satellite orbiting 500 miles above the tranquil hills around the Rhine river.

 

Over the next few days a team of scientists sent the German authorities a series of forecasts so accurate that they now read like a macabre prophecy: the Rhineland was about to be hit by “extreme” flooding, particularly along the Erft and Ahr rivers, and in towns such as Hagen and Altena.

 

Yet despite at least 24 hours’ warning that predicted, almost precisely, which districts would be worst afflicted when the rains came, the flood still caught many of its victims largely unawares.

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Germany questions warning system after deadly floods

 

Issued on: 18/07/2021 - 18:58

www.france24.com

 

As Germany mourns more than 150 people who died in floods and begins a mammoth clean-up task, questions are mounting about whether the country's weather warning system failed to keep citizens safe.

 

Although meteorological services had forecast torrential rain and flash floods for western Germany last week, many residents said they were caught off-guard by rapidly rising waters that destroyed roads, bridges and homes.

 

"We shouldn't be mourning this many fatalities in 2021," Hannah Cloke, a professor of hydrology at Reading University, told German broadcaster ZDF.

 

There had been "breaks in the warning chain" somewhere along the way, she said, and messages to evacuate or shelter in place on higher floors did not get through to enough people.

 

Under Germany's federal system, it is up to the 16 regional states to organise responses to flood alerts and coordinate efforts with the civil protection office and the fire brigade.

 

Many local authorities use sirens, loudspeaker announcements or radio and TV bulletins to warn residents of acute danger or issue evacuation orders.

 

There are also smartphone apps to keep users up to date on extreme weather in their area.

 

But Bild newspaper condemned the "failure" to take early action in the battered states of Rhineland-Palatinate and North-Rhine Westphalia.

 

"The sirens stayed quiet in plenty of places, very few alerts were issued," it wrote, labelling the deadly flooding that followed "a disaster for civil protection, one of the state's most essential jobs".

 

- 'Too late' -

 

Gregor Degen, a baker in the town of Bad Neuenahr-Ahrweiler in Rhineland-Palatinate, where the swollen Ahr river did some of the biggest damage, was among those caught by surprise last Wednesday evening.

 

"We'd heard weather reports of heavy rainfall and seen the odd picture of a flooded street in the region, but no one could imagine anything like this," he told AFP.

 

"I saw a short alert but by then it was too late," he said, recalling water quickly rising to a level of 2.5 metres (eight feet) in his home. "There was nothing you could do."

 

Malu Dreyer, the state premier of Rhineland-Palatinate, surveyed the devastation in the nearby town of Schuld on Sunday and insisted that communities had heeded the weather warnings and "had all activated their flood defence systems", including sirens in certain areas.

 

But she acknowledged that downed power lines and mobile phone outages had complicated efforts to reach everyone.

 

Gerd Landsberg, head of the German Association of Towns and Municipalities, called for an overhaul of the early warning system.

 

"People had the impression that it was just heavy rain, the dramatic scale of it was not clearly communicated," he told the Funke newspaper group.

 

He called for more staff and more competencies for the Federal Office for Civil Protection and Disaster Assistance (BKK), and said the siren system should be used more widely so people can receive messages even when the electricity is out.

 

Minister for Research Anja Karliczek said Germany must prepare better for natural disasters, expected to become more frequent because of climate change.

 

"One of the lessons of this catastrophe in western Germany is that we must improve our research into these extreme weather episodes in the next few years," she said.

 

Chancellor Angela Merkel, who visited the flood zone in Rhineland-Palatinate on Sunday, said lessons should be learnt but cautioned against overly high expectations.

 

"Of course we ask ourselves what can be done better?" she said. "But in some situations things happen so quickly that you can't fully escape the force of nature."

 

© 2021 AFP

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Germany takes heat for ignoring flood warning as death toll hits 190

BY AGENCIES

JUL 19, 2021 1:09 PM GMT+3

A resident walks in a muddy street full of debris and destroyed furniture after devastating floods in the city of Dernau, western Germany, on July 18, 2021. (AFP Photo)

German authorities came under fire on Monday after reports revealed that they had been warned about the floods days before they hit the country’s western regions last week.

 


Germany’s best-selling daily Bild has blamed politicians, local authorities and public broadcasters for issuing warnings too late although the European Flood Awareness System (EFAS) earlier alerted authorities about possible extreme floods in these regions.

 


"There had been warnings for days, but people were not informed properly,” the daily said in an editorial, and argued that the political debate should now focus on the failure of politicians and governments instead of climate change. 
Bild also slammed regional public broadcasters WDR and SWR for not interrupting their program schedules last week and for failing to inform people about what was about to happen until it was too late.

 


"Neither the state, nor WDR and SWR cared. They did not deliver although they are funded by high taxes for this,” the daily said, according to remarks carried by Anadolu Agency (AA).

 

German officials are defending the flooding measures in place that faced the raging torrents and caught many people by surprise, leaving over 190 people dead in Western Europe.

 


The German weather service DWD confirmed that meteorologists predicted extreme rain days before it hit these regions and had warned local authorities.

 


"Why did so many people die? Warnings were issued days in advance,” Marcus Beyer, a DWD forecaster also said on Twitter, adding that the scale of the incoming precipitation was well captured by the models, and the first preliminary warnings were issued three days ahead.

 

Efforts to find more victims and clean up the mess left behind by the floods across a swath of western Germany, eastern Belgium and the Netherlands continued on Monday as floodwaters receded.

 

So far, 117 people have been confirmed dead in the worst-affected German region, Rhineland-Palatinate; 46 in the neighboring state of North Rhine-Westphalia; and at least one in Bavaria, parts of which saw heavy rain and flooding over the weekend. At least 31 people died in Belgium.

 

The downpours that led to usually small rivers swelling at vast speed in the middle of last week had been forecast, but warnings of potentially catastrophic damage didn't appear to have found their way to many people on the ground – often in the middle of the night.

 

"As soon as we have provided the immediate aid that stands at the forefront now, we will have to look at whether there were things that didn't go well, whether there were things that went wrong, and then they have to be corrected,” Economy Minister Peter Altmaier told the Bild newspaper. "That isn't about finger-pointing – it's about improvements for the future.”

 

The head of Germany's civil protection agency said that the country's weather service had "forecast relatively well" and that the country was well-prepared for flooding on its major rivers. But, Armin Schuster told ZDF television late Sunday, "half an hour before, it is often not possible to say what place will be hit with what quantity” of water. According to The Associated Press (AP), he said that 150 warning notices had been sent out via apps and media. Schuster said he couldn't yet say where sirens sounded and where they didn't – "we will have to investigate that.”

 

Officials in Germany's Rhineland-Palatinate state said they were well-prepared for flooding and municipalities had been alerted and acted. But the state's interior minister, Roger Lewentz, said after visiting the hard-hit village of Schuld with Chancellor Angela Merkel on Sunday that "we of course had the problem that the technical infrastructure – electricity and so on – was destroyed in one go.”

 

Local authorities "tried very quickly to react," he said. "But this was an explosion of the water in moments... You can have the very best preparations and warning situations (but) if warning equipment is destroyed and carried away with buildings, then that is a very difficult situation.”

 

Cellphone networks also were knocked out by the flooding. There were already broader questions about Germany's emergency warning system after a nationwide test last September, the first in 30 years, largely failed. Sirens didn't sound in many places, or had been removed after the end of the Cold War, and push alerts from the national warning app arrived late or not all.

 

Schuster, the head of the civil protection agency, noted that a program to reform civil protection was launched earlier this year, including a drive to encourage local authorities to install more sirens. Germany doesn't have a text messaging system for disaster warnings, but Schuster told Deutschlandfunk radio it is exploring the possibility.

 

As local communities contemplate the huge task of rebuilding smashed homes and infrastructure such as the water system, Chancellor Angela Merkel's Cabinet is set to draw up a package of immediate and medium-term financial aid on Wednesday. Asked on Sunday whether there should be obligatory insurance for people living in high-risk areas, Merkel sounded skeptical, arguing that it could "overload the economic capacity” of companies and individuals. Rhineland-Palatinate's governor, Malu Dreyer, favors the idea.

 

"Obligatory insurance could lead to very high premiums and they aren't affordable,” Merkel said.

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