Hitzewelle in Europa 2003

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Meteorologische Situation

Verursacht wurde die Hitzewelle durch eine ausgeprĂ€gte Omegalage. Besonders betroffen von der Hitzewelle waren die sĂŒdlicheren LĂ€nder Europas; vor allem NorditalienSpanien und Portugal litten darunter, außerdem die maghrebinischeMittelmeerkĂŒste. Im Alentejo im SĂŒden Portugals erreichte die Temperatur am 1. August einen historischen Höchststand von 47,3 Â°C.
In Frankreich verzeichnete man die höchsten Temperaturen und die lĂ€ngste Dauer einer Hitzewelle seit mindestens 1950. Nach Angaben von MĂ©tĂ©o-France maßen zwei Drittel der französischen Wetterstationen Temperaturen ĂŒber 35 Â°C.[5] In 15 % der StĂ€dte wurden Temperaturen von ĂŒber 40 Â°C verzeichnet. Die Bretagne erlebte mit ĂŒber 40 Â°C ihren Hitzerekord. In Paris wurden 39 Â°C ĂŒberschritten. Dort wurden die sommerlichen mittleren Temperaturhöchstwerte der Jahre 1922 und 1976 ĂŒberboten. Der nĂ€chtliche Hitzerekord seit den ersten Aufzeichnungen, die im Jahr 1873 beginnen, wurde mit 25,5 Â°C in Paris in der Nacht vom 10. auf den 11. August verzeichnet.
Von den nördlicheren LĂ€ndern waren die Schweiz, der Westen und SĂŒden Deutschlands und in Großbritannien der SĂŒden betroffen. Man verzeichnete hier Temperaturrekorde von 37,9 Â°C am Flughafen Heathrow in England und 32 Â°C in DĂ€nemark. In der Schweiz wurde mit 41,5 Â°C in Grono im Kanton GraubĂŒnden zum ersten Mal Temperaturen von ĂŒber 40 Â°C gemessen. FĂŒr Deutschland stellte der August 2003 den Rekord des Jahres 1807 ein mit 4,2 Â°C ĂŒber dem Mittel.[6]
Hingegen war beispielsweise in Belgien bis auf den SĂŒden die IntensitĂ€t dieses PhĂ€nomens weniger stark. Auch in Luxemburg konnte die staatliche Ackerbauverwaltung mit ihrem Messnetz von Wetterstationen Temperaturen ĂŒber 40 Â°C messen. In Oberkorn an der luxemburgisch-französischen Grenze wurde der bisherige Temperaturrekord fĂŒr Luxemburg mit 40,3 Â°C am 8. August 2003 erreicht.[7] Im Norden des Großherzogtums stiegen die Temperaturen allerdings kaum ĂŒber 37 Â°C. Die Gebiete östlich der Alpen waren von der Hitze ebenfalls weniger schwer betroffen (wohl aber von der Trockenheit), in der SĂŒdsteiermark wurden aber auch immerhin 38,5 Â°C Mitte August in Leibnitz gemessen. Auch war der Monat August dort mit einer Durchschnittstemperatur von 23,6 Â°C rekordverdĂ€chtig mit ĂŒber 300 Sonnenstunden im August, das sind um fast 80 mehr als im Monatsmittel, und mehr als 45,23 Tropentagen im Laufe des Sommers.[8]
Die Hitzewelle wurde von weniger ungewöhnlichen meteorologischen Ereignissen begleitet, die aber die Folgen intensivierten.
  • Der Hitzewelle gingen ein FrĂŒhling und Sommeranfang mit spĂŒrbarer Trockenheit voraus. Speziell in Frankreich litten die meisten DĂ©partements an gravierendem Wassermangel. So lagen die gemessenen NiederschlĂ€ge von Februar bis August ĂŒberall unter dem Normalniveau. Vor allem im Osten und auf Korsika ĂŒberschritt das Niederschlagsdefizit die 50-%-Marke. Auch in Ostösterreich, der SlowakeiSlowenien und Westungarn kam es durch die DĂŒrre zu schweren Ernteverlusten – fĂŒr 2003 ist etwa in Ostösterreich „ein eklatantes Niederschlagsdefizit“ mit Jahressummen um 350 mm Niederschlag zu verzeichnen.[9]
  • Zudem zeichnete sich die erste AugusthĂ€lfte, speziell der 11. und 12. August, durch sehr schwache Luftbewegungen aus. Das verhinderte die Durchmischung der Luft, so dass die Spitzen der zu dieser Jahreszeit ohnehin hohen Ozonwerte hochgetrieben wurden.[10] Dazu kam ein starker Anstieg der Stickoxide.

Karte der lokalen Temperatur­anomalie Sommer 2003 zu 1971–2000.
Insgesamt war der ganze Sommer 2003 (Juni, Juli, August) ein Rekordsommer mit Mitteltemperaturen von ĂŒber 4 Â°C ĂŒber dem Mittel von 1961 bis 1990 fĂŒr das DreilĂ€ndereck Ostfrankreich–Schweiz–SĂŒddeutschland, 3 Â°C von Katalonien bis Serbien und Mitteldeutschland bis Sardinien und ĂŒber 2 Â°C fĂŒr ganz Europa einschließlich Island sowie Nordalgerien, mit Ausnahme Russlands, Finnlands, Portugals und Mittelschwedens.[11]

Zur JĂ€hrlichkeit des Ereignisses[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Laut MĂ©tĂ©o-France â€žĂŒbertreffen diese Hundstage bei weitem alles, was seit 1873 bekannt war, und zwar in Bezug auf IntensitĂ€t und LĂ€nge wie auch auf das hohe Niveau der Temperaturen, was den kleinsten, mittleren und höchsten Wert anbelangt“.[12]
Selbst unter den Bedingungen einer sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts erwĂ€rmenden Erde wurde die Hitzewelle als statistisch gesehen extrem unwahrscheinliches Ereignis eingeschĂ€tzt. Eine Studie der UniversitĂ€t Frankfurt[13] spricht – fĂŒr Deutschland – von einer JĂ€hrlichkeit von 450, eine weitere[1] von „mindestens 500 Jahren“ – ĂŒber den August des bis Weihnachten abnorm heißen Jahres 1540 im Speziellen ist wenig bekannt. Eine andere Studie[14] ermittelte ein Auftreten ein Mal in 46.450 Jahren (obwohl die Unsicherheit dieser AbschĂ€tzung sehr groß ist und die untere Schwelle des statistischen 90-%-Intervalls mit „nur“ 9000 Jahren angegeben wird). TatsĂ€chlich relativieren sich solche Angaben, schon im Sommer 2015 trat ein Ă€hnlich intensiver, aber weitaus lĂ€nger andauernder und ausgedehnterer Hitzesommer ein, der Sommer 2018 wies erneut Ă€hnliche Charakteristika auf.
Nachfolgend durchgefĂŒhrte Untersuchungen zur Frage, ob die Hitzewelle bereits eine mögliche Folge der globalen ErwĂ€rmung sei, kamen zu dem Ergebnis, dass der menschliche Einfluss auf das Klima das Risiko eines solchen Ereignisses erhöht.[15] Der Zusammenhang der IntensitĂ€t des Hitzeereignisses mit dem Klimawandel gilt inzwischen als Stand der Forschung.

Folgen der Hitzewelle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die AbschĂ€tzung der hitzebedingten Ăœbersterblichkeit, also der Zahl von Hitzetoten â€“ nicht der von Opfern einer DĂŒrrekatastrophe oder von Brandfolgen einer DĂŒrre â€“ ist ein in der Untersuchung von Elementarereignissen relativ neuer Aspekt. Allgemein geht man davon aus, dass â€“ zumindest in den mittleren Breiten der ersten Welt â€“ die MortalitĂ€t bei Tageshöchsttemperaturen von ĂŒber 35 Grad Celsius signifikant zunimmt.[16] Die SchĂ€tzungen der Gesamtopferzahl wurden im Laufe der an die Ausnahmeerscheinung anschließenden Forschung deutlich erhöht.[17][18]

Europa gesamt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine von Jean-Marie Robine, dem Direktor des französischen Forschungsinstituts Inserm, koordinierte Studie[3] wurde im FrĂŒhjahr 2007 mit der Kernaussage abgeschlossen, dass die Hitzewelle 2003 in Europa insgesamt 70.000 Menschen das Leben gekostet hat. Die MĂŒnchener RĂŒckversicherungs-Gesellschaft sprach 2003 von 23.000 direkten Opfern, namentlich in Frankreich 14.800, Italien 4.000, Deutschland 3.500, Spanien 2.000, Portugal 1.300, Großbritannien 900, Niederlande 500.[19] â€“ die VerhĂ€ltnisse dĂŒrften fĂŒr die neuere Studie analog gelten. Das Rote Kreuz gab 2004 noch bis zu 35.000 Todesopfer an.[20]
Mit diesen neueren Zahlen wird die Hitzewelle des Hochs Michaela weltweit in den letzten 50 Jahren[21] nur von dem Tsunami 2004, den Sturm- und Flutkatastrophen 1970 und 1991 in Bangladesch und 2008 in Myanmar sowie den Erdbeben 19762008 in China und Pakistan 2008 und Haiti 2010 ĂŒbertroffen. In Europa ist sie nach dem Messina-Erdbeben 1908 (mit etwa 83.000 Toten) die zweitschwerste Naturkatastrophe der letzten 100 Jahre und bei weitem das bisher schlimmste bekannte Wetterereignis â€“ als Einzelereignis, abgesehen von durch JahresverhĂ€ltnisse ausgelösten Hungersnöten oder Ereignissen, in denen das Wetter nur Kofaktor war.

Deutschland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]


Vertrocknete Vegetation um das KurfĂŒrstliche Schloss in Koblenz
Auch in Deutschland war die Situation gefĂ€hrlich. WaldbrĂ€nde brachen aus und die Temperaturen stiegen erstmals seit 1983 wieder auf ĂŒber 40 Grad Celsius.[22] Der deutsche Hitzerekord wurde am 8. August 2003 in Perl-Nennig mit 40,3 Â°C gebrochen.[23]
Am 13. August wurden in Freiburg im BreisgauMannheimKarlsruhe sowie in March 40,2 Â°C gemessen.[24][25]
In Deutschland starben an den Folgen der Hitzewelle etwa 3.500 Menschen, insbesondere geschwĂ€chte Personen wie Kranke und Senioren. Anders als zunĂ€chst vermutet, waren fĂŒr die hohe MortalitĂ€tsrate nicht Herzinfarkte oder Kreislaufstillstand die Ursache, sondern Lungenversagen.[26]

Frankreich[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]


Trockengefallener Stausee des Gardon in der NĂ€he von AlĂšs; Mitte August 2003
Die Hitzewelle (Canicule) hat in Frankreich[5] tausende Menschen das Leben gekostet, die meisten davon geschwĂ€chte Personen, also Ältere und Kranke. Am meisten betroffen waren Menschen ĂŒber 75 Jahre. Hier wurde eine Beobachtung bestĂ€tigt, nach der seit etwa 50 Jahren im Sommer tendenziell die Sterblichkeit höher ist, wogegen das frĂŒher im Winter der Fall war.
Der 11. und der 12. August waren aufgrund der Windstille besonders belastend. Die Wirkung der Hitzewelle wurde durch die sehr erhöhten Nachttemperaturen verstĂ€rkt, die fehlende Luftbewegung verursachte einen steilen Anstieg der Stickoxide, die sich bei der Entstehung des Ozons ansammelten. Die Leichenhallen waren sehr schnell voll belegt, da man die Leichen wegen der betrĂ€chtlichen Hitze nicht in ungekĂŒhlten RĂ€umen lagern konnte. Ein gekĂŒhlter Hangar der Halle des Pariser Vororts Rungis, das Logistikzentrum der Transporte fĂŒr den Handel mit Lebensmitteln, wurde zur VerfĂŒgung gestellt und zur grĂ¶ĂŸten Leichenhalle Frankreichs umfunktioniert – Raum fĂŒr weitere 700 Tote.[27]
Am 24. August gab es immer noch 300 Leichen in Paris, fĂŒr die sich keine Angehörigen gemeldet hatten und die in Rungis und in KĂŒhllastern in Ivry-sur-Seine ihrer Beisetzung harrten.
Hatten die Behörden im Juli wegen der drohenden WaldbrĂ€nde mobil gemacht, nahmen sie die menschliche Tragödie, die sich im Zuge der Hitzewelle abspielte, nicht oder zu spĂ€t zur Kenntnis. Von den ĂŒberfĂŒllten Notaufnahmen in den KrankenhĂ€usern kamen die ersten Hilferufe. Als die Hitze nach dem 15. August nachließ, machte man der französischen FĂŒhrung VorwĂŒrfe wegen der Langsamkeit, mit der der Katastrophenplan auf den Weg gebracht worden war. Der Leiter des Gesundheitsministeriums Lucien AbenhaĂŻm trat zurĂŒck. StaatsprĂ€sident Jacques Chirac, dem sein Schweigen von der Opposition der Linken und extremen Rechten ĂŒbelgenommen wurde, gab zwei Wochen nach Ende der Krise, als er aus dem Urlaub zurĂŒckgekommen war, eine ErklĂ€rung ab. Er wies die Verantwortung der Exekutive fĂŒr diese Tragödie zurĂŒck und betonte stattdessen die fehlende SolidaritĂ€t der BĂŒrger. Vor allem klagte er ĂŒber die schwĂ€cher werdende soziale Bindung, besonders gegenĂŒber Ă€lteren Menschen. Dann kĂŒndigte er speziell die ÜberprĂŒfung der FrĂŒhwarnsysteme wie auch der Hilfs- und Notfalldienste an. Medizin und Pflege wiesen gleichermaßen die Vereinfachungen und das Zuschieben der Verantwortung zurĂŒck.
Am 3. September 2003 nahmen Jacques Chirac und der Pariser BĂŒrgermeister Bertrand DelanoĂ« an der Beisetzung der 57 Pariser BĂŒrger auf dem Friedhof von Thiais(DĂ©partement Val-de-Marne) teil, die Anfang August Opfer der extremen Hitze geworden waren und fĂŒr die sich keine Angehörigen gemeldet hatten.
Über die genaue Zahl der TodesfĂ€lle, die unmittelbar auf die große Hitze zurĂŒckzufĂŒhren sind, besteht Uneinigkeit. Die französische Regierung gab zuerst 3.000 TodesfĂ€lle an, dann 5.000. Die Berechnungen der Beerdigungsinstitute wiesen auf 10.400 Tote mehr hin, die vermutlich der Hitzewelle zuzuschreiben waren. Nach einer ersten SchĂ€tzung, die das Aufsichtsamt fĂŒr Gesundheit dem Gesundheitsministerium vorlegte, hatte die Hitzewelle in der ersten AugusthĂ€lfte 11.435 Menschenleben gefordert. Eine am 25. September veröffentlichte Studie[28] wies auf 14.802 TodesfĂ€lle zwischen dem 1. und 20. August hin, eine um 55 % erhöhte Sterblichkeit, was insgesamt 2 Monaten Verlust an Leben fĂŒr die ganze französische Bevölkerung entspricht, wenn man die Zahl der Toten innerhalb eines Jahres betrachtet.
Mehrere Dutzend TodesfĂ€lle sind auch auf WaldbrĂ€nde zurĂŒckzufĂŒhren. Hier mussten bis zum 12. August mindestens 24 Tote beklagt werden.

Portugal[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Situation in Portugal war mit der in Frankreich vergleichbar: Durch die lange Hitzeperiode kamen zwischen Ende Juli und 12. August 1316 Menschen ums Leben, von denen mehr als die HĂ€lfte ĂŒber 75 Jahre alt waren. Allerdings ist dank des rechtzeitigen Einsatzes von Notfallmaßnahmen die Zahl der Toten niedriger geblieben als 1981 mit damals 1900 Toten. Die erhöhte Sterblichkeitsrate im Sommer ist im Jahre 2003 nach Angaben der Weltgesundheitsbehörde gegenĂŒber 1981 stark zurĂŒckgegangen (9 % zum Zeitpunkt 10. September).

Schweiz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Schweiz wurden 975 Todesopfer dem Hitzesommer zugeschrieben.[29]

Spanien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gab 141 Tote im ganzen Land. Temperaturrekorde gab es in Jerez mit 45,1 Â°C, Badajoz mit 45,0 Â°C, Huelva mit 43,4 Â°C, Girona mit 41,2 Â°C, Burgos mit 38,8 Â°C, San SebastiĂĄn mit 38,6 Â°C, Pontevedra mit 38,2 Â°C und Barcelona mit 37,3 Â°C. In anderen StĂ€dten des sĂŒdlichen Spaniens wurden die Rekorde nicht ĂŒbertroffen, obwohl die Temperaturen ĂŒber 40 Â°C lagen wie zum Beispiel in Murcia mit 41,8 Â°C, Toledo mit 42,0 Â°C, Sevilla mit 45,2 Â°C und CĂłrdoba mit 46,2 Â°C. In CĂłrdoba wurde damit auch die höchste Temperatur wĂ€hrend der Hitzewelle in Spanien erreicht.

Finanzielle SchĂ€den[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Hitzewelle wird von einem volkswirtschaftlichen Schaden von rund 13 Milliarden US-Dollar ausgegangen.[4] Der Versicherungsschaden liegt viel tiefer, weil ErnteausfĂ€lle und Ă€hnliches nicht konkret diesem einen Ereignis zugeschrieben werden können und Folgen wie Wasser- und Stromknappheit selten VersicherungsfĂ€lle sind.

Auswirkung auf das Ökosystem[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gibt hier vielfĂ€ltige Auswirkungen, die aber nicht nur von der einen Hitzewelle herrĂŒhren. Im Juli 2003 war die ökologische Situation in zahlreichen französischen Departements schon ungewöhnlich angespannt. Sie hatte ihre Ursache in einem ziemlich milden Winteranfang, gefolgt von einem heftigen Temperatursturz Anfang Januar und sehr niedrigen Temperaturen wĂ€hrend des FrĂŒhlings, was schon erhebliche FrostschĂ€den in manchen Gegenden verursacht hatte, wie Erfrierungen vieler ObstbĂ€ume und in Mittelfrankreich des Rapses. Über das normale Maß hinaus erhöhte Temperaturen und der Wassermangel in den meisten Departements hatten viele Ökosysteme geschwĂ€cht. So war der Grundwasserspiegel auf sein niedrigstes Niveau abgesunken und die Vegetation war schon Anfang August am Vertrocknen.

WĂ€lder: WaldbrĂ€nde und ökologischer Stress[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die WaldschĂ€den lassen sich nach zwei Erscheinungsformen unterscheiden, WaldbrĂ€nde sowie Insektenfraß und Stress durch Wassermangel.
Zum einen zerstörten die zahlreichen BrĂ€nde viele Hektar Wald. Schwere WaldbrĂ€nde traten vor allem in SĂŒdfrankreich, in Spanien und in Portugal auf. Speziell in Portugal hatten WaldbrĂ€nde 40 % der WaldflĂ€che verwĂŒstet und 18 Menschen getötet. In Spanien waren 30.000 Hektar Wald verschwunden, 1300 davon im Nord-Osten, in Katalonien.
Der französische Wald, bereits 1999 durch StĂŒrme angegriffen, wurde durch die Hitzewelle erneut geschĂ€digt. In den meisten Regionen litten viele BĂ€ume an Wurzeltrockenheit. Im Osten Frankreichs hatte die Hitzewelle die Invasion von BohrkĂ€fern in die Fichtenschonungen begĂŒnstigt. Sehr junge Pflanzen mit schwacher Bewurzelung konnten der Trockenheit bei abnormer Hitze nicht widerstehen. JĂŒngere Pflanzungen, vor 12 bis 15 Jahren angelegt, zeigten weniger HitzeschĂ€den als Ă€ltere Pflanzungen.
Auch dort, wo der Wintersturm Uschi Mitte November zu Windwurf fĂŒhrte, im Ostalpenraum, herrschten ideale Bedingungen fĂŒr den BorkenkĂ€fer. Dadurch erhöhten sich die Schadholzmengen in Österreich von 6 Mio. Festmeter durch direkten Windwurf um noch einmal 2 Mio. Festmeter durch KĂ€ferfraß (wobei letzteres grĂ¶ĂŸenordnungsmĂ€ĂŸig auch alle folgenden Jahre anfiel, davor lagen – bis auf die 1990er – seit Mitte des 20. Jahrhunderts die KĂ€ferverluste bei 0,5 Mio. Festmeter).[30]Die Schweiz verzeichnete mit ebenfalls 2 Mio. Festmeter BorkenkĂ€ferschaden einen Rekordwert (danach fiel die Verlustmenge schnell wieder ab).[30]

Ackerbau und Landwirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die französische landwirtschaftliche Produktion wurde durch die Hitzewelle beeintrĂ€chtigt, umso mehr, als der Hitzewelle ein Winter vorausging, der mit einem heftigen Temperatursturz viele Kulturen geschĂ€digt hatte. Hinzu kam dann ein fast ĂŒberall anomal trockener FrĂŒhling: Das Getreide wurde zu frĂŒh reif und die ErtrĂ€ge fielen ins Bodenlose.
Die Herbsternte (Maissilage, Sonnenblumenkerne, Soja, Maiskörner, Weine) fand etwa einen Monat zu frĂŒh statt. In mehreren Departements schloss Hagel die Hitzewelle ab. Es wurden etliche Kulturen, vor allem Wein und Mais, vernichtet. Anderswo konnte man sich auf eine Weinernte hervorragender QualitĂ€t freuen: Aufgrund der hohen Temperaturen war die Reife der Trauben beschleunigt worden. Insgesamt hat das Anbaujahr 2003 sehr konzentrierte, eher untypische Weine hervorgebracht.
VollstĂ€ndig geschĂ€digt wurden Futtermittel wie Heu, Silage oder GrĂŒnfutter, was in vielen Departements einen gravierenden Mangel an Viehfutter zur Folge hatte.
In unmittelbarer Auswirkung der Hitzewelle starben in nicht klimatisierten industriellen GeflĂŒgelfarmen mehrere Millionen Tiere.
Die ökonomische Auswirkung der Trockenheit und der Hitze wurde von der landwirtschaftlichen Vereinigung (Syndicat) als Verlust von vier Milliarden Euro des Bruttoumsatzes geschĂ€tzt. 59 französische Departements beantragten einen Ausgleich durch den Hilfsfonds fĂŒr landwirtschaftliche NotfĂ€lle. Laut INRA könnten in manchen Gebieten die Verluste aufgrund der Hitze 50 % erreicht haben. Was einige Kulturen oder Futtermittel anbelangt, waren die am meisten betroffenen Gebiete das Zentralmassiv, der SĂŒdwesten und der Osten Frankreichs.

Sonstige Folgen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wasserbilanz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Donau erreichte ihren tiefsten Pegelstand seit ĂŒber einem Jahrhundert, sodass z. B. im ostserbischen Prahovo Wracks von Schiffen, die im Zweiten Weltkrieg versenkt worden waren, sichtbar wurden.[31]

Stromwirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Frankreich wandte die staatliche Stromgesellschaft (EDF) sich schon Anfang Juli – zum ersten Mal in einem Sommer – mit dem Hinweis an die Großabnehmer, sich auf eine Verringerung des Stromverbrauchs einzustellen. Sie ĂŒbernahm die entstandenen Verluste und leistete Schadensersatz fĂŒr die ProduktionsausfĂ€lle.
Die Nationale Gesellschaft fĂŒr ElektrizitĂ€t und WĂ€rme (SNET) musste wegen der abgesenkten Produktion der Wasser- und Kernkraftwerke wie im tiefsten Winter ihre vier Kohlekraftwerke wieder hochfahren. Um mit der aufgetretenen Energieknappheit fertigzuwerden, die von einem zusĂ€tzlichen Verbrauch von 6 bis 10 Prozent durch die Bevölkerung herrĂŒhrte, wurden einigen ElektrizitĂ€tswerken Ausnahmegenehmigungen erteilt, damit sie KĂŒhlwasser ein Grad ĂŒber der maximal zulĂ€ssigen Temperatur ausleiten konnten, wĂ€hrend die FlĂŒsse schon vor der Einleitung um fĂŒnf Grad wĂ€rmer waren als im Mittel der letzten 25 Jahre. In Deutschland wurde auf Grund der Windstille die Produktion durch Windenergie beeintrĂ€chtigt und Ă€hnliche Ausnahmegenehmigungen wurden erteilt.
Auch das unterirdische Verteilungssystem der ElektrizitĂ€tsgesellschaft EDF war durch die erhöhten Temperaturen mitgenommen. Das Unternehmen schĂ€tzte im Oktober die finanzielle Mehrbelastung durch die Hitzewelle auf drei Milliarden Euro, denn die Folgen waren immer noch spĂŒrbar, vor allem auch wegen der stark geschrumpften Wasserreserven in den Stauseen.
In vielen LĂ€ndern mussten flusswassergekĂŒhlte WĂ€rmekraftwerke, insbesondere Kernkraftwerke mit ihrem vergleichsweise großen spezifischen Wasserverbrauch vorlĂ€ufig die Produktion drosseln oder ganz einstellen. Kaum betroffen waren hingegen Kraftwerke ohne DurchlaufkĂŒhlung wie Braunkohlekraftwerke mit GrubenwasserkĂŒhlung oder bestimmte Gaskraftwerke. DĂ€nemark, grĂ¶ĂŸtenteils von Meer umgeben, profitierte vom Wassermangel Norwegens, Schwedens und Mitteleuropas. Es erreichte eine Rekordausfuhr an ElektrizitĂ€t, die vor allem durch Kohlekraftwerke erzeugt wurde, weil die Seen wegen der schwachen NiederschlĂ€ge auf ein niedriges Niveau abgesunken waren.

Infrastruktur und GebĂ€ude[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In vielen französischen Departements traten als Folge von Rissbildungen in den Böden bei GebĂ€uden SprĂŒnge auf. FĂŒr das Jahr 2004 sollten diesbezĂŒglich die Bauvorschriften geĂ€ndert werden.
Die Nutzung von Schiffswegen wurde eingeschrĂ€nkt (Schließung von KanĂ€len fĂŒr den Schiffsverkehr)
https://de.wikipedia.org/wiki/Hitzewelle_in_Europa_2003