10.
Dezember 2007
An
den Intendanten des
Deutschlandradios
Prof. Ernst Elitz
Deutschlandradio
Körperschaft des öffentlichen Rechts
Raderberggürtel 40, 50968 Köln
Intendant Ernst Elitz
info@dradio-service.de
Körperschaft des öffentlichen Rechts
Raderberggürtel 40, 50968 Köln
Intendant Ernst Elitz
info@dradio-service.de
***
Sehr
geehrter Herr Prof. Elitz,
als
Überlebender des Tsunamis in Thailand und als jemand, der dort
seinen Vater verlor, war ich neugierig, wie Ihr Sender dieses Thema
am Tag der Katastrophe selbst behandelte.
Das
Unglück ereignete sich am 26.12.2004 von ca. 8.00 Uhr bis ca. 18 Uhr
Ortszeit in Thailand, d.h. von 2.00 Uhr bis 12.00 Uhr deutscher Zeit.
Ich
wollte wissen, wie Sie an diesem Tag bis 24.00 Uhr deutscher Zeit auf
das Thema eingingen. Ich gab also das Stichwort „ Tsunami
26.12.2004“ in die Suchmaske Ihres Internetauftritts ein und
erhielt kein Suchergebnis.
Daraus
muss ich schließen, dass Ihr Sender an diesem Tag, an dem in
Südostasien ein Seebeben stattfand, das zeitlich längste,
weiträumigste überhaupt und zweitstärkste je weltweit
registrierte, in dessen Folge um die 300 000 Menschen getötet
wurden, darunter 552 Bundesbürger, dieses beachtliche Ereignis
völlig ignorierte. Dies in zweifacher Hinsicht: Erstens kann Ihr
Sender auf Lang-, Mittel- und Kurzwellen (also europa- und weltweit)
empfangen werden; trotzdem gab es Ihrerseits keinerlei zeitnahe
Meldungen über das gewaltige Naturereignis und Warnungen vor dessen
möglicherweise drohenden katastrophalen Folgen. Zweitens berichteten
Sie offenbar überhaupt nicht in den Stunden danach über die
Katastrophe.
Diese
Tatsache ist erstaunlich. Ich frage mich, welche Funktion Ihre reich
dotierte Anstalt eigentlich hat und womit sich Ihre, die auf der sehr
langen Liste stehenden, Mitarbeiter, überhaupt beschäftigen?...
Alle
Besitzer eines Radios werden in unserem Land zur Zahlung einer Steuer
alias Gebühr gezwungen (im offiziellen Jargon: „Rundfunkgebühr“
genannt, die ich auch seit Jahren zahlen muss). Dafür sind Sie im
öffentlich-rechtlichen Auftrag verpflichtet, die Öffentlichkeit
über die wichtigsten Ereignisse umgehend, informativ und
wirkungsvoll zu informieren. Dieser Informationspflicht sind Sie
sträflich und unentschuldbar nicht nachgekommen.
Ihre
fahrlässige Unterlassung, ja das eklatante Versagen, ist ein
folgenschwerer Skandal und nicht hinzunehmen. Eine Reihe von
Mitarbeitern hat schwer versagt, und sie sollten, da sie keine
unkündbaren Beamten sind, gefeuert werden. Unsere Inlands- und
Auslandsmedien haben die Pflicht, die deutsche Öffentlichkeit
im Inland und die Bundesbürger im Ausland vor den ihnen drohenden
Gefahren für Leib und Leben umgehend zu informieren. Viele von den
Verwandten der Opfer saßen nämlich am zweiten Weihnachtstag bis
spät in die Nacht hinein am 26. Dezember 2004 und hörten dem
öffentlich-rechtlichen Radioprogramm zu. Sie verfügten über die
Handy- und Telefonnummer der Urlauber und hätten sie somit im
Handumdrehen über das Ereignis informieren und warnen können.
Andere vor Ort in den Urlaubsgebieten verfügten über Weltempfänger.
Die ‚Deutsche Welle TV’ konnte in allen thailändischen Hotels
empfangen werden – man hätte die deutschen Touristen also über
die drohende Katastrophengefahr direkt informieren können und
müssen. Dies unterblieb! Unsere Rundfunk- und Fernsehstationen
(auch Ihr Sender) schwiegen: Es war ein todbringendes Schweigen...
Ein
solch schwerwiegendes Versagen muss dienstliche und personelle
Konsequenzen haben. Wir fordern, dass Sie eine interne Untersuchung
einleiten, die Konsequenzen dieser Art haben muss.
Wir
erwarten von Ihnen eine baldige und detaillierte Stellungnahme.
Mit
freundlichen Grüßen,
Jerzy
Chojnowski
(Chairman-GTVRG
e.V.)
PS.
Wir haben als Reaktion auf unser Schreiben von dem Adressaten nie eine Antwort erhalten. LÜGENPRESSE AM WERK!
*****
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